4. Die lange Rückkehr

[Cassiopeia]

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Aceio
Néhara, Bélan-Inseln
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Ertappt grinste Aceio und zog schließlich Hosen und eine Robe aus Leinen heraus.
"Sie sind grau", beschwerte er sich, "aber das einzig sinnvolle, was ich in die Hände bekam. Götter, wieso grau?"
Er schlüpfte dennoch hinein und sah prüfend an sich herab. Der Kontrast zur farblichen, höfischen Kleidung hätte kaum größer sein können, doch der Stoff lag erstaunlich angenehm auf der Haut. Er seufzte und presste die Lippen etwas zusammen. Dann würde er eben in grauem Leinen an Deck gehen.

[Tjeika]

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Eza
Néhara, Bélan-Inseln
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Eza lachte leise und strich im Vorbeigehen über Aceios Arm.
"Du wirst das Grau schon überstehen. Und wenn es dich zu sehr stört, hätte ich da einen guten Freund, der das sicher ändern könnte", bot Eza gut gelaunt an.
Sie selbst zog ein schlichtes, braun-weißes Reisekleid aus der Truhe heraus, die sich als die Ihre herausgestellt hatte.
"Ich bin genauso wenig farbenfroh unterwegs", lachte sie, ehe sie sich daran machte, sich ebenfalls anzukleiden.

[Cassiopeia]

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Aceio
Néhara, Bélan-Inseln
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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"Nun, dann passen wir ja wieder bestens zusammen, wie mir scheint, wusste da jemand sehr genau, was einzupacken war", stellte Aceio erfreut fest. "Dann darf es auch vorerst grau bleiben."
Schließlich, als auch Eza soweit war, öffnete er ihr die Tür. Sofort strömte ihnen warme Seeluft entgegen, frisch und salzig und wunderbar.
"Nach dir", meinte er einladend, es schien, als ob die Sonne sie bereits erwarte. Ein ganz und gar herrlich kitschiger Gedanke, fand Aceio, und lächelte als er hinter Eza an Deck trat.

[Tjeika]

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Eza
Néhara, Bélan-Inseln
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Eza schloss genießend die Augen, als die wunderbar salzige Meeresluft sie begrüßte.
"Was für ein herrlicher Duft", seufzte sie und öffnete die Augen wieder, um gemeinsam mit Aceio auf das Deck zu treten.
Der Wind war etwas aufgefrischt, doch in der Sonne war es angenehm warm. Lächelnd trat Eza an die Reling und legte ihre Hände darauf, den Blick in die Ferne des Ozeans gerichtet.
"Und was für eine herrliche Aussicht."

[Cassiopeia]

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Aceio
Néhara, Bélan-Inseln
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Aceio nickte angetan.
"Diese Freiheit ist mit Nichts zu beschreiben", befand er mit Blick auf die Weite des Meeres, das vor ihnen lag. Sonne, Wind, Meer, Salz in der Luft und endlose Weite - und Aceio wusste mehr als gut, was das Meer als Tiefe bereit hielt.
"Die See trägt uns nach Hause... sie ist unser Zuhause", verbesserte er sich, "wo sie ist, bin ich Zuhause. Ob in Port Soles oder Néhara am anderen Ende Chomas."

[Tjeika]

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Eza
Néhara, Bélan-Inseln
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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"Ja, das ist Freiheit", erklärte Eza mit einem Nicken und sah kurz zu Aceio, ehe sie das Thema in eine etwas andere Richtung lenkte.
"Für mich war es das, nachdem ich von meinen Eltern geflohen bin. Das Meer war meine Zuflucht."

[Cassiopeia]

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Aceio
Néhara, Bélan-Inseln
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Aceio sah einen Moment zu ihr. Über derart persönliche Dinge sprachen sie so gut wie nie.
Er nickte verstehend.
"Wo hat es dich damals hingebracht?", hakte er nach. Die eigentliche Frage hätte wohl lauten sollen, weshalb sie vor ihren Eltern geflohen war. Doch er wollte nicht zu direkt sein.

