Das Schwarze Auge - Die Geschichte von Ayrina und Ayanah

[Ayrina]

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Al'Anfa, Großer Markt
30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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"Schade", murmelte Ayrina, doch dann blitzte es in ihren Augen.
"Du verpasst eine einmalige Aussicht!", lachte sie, während sie ihre Großmutter in die Arme schloss.
Dann nahm sie Ayanahs Hand und zog sie mit sich.
"Komm, du wirst es lieben. Glaube mir."
Mit einem kurzen Seitenblick auf ihre Schwester fügte sie hinzu: "Und pass gut auf deinen Geldbeutel auf!"

[Tjeika]

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Al'Anfa, Großer Markt
30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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Ein leicht verschreckter Ausdruck legte sich auf Ayanahs Gesicht, als Ayrina davon sprach, dass sie besser auf ihr Gold achten sollte. So presste sie den Geldbeutel, der an ihrem Gürtel befestigt war, mit der einen Hand fest an ihren Körper, während sie an der anderen Hand von ihrer Schwester durch die kleinen Gassen von Al'Anfa gezogen wurde, ohne auch nur noch im Ansatz zu wissen, wo sie sich überhaupt befand. Die Orientierung hatte das Mädchen schon lange verloren.
"Ich nehme nicht an, dass du mir verraten wirst, wohin wir nun gehen?", fragte sie etwas skeptisch.

[Ayrina]

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Al'Anfa, Großer Markt
30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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Lachend umfing Ayrina die Hand ihrer Schwester fester.
"Du wirst es genießen", sagte sie mit einem vielsagenden Zwinkern und zog Ayanah weiter von den ruhigeren, wohlhabenderen Straßen fort. Die Häuser, die sie passierten, wandelten sich von hohen Steingebäuden zu einfachen Lehmkaten und die farbenprächtigen Kleider wurden zu einfachen Kutten. Die Menschen gingen geduckter, die Blicke waren gehetzter und überall schien man die Armut förmlich mit den Händen greifen zu können. Als Peron sie das erste Mal hierher geführt hatte, hatte Ayrina mit Erschrecken und Betroffenheit reagiert, doch inzwischen hatte sie dieses Befremden abgelegt. Sie sah nicht mehr nur die Armut, sondern auch das Talent und die Verschlagenheit, mit denen sich die Bewohner dieses Teiles durch ihr Leben schlugen. Es war ein anderes Leben. Hart, aber dennoch mit seinen interessanten Seiten.
Nach einer ganzen Weile erreichten sie schließlich die äußere Stadtmauer und Ayrina blieb stehen.
"Wir sind da."

[Tjeika]

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Al'Anfa, Großer Markt
30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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Je weiter Ayrina und Ayanah gelaufen waren, desto verstörter wirkte Ayanah. Sie konnte nun wahrlich nicht behaupten, dass sie sich hier wohl fühlte. Viel zu bedrückend war der Anblick dieses Armutsviertels. Sie wollte hier einfach so ganz und gar nicht reinpassen. Und wie Ayanah fand, war es wahrlich das Beste, dass sie ihren Geldbeutel unterwegs unter ihrem Gewandt verstaut hatte. Die Menschen hier wirkten nun wahrlich nicht sonderlich glücklich. Und auch Ayanah konnte selbiges von sich nicht behaupten.
Und nun wollte Ayrina auch noch allen Ernstes behaupten, dass dies hier ihr Lieblingsort in Al'Anfa war?
"Ist nicht dein Ernst, oder?", fragte sie skeptisch und ihr ungläubiger Blick traf ihre Schwester.

[Ayrina]

