3. Bélan-Inseln

[Cassiopeia]

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Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Tenya schien dem Vorschlag widersprechen zu wollen, doch Aceio bedeutete ihr mit einem knappen Kopfschütteln, es nicht zu tun. Zu seiner Überraschung hielt sie sich daran und schluckte ihren Protest herunter.
"Ich veranlasse Haykims Verhaftung sofort, Hoheit", sagte Tenya, neigte leicht den Kopf und zog sich zurück.

Erst als die Tür sich hinter Tenya schloss, sah Aceio zu Eza, die noch immer in den Garten blickte.
"Eza...", setzte er zögernd an, wusste aber plötzlich nicht weiter. Wollte sie wirklich ein gutes Duzend Kinder hier im Palast behalten - vielleicht sogar selbst ausbilden? In einem Land, das dieser Art der Magie offenbar wenig offen gegenüber stand? Das konnte ihr Todesurteil sein. Von ihnen allen.
Doch - konnte er es Eza verübeln, dass sie die Kinder retten wollte? Wohl kaum.
Er trat zu ihr und legte vorsichtig seine Arme um sie, blickte mit ihr zusammen in den Garten, der dalag als sei nichts geschehen.
"Du bist die mutigste Frau die ich kenne", sagte er leise lächelnd und nicht ohne Stolz, "im Alleingang ein Duzend Kinder Brihás zu retten in einem Land, das wenig freundliche Tage für Magier bereit hält... du willst sie wirklich retten, mh?"

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Als Aceio hinter sie trat, ahnte Eza bereits, wie wenig er von ihrer Idee hielt. Sie konnte es nachgerade in seinen Gedanken hören, obgleich sie diese Fähigkeit schon vor Dekaden eingebüßt hatte. Dennoch lächelte sie, als sie die Augen schloss, ihre Hände über Kreuz an Aceios legte und sich an ihn lehnte.
Und trotz seines Protestes - jenen kleidete er in wunderschöne Worte, die gar nichts anderes zuließen, dass Eza sich darüber freute.
"Danke", meinte sie leise, besonders zu dem Teil mit dem Mut.
"Du hast recht, ich will sie wirklich retten. Doch, nicht hier in Bélan", flüsterte sie leise.
"Ich wollte die Bürde über dieses Wissen Tenya nicht aufbürden", erklärte sie dann und öffnete die Augen wieder, um den Blick wieder auf den wunderschönen Garten zu legen.
"Wir nehmen sie mit auf unsere Reise und werden sie in einem Land lassen, das sie willkommener heißt."
Das war die vernünftigste Entscheidung.
"Und solange werden wir sie hier wohl unterbringen können. Ich kann nicht akzeptieren, dass sie hier dem Tode oder Schlimmeren geweiht wären. Wir haben die Möglichkeiten, ihnen zu helfen. Also sollten wir sie auch nutzen."

[Cassiopeia]

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Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Kurz glaubte Aceio, er habe sich verhört. Sie wollte sie tatsächlich mitnehmen? Wie sollte das gehen?
Er schüttelte leicht den Kopf und gab einen sanften Kuss auf ihr Haar.
"Du wärst nicht die Eza, die kenne, wenn du es akzeptieren würdest", erwiderte er auf ihre letzten Worte hin. "Gewiss haben wir diese Möglichkeit, ihnen zu helfen, Liebste. Doch... bedenke, was außerhalb Bèlans auf sie wartet: das Festland hat sich kaum von der Bruderschaft und ihren kruden Ansichten gegen die Magier erholt, wir haben uns Cyran zum Feind gemacht und alle anderen Länder, wo sie aufwachsen könnten, sind weit weg. Thyn stand an der Schwelle zu einem Krieg, der sich in halb Embra auszubreiten scheint, Eba ist unerreichbar weit weg, das Dogan-Reich..."
Er seufzte leise, fast entschuldigend. Jetzt hing er doch wieder der Politik ganz Chomas nach.
"Es kann eine lange Reise für die Kinder werden", sagte er leise, aber entschlossen und vielleicht sogar ein wenig zuversichtlich. "Und bis dahin... verstehen immerhin wir beide ein klein wenig von der Magie, mh?"
Wenn Eza sich dieser Kinder annehmen wollte, würde er hinter ihr stehen. Voll und ganz.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Eza atmete tief durch, vielleicht auch ein wenig resigniert. Aceios Worte holten sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und sie biss sich ein wenig ratlos auf die Lippen.
"Wir können sie auch nicht sich selbst überlassen", meinte sie leise und seufzte.
Es war schön zu wissen, dass Aceio sie unterstützen würde, und doch merkte sie recht deutlich, wie groß die Zweifel waren, die an ihm nagten.
"Du fürchtest, es wird kein glückliches Unterfangen?", sprach sie aus, was sie zwischen den Zeilen aus seinen Worten herauszuhören glaubte.
Sie drehte sich in der Umarmung zu Aceio herum, um seinen Blick zu suchen, den zu lesen sie nun ungeheuer wichtig fand, und griff nach seinen beiden Händen.
"Was schlägst du vor, was wir mit ihnen tun sollen?"
Sie meinte ihre Frage durchaus ernst. Womöglich hatte er eine Idee, die wesentlich besser umzusetzen war und auch wesentlich mehr Erfolg versprach.

