Auf der Suche nach Weisheit

[Odin]

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Arnolt
1. Tag, morgens, Frühling
Ein Festplatz in Nordgermanien
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Arnolt überlegte, was klüger war. Den Streit fortführen, würde sowieso nichts bringen. Aber Bärnhardt kann auf jeden Fall auch einen wichtigen Teil bei der ganzen Expedition spielen. Vor allem, wenn sie nur zu dritt sind.
"Alles klar", sagte er und reichte Bärnhardt die Hand. "Aber ich bestehe darauf, dass ihr, wenn wir im Wald zu Fuß unterwegs sind, euch nach mir richtet. Im Wald finde ich mich von uns dreien wohl am besten zurecht.
Ansonsten ist es mir zwar nicht egal, aber ich kann mit allem leben."

[Tjeika]

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Nanna
1. Tag, morgens, Frühling
Ein Festplatz in Nordgermanien
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Nannas Braue wanderte in die Höhe. Da hatten die beiden Männer wohl etwas Entscheidendes vergessen. Doch daran würde Nanna sie nicht erinnern. Darauf mussten sie von alleine kommen.
"Gehen wir", sagte sie mit einem leichten Augenrollen.
Sie würde sich stets an die Ahnen halten, die waren entscheidender als das Ego eines Einzelnen.

[Spikor]

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Bärnhardt
1. Tag, morgens, Frühling
Ein Festplatz in Nordgermanien
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Bärnhardt atmete hörbar ein, als er Arnolts Friedensangebot hörte. Das war schon wieder so ein Trick - noch schnell eine Zusage herausschlagen, als das Thema eigentlich schon beendet war! Das waren genau die Tricks, die Bärnhardt nicht leiden konnte. Und wer konnte schon sagen, ob Arnolt in den Wäldern des Südens wirklich Ahnung haben würde, oder ob er überhaupt die Wahrheit sagte und sich in Wäldern auskannte? Wieso sollte jetzt so eine Zusage gemacht werden? Arnolt hatte einen Streit provoziert, indem er Bärnhardt kritisiert hatte, und jetzt, wo es auf ein Unentschieden hinaus lief, wollte er sich schnell einen Vorteil für später sichern - nichts da!

Aber Bärnhardt wollte auch nicht, dass die ganze Sache hier endlos weiter ging, denn dann würden sie ja nie voran kommen. Also was tun? Er schaute zu Nanna und entschied, ihr einfach zuzustimmen: "Ja, gehen wir." Auf diese Weise hatte er Arnolts Forderung nicht angenommen, sondern er ließ ihn einfach stehen. Die Hand hatte er ihm dann aber auch nicht gereicht, das hätte den Pakt besiegelt - einen Pakt, der Bärnhardt nicht recht war. Selbst wenn Arnolt sich im Wald am besten auskannte, hieß das nicht, dass er auch am besten wusste, was zu tun war. Es wäre also falsch, ihn einfach zum Anführer zu machen, sobald sie im Wald wären. Es war aber auch egal, da sie sowieso erst einmal mit den Booten fahren würden. Die Sache war damit auf später verschoben und Bärnhardt seufzte innerlich, wenn er daran dachte, dass der nächste Streit damit schon vorprogrammiert war. Aber hoffentlich erst in ein paar Tagen.

Er begann, seinen Rucksack und seinen Wasserschlauch wieder an sich zu befestigen, und sagte dabei zu den beiden anderen: "Lasst uns mal sehen, wie wir die Boote aneinander binden können."

[Odin]

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Arnolt
1. Tag, morgens, Frühling
Ein Festplatz in Nordgermanien
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Arnolt grinste, als Bärnhardt einfach wegging und nahm die Hand wieder runter.
'Du eingebildeter Narr. Pass bloß auf, dass es nicht in deine Nase reinregnet.'
Er nahm sein Gepäck. "Gehen wir. Dann müssen uns Nachkommende eben einholen."
Dann ging er runter zu den Booten.

[Tjeika]

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Nanna
1. Tag, morgens, Frühling
Ein Festplatz in Nordgermanien
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Bei den Booten angekommen, griff Nanna statt zu einer Leine oder einem Boot zu den weiter oben angemischten Farben.
"Bevor wir aufbrechen, sollten wir uns der Unterstützung der Ahnen und Geister versichern", verkündete sie und sah Arnolt und Bärnhardt nacheinander an.
"Habt ihr letzte Nacht zu euren Vorfahren gesprochen und haben sie zu euch gesprochen?"
Die Träume der Nacht vor dem Aufbruch waren stets ein wichtiges Zeichen, das es richtig zu deuten galt.

[Spikor]

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Bärnhardt
1. Tag, morgens, Frühling
Ein Festplatz in Nordgermanien
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Etwas überrumpelt zögerte Bärnhardt einen Moment und überlegte. Dann antwortete er Nanna: "Ja, unser Schamane hat gestern Abend ein Ritual durchgeführt, um den Segen der Geister zu erwirken und mir etwas Spezielles zu trinken gegeben. Es war nicht besonders lecker, aber er sagte, das müsste so sein. Mein Vater hat auch ein kleines Reiseopfer für die Götter gemacht. Als ich dann allein war, habe ich die Hilfe der Vorfahren erbeten und mich dann schlafen gelegt, wie der Schamane es gesagt hatte." Bärnhardt überlegte einen Augenblick, wie er weitermachen sollte, denn die Wahrheit war, dass er sich an seine Träume nicht ganz erinnern konnte, nur an einzelne Bilder. Er versuchte, sie in die richtige Reihenfolge zu bringen.

