3. Bélan-Inseln

[Cassiopeia]

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Aceio & Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"Lasst uns überlegen", meinte Tenya leise und erhob eine Hand, deren Finger sie spreizte. Mit der zweiten Hand begann sie mit dem Zeigefinger die der ersten Hand abzuzählen.
"Wir haben besprochen, zu den Themen der Alphabetisierung, regionaler Handel und Rückführung der als kriminell eingestufter und festgehaltener Kinder und Jugendlicher in zwei Wochen Pläne zusammen zu tragen. Hinzu kommt die Umschulung und Überprüfung der obersten Beamten und Richter. Um den Handel anzukurbeln braucht es Hilfsmaßnahmen gegen die Armut, für mehr Arbeit und Alphabetisierung, transparente Justiz. Wenn wir in zwei Wochen, wie zuvor besprochen, die Pläne zusammen tragen, müssen diese schon konkrete Ansätze zur Umsetzung haben. Haltet Ihr dies für realistisch? Neuaufbau von Schulen, Neuausrichtung der Justiz, Schaffen von Arbeitsplätzen in Vorbereitung auf einen stärkeren Handel... das sind alles umfangreiche Projekte", gab sie zu bedenken.
"Dennoch halte ich zwei Wochen für die Erstellung eines Konzeptes für sinnvoll. Vielleicht mit einem oder gar zwei Zwischentreffen bis dahin um abzusehen, ob wir uns nicht verkalkuliert haben?"

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Je weiter Tenya sprach, desto entschiedener nickte Eza.
"Ich halte zwei Wochen für realistisch. Wir haben jede Menge Beamte zur Verfügung, die wir mit den Details der Pläne belasten können. Uns braucht es lediglich für die jeweiligen Grundideen."
Sie waren immerhin die Herrscher eines Landes, da galt es zu delegieren, wenn sie nicht schon nach Tagen wegen der Überlastung zusammenbrechen wollten.
"Trefft euch mit den zuständigen Beamten, ich bin mir sicher, sie können auch gute Ideen für diese Projekte einbringen. So Ihr sie lasst."
Sie schenkte Tenya und Haykim ein Lächeln.
"Treffen wir uns in drei Tagen noch einmal, um zu besprechen, inwiefern die zwei Wochen auch dann noch realistisch sind, nachdem wir uns ein erstes Bild von den jeweiligen Lagen haben machen können."
Dann galt ihr Blick Aceio.
"Wie wäre es, wenn wir die Rundreise durch das Land direkt vor unsere Antrittsreise in die anderen Länder legen?"
So konnten sie auch noch einmal sichergehen, dass die angestoßenen Reformen auch wirklich so verliefen, wie sie sich das vorgestellt hatten, noch bevor sie die Bélaninseln verließen.

[Cassiopeia]

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Aceio & Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"Das werden wir", stimmte Tenya zu und sah mit einem kleinen Lächeln zu Haykim.
"Den Gedanken hatte ich auch schon", gab Aceio auf Ezas Worte hin zu, "das wäre sicher eine sinnvolle Verbindung, eine Art Weiterführung und wir kommen mit frischen Eindrücken und ersten Veränderungen zu den Herrschern der Länder. Wenn also in zwei Wochen die Konzepte stehen, schlage ich vor, dass wir in drei Wochen zur Reise über die Bélan-Inseln aufbrechen", wurde er dann konkreter.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"Das ist eine hervorragende Idee. So machen wir es", stimmte sie Aceios gutem Vorschlag zu, "und bevor wir von unserer Rundreise aus in die anderen Länder aufbrechen, machen wir einen Zwischenhalt hier in Néhara, um gemeinsam bei einem Essen zu besprechen, was die Reise ergeben hat und wie die ersten Reformen anlaufen."
Eza lächelte zufrieden, das verlief ja weit besser, als sie es befürchtet hatte. Sie alle hatten bereits konkrete Ideen, wohin die Reise für die Bélan-Inseln hingehen sollten und gemeinsam wurde daraus auch ein komplettes Bild.
"Wir müssen uns noch über etwas anderes unterhalten."
Sie sah alle nacheinander an, während sie ihren Wein austrank, um das edle Glas anschließend auf dem Tisch abzustellen.
"Der Totenkult", riss sie den Satz nur an, um abzuwarten, wie Tenya und Haykim darauf reagieren würden.

