3. Bélan-Inseln

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nacht
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Aceio folgte Eza schweigend und zuckte dennoch zusammen als sie ihm die Tür vor der Nase zuknallte. Oh, sie war sauer. Und verletzt. Weil es ihm nicht gefallen hatte, dass sie Brihá Blut opferte.
Er starrte noch eine Weile die Tür an, dann ging er zu seinen eigenen Gemächern. Musste dieser ereignisreise Tag in solch einer Verstimmung enden?
Unsicher sah er sich im Zimmer um. Was war nur alles passiert, seit er mit Eza und der Mannschaft dieses Schiff bestiegen hatte und hier angelegt hatte! Es war als wäre er in einem Zeitzauber, in dem alles drei Mal so schnell passierte.
Dabei hatte er fast vergessen wie schnell die Dinge passieren konnten. Er hatte Jahre voraus geplant, sich im Verborgenen gehalten und anderen der Vortritt gelassen, wie einst Toyan und Shaya. Sie hatten die Welt verändert, waren kompromisslos für das Vereinte Choma eingetreten, gegen die Nekromantie und ihre Liebe hatte anderen Hoffnung gegeben.
Nun war er hier, am Ursprungsort der vertriebenen Nekromanten, im Mittelpunkt der Macht und liebte eine Blutmagierin und ehemalige Geliebte Nalahrs. All dies war binnen eines Wimpernschlags geschehen und nichts davon war so vorhergeplant gewesen.
Er war ein vorsichtiger, vorausplanender Mann geworden, der die Handlungsstränge gern selbst in die Hand nahm, entschied, welche er zusammen verknüpfte und wieder trennte und sie geordnet vor sich sah. Dann war Eza in sein Leben getreten und es erschien ihm plötzlich alles wie ein wirres Knäuel.
Er liebte Eza. Diesen Faden hatte er nicht vorhergesehen, doch er schien zu leuchten und andere Fäden begann bereits untrennbar sich um diesen neuen Hauptfaden zu winden.
Die Blutmagie war ihm vollkommen fremd und absolut inakzeptabel nach den gesellschaftlichen Normen des Festlandes. Einen Pakt mit Dämonen über das Blut einzugehen - wer das tat, diente nicht länger Brihá, sondern dunkleren Göttern. Es war beinahe gleichzusetzen mit Nekromantie.
So hatte er gedacht, bis Eza diese Sicht ausgeräumt hatte. In ihrer Magie lag eine Eleganz und Macht, die Aceio anzog und faszinierte. Bis es zu diesem Moment am Strand gekommen war. Er verstand so viel, dass die Blutmagie über Blutopfer funktionierte. Je mehr Blut, desto mächtiger der Zauber. War es da verwunderlich, dass Eza ein wenig eigenes Blut opferte um Brihá für die Gabe zu danken? So, wie er ins Meer ging, ein Feuermagier in die Flammen trat, gab Eza ihr Blut. Warum hatte ihn der Gedanke so erschreckt?
Wo er darüber nach dachte merkte er, dass es seinen Schrecken verlor. Er sah auf - wann er sich auf den dunklen Korbstuhl gesetzt hatte und den Kopf in die Hände gestützt hatte, vermochte er nicht zu sagen - und erblickte den vorsichtigen Spalt in der Verbindungstür, durch den Eza ihn ansah.
Eine Weile sah er sie einfach nur an. Während er hier gegrübelt hatte, hatte sie einen kleinen Weg der Verbindung gesucht, den Schritt wieder auf ihn zugemacht. Er hatte es nicht einmal bemerkt. Er war so ein Narr.
"Magst du rein kommen?", fragte er leise und stand fast vorsichtig auf, als könne er sie mit einer zu schnellen Bewegung abermals von sich stoßen.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nacht
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Eza zögerte einen kleinen Moment und sah Aceio weiterhin an, wie sie es die vergangenen Minuten getan hatte, in denen er grübelnd auf dem Korbsessel gesessen hatte. Er hatte sie nicht einmal bemerkt, als sie die Tür geöffnet hatte, so sehr war er in Gedanken versunken gewesen.
Nur langsam, zögerlich öffnete sie schließlich nach diesem Moment, der zähflüssig vergangen war, die Verbindungstür ein klein wenig mehr, gerade so weit, dass sie hindurchpasste. Sie trat in Aceios Gemach und blieb dann doch an der nun halb geöffneten Tür stehen, sah ihn weiterhin nur an und brachte keinen Laut über die Lippen.
Was er gesagt hatte, hatte sie verletzt. Mehr als sie zunächst hatte zugeben wollen.
"Ich wusste schon, warum ich es dir nicht sagen wollte", erklärte sie schließlich ernüchtert und flüsternd, weswegen sie so sehr gezögert hatte, ehe sie ihm schließlich ihre Art der Huldigung Brihás offenbart hatte.

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nacht
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Vorsichtig trat Aceio einen Schritt näher.
Er schüttelte leicht den Kopf, während er sie weiterhin ansah.
"Ich bin froh, dass ich es weiß. Ich will nicht, dass du etwas vor mir verheimlichen musst, etwas derart wichtiges, Eza. Es war dumm wie ich reagiert habe und es tut mir ehrlich leid. Ich wollte, ich könnte meine Worte, meine Reaktion zurück nehmen. Ich habe... darüber nach gedacht und ich denke, ich verstehe nun. Ich gehe ins Wasser, du gibst etwas von deinem Blut. Es ist, wer wir sind, für uns und vor Brihá. Ich verstehe nicht, warum ich das nicht vorher sehen konnte."
Er hoffte, wenigstens nun die halbwegs richtigen Worte zu treffen.