[Cassiopeia]

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Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Er suchte ihren Blick als sie sich umdrehte und versuchte zu ergründen, wie er wirklich über das Thema dachte.
"Ich fürchte nur, dass es etwas überstürzt ist", sagte er zögernd. "Wir sind hier quasi am Ende der Welt, Eza. Wenn wir die Kinder mit auf diese Reise nehmen, werden sie vielleicht nie zurück kehren. Mir will kein sicherer Ort für Elternlose magische Kinder einfallen, so leid es mir tut. Ayoma wäre der nächste Ort am Festland in Seyîn - oder deren Hauptstadt Sombal. Thyn scheidet aus, nach Port Soles würde ich sie ebensowenig bringen, die Stadt stand am Abgrund als wir aufbrachen und ich fürchte, es gibt eine Menge zu tun, wenn wir zurück kehren. Kinder mit Magie... sind in dieser Welt schutzlos, Eza. Sie haben keinerlei Zugang zur magischen Gemeinschaft und es wird schwer sein, sie dort unter zu bringen. Es sei denn..."
Er blinzelte kurz als ihm ein Gedanke kam.
"Nyath", sagte er dann leise und sah wieder zu Eza. "Wenn es einer schaffen kann, dann er. Im Dogan-Reich. Er hat den Einfluss, den Mut und das Herz dazu. Gut, es ist das Dogan-Reich, aber das erscheint mir gerade sicherer als viele andere Orte..."
Fragend sah er Eza an. Am Ende war es ihre Entscheidung, die Kinder zu retten.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Erst blinzelte Eza ein paar Mal, als Aceio geendet hatte. Dann stutzte sie, ehe Zweifel und auch ein wenig Furcht ihren Ausdruck zeichneten. Doch am Ende war es Lachen, das sie überkam. Sie lachte erst zaghaft, dann sogar recht herzlich.
"So schlimm ist das Dogan-Reich gar nicht", schmunzelte sie und schüttelte den Kopf.
"Ich habe dort meine Tochter zur Welt gebracht und ich hätte sie dort auch großgezogen."
Nun, zumindest zu Teilen. Denn sie wäre auch unter ihrer Mitwirkung ein Kind der See geworden. Doch das waren Details.
"Was mich eher sorgt...", sie seufzte und bis sich auf die Unterlippe, denn der Part, den ausgerechnet ihr Ex-Mann, der Vater ihrer Tochter, Nyath spielen sollte, bereitete ihr üble Magenschmerzen.
Entsprechend ernst wurde ihr Ausdruck auch und das eben noch gelachte Lachen war wie weggefegt.
"Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, wenn ich Nyath unter die Augen trete. Im besten Fall versucht er mich umzubringen."
Über den schlimmsten Fall wollte sie besser nicht nachdenken.
Doch vom Ansatz her war die Idee Aceios allerdings ausgereifter als ihr verzweifelter Versuch die unschuldigen Kinder zu retten.

