Auf der Suche nach Weisheit

[Spikor]

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Bärnhardt
4. Tag, Abend, Frühling
Auf dem großen Fluss in Richtung Süden
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Als Arnolt im Dickicht verschwunden war, ging Bärnhardt am Flussufer in die Hocke und schaute über den still daliegenden Fluss. Schweigend wartete er, bis man auch keine Geräusche mehr vom Jäger hören konte. Nun war er wirklich weg und auf sich allein gestellt. Immerhin hatte es bis jetzt keine neuen Schwierigkeiten gegeben. Angesichts ihrer Erfahrungen in den letzten beiden Dörfern war das ja schon fast ein Grund zur Freude. Bei diesem Gedanken konnte Bärnhardt sich ein fast schon spöttisches "Ha!" nicht verkeifen und auf Nannas fragenden Blick hin meinte er leise und mit bitterem Grinsen im Gesicht zu ihr:

"Ich dachte gerade, dass er es immerhin bis außer Hörweite geschafft hat, ohne dass es Ärger gab, und dass das das Beste ist, was wir bislang in diesem Land erlebt hatten. Ziemlich dürftig für einen Grund zum Freuen, oder? Ich habe mir schon gedacht, dass Krieg schlimm ist, aber ich konnte es mir nicht vorstellen, weil ich es nur aus Vermutungen und Erzählungen kannte. Jetzt habe ich eine Vorstellung davon, und ich hätte gerne darauf verzichtet."

[Erzähler]

Arnolt hörte, von wo die Stimme kam, aber die Baumkrone war dicht und es war schon zu dunkel, um dort noch jemanden zu sehen, der still saß. Er blickte beim Antworten in die Richtung, mehr konnte er gerade nicht tun. Die Frau, die gesprochen hatte, war nicht zu erkennen, sie musste also nah am Stamm des Ahornbaumes auf einem der dickeren unteren Äste sitzen, denn Laub war um diese Zeit im Jahr kaum an den Ästen. Vielleicht war sie mit irgendetwas bedeckt, das sie tarnte? Ihre Stimme klang nicht mehr ganz jung, aber auch noch nicht alt, und der Tonfall war vorsichtig. Sie antwortete ihm:

"Alles ist gefährlich in diesen Zeiten! Deshalb halte ich ja hier Wache. Wenn du hier bekannt wärst, müsstest du nicht herumschleichen, also kommst du von weiter weg. Du hast also dein Dorf verlassen und bist weit gereist, obwohl es so gefährlich ist. Warum riskierst du das? Was willst du hier?"

[Odin]

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Arnolt
4. Tag, Abend, Frühling
Auf dem großen Fluss in Richtung Süden
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"Ich habe das Wild ein bisschen weiter verfolgt, als sonst, habe dann aber die Spur verloren. Jetzt will ich einfach etwas Proviant besorgen und vielleicht über Nacht noch bleiben können. Da ich aber von überfallenen Dörfern gehört habe, wollte ich sicher gehen, dass ich nicht gerade in eine Mördergrube steige."

Dabei log er nicht, sonder interpretierte gewisse Sachen einfach etwas anders. So wurde aus "auf eine Mission geschickt werden", dass er "Wild ein bisschen weiter verfolgt". Aus "großer Unsicherheit" wurde "eine verlorene Spur". Und aus den Informationen wurde Proviant.

[Erzähler]

Arnolt konnte die Frau immer noch nicht sehen und wusste deshalb nicht, was sie für ein Gesicht machte, als sie seine Worte hörte. Nachdem er geendet hatte, schwieg sie noch ein paar Sekunden. Offenbar dachte sie über das nach, was er gesagt hatte. Dann meinte sie mit etwas in der Stimme, dass ein bisschen wie Spott oder Hohn klang: "So, du willst einfach in einem fremden Dorf über Nacht bleiben, ja? Wie passend - du könntest nachts jemanden ermorden oder die Wachen ausschalten, damit das Dorf leichter angegriffen werden kann. Oder du willst es einfach nur ausspionieren für deine Freunde, die Gleichmacher, hm?"