"Ich habe die Nacht in einem Zug durchgeschlafen, und mein Vater sagte mir am Morgen, dass mein Schlaf tief und fest gewesen sei. Ich habe auch geträumt, aber ich glaube nicht, dass es eine zusammenhängende Geschichte war, eher einzelne Bilder. Ich weiß, dass ich meine Großmutter gesehen habe - sie ist vor 4 Jahren gestorben. Und einen Hirsch, der am Flussufer stand und mich über den Fluss direkt ansah - er schaute mir direkt in die Augen und lief nicht weg. Aber ich sah auch meine große Schwester, und die ist noch nicht bei den Ahnen, sie ist nur ein paar Jahre älter als ich und wohnt seit dem Tod ihres Mannes wieder bei uns zuhause. Ehrlich gesagt weiß ich nicht recht, was die Ahnen mir damit sagen wollten, aber wegen meiner Großmutter denke ich schon, dass die Botschaft von ihnen kam. Ich hoffe bloß, dass ich nach dem Aufwachen nichts vergessen habe, wie das bei Träumen ja manchmal so ist."

Etwas ratlos schaute er Nanna an. Ob die Seherin sich einen Reim darauf machen konnte?

[Odin]

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Arnolt
1. Tag, morgens, Frühling
Ein Festplatz in Nordgermanien
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Arnolt überlegte und meinte dann:
"Ich habe von einer Jagd geträumt. Ich war einem prächtigen Hirsch und seiner Hirschkuh auf der Spur. Als ich der Spur folgte, kam ich aber zu einer Stelle, an dem sie sich getrennt haben. Ich bin der Spur der Hirschkuh gefolgt und habe sie dann auch entdeckt, wie sie auf einer Lichtung lag. Als ich dann auf sie angelegt habe, habe ich direkt hinter mir die Stimme meines verstorbenen Großvaters gehrt, der gesagt hat: 'Du willst das nicht tun. Schau genau hin.' Und dann habe ich gesehen, dass auf der Lichtung meine Großmutter saß. Worauf ich erschrocken aufgewacht bin."

[Tjeika]

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Nanna
1. Tag, morgens, Frühling
Ein Festplatz in Nordgermanien
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Bärnhardts Geschichte brachte Nanna nach und nach zum Lächeln.
"Deine Großmutter war ein Zeichen für die Vergangenheit, für die Ahnen, die dein Flehen erhört haben. Der Hirsch steht für die Reise, die Geister werden ein Auge auf dich haben und dass du deine Schwester sahst, ist ein Zeichen dafür, dass du auch den Rückweg überstehen willst", erzählte sie, wenn auch recht knapp.
Die Einzelheiten würde sie mit Bärnhardt klären wollen, wenn niemand weiter zuhörte.
"Die Ahnen und Geister haben dein Opfer angenommen."
Das war die einzig logische Schlussfolgerung. Und mit einem darob optimistischen Lächeln wandte sie sich Arnolt zu.
Dass auch Arnolt einen Hirsch gesehen hatte, war interessant. Unterstrich im Grunde aber nur, was sie auch schon zu Bärnhardt gesagt hatte.
"Und dein Traum verheißt wahrlich Gutes von Seiten der Geister. Und er ist dennoch eine Warnung. Du musst darauf achten, stets die Zeichen der Geister zu deuten. Verwechsle Stärke nicht mit Macht. Hör auf das, was dein Großvater dir mit auf den Weg gegeben hat. Achte auf die Kleinigkeiten."
Sie tunkte ihre Finger in den Farbbottich und strich mit leise gewisperten Worten an die Geister und Ahnen, denen sie für diese Zeichen dankte, rote Linien und Punkte in die Gesichter ihrer Begleiter.

[Spikor]

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Bärnhardt
1. Tag, morgens, Frühling
Ein Festplatz in Nordgermanien
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Bärnhardt hielt still, während Nanna ihn zeichnete. Er war überrascht, dass die Ahnen in Hirschform aufgetreten waren, aber nachdem das in beiden Träumen passiert war, also auch bei Arnolt, schien es ziemlich wichtig zu sein. Er nahm sich vor, auf Hirsche zu achten, falls sie welchen begegnen würden. Erst als Nanna auch mit Arnolt fertig war, hatten sich Bärnhardts Gedanken wieder soweit beruhigt, dass er sich auf etwas Neues konzentrieren konnte. Neugierig fragte er Nanna: "Hast du auch etwas geträumt heute Nacht? Oder ist das geheim, wenn es ein Schamanentraum ist? Ich weiß, ich kann es ohnehin nicht deuten, aber... hast du was geträumt?" Einen Moment lang fühlte er sich wie ein Junge, neugierig auf die Welt und ohne Sorgen. Vielleicht, weil er ein paar Minuten an die Geisterwelt gedacht hatte.

[Odin]

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Arnolt
1. Tag, morgens, Frühling
Ein Festplatz in Nordgermanien
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Arnolt fühlte sich geehrt, das Zeichen tragen zu dürfen.
"Ich werde darauf achten", sagte er feierlich.
Anschließend drehte er sich zu den Boten, legte sein Gepäck mit dem Bogen in eines der Boote und machte sich daran, dieses mit einem anderen zu vertäuen.