[Tjeika]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nacht
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Eza hörte sich schweigend an, was Aceio zu sagen hatte. Er redete nichts schön, er entschuldigte sich und zeigte echtes Einsehen.
"Manchmal sind wir blind für die Dinge, die genau vor uns liegen", flüsterte sie zur Antwort und irgendwie auch zur Erklärung dessen, dass Aceio sich offensichtlich so sehr verrannt hatte.
"Ich kann nicht ändern, wer ich bin und was ich getan habe", erklärte sie dann ihrerseits, "ich kann und werde es auch vor Brihá nicht entschuldigen. Das kann man nicht entschuldigen. Ich kann nur versuchen ein besserer Mensch zu werden und eine bessere Dienerin Brihás."
Mehr konnte sie dazu nicht sagen, denn es war genau so. Und das war auch der Grund, warum es Blut war, dass sie ihr opferte.
"Wie du sagtest, du gehst ins Wasser, weil es dein Element ist. Und mein Element ist das Blut."

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nacht
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"Das habe ich nie angezweifelt", sagte er aufrichtig nach einem weiteren Schritt und hätte sie am liebsten fest in seine Arme geschlossen. Doch es war wichtig, dass sie darüber sprachen. Sie hätten es längst tun sollen.
"Du hast nicht verheimlicht, dass du den Weg des Blutes gegangen bist und ich habe es akzeptiert. Du lässt Brihá wieder in dein Herz auf die einzige Weise, die dir geblieben ist. Ich war wahrlich blind, ich habe nie darüber nach gedacht, was dies für dich bedeutet. Nun weiß ich es und werde hoffentlich nicht noch einmal so elendig egoistisch sein wie zuvor. Verzeih mir."

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nacht
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Eza zögerte noch einen weiteren Augenblick, den sie an der Tür verweilte, die ihre beiden Gemächer voneinander trennte und sie gleichermaßen verband. Dann atmete sie tief ein und sah Aceio dabei fest in die Augen.
"Ich glaube dir, dass es dir leid tut", erklärte sie dann und nickte leicht.
Dann erst wagte sie einen Schritt nach vorne und streckte ihre Hand nach Aceios Hand aus.
"Gib mir ein wenig Zeit, um zu verdauen, was da eben geschehen ist. Ich werde dir verzeihen, mit der Zeit", versprach sie.
"Nur lass uns heute nicht weiter darüber sprechen."

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nacht
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"Aye", antwortete Aceio leise und sehr erleichtert, als er ihre Hand in die seine nahm und sie vorsichtig umschloss. "Natürlich gebe ich dir die Zeit", versprach er und hob seine freie Hand zu ihrer Schläfe, die er sachte berührte.
"Reden wir heute nicht mehr darüber. Und in Zukunft über alles, was uns Sorgen bereitet. Ich will nicht, dass du etwas vor mir zurück hältst aus sorge vor meiner Reaktion. Ich liebe dich, Eza. Ich bin immer offen für neue Sichtweisen, auch wenn sie manchmal etwas brauchen", gestand er zerknirscht ein.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nacht
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Eza rückte ein wenig näher an Aceio heran, während er sprach und sie nickte anschließend sachte.
"Keine Geheimnisse", versprach sie und blickte ihm einen Moment tief in die Augen, "auf keiner Seite."
Das war ihr nämlich mindestens ebenso wichtig, dass auch Aceio nichts vor ihr zurückhielt.
"Lass uns diese Nacht angenehmer ausklingen lassen als mit einem Streit", bat sie dann, ehe sie sich auf die Zehenspitzen stellte und sich für einen Kuss streckte.
Einem vollkommen unnötigen Streit noch dazu!

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nacht
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"Versprochen", konnte Aceio gerade noch leise antworten bevor Eza ihn küsste und er gedachte diesen Kuss zu vertiefen. Er zog sie an sich heran und strich entschuldigend über ihren Rücken, während er den Kuss erst zögerlich, dann in immer deutlicherer Absicht, intensivierte. Ein so unnötiger Streit! Er würde sich ausführlich bei ihr entschuldigen!
So schob er sie langsam rückwärts durch die Flügeltür ohne seine Lippen von den ihren zu lösen.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nacht
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Eza ließ sich gerne auf diese doch besondere Weise in ihr Gemach führen. Sie unterbrach den Kuss nicht einmal um Luft zu holen, irgendwie gelang es und irgendwann spürte sie ihr Himmelbett in den Kniekehlen. Aceios Tunika fand den Weg auf den Boden, die einzige legitime Gelegenheit, um diesen wunderbar leidenschaftlichen Kuss zu unterbrechen, den sie auch sofort fortsetzte, während sie sich rücklings auf die weichen Kissen sinken ließ und Aceio dabei mit sich zog.
Diese Art der Entschuldigung war ihr doch die Liebste! Und Ezas Geist weilte schon längst nicht mehr bei dem kleinen Zwischenfall am Strand.