3. Bélan-Inseln

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend

Der männliche Priester verneigte sich leicht.
"So erkennt der Totengott diese Verbindung als würdig an, im Leben und darüber hinaus treu und einander verbunden zu sein. Mögen die Götter Euch beistehen und stets begleiten."
Aceio fühlte sich seltsam geehrt von diesen Worten, dankte es mit einem Lächeln und dem Neigen seines eigenen Kopfes.
Dann sah er Eza wieder an und konnte gar nicht anders als zu strahlen.
Sie war sein. Sie war seine Frau - er ihr Mann - vor Göttern und Menschen bezeugt. Um nichts in der Welt hatte er vor, diesen Schwur zu brechen. Er liebte sie und für einen winzigen Augenblick dachte er an seinen Freund Nyath, der Eskya bis heute liebte, sie sogar im Jenseits gesucht hatte. Er verstand ihn plötzlich sehr gut und wusste, es würde ihm nicht anders gehen.
Doch Eskya war tot. Sie war nun Eza und Nyath war weit weg und Vergangenheit. Eza war seine, Aceios Zukunft.
Er lächelte sie an, gab ihr noch einmal einen Kuss, der gerade am Rande des Erlaubten war und wandte sich dann mit ihr den versammelten hohen Herrschaften zu, die noch immer begeistert applaudierten.
So, dachte Aceio, hatte er sich seine Hochzeit wahrlich nicht ausgemalt. Und es war einfach wunderbar.

[Tjeika]

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Eskya Zarin Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Über beide Ohren strahlte Eza, die ebenfalls ihr Haupt leicht neigte bei den freundlichen Worten des Priesters. Und noch mehr strahlte sie, als sie Aceios Blick erneut fand.
Es fühlte sich richtig an. Alles hieran. Und nicht einen Gedanken verschwendete sie daran, dass sie einst die Frau eines anderen gewesen war. Für den Augenblick zählte nur Aceio und dass ihre Verbindung endlich offiziell und legal war. Genauso wie der neuerliche Kuss, den sie teilten.
Sie griff Aceios Hand, mit der sie noch immer dank des Tuches verbunden war, als sie sich den Herrschaften zuwandten.
"Feiern wir diesen großartigen Tag", rief sie laut in den Raum.
Sie konnte sehr genau erkennen, wo sich die Unterstützer Thojiras befanden. Ihre Mienen wirkten beinahe versteinert. Doch das interessierte Eza für den Augenblick nicht.
Immerhin hatte sie eben gerade Eskya Zarin sehr erfolgreich begraben - mit Aceios Hilfe.
Ein paar Diener trugen eine reich gedeckte Tafel herein, die nach und nach durch weitere, gedeckte Tische erweitert wurde. Hinter ihnen beseitigten ein paar Novizen des Tempels die Spuren des Heiligen Rituals.
"Lass uns anstoßen", raunte sie Aceio zu, denn es galt angemessen zu feiern, was sie eben gerade besiegelt hatten.

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend

Kaum hatte Eza dies gesagt, hielten Aceio und sie bereits zwei prächtige und zugleich sehr filigrane Kristallglaskelche in der Hand, gefüllt mit einem süßlichen, hellen Wein. Ein Priester trat vor und tat in jedes Glas einen Tropfen des Rinderblutes, der sich in dem hellen Wein wie eine Wolke ausbreitete.
Aceio wunderte sich beinahe, dass er diese Geste in keinster Weise abstoßen fand. Es war der letzte Teil des Blutrituals, der die Lebenden und die Toten verband.
"Auf uns!", sprach er also zu Eza, seiner Frau, und hielt ihr feierlich das Glas zum Anstoßen hin.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Abermals neigte Eza vor dem Priester den Kopf, nachdem dieser noch ein paar Tropfen des Rinderblutes ihrer beider Wein beigefügt hatte.
"Auf uns und unsere gemeinsame Zukunft", sprach sie feierlich und stieß mit Aceio an.
Die Priesterin trat zu ihnen, während der männliche Priester sich zurückzog.
"Da Ihr nicht mit unseren Ritualen vertraut seid, lasst mich Euch folgendes sagen", begann sie leise und deutete auf das Tuch.
"Dieses Tuch steht für Eure Verbindung. Es ist Brauch es erst abzunehmen, wenn die Hochzeit vollzogen wurde", erklärte sie dann äußerst diskret, deutete eine Verneigung an und zog sich dezent zurück.

