2. Port Soles

[Cassiopeia]

Tazanna & Toyan
Port Soles
November im 145. Jahr des Lichtes
Mittag

Kaum war Eskya vorgetreten, tat es auch Tazanna und schließlich Toyan ihr nach. Die ersten Runen wurden zerstört und die Wirkung des Schutzbannes so wieder und wieder durchbrochen.
"Wir gehorchen nur Que'zur!", rief einer der Männer, die sich gegen Shayas Einfluss wehrten und dem Mann in der Mitte nicht folgten. "Er ist unser wahrer Herr und Ihr werdet uns nicht aufhalten!" Er zog eine lange Peitsche hervor, mit der er die Pferde recht erfolgreich erschreckte und auf Abstand hielt.
Der Tattoowierte sah zu dem Rebellen auf und sagte etwas in ihrer Sprache. Der Mann sah ihn ungläubig an.
"Wer wagt es, unseren Herrn und König zu töten?!", rief er wütend, nachdem der Tattoowierte ihn darüber offenbar in Kenntnis gesetzt hatte. Tazanna fragte sich, woher dieser das wusste.

[Tjeika]

Shaya & Eskya
Port Soles
November im 145. Jahr des Lichtes
Mittag

Auch Shaya war einigermaßen überrascht.
Es dauerte einige Augenblicke, ehe sie sich aus den Köpfen der Männer und Frauen zurückgezogen hatte.
Und noch ein paar Sekunden mehr, das Gehörte zu verdauen und einzuordnen.
"Euer neuer Herr", antwortete sie langsam.
"Oder besser, Eure neue Herrin. Ihr kennt die alten Gesetze."
Sie deutete dezent und nur mit einem Nicken auf Tazanna.
Jetzt galt es nur noch, dass sie die von Tazanna erwähnten Gesetze auch achteten...

[Cassiopeia]

Tazanna & Toyan
Port Soles
November im 145. Jahr des Lichtes
Mittag

Tazanna blickte fast erstaunt auf die Szene, die sich da bot. Der Mann in der Mitte mit dem tätowierten Gesicht erhob sich langsam wieder und sah zu Tazanna. Er brachte den aufgebrachten zweiten Mann mit einer Geste zum Schweigen.
"Que'zur war mein Bruder im Geiste", erklärte er erstaunlich ruhig. "Ich wusste sofort, dass er tot war. Sein Tod schmerzt mich, doch ich folge den Gesetzen." Damit ging er vor Tazanna in die Knie.
Einige andere folgten seinem Beispiel, während eine kleinere Gruppe von etwa fünf Mann stehen blieb und die Arme verschränkte. Einer von ihnen spuckte verächtlich auf den Boden.
Tazannas Herz klopfte schnell, als sie auf ihrem Pferd vor trat.
"Mein Name ist Tazanna und ich tötete Que'zur vor wenigen Stunden. Die Gesetze verlangen eure Treue bis in den Tod. Ich verlange einzig Aufrichtigkeit: steht zu mir oder gegen mich. Ich trete an Que'zurs Stelle in Rang und Gesetz. Wer versucht mich zu töten oder verlauten lässt, meinen Tod zu planen, sieht sich selbst dem Tod gegenüber. Wer bereit ist, mir zu folgen und die Gesetze zu achten, trete vor mich."
Einer nach dem anderen trat neben den Tätowierten und kniete neben ihm. Nach deutlichem Zögern auch die Gruppe, die Tazanna zunächst nicht anerkennen wollte.
Erleichtert erlaubte Tazanna sich ein leises Aufatmen. Sie saß ab.
"Wo sind die Gefangenen?", verlangte sie zu wissen, schließlich waren sie hier um diese zu befreien.
Der Mann mit dem Gesichtstattoo erhob sich vorsichtig. "Im ehemaligen Stall, Que'Zanna", sprach er und neigte den Kopf.

Toyan hielt sich indes bei Shaya. Ihr Zauber hatte funktioniert, auch von den Runen auf dem Boden war nichts mehr zu sehen. Sie hatten es tatsächlich ohne Kampf geschafft. Bis hierher zumindest.
"Ich traue diesen Fünfen nicht", sagte er leise zu ihr und meine die Gruppe derer, die Tazanna nur sehr widerstrebend folgten. "Kannst du... etwas erkennen?"

[Tjeika]

Shaya & Eskya
Port Soles
November im 145. Jahr des Lichtes
Mittag

Sowohl Shaya als auch Eskya beobachteten mit Erstaunen und mit Ehrfurcht, was sich da vor ihren Augen abspielte.
Wieder einmal abspielte. Es war ja ähnlich dem, was sie zuvor schon kurz nach dem Tod Que'zurs hatten beobachten können.
"Es geht mir da ähnlich wie dir", seufzte Shaya, die Toyans Blick zu den Fünfen vorsichtig folgte.
"Ich sehe Zweifel und Skepsis", antwortete sie nach einem kurzen Augenblick.
Ganz zurückziehen wagte sie sich nicht aus den Geistern der Männer und Frauen. Dazu war die Lage noch zu angespannt.
"Alles, nur keine Treue", damit wandte sie den Blick ab und Toyan zu.
Shayas Blick glitt weiter zu Eskya. Ein wenig hatte sie den Eindruck...
"Bei ihr sehe ich allerdings ebenfalls Skepsis und Zweifel", flüsterte sie.
"Als würde hier noch mehr dahinterstecken."

[Cassiopeia]

Tazanna & Toyan
Port Soles
November im 145. Jahr des Lichtes
Mittag

Toyan runzelte etwas die Stirn.
"Sie ist irgendwie... seltsam", flüsterte Toyan leise in Bezug auf Eskya. "Meinst du, sie hat etwas hier mit zu tun?" Sie kannten diese Frau ja überhaupt nicht, die sich ihnen einfach so angeschlossen hatte. Und wenn Shaya Zweifel bei ihr erkannte, weckte das um so mehr Toyans Misstrauen.

