Kapitel 1

[Ayrina]

==================================
Narea
15. April 143. Jahr des Lichtes, Morgen
An Bord der Meria
==================================

Mit einem schwachen Nicken erhob Narea sich.
"Ja, ich denke, wir sollten ihn zumindest warnen", sagte sie und ließ den Tisch nur ungern los. Es schien, als würde das Schiff stärker schwanken, wenn sie nichts mehr hatte, woran sie sich klammern konnte. Die Aussicht, sich jetzt auch noch mit Piraten herumschlagen zu müssen gefiel ihr ganz und gar nciht. Auf eine Begegnung dieser Art hätte sie lieber verzichtet und eine dumpfe Angst ergriff von ihr Besitz. Verstohlen sah sie zu Shaya, während sie zu Iyads Zimmer gingen.
"Hast du... Erfahrung mit Piraten hier?", fragte sie und hoffte, dass sie nicht so gefährlich waren, wie Narea befürchtete.

[Tjeika]

==================================
Shaya Zarin
15. April 143. Jahr des Lichtes, Morgen
An Bord der Meria
==================================

"Mehr, als du dir vorstellen kannst", murmelte Shaya zur Antwort und stürmte aus der Tür heraus.
Sie vermutete, dass Iyad in der Schlafkajüte war, die für ihn und Toyan bereitgestellt worden war. Und genau dorthin begab sie sich jetzt auch.
"Viel mehr", sprach sie leise weiter.
Dann riss sie die Tür auf.
"Piraten!", rief sie in den Raum hinein und stellte erst danach fest, wie es hier drinnen aussah.
"Oh, bei den Göttern", murmelte sie bei dem Anblick.
Er war gerade dabei, ein Blutritual durchzuführen.

[Richard]

==================================
Iyad al Aban
Irgendwann
In der Anderswelt
NC 17
==================================

Der Blutmagier stand einen Moment sichtlich überrascht vor dem kleinen Sack. Welchen Trick musste er diesmal fürchten? Vorsichtig näherte er sich dem Bündel und hob es auf. Es fühlte sich leer an aber das konnte gerade an diesem Ort täuschen. "Ich, Iyad, erhebe Anspruch auf diese Macht! Untermauert durch meinen Willen und gefestigt durch mein Blut sei diese Kraft mein eigen, auf ewig verwoben mit mir!" Seine Worte verklangen zwischen den knochigen Bäumen doch kein Wesen erschien es ihm streitig zu machen. Der Magier lächelte, es war Zeit mit dem eigentlich interessanten zu beginnen.

Ein paar Minuten später hatte er den Wald verlassen und war zur Klippe zurückgekehrt. Um seine Hand flackerte ein fahler Schein, gerade hell genug um ihn überhaupt wahrzunehmen. Mit Hand und Messer kratzte er einen Ritualkreis in den Boden, warf seine Roben von sich und fügte am Rand einen zweiten Kreis mit schützenden Runen, nicht zuletzt gegen die Bewohner dieses Ortes, an und kniete sich in die Mitte.
Langsam zog er sein Messer hervor und ließ es für ein paar Momente im Licht funkeln. Sorgsam, fast zärtlich, begann Iyad die Haut seines Oberkörpers zu öffnen. Kein tropfen benetzte die Klinge, nur feine rote Linien durchzogen nun seine Haut. "Im Namen dessen der die Stadt beherrscht. Im Dunkel dessen der uns hier erhält." Seine lichtumspielten Finger fuhren über die Linien die die Klinge hinterlassen hatte. Aus jeder von ihnen entwich ein hauchdünner Faden Blut. Iyad konnte nicht anders als bei diesem Anblick zu lächeln. Immer stärker begann sein Lebenssaft zu leuchten, fing an Formen anzunehmen die er nicht beschreiben konnte. Die Macht die er entnommen hatte vermischte sich mit seinem Blut, fing langsam an es zusammenzubringen, zu verflechten, zu weben. Die Fäden bildeten, Stück für Stück, eine Maske, scheinbar gewoben aus feinstem Samt und den Konturen seines Gesichts nach gefertigt.
Iyad zog einen weiteren Faden aus seinem Leib heraus und zog seinen Finger einem Pinsel gleich über den Stoff, die Rune des Abschirmens. "Die Macht die ich entnahm, verbunden mit der meinen. Dies sei der Schild den ich mir selbst erwähle."