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend

Aceio sah der Priesterin nach, blickte dann auf das Tuch und schließlich zu Eza. Ohne den Blick von ihr zu nehmen führte er das Glas zum Mund und trank einen Schluck des Weines, der mit Blut vermischt war, wobei er ihm etliche Möglichkeiten einfielen, die Hochzeit zu vollziehen, wie es die Priesterin ausgedrückt hatte.
Ein wenig amüsiert war er dennoch - öffentliche Küsse waren kaum erlaubt, aber den Rest des Abends mit einem blutigen Tuch an den Händen verbunden zu sein war eine große Ehre.
"Ab wann ist es nochmal unhöflich, als Brautpaar die eigene Hochzeit zu verlassen?", fragte er scheinbar beiläufig grinsend.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Eza verschluckte sich beinahe an ihrem Wein, nahm den Becher schnell von ihren Lippen und lachte leise, wobei sie den Handrücken der becherhaltenden Hand nutzte, um das ein wenig zu verbergen.
"Ich fürchte, wir werden wenigstens das Mahl abwarten müssen", schmunzelte sie, wobei sie durchaus angetan von dem Gedanken war.
Ein Diener deutete ihnen an, ihm zu folgen und führte sie zum Kopfende der riesigen Tafel. Dort verbeugte er sich für Ezas Geschmack viel zu tief und zog sich rückwärts gehend und noch verbeugt zurück.
"Verschluck dich nicht am Essen", raunte sie Aceio leise zu, unterstrich ihre auf das zuvor Gesagte Aussage mit einem Zwinkern und setzte sich auf die Seite, die als Einzige übrig blieb, wenn sie das Tuch nicht abnehmen wollten.

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend

Das Mahl stellte sich sich als oppulente Zusammenstellung verschiedenster Speisen heraus, von deren Vielfalt Aceio nicht einmal etwas geahnt hatte. Es konnte im Umkreis von ganz Néhara nichts mehr zu Essen geben nach dem, was hier aufgetischt wurde.
Und Aceio aß und das mit großem Appetit. Nun endlich war die Nervosität des Tages, die ihn in den Vorbereitungen stets begleitet hatte, endlich vergangen. Nun, in diesem Augenblick, begann ein neues Leben, eines, das er so nicht geplant hatte aber um so mehr wollte. Er hatte fast vergessen, wie schön es sein konnte, einfach für den Moment zu leben.
Da sie jeweils eine Hand nicht nutzen konnten, war es schwierig mit Messer und Gabel zu essen. Fast erwartete Aceio, dass man ihnen das Essen nun klein schneiden würde, doch als nichts dergleichen geschah begriff er, dass dies Teil der Verbindung war. So mussten Eza und er sich einigen, wer wann etwas schneiden konnte und während die eigene Hand ungenutzt war, sich mit der Hand zufrieden geben, die einzeln das Essen aufnehmen konnte.
Eine neue Erfahrung, die nach kurzer Eingewöhnung tatsächlich Spaß machte. Es sensibilisierte einander für die Bedürfnisse des anderen und die Rücksicht auf einander. Eine Erfahrung, die Aceio so schnell nicht vergessen würde.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Eza lachte neuerlich leise, als sie mit ihrer Gabel das Stück Fleisch auf Aceios Teller festhielt, damit er es schneiden konnte.
"Das ist wirklich anders. So habe ich noch nie gegessen", erklärte sie schmunzelnd und wartete bis Aceio den Bissen geschnitten hatte, den sie ihm dann mit ihrer Gabel reichte.
Irgendwie gefiel es ihr. Es zeigte, wie sehr sie aufeinander angewiesen sein konnten.
"Da hat sich wirklich jemand etwas bei gedacht", sagte sie lächelnd, während die Musiker, die weiter oben auf einer Empore spielten, ein neues, fröhliches Stück begannen.
Mittlerweile waren sie dazu übergegangen, nur einen Teller zu benutzen, den sie mittig zwischen beide Plätze gestellt hatten. Das war einfacher, als ständig das Besteck zu wechseln.
"Möchtest du von den Schnecken?", fragte sie, als sie wieder einmal etwas auf der Tafel entdeckt hatte, das sie beide noch nicht gekostet hatten.

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend

"Ich will mir gar nicht vorstellen, bei wie vielen Paaren diese Situation des nicht-selbstständig-essens zum ersten Ehestreit am versammelten Tisch führt", meinte er halb amüsiert, halb nachdenklich. "Vermutlich eine ziemlich peinliche Situation mit verbundener Schande für die Familie... da bin ich aber froh, dass wir kein solches peinliches Bild abgeben, sondern uns gut arrangieren. Wobei es mich nicht wundert, dass wir es so gut können", meinte er selbstbewusst und sah dann zu den Schnecken, von denen Eza gesprochen hatte.
"Unbedingt! Und - ist es vermessen, den kläglichen Rest des Algensalates zu beanspruchen, der in der Schale dort vorn noch verblieben ist?"

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Eza lachte leise bei dem Gedanken, den Aceio äußerte.
"Ich war lediglich ein einziges Mal bei einer bélanischen Hochzeit. Und es ist genau das eingetreten, von dem du hier gerade erzählt hast", erzählte sie offenherzig.
"Es war... äußerst unangenehm und ich hätte den Raum am Liebsten verlassen", schmunzelte sie.
Ihr Lächeln wuchs ein wenig heran und sie schenkte Aceio einen langen Blick, während sie in der Bewegung innehielt.
"Nein, wir kommen gut miteinander zurecht. Mich hätte es eher gewundert, wenn wir anfingen uns zu streiten."
Dabei streckte sie sich nach der Schale mit dem Algensalat.
"Ich bin mir sicher, sie bringen neuen, sollte dieser zur Neige gehen", zwinkerte sie, als sie Aceio den Salat reichte.
Dann erst zog sie die Schale mit den Schnecken heran, von denen sie gleich eine kleine Menge auf ihrer beider Teller legte.