Auf der Suche nach Weisheit

[Spikor]

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Bärnhardt
4. Tag, Abend, Frühling
Auf dem großen Fluss in Richtung Süden
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Irritiert schaute Bärnhardt Nanna von der Seite an - sie hatte ihn doch missverstanden! Er erklärte ihr: "Ich meinte eigentlich nicht, dass die Geister die Menschen nicht mehr sehen würden, sondern umgekehrt. Wie gesagt, die Geister sind noch da, aber die Leute sehen sie nicht mehr und fühlen sich verlassen. Ich wusste gar nicht, dass möglich ist, die Geister irgendwie auszusperren, sodass sie tatsächlich nicht mehr zu uns durchdringen können." Er runzelte kurz die Stirn, als er über Nannas Gedanke nachdachte. "So oder so, der Kontakt zwischen den Menschen und der Geisterwelt ist offenbar irgendwie gestört, und das löst die Gewalt aus, oder?"

[Erzähler]

Die Frau machte keine Anstalten, sich zu bewegen, zumindest sah Arnolt keine Bewegung auf dem Baum. Stattdessen antwortete sie ihm: "Die Gleichmacher haben den Krieg gebracht, und der herrscht im ganzen Land, flussauf, flussab, viele Tagesreisen in jede Richtung. Und zwar Tagesreisen auf dem Fluss - zu Fuß im Wald musst du schon wenigstens ein paar Wochen unterwegs gewesen sein, um tatsächlich von so weit weg bis hierher kommen zu können, dass du noch nichts von den Gleichmachern gehört haben kannst. Wieso gehst du so weit für ein bisschen Wild? Das gibt es doch überall im Wald?!"

[Odin]

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Arnolt
4. Tag, Abend, Frühling
Auf dem großen Fluss in Richtung Süden
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Arnolt lächelte. Er wusste zumindest, dass diese Gleichmacher diese seltsame Religion gebracht haben, diese Frau also nicht Anhänger dieser sein konnte. Bärnhardt und Nanna nannte er aber nicht. Dafür traute er dieser Frau nicht genug.

An die Prophezeiung von Nanna denkend und diese ein wenig zurechtbiegend sagte er: "Die Schamanin meines Dorfes hat gesagt, dass ich einen bestimmten Hirsch erlegen soll, damit eine Krise vorüber zieht. Und dieser Hirsch ist halt hierher gezogen."

[Erzähler]

Die Frau schwieg ein paar Augenblicke lang. Sie schien Arnolts Geschichte zu bedenken und regte sich weiterhin nicht. Schließlich fragte sie ihn in einem auffällig anderen Tonfall als bisher, der mehr so klang, als sei sie tatsächlich interessiert und würde nicht nur versuchen, ihn auszuhorchen: "Und hast du ihn erlegt?"

[Odin]

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Arnolt
4. Tag, Abend, Frühling
Auf dem großen Fluss in Richtung Süden
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Arnolt schüttelte den Kopf.
"Nein. Noch nicht. Ein paar Tagesreisen von hier hat er Spuren hinterlassen, die für mich auch nach mehreren Tagen noch deutlich genug sind. Deshalb habe ich dann ein Dorf gesucht, wo ich mein Proviant auffüllen kann. Danach kann ich die Spur wieder aufnehmen."

[Tjeika]

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Nanna
4. Tag, früher Nachmittag, Frühling
Auf dem großen Fluss nach Süden
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Nanna blinzelte als sie merkte, dass Bärnhardt und sie erfolgreich aneinander vorbei geredet hatten.
"Ja, so oder so, das würde all die Gewalt erklären", schloss sie sich seiner Schlussfolgerung an und unterstrich dies mit einem Nicken.
Kurz zögerte sie, wobei sie sich auf die Unterlippe biss und nachdenklich in die Ferne blickte. Dann atmete sie tief ein.
"Wir müssen herausfinden, wer oder was das verursacht", sagte sie, denn im Grunde war dies ja ihre Aufgabe.
Wenn die Gewalt verschwand, waren auch die Handelswege wieder sicher.