Sollte sie doch noch einmal versuchen hinter sein Gesicht zu sehen. Iyad wollte grinsen doch irgend etwas zog an seinem Geist. Ein unwiderstehlich starker Drang, ein Sturm der die eine Hälfte seines Körpers aufzunehmen schien. Der Magier schrie als die Tür den Kreis durchbrach, seine Konzentration zerstörte und seinen Geist zurück in die Wirklichkeit riss.

Halb blind und mit blutenden Augen taumelte Iyad aus dem kleinen Verschlag, den der Kapitän Kajüte genannt hatte, heraus. Seine Augen waren blutrot, keine Spur von Iris oder Pupille zu erkennen und schienen in seinem Kopf zu wabern. "Welcher Dilletant hat meinen Kreis zerstört!?" Schrie Iyad währed er sich an der Tür festhielt um das Gleichgewicht zu wahren.

[Ayrina]

==================================
Narea
15. April 143. Jahr des Lichtes, Morgen
An Bord der Meria
==================================


Bleich und voller Entsetzen stand Narea einen halben Schritt hinter Shaya in der Tür und starrte Iyad an. Irgendetwas war hier gerade schrecklich schief gelaufen und sie wusste nicht genau, was es war.
"Ich... wir... das wollten wir nicht", stammelte sie und wusste nicht einmal, wofür genau sie sich entschuldigte. Doch der Anblick von Iyads blutroten Augen ließ sie frösteln und die Wut, die von ihm ausging nahm ihr den Atem.
In einer Mischung aus Angst und Faszination sah sie auf den Kreis am Boden.

[Tjeika]

==================================
Shaya Zarin
15. April 143. Jahr des Lichtes, Morgen
An Bord der Meria
==================================

"Das kommt davon, wenn man sich auf die Blutmagie einlässt", murmelte sie kopfschüttelnd.
Und Shaya gönnte Iyad jeden einzelnen Tag seiner Blindheit. In ihren Augen war er daran selbst schuld. Hätte er sich nicht auf die Blutmagie eingelassen - und wäre er nicht so dämlich gewesen, die Tür nicht abzuschließen, dann wäre das hier auch nicht geschehen.
"Aber wir haben ein gravierenderes Problem", fuhr sie dann völlig unbeeindruckt vor.
Sie mochte ihn eben nicht. Sollte er halt leiden, ihr war es gleich.
"Piraten!"

[Cassiopeia]

==================================
Toyan Kerim
15. April 143. Jahr des Lichtes, Vormittag
An Bord der Meria
==================================

Toyan wurde unruhig. Das Schiff der Piraten kam beständig näher, es war nun mehr als deutlich, was ihr Ziel war: die Meria samt ihrer Besatzung. Er blickte sich um, wo blieben denn die Magier? Die Matrosen indes wappneten sich und Toyan kam sich mehr als hilflos vor. Gewiss, er war ein Jäger, aber seine Kunst war es, unerkannt zu verschwinden und seine Gegner einzeln zu überwältigen, nicht jedoch ein ganzes Schiff vor einer Horde Piraten zu verteidigen!
Hastig tastete er nach seinem Beutel, er trug seine Waffen stets bei sich, wenn auch verborgen. Nun musste er schnell sein... Zur Sicherheit bereitete er einige Pfeile vor und zog seinen Dolch. Seine Gedanken klärten sich und fokussierten sich ganz auf das Bevorstehende. Alles andere, was ihn vorher noch bedrückt hatte, wurde ausgeblendet.