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Al'Anfa, Großer Markt
30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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"Oh doch", lachte Ayrina und zog Ayanah weiter.
"Komm."
Bald standen sie am Fuße der Stadtmauer und rechts von ihnen führte eine schmale, in den Stein gehauene Treppe nach oben. Ayrina zog ihre Schwester mit sich nach oben und atmete tief durch, als sie auf dem etwa einen Schritt breiten Steinsims zu stehen bekam. Mit sanftem Druck drehte sie Ayanah in Richtung Stadt.
"Sieh es dir an."
Ihre Stimme war nur ein Flüstern. Die Sonne stand golden am Nachmittagshimmel und tauchte Al'Anfa in ein gleißendes Licht.
"Von diesem Ort kann man die ganze Stadt überblicken. Man sieht den Palast im Norden, den Hafen im Süden, das Händlerviertel, aber auch das Armenviertel."
Sie wandte sich mit strahlenden Augen zu Ayanah um.
"Ich mag diesen Ort, denn hier sieht man nicht nur den schönen oder nur den dunklen Teil. Man kann... das ganze Herz dieser Stadt sehen. Mit all seinen Sonnen-", sie deutete auf den Palast und die Villen, "und seinen Schattenseiten."
Ihr Blick wanderte zu den ärmlichen Katen am Fuße der Mauer.
"Deswegen liebe ich diesen Platz. Weil er einem die ganze Wahrheit zeigt."

[Tjeika]

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Al'Anfa, Großer Markt
30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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Mit der Wahrheit hatte Ayrina durchaus recht. Der Blick von hier verheimlichte erst einmal rein gar nichts. Sowohl das Villenviertel als auch das Armenviertel boten sich ihr in all ihrer Pracht und all ihrem Elend dar.
"Es ist schon irgendwie beeindruckend", gab Ayanah zu.
"Wenn auch auf eine sehr abstruse Art und Weise", beschwichtigte sie sogleich.
Ihr Blick klebte am Horizont. Es war beeindruckend, das konnte sie einfach nicht leugnen.

[Ayrina]

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Al'Anfa, Großer Markt
30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
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"Es gefält dir!"
Grinsend sah sie zu Ayanah und setzte sich auf die Steinmauer.
"Ich wusste es würde dir gefallen."
Sie umschlang die Beine mit den Armen und bettete ihr Kinn auf die Knie.
"Aber du musst versprechen, niemandem zu erzählen, dass ich es dir gezeigt habe. Unsere Großeltern würden mich umbringen, wenn sie wüssten, auf welche Abwege ich dich füre."

[Tjeika]

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Al'Anfa, Großer Markt
30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
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"Ja, auf eine abstruse Art und Weise gefällt es mir", stimmte Ayanah schließlich widerwillig zu.
Sie konnte ihren Blick gar nicht von dieser wundervollen, wenn auch leicht verstörenden Aussicht abwenden. Viel zu faszinierend war es.
"Mach dir keinen Kopf. Ich würde dich doch niemals im Leben ans Messer liefern, Schwester", sagte sie dann und wandt ihren Blick Ayrina zu.
Und ihr Blick war mehr als nur warm und voller Liebe zu ihrer Schwester.

[Ayrina]

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30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
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Ayrina erwiderte den Blick ihrer Schwester und nickte.
"Ich weiß."
Diese zwei Worte drückten all ihr Vertrauen und all ihre Dankbarkeit aus. Noch ehe sie etwas sagen konnte, fiel plötzlich ein Schatten auf sie und Peron stand neben den beiden Schwestern.
"Hallo schönes Fräulein", sagte er mit einer galanten Verbeugung und einem spitzbübigen Grinsen in Ayanahs Richtung.
"Verfolgst du uns?", fragte Ayrina vorwurfsvoll, doch ihr Blick war warm und ihre Augen funkelten. Sie lächelte Peron leicht zu, der sich neben den beiden niederließ.
"Vielleicht. Einer muss doch aufpassen, dass deine Schwester nicht ausgeraubt wird. Du tust es ja anscheinend nicht und bei den Göttern, es war wirklich viel zu einfach."
Grinsend reichte er Ayanah ihren Geldbeutel zurück, den er ihr vor wenigen Sekunden von ihrem Gürtel stibitzt hatte.
"Du solltest wirklich vorsichtiger sein, wenn du in dieser Gegend bist."

[Tjeika]

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Al'Anfa, Großer Markt
30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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Geschockt blickte Ayanah zu dem Geldbeutel in ihrer Hand, den Peron ihr soeben zugeworfen hatte.
"Aber...", murmelte sie.
"Aber... aber ich hatte ihn doch schon extra unter meiner Kleidung verstaut", sprach sie endlich all ihr Erstaunen und ihren Schock aus, den sie empfand.
War es denn wirklich so einfach, sie auszurauben? Sie hatte sich doch schon extra Mühe gegeben, es den Dieben nicht allzu leicht zu machen.