Kristiana, 18.04.1530

[vojka]

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auf der India
später Abend

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Gyldenstierne, wie oft habe ich diesen Namen früher zu Hause gehört, dachte er bitter. Das letzte Mal, als ich diesen Namen zu hören bekommen habe, war eine Woche bevor ich von zu Hause abgehauen bin. Dies ist also die Frau, die mir das letzte bisschen Kraft gegeben hat dem Käfig zu entkommen. Er musterte sie unverhohlen und musste sich eingestehen, dass sie nicht schlecht aussah, aber dies war für ihn nie wichtig gewesen.
„Es ist schon ein merkwürdiger Zufall, dass ich euch nun doch noch kennen lerne, wo ich dies doch damals mit allen Mitteln verhindern wollte“, sagte er leise, kaum hörbar. Kurz schüttelte er den Kopf. „Verzeiht, werte Dame, ich war in meinen Gedanken gefangen. Kann ich euch noch irgendwie dienlich sein?“

[Tjeika]

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Linnea
Auf der India / Am Hafen
Später Abend
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Linnea runzelte die Stirn und hob eine Braue, als sie die verwirrenden Worte von Franz vernahm. Doch dann wurde es ihr klar, langsam, wie eine sich windende Natter, kam die Erkenntnis und sie war bitter, erinnerte sie sie doch an ihre Familie, an die sie doch so selten, wie nur irgend möglich denken wollte.
"Ihr seid also der Franz von Willingen, an den mich meine Familie damals hatte verheiraten wollen", murmelte sie eher, als dass sie sprach.
Bitterkeit stand ihr nun ins Gesicht geschrieben, denn nun konnte sie verstehen, warum er vor seiner Familie geflohen war.
"Dann teilen wir wohl ein ähnliches Schicksal", murmelte sie leise weiter, ehe sie den Kopf wieder anhob, den sie vorher gesenkt hatte, um die Erinnerungen zu vertreiben.
"Nein, ich denke, ich komme klar", sagte sie seufzend und sich dessen gewahr, dass sie von ihm wohl keine Hilfe erwarten konnte.
Ihr Schicksal schien besiegelt, und so bemerkte sie kaum, wie sich eine einzelne, einsame Träne aus ihren Wimpern löste...

[vojka]

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auf der India
später Abend

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Franz ließ die Schultern hängen. Er war gerade in seiner Vergangenheit gefangen. Der Vergangenheit, der er dachte entkommen zu sein. Der Vergangenheit, die er mehr hasste als die Pest.
„Nein, wir scheinen nicht das selbe Schicksal zu teilen“, sagte Franz leise. Den letzten Satz Linneas hatte er gar nicht mehr vernommen. „Denn ich bin frei, kann tun und lassen, was ich möchte doch ihr seit weiterhin eine Gefangene, die nicht aus ihrem Käfig auszubrechen vermag. Ich werde euch dann alleine lassen, wenn ihr allerdings doch einmal meine Hilfe benötigen solltet, scheut nicht davor zurück zu fragen“, sagte er leise, trank seinen letzten Schluck Rum aus und erhob sich von seinem Stuhl. Er nahm das Tablett auf und ging in Richtung der Tür.

[Tjeika]

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Linnea
Auf der India / Am Hafen
Später Abend
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Nein, das konnte nicht sein, dass Franz ihrer beider Schicksale doch so unterschiedlich fand. Doch, er hatte recht, er war frei, sie nicht. Und das würde sie wohl, wie sie die Kharechas und ihren Hass auf die Gyldenstiernes kannte, auch nie mehr sein.
"Vielleicht", sagte sie, als ihr einfiel, dass er ihr sehr wohl irgendwie helfen konnte.
"Vielleicht könnt Ihr mir tatsächlich bei etwas behilflich sein", sagte sie, leicht verschüchtert, nicht wissend, ob er denn überhaupt ehrlich bereit war, ihr auch nur ein klein wenig zu helfen.
Linnea kramte zitternd und überaus unsicher in den Taschen ihres Gewandts und fischte den Brief heraus, der ihren Gatten so sehr belastete.
"Ich brauche Beweise", sagte sie immer noch leise und blickte abwartend zu Franz.