"Bringt mich zu ihnen", verlangte da gerade Tazanna, die Gefangenen zu sehen. Der Tätowierte verneigte sich abermals leicht und ging voran. Er schien ein loyaler und ergebener Mann zu sein, der sich nicht daran störte, dass Tazanna eine Frau war. Sie hatte Stärke bewiesen und den brutalen Que'zur zur Strecke gebracht. Und sie hatte diese Männer und Frauen von sich überzeugt ohne Gewalt anzuwenden.
"Hofentlich sind wir nicht zu spät", raunte Toyan Shaya zu, als sie sich alle auf den Weg zu den Ställen machten.

[Tjeika]

Shaya & Eskya
Port Soles
November im 145. Jahr des Lichtes
Mittag

Shaya sah Eza von der Seite her an.
Die merkte das sehr wohl, ließ sich davon aber nichts anmerken.
"Nein... ich denke, es ist eher die Furcht vor dem, was hieraus erwachsen könnte", präzisierte Shaya, was sie erkennen konnte.
"Sie lässt nicht wirklich zu, dass man tiefer in ihren Geist eindringt."
Damit sah sie zu Toyan zurück.
"Ich denke, sie hat tatsächlich ein Geheimnis. Aber keines, das hiermit zusammenhängt."
Sie stieg vom Pferd, als es endlich zu den Ställen ging.
"Das hoffe ich auch", raunte Shaya in gleicher Manier zurück.

[Cassiopeia]

Tazanna & Toyan
Port Soles
November im 145. Jahr des Lichtes
Mittag

Es lag tatsächlich noch Stroh in dem alten Stall. Und in diesem Stroh lagen schlafend acht Menschen. Drei Männer und fünf Frauen. Sie waren offenbar betäubt worden.
"Bindet sie los", befahl Tazanna und meinte damit die dicken Stricke, mit denen Hände und Füße gefesselt waren. "Diese Menschen sind nicht länger Eure Gefangenen. Nie wieder werden Menschen gegen ihren Willen verschleppt oder mit Gewalt zu etwas gezwungen. Das sind Menschen und keine Tiere. Es wird keine Sklaverei mehr geben."
Die Krieger sahen ihre neue Herrin ungläubig an. Toyan zog indes ein Messer und begann, der ersten Frau die Fesseln durch zu schneiden.
"Das ist Linja vom Markt", sagte er erschrocken, aber leise zu Shaya. Linja hatte einen Mann und zwei Kinder zu versorgen.

[Tjeika]

Shaya & Eskya
Port Soles
November im 145. Jahr des Lichtes
Mittag

Shaya beugte sich zu der Marktfrau, die ihnen immer frisches Obst und Gemüse verkaufte.
"Komm, ich helfe dir auf", flüsterte sie der abwesend wirkenden Frau zu, während sie ihr unter die Schulter griff.
"Alles wird wieder gut. Wir bringen dich nach Hause."
Sie hielt die Frau fest, als sie standen.
"Hilf den anderen, ich bleibe bei ihr", versicherte sie Toyan.

Eskya indes sah skeptisch zu den Männern, wie diese nun die Neuigkeit aufnahmen. Sie war gewappnet für den Fall, dass sie Ana nicht gehorchten.
Doch noch hielten sie die Füße still.

[Cassiopeia]

Tazanna & Toyan
Port Soles
November im 145. Jahr des Lichtes
Mittag

Toyan nickte und machte sich daran, die nächste Person zu befreien. Nun erwachten auch zwei andere aus ihrer Starre und begannen, die Fesseln der vor ihnen Liegenden zu lösen. Toyan fragte sich, wie sie acht Menschen zurück bringen sollten. Sie hatten nur drei geliehende Pferde. Doch das sollte nun noch nicht ihre Sorge sein. Erst einmal mussten diese Menschen überleben.

Der Tätowierte musterte die Frau, die noch immer sehr skeptisch drein blickte. Sie schien ihnen nicht zu trauen. Er versuchte ihr Alter zu schätzen. Es gelang ihm nicht und er erkannte etwas Dunkles in ihrer magischen Aura, das ihn Abstand halten ließ. Er fragte sich, ob Qua'Zanna mit dieser Frau zusammen den alten Herrn getötet hatte.

Toyan indes holte Wasser von den eigenen Vorräten und brachte sie den Gefangenen. Er reichte die Wasserschläuche an Tazanna und Shaya weiter, während Eza die Männer zu bewachen schien. Was ihn durchaus beruhigte, wie er fest stellte.
Er selbst half einem Mann auf, der das Mannesalter gerade erst erreicht haben konnte.
"Sei beruhigt, dir geschieht nichts mehr", sagte er leise und hoffte, dass dem wirklich so war.

[Tjeika]

Shaya & Eskya
Port Soles
November im 145. Jahr des Lichtes
Mittag

"Hey, seht mal da hinten", sprach Shaya, die die Frau gerade rausbringen wollte, dabei aber ob ihrer Entdeckung inne hielt.
Sie deutete auf einen alten Karren, der wohl für das Getreide war. Er stand ganz weit hinten in einer dunklen Ecke des Stalls und schien schon sehr lange nicht mehr bewegt worden zu sein.
"Wenn wir die Pferde davor spannen...?", schlug sie schulterzuckend vor.

Eskya indes begegnete dem Blick des Mannes fest und entschlossen. Ihre Hand ruhte locker am Griff ihres Sax.
Das sie hoffentlich nicht benutzen musste.