[Cassiopeia]

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Aceio & Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"So machen wir es", stimmte Aceio dem Plan Ezas zu. Die Rückkehr würde auch zeigen, dass sie zu ihrer Hauptstadt stand und diese nicht im Stich ließ, sondern von hier aus zu größeren Taten aufbrach.

Der Totenkult. Ein mächtiger Kult und religiöser Anker Bélans. Während Tenya unangenehm das Gesicht verzog, zeigte Haykim kaum eine Regung.
"Sie bilden eine Instanz durch alle gesellschaftlichen Schichten", merkte Haykim an. "Der Kult hat seine Daseinsberechtigung durch die Macht der Nekromantie, der der Erste Herr Nalahr so viel beimaß. Er fördert die Angst vor Neuem und Fremdem, der Magie eingeschlossen. Sogenannte 'wilde' Magie ist mit starkem Aberglauben belegt. Blutmagie und Nekromantie bilden den Ausweg aus der vermeintlichen Besessenheit fremder Magien."
Tenya schluckte und schüttelte den Kopf. "Wenn der Kult weiterhin so stark bleibt in seinem Einfluss, kann eine Annäherung an die übrigen Länder Chomas nicht gelingen. Dazu sind die grundlegenden Verständnisse von Magie zu widersprüchlich. Alles, was hier als Norm gilt in der Magie und Gesellschaft, gilt in anderen Ländern als abnorm und anders herum."

Aceio lauschte und merkte, wie das Entsetzen wuchs. Wie hatten die Menschen Bélans derart den Kontakt, vielleicht sogar das Wissen über Brihá verloren? Wie sollten sie diese Menschen der normalen Magie wieder zuführen bei einer solchen manifesten Einstellung?

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"Deswegen spreche ich es an", merkte Eza zu Tenyas Punkt an.
"Ich habe leider noch keine konkrete Idee wie, aber Fakt ist, dass es gelingen muss, den Einfluss des Kultes zu schwächen. Es muss für die Bevölkerung wenigstens möglich sein, ihre Magie auszuleben, die ihnen gegeben wurde, ohne, dass sie mit einem Stigma belegt ist. Es kann nicht sein, dass der Wahn Nalahrs noch so tief in den Alltag hier auf den Bélan-Inseln reicht."
Sie hob ihre Hand, um etwas Wichtiges anzumerken.
"Ich will den Kult nicht verbieten noch möchte ich, dass die Nekromanten hier auf den Inseln keine Zuflucht mehr finden. Sie waren hier immer sicher und sie werden es auch weiterhin sein und wer dem Kult folgen möchte, sollte es auch frei ausleben dürfen. Jedoch muss auch eine andere Form des Lebens möglich sein. Ein Miteinander und kein Gegeneinander der verschiedenen Ansichten. Wir brauchen zunächst einmal eine stärkere Trennung von Kult und Staat. Das wäre womöglich ein Anfang."
Sie war realistisch, es war schlichtweg unmöglich durchzusetzen und sie hielt es auch nicht für vernünftig, mit einem Mal Jagd auf die wenigen verbliebenen Nekromanten zu machen. Noch hielt sie es für klug, eine ganze Religion zu verbieten.

[Cassiopeia]

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Aceio & Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"Nalahr tat nur, was ihm selbst widerfuhr", erwiderte Haykim leise, "auf dem Festland wegen seiner Magie verfolgt und verhämt, bot er seinem Volk hier eine neue Heimat, in der fortan alles verboten war, was an die alte Lebensweise des Festlandes erinnerte. Er zog aus um das Festland wieder einzunehmen... und kehrte nie zurück. Für viele Menschen hier ist er Befreier aus den alten Zwängen der alten Ordnung... das aufzubrechen würde nur Widerstand und Revolten auslösen."