[vojka]

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auf der India
später Abend

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Einen Moment sah Franz Linnea skeptisch an, bevor er das Tablett zurück auf den Tisch stellte und den Brief an sich nahm und ihn schnell las. Er musste ihn noch einmal lesen, denn was dort geschrieben stand war schon ziemlich übel. Er setzte sich auf den Stuhl zurück, auf welchem er noch vor kurzem gesessen hatte.
„Du möchtest, dass ich mit Kara rede und wir als nächstes nach Hamburg segeln und wir dir dann dort helfen diese Sache zu klären?“, fragte er ungläubig.

[Tjeika]

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Linnea
Auf der India / Am Hafen
Später Abend
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Zweifelnd, ob die Mannschaft der India denn tatsächlich bereit sein würde, ihr zu helfen - von Franz mal ganz zu schweigen - nickte Linnea.
"Ich weiß, es ist viel verlangt...", begann sie, war jedoch unfähig weiter zu sprechen.
Linnea ließ ihren Kopf sinken, sich nun dessen gewahr, dass Franz ihr nicht helfen würde, nicht mit Kara, der Tochter von Kharecha, soweit sie wusste, sprechen würde und sich sicherlich auch nicht für sie und ihr Anliegen einsetzen würde. Sie würde auf Ewig eine Gefangene sein, wie sie es auch schon bei ihrem Ehemann und davor schon bei ihrer Familie gewesen war...

[vojka]

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auf der India
später Abend

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Franz überlegte hin und her. Auf der einen Seite wollte er Linnea schon helfen, denn jeder der aus einem goldenen Käfig ausbrechen wollte, sollte diese Chance auch bekommen, aber das würde auch bedeuten, dass er zurück in seine Geburtsstadt müsste, etwas was er nie wieder wollte. Ganz zu schweigen davon, ob Kara da überhaupt mitspielen würde. Er schüttelte innerlich den Kopf und verfluchte sein viel zu weiches Herz.
„Darf ich den Brief eine Weile für mich behalten?“, fragte er und hielt das Schreiben etwas in die Luft, was er immer noch in Händen hielt.

[Tjeika]

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Linnea
Auf der India / Am Hafen
Später Abend
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Linnea biss sich auf die Lippe. Einerseits konnte sie Franz' Zögern verstehen, stammte seine Familie doch aus Hamburg, wo sie dieser Brief hinführen würde - abgesehen davon, dass er ja noch Kara und den Rest der Mannschaft würde überzeugen müssen, wozu er den Brief benötigte, sollte er sich denn überhaupt dazu entschließen, ihr bei ihrem Unterfangen zu helfen. Doch andererseits, wenn sie diesen Brief, der ihr einziger Hinweis auf die Machenschaften Johanns war, aus den Händen gab, dann gab sie auch ihren einzigen Beweis aus den Händen. Und sicher konnte sie sich bei einem Piraten, wie Franz scheinbar in den letzten Jahren einer geworden war, nie sein, dass man ihm trauen konnte.
Unschlüssig war nun der Blick von Linnea.
"Ich weiß nicht", sagte sie leise und sie hatte das Gefühl, dass alle ihre Gedanken und Gefühle, die diese Angelegenheit betrafen, in diesen drei Worten mitschwangen.
"Nehmt ihn an euch, doch versprecht mir, bei Eurer Ehre, dass ihr gut darauf Acht geben werdet und dass ich ihn zurückerhalten werde", sprach sie schließlich.

[vojka]

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auf der India
später Abend

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Franz merkte die Unschlüssigkeit von Linnea. Als sie dann sagte, er könne ihn mitnehmen, wenn er bei seiner Ehre schwören würde, musste er gegen seinen Willen grinsen. „Wenn euch das Wort eines einfachen Schmiedes, eines Gelegenheitsfreibeuters und eines Lebemannes genügt, so will ich euch dieses gerne geben, denn das Ehrenwort eines von Willingen kann ich euch leider nicht geben, denn ein solcher war ich eigentlich nie wirklich.“

[Tjeika]

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Linnea
Auf der India / Am Hafen
Später Abend
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Linnea bedachte Franz mit einem ernst gemeintem Lächeln.
"Ich lege kein Wert auf das Wort einer solchen Familie, wie der Euren oder der Meinigen", sagte Linnea ernst, aber immernoch lächelnd.
"Doch ich bin froh, das Euer Wort zu haben, denn auf dieses, so weiß ich, kann ich mich verlassen."