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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"Das soll er nur wagen!", gab Aceio leise knurrend zurück, besann sich dann aber und seufzte leise.
"Also gut, ich gestehe... der Kontakt könnte schwierig werden", gab er zu. Nach allem was zwischen Nyath und Eza, vormals Eskya, vorgefallen war, war dies vielleicht wirklich keine günstige Konstellation.
"Dann brauchen wir entweder einen anderen Kapitän des Dogan-Reiches, oder doch einen anderen Zielort für die Kinder. Bliebe in meinen Augen nur Sombal übrig. In das Chaos in Embra - ob Port Soles, Duka oder Reiba - können wir sie wirklich nicht lassen. Cyran wäre perfekt gewesen - reiches Land, Magier und Sine gleichermaßen willkommen. Nun, das fällt nun raus... es sei denn, wir halten uns an deine erste Idee und bilden die Kinder selber aus. Eine... Geheimschule sozusagen. Aber das dürfte kaum umsetzbar sein."
Wie sie es auch drehten und wendeten, eine gute Lösung schien es nicht zu geben.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Eza lauschte Aceios teils doch recht abenteuerlichen, wagemutigen Vorschläge, die er nach und nach vorbrachte und von Idee zu Idee wurde ihre Miene amüsierter. Dann, als er endlich fertig war, schüttelte sie den Kopf, drückte beide seine Hände und senkte kurz den Blick.
"Nein", sagte sie leise und gefasst, aber noch immer schmunzelnd.
"Wir werden mit Nyath sprechen. Wir nehmen die Kinder mit, suchen Nyath auf und", sie seufzte leise und sah wieder auf, "hoffen, dass er nichts Scharfes oder Spitzes nach mir wirft."
Sie atmete tief durch.
"Er hat allen Grund sauer zu sein und ich denke, ich würde ihm ein, zwei Messerwürfe nachsehen. Wenn er sich dafür um die Kinder kümmert. Du kennst ihn, er ist vertrauenswürdig. Er würde die Kinder nie im Stich lassen."
Das musste kein Gefallen für sie, Eza, sein. Da ging es nur um die Kinder. Und Eza war ihre Sicherheit wichtig genug, dass sie über ihren Schatten springen und mit ihm reden würde.
"Früher oder später werde ich ohnehin auf ihn treffen. Dann lieber mit einem guten Anliegen."

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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"Wenn... es dir hilft, kann ich das ganz übernehmen, ohne, dass ihr euch treffen müsst", bot Aceio an. Eza hatte Recht, Nyath war die beste Wahl von denen, die er aufgezählt hatte.
"Oder ich könnte ihn vorher vorbereiten... ich denke, es wäre vielleicht nicht gut, wenn er gänzlich unvorbereitet auf dich trifft. Er könnte versucht sein, nicht nur nach dir spitze Dinge zu werfen", sagte er etwas unbehaglich und seufzte leise.
"Ich kenne Nyath seit vielen Jahren, Eza. Ich weiß, dass er nie aufgehört hat, dich zu lieben. Wenn... wenn er nun völlig unvorbereitet auf dich trifft und dann sieht, dass ich an deiner Seite bin, dass wir... das würde nicht gut gehen."
Nyath würde sich doppelt verraten fühlen. Zu Recht, vermutete Aceio.
"Das kann doch echt nicht sein - da haben wir jemanden, von dem wir beide wissen, dass er die beste Option für diese Kinder wäre - und es ist Nyath, die so ziemlich einzige Person, die es auf persönlicher Ebene ziemlich verletzen wird, uns zu sehen."
Warum konnte denn nicht einmal etwas einfach sein?

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Eza führte erst die eine und dann die andere Hand Aceios an ihre Lippen.
"Nein, Liebster. Das ist eine Sache, die ich erledigen muss. Das kannst du nicht übernehmen. Es liegt in meiner Verantwortung", lehnte sie seinen Vorschlag ab.
Der war zugegeben sehr gut gemeint. Doch es wäre feige von ihr, würde sie sich vor diesem Gespräch herauswinden.
"Ich weiß, dass ihr Freunde seid und ich hoffe, unsere Verbindung wird daran nichts ändern und er kann es akzeptieren", erzählte Eza, die sich tatsächlich darüber wunderte, dass Nyath sie noch immer lieben sollte.
Sie hatte so ziemlich das Gegenteil erwartet. Doch womöglich konnte es die Sache genauso vereinfachen wie es sie komplizierter machte.
"Ich bin guter Dinge, dass er sich der Kinder annimmt. Und wenn der Preis ist, dass es auf diese Weise geschehen muss, dann werde ich das annehmen."
Es ging hier immerhin nicht um Aceio und sie. Es ging um das Schicksal von einem Dutzend unschuldiger Kinder, die das Unglück erlitten, in einer magieverachtenden Gesellschaft als Magier geboren worden zu sein.