[Richard]

==================================
Iyad al Aban
15. April 143. Jahr des Lichtes, Vormittag
An Bord der Meria
NC 17
==================================

Seine Sicht war immer noch nicht wirklich zurück gekehrt und allein das Bewegen seiner Glieder bereitete ihm Anstrengung. Ohne Vorbereitung war er in seinen Körper zurückgeworfen worden und musste sich nun erst wieder daran gewöhnen das es mehr als nur einen Gedanken brauchte um ein Bein vor das andere zu setzen. Das dieses verdammte Schiff auch noch schwankte und wirkliche Dinge an denen man sich festhalten konnte eher rar waren machte die Sache für ihn nicht gerade angenehmer.
Seine Augen fixierten erst Shaya dann Narea, auch wenn beide davon vermutlich nichts mitbekamen. Ihre Körper schienen seltsam transparent und undeutlich, sie hatten kein Bild in der Anderswelt. Die Aussage das sich hier Piraten aufhielten war fast genug um seine Laune aufzuhellen. Eine Horde ungebildeter, ungewaschener Piraten die nur darauf warteten Teile seiner Sammlung zu werden kamen wie gerufen. Vielleicht blieben einige von ihnen sogar am Leben und er konnte versuchen seine Augen wiederzubekommen.

Einen unsicheren Schritt nach vorn tretend blickte er zur Treppe. "Warum stehen wir noch hier? Gebt mir ein Messer und einen willigen und ich zeige diesen Piraten eine Hölle die sie sich nicht einmal vorstellen können."

[Ayrina]

==================================
Narea
15. April 143. Jahr des Lichtes, Vormittag
An Bord der Meria
==================================

Narea trat einen hastigen Schritt auf Iyad zu und berührte ihn leicht am Arm.
"Iyad, ich denke nicht, dass Ihr jetzt an Deck gehen solltet. Eure Augen..."
Unsicher sah sie ihn an und hatte das dumme Gefühl, dass seine Anwesenheit an Deck nicht gut enden würde. Für keinen von ihnen. Darüber hinaus mischten sich Iyads Wut, Shayas Gleichgültigkeit und ihre eigenen Schuldgefühle zu einer Mischung, die ihr Kopfschmerzen bereiteten.

[Tjeika]

==================================
Shaya Zarin
15. April 143. Jahr des Lichtes, Morgen
An Bord der Meria
==================================

Der Anblick Iyads hatte schon wahrlich etwas von absoluter Widerwärtigkeit. Sobald sich der Schwarzmagier auch nur einen Millimeter bewegte, machten seine Augen unwillkürliche Bewegungen, die Shaya irgendwie an Wackelpudding erinnerten. Wirklich abartigen Wackelpudding. Mal von dem Erscheinungsbild von Iyads Augen einmal vollkommen abgesehen.
"Kommt, wenn Ihr unbedingt kämpfen wollt", sprach sie schulterzuckend.
Sollte er doch sein Leben riskieren - oder gar verlieren - bei dem Aberwitzigen Vorhaben, in diesem Zustand gegen Piraten kämpfen zu wollen. Shaya war es gleich, wenn er starb, war sie eine Menge Probleme los. Und unter gewöhnlichen Umständen, hätte sie längst schon dafür gesorgt, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilte. Ihr verhasste Personen lebten für gewöhnlich nicht lange in ihrem Umfeld. Doch leider waren dies hier keine gewöhnlichen Umstände.

[Richard]

==================================
Iyad al Aban
15. April 143. Jahr des Lichtes, Vormittag
An Bord der Meria
==================================

Iyad zuckte zurück ob der plötzlichen Berührung die er kaum hatte kommen sehen. Sein Körper war immer noch geschwächt und seine Wahrnehmung bestenfalls eingeschränkt. Sicher war er sich nicht ob er, selbst wenn er das Blut eines Willigen bekam, in der Lage war ein Ritual zu wirken um dieses Schiff zu schützen. "Meine Augen sind das geringste Problem. Wie viele dieser Halsabschneider greifen uns an?"

Sein Zorn half ihm dabei seine Gedanken zu ordnen. Alleine konnte er es ohnehin nicht mit einer ganzen Mannschaft aufnehmen. Aber es gab noch eine andere Möglichkeit, eine die Furcht in die Herzen ihrer Gegner sähen würde und die dieses Schiff retten konnte. "Ich brauche ein Messer und ein Opfer. Jetzt!"