[Odin]

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Arnolt
4. Tag, Abend, Frühling
Auf dem großen Fluss in Richtung Süden
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"Wer sind die Gleichmacher? Ermorden will ich niemanden. Meine Pfeile sind nur für Tiere bestimmt", meinte Arnolt offensichtlich neugierig.

Die Spionage für Freunde stimmte ja schon, weswegen er die nicht ansprach. Allerdings waren die Freunde Bärnhardt und Nanna und nicht die Gleichmacher.

[Tjeika]

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Nanna
4. Tag, früher Nachmittag, Frühling
Auf dem großen Fluss nach Süden
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Nanna schmunzelte bei Bärnhardts kleinem Ausbruch, den sie ihm nicht verdenken konnte.
"Ich bin mir sicher, dass wir auch auf gute Seiten dieses Landes treffen werden. Auf gute Menschen, die gutes tun wollen und gastfreundlich sind. Es können nicht alle von den Geistern verlassen worden sein, wie jene Menschen, die wir zuletzt trafen", sprach sie zuversichtlich und mit einem warmen Lächeln.

[Spikor]

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Bärnhardt
4. Tag, Abend, Frühling
Auf dem großen Fluss in Richtung Süden
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"Verlassen vielleicht nicht, aber womöglich sehen sie die Geister ja nicht mehr? Oder hören oder was auch immer...", spekulierte Bärnhardt, der als nicht Eingeweihter ja nicht wusste und auch nicht so genau wissen durfte, wie der Kontakt zu den Geistern im Einzelnen ablief, aber für seinen Gedanken war das egal, Nanna würde schon wissen, was er mit "sehen" gemeint hatte. "Dann sind die Geister zwar noch da, aber die Leute bemerken sie nicht mehr und fühlen sich verlassen. ... Was ein Mensch wohl macht, wenn er sich verlassen fühlt? Ist das der Grund für Krieg?" Er hielt einen Augenblick erschrocken inne - derart philosophische Anwandlungen hatte er selten. Sie waren weder sein Fachgebiet noch etwas, womit er sich wirklich oft beschäftigte, aber manchmal, da kamen ihm solche Einfälle einfach. Ganz bewusst hatte er nicht "der Grund für diesen Krieg" gesagt, denn er hatte es schon so gemeint, dass dies der Grund für alle Kriege sein könnte.

[Erzähler]

Die Frau ließ ein kurzes, schrilles Lachen hören, das fast schon ins Hysterische kippte, dann antwortete sie Arnolt: "Wer die Gleichmacher sind? Das fragst du mich im Ernst? Wo hast du die letzten Jahre gelebt, in einem Dachsbau? Also wenn DU nicht verdächtig bist, dann ist es keiner!"

[Odin]

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Arnolt
4. Tag, Abend, Frühling
Auf dem großen Fluss in Richtung Süden
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"Nein, ich bin erst kürzlich unter meinem Stein hervorgekrochen", meinte Arnolt sarkastisch. "Ich habe doch gesagt, dass ich das Wild etwas weiter verfolgt hatte. Wie wäre es, wenn du runterkommst. Dann können wir angenehmer reden."
Dabei legte er den Bogen und sein Messer auf den Boden und trat einen Schritt zurück, um zu signalisieren, dass er vollkommen harmlos war.

[Tjeika]

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Nanna
4. Tag, früher Nachmittag, Frühling
Auf dem großen Fluss nach Süden
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Nanna legte ihren Kopf schief und betrachtete Bärnhardt einen Moment, als wäre er ein kleines Kind, das den Unterschied zwischen Nüssen und Beeren nicht kannte.
"Die Geister und Götter sehen ausnahmslos alles", wies sie ihn auf diesen Fakt hin.
Dann jedoch runzelte sie die Stirn.
"Es sei denn, irgendjemand oder irgendetwas hindert sie daran", murmelte sie anschließend wesentlich nachdenklicher.
Das wäre in der Tat eine Erklärung für all die merkwürdigen Vorkommnisse.
"Denn ja, dies würde diese Art der Eskalation erklären", vermied sie sehr bewusst den Begriff 'Krieg'.