Aceio seufzte leise.
"Wir müssen den Menschen zeigen, dass die Magie, wie sie als natürliche Gabe auftritt, nichts Verwerfliches ist. Dass sie ihnen sogar nutzen kann, vielleicht in der Ausübung eines neuen Berufes. Dafür brauchen wir einen Einblick in die Gesetzeslage - alle Gesetze, die die freie Ausübung freier Magie verbieten, müssen mit sofortiger Wirkung aufgehoben werden." Das wäre ein erster Schritt auf Justizebene, der so schnell wie möglich umzusetzen wäre.
"Wo es eine totalitäre Herrschaft gibt, gibt es Widerstand. Suchen wir Kontakt zu ihnen, zeigen ihnen, dass wir nicht wie Nalahr sind und bereit sind, sie in gewissen Forderungen zu unterstützen, sofern sie mit unseren konform sind. Das könnte eine weitreichende Wirkung haben und die Sichtweisen anderer vielleicht allmählich ändern."

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"Solange der Kult noch solchen Einfluss hat, wie es derzeit der Fall ist, sehe ich für ein solches Unterfangen schwarz", konnte sie, wenn auch mit Bedauern, nicht anders, als Aceio diesen Zahn für die nahe Zukunft zu ziehen.
Selbst Haykim, der hier unter ihnen war und bereit war, das Land mit Reformen zu überziehen, schien starke Zweifel zu haben. Entsprechend abwartend sah sie ihn an.
"Sag, folgst du dem Kult?", fragte sie neutral und ohne zu werten.
Denn sie stand hinter ihren Worten, dass ein jeder seiner eigenen religiösen Vorstellung folgen sollte.
Dennoch konnte er am ehesten beantworten, was es brauchte, um alle Magieformen zu einer Akzeptanz zu bringen.

[Cassiopeia]

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Aceio & Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Haykim zögerte etwas als schien er seine Worte genau abzuwägen.
"Ich verehre die Toten", sagte Haykim schließlich, "und handle in einigen Dingen sicher in ihrem Sinne. Aber ich folge ihnen nicht aktiv. Ich respektiere sie, lehne einige menschenunwürdigen Praktiken jedoch ab. Ich bin kein Nekromant, habe aber einigen Nekromantie-Ritualen beigewohnt. Sie sind mystisch und magisch, doch der Kult geht weit darüber hinaus. Sie erhoben den Tod zur Gottheit mit strengen Regeln über Leben und Tod. Sie vermitteln eine Sicherheit und Orientierung an Werten, die viele Menschen hier vergebens suchten. Zugleich zeichnen sie ein schwarz-weiß-Bild, das gefährlich ist. Ich verstehe warum viele ihnen folgen und wäre ich einer ähnlichen Situation, würde ich es ebenso tun."

Aceio fand Haykims Offenheit bewundernswert. In Port Soles würde so ein Bekenntnis zur Hinrichtung führen und die Tatsache, dass er selbst aus dieser Stadt kam, war auch Haykim bekannt. Das machte es um so vertrauenswürdiger und Aceio neigte leicht den Kopf als Zeichen der Dankbarkeit dieses Vertrauens.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Zunächst hatte Eza befürchtet, dass Haykim gar nicht antworten würde oder ihnen gar eine Lüge auftischen würde, um seinen Kopf zu retten. Doch er blieb offen und ehrlich. Anders konnte sie seine differenzierte Antwort nicht interpretieren.
Eza bedachte Haykim entsprechend mit einer kurzen, aber respektvollen Geste des Kopfneigens.
"Ich danke Euch für Eure Offenheit", bedankte sie sich offen und ehrlich.
"Was würde es deiner Ansicht nach benötigen, um dem Kult zu schwächen."
Dass das auch in seinem Interesse war, hatte sie durchaus herausgehört. Ein Freund der vielen unschöneren Praktiken schien er jedenfalls nicht zu sein.