[Tjeika]

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Eza
Néhara, Bélan-Inseln
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Eza stützte ihre Unterarme auf der Reling ab und blickte einen Augenblick in die Ferne. Sie hatte Aceios eigentliche Frage durchaus verstanden.
"Ich komme aus Rimiri, dem konservativen und noch weit abgeschiedeneren Norden Cyrans. Auch wenn es die Bruderschaft offiziell in Cyran nicht gibt, so haben die Einheimischen dort in dieser Gegend eine Art Bürgerwehrbruderschaft gegründet. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt jemals Kontakt zur echten Bruderschaft hatten oder ob es eine Art Selbstjustiz war. Jedenfalls war ihnen Magie fremd."
Sie zuckte mit den Schultern und senkte den Blick ein wenig, um vom Horizont hinunter auf das Meer zu blicken, das so hektisch dem Schiff auswich und dessen Gicht gegen das Holz preschte.
"Ich hieß damals Eskya Amassari", es war seltsam diesen Namen auszusprechen, hatte sie es doch über so viele Dekaden nicht mehr getan, "eines Morgens weckte Mutter mich, ich war vielleicht zehn oder elf, und brachte mich in den Wald zu ihnen. Es gab keinen Abschied, ich schätze, sie hat mitbekommen, dass ich die von ihr aufgetragene Hausarbeit erledigt habe, ohne, dass sie die Bitte danach aussprechen musste."
So genau wusste Eza das nicht, ihre Mutter hatte an diesem Morgen nicht ein Wort gesagt. Ihr Vater hatte sie nicht einmal angesehen.
"Sie sperrten mich in einen Käfig aus Holz und hängten diesen an den höchsten Baum, den sie finden konnten. Ich sah das Meer von dort oben, das hinter dem Wald und der Steilküste lag."
Eza war ein wenig abwesend, während sie erzählte.
"Nach vielen Tagen, ich hatte keine Hoffnung mehr, dafür aber umso mehr Hunger und Durst, kam ein Pirat und holte mich da herunter. Lugo Anadiya war sein Name und eigentlich war er an diesen abgeschiedenen Ort gekommen, um seine Beute zu verstecken. Er hatte wohl Mitleid mit einem kleinen Mädchen eingesperrt zum Sterben in einen Käfig und brachte mich auf sein Schiff, tja, und fortan war ich Eskya Anadiya, Tochter eines Piraten."
Sie lachte, weil es so absurd klang. Ihr Blick glitt zu Aceio.
"Und von da an war ich frei."

[Cassiopeia]

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Aceio
Néhara, Bélan-Inseln
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Es lag so vieles in den Worten, die Eza ihm über sich selbst offenbarte. So viel Verletzliches. Einen Moment sah er sie einfach an. Ihre persönliche Vergangenheit hatte bei keinem von ihnen bisher eine Rolle gespielt. Doch natürlich war auch Eza einmal ein Kind gewesen. Eine junge Magierin in einer Welt voller Angst vor Magie.
"Du warst wie sie", stellte er fest mit neuem Verständnis, was Eza so sehr an die Kinder aus den Höhlen band, die von ihren Familien aufgrund ihrer >absonderlichen< Magie verkauft und verstoßen worden waren. Ihr war es damals genau so ergangen.
"Brihá hat dich mit offenen Armen aufgenommen", sagte er leise, "und dir viele Namen gegeben. So jung und schon ein Überlebenskind, eine Kämpferin", fand er beeindruckt. Der Grundstein für ihr weiteres Leben in seiner Entwicklung bis zum heutigen Tag. Nie mehr schwach zu sein. Nie mehr wehrlos. Es war erschreckend was Eltern ihren Kindern antaten - und überraschend, wie Kinder aus dieser Erfahrung hervorgingen.
Er legte ihr eine Hand an die Schulter, vielleicht aus Trost, Anerkennung, Halt - oder weil er sich nicht sicher war, ob sie in Gedanken wirklich noch bei ihm war oder noch in der Vergangenheit verweilte.

[Tjeika]

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Eza
Néhara, Bélan-Inseln
Mitte Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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"Ja", antwortete sie leise und tatsächlich durchaus noch etwas abwesend.
Aceio hatte den Zusammenhang schon ganz richtig festgestellt.
"Ich weiß, wie sie sich fühlen, verstoßen und verdammt. Von den eigenen Eltern."
Dass das kein schönes Gefühl war, war wohl offensichtlich, entsprechend sprach Eza diesen Fakt gar nicht erst aus.
"Ja, Brihá nahm mich auf und ich hab es nicht gesehen. Ich habe mich verirrt. Ich habe das Gefühl, erst jetzt, nach so vielen Dekaden, sehe ich klar und deutlich, was meine eigentliche Bestimmung ist."
Sie lächelte und atmete tief durch. Die Berührung an ihrer Schulter gab ihr tatsächlich die Kraft, wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren.
"Du siehst, die See ist auch für mich etwas Besonderes", unterstrich sie diesen Fakt noch einmal, den sie Aceio eigentlich hatte verdeutlichen wollen.