[Spikor]

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Bärnhardt
4. Tag, Abend, Frühling
Auf dem großen Fluss in Richtung Süden
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Er stimmte der Seherin zu - um die Heimat zu retten, musste der Krieg aufhören. Nur wie sollten sie das anstellen? Schließlich gab es in diesem Land hier ja auch Seher und Krieger und Priester und Könige, und sie alle hatten es offenbar in all der Zeit nicht hinbekommen. Dann fiel ihm wieder die Weissagung ein und er erinnerte sich laut in nachdenklichem Tonfall an ihren Wortlaut: "Der große Geist des Südens auf seinem heiligen Berg wird wissen, was zu tun ist." Er schaute Nanna an. "Sieht so aus, als würden wir dabei nicht nur uns, sondern auch den Leuten hier helfen. Wenn sie die Geister nicht mehr hören können, ist das auch kein Wunder - die Geister müssen uns schicken, denn die Leute hier würden den Auftrag ja gar nicht verstehen." Er nickte langsam, so als würde die Sache allmählich Sinn ergeben, aber Bärnhardt verstand immer noch längst nicht alles von ihrem Auftrag.

"Trotzdem komisch, dass ausgerechnet wir dazu bestimmt worden sind. Ich hatte nie geglaubt, einmal so eine Unternehmung machen zu können. Zu dürfen. Zu müssen." Er stockte, als er sich in seinen eigenen Worten verhedderte - er war sich nicht sicher, ob ihre Reise eine Gelegenheit, ein Privileg oder eine Pflicht war und versuchte, seine Unsicherheit mit einem entschuldigenden Lächeln zu übergehen.

[Erzähler]

Aus dem Baum kam ein undefinierbares "Hmpf". Arnolts Geschichte hatte natürlich ihre Haken, z.B. wieso ein Jäger Proviant kaufen musste, und es war mehr als praktisch, dass die Spur mehrere Tagesreisen entfernt sein sollte - so konnte man nicht einfach mal schnell nachprüfen, ob die Geschichte stimmte. Trotzdem, ganz unglaubwürdig war das alles nicht. Fast eine ganze Minute lang herrschte Schweigen, während die Frau überlegte. Dann sprach sie wieder: "Na schön, ich kann das nicht überprüfen, aber es ist wert, überprüft zu werden. Mal sehen, was unsere Ältesten zu deiner Geschichte sagen." Und dann pfiff sie auf eine Weise, die einen Vogel nachmachte, aber einen, der, wie Arnolt wusste, so früh im Jahr noch nicht sang. Nicht jedem würde das auffallen, aber als Signal war es eine ganz brauchbare Idee.

Es kam auch gleich Bewegung ins Dorf. Am Tor war Gemurmel zu hören und bald ging es auf, das konnte man trotz der zunehmenden Dunkelheit gerade noch sehen. Die Frau sagte zu Arnolt: "Jemand kommt und bringt dich ins Dorf, dann werden wir ja sehen, ob du die anderen überzeugen kannst. Viel Glück, Jäger eines bestimmten Hirsches!" Und schon hörte man Schritte näher kommen.

[Odin]

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Arnolt
4. Tag, Abend, Frühling
Auf dem großen Fluss in Richtung Süden
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Arnolt grinste wegen dieser Bezeichnung. Während er seinen Bogen und sein Messer wieder aufnahm und letzteres wegsteckte, antwortete er: "Danke schön, Wächterin auf dem Baum. Ich heiße übrigens Arnolt."

Dann erwartete er etwas nervös, wer ihn begutachten würde.

[Tjeika]

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Nanna
4. Tag, früher Nachmittag, Frühling
Auf dem großen Fluss nach Süden
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Nannas Mundwinkel zuckten, als Bärnhardt so mit seiner Wortwahl zu kämpfen hatte.
"Den Auftrag der Geister zu erfüllen ist stets eine Ehre", stellte sie nachgerade streng richtig und ließ ihre Worte einen Moment sacken.
Dann zog ein Lächeln auf ihre Lippen und sie nickte leicht.
"Ich hätte auch nicht gedacht, dass unsere Mission so groß sein würde."