4. Vereintes Choma

[Spikor]

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Réigam
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Réigam nahm die Liste von Tazanna entgegen und überflog sie. Die meisten waren ihm unbekannt, oder es waren Namen, die es öfter mal gab und wo er sich nicht sicher sein konnte. Aber einen Namen kannte Réigam ziemlich gut. Er deutete darauf und sagte:

"Dieser da, Brinkod. Den kenne ich von meiner Arbeit bei Kjane. Brinkod ist Spediteur, er hat viele Wagen und Fahrer und transportiert Rohstoffe für Kjanes Stoffe und Tuche aus dem Umland in die Stadt, und manchmal transportiert er auch die Endprodukte nach draußen, aber nicht so oft, weil die meisten Sachen ja hier verkauft werden. Er fährt auch für andere Auftraggeber. Ich habe ihn schon ein paar Mal gesehen, und seine Leute sind dieser Tage oft mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Auch von denen kenne ich einige. Soweit ich weiß, war Brinkod früher selbst Fahrer, aber er hat es schlau angestellt oder auch einfach nur Glück gehabt, jedenfalls konnte er sich irgendwann einen eigenen Wagen kaufen und seitdem wächst sein Betrieb stetig. Er ist kein gewöhnlicher Kaufmann, sondern man sieht ihm an, dass er früher selber mit angepackt hat. Ein kräftiger, stämmiger Kerl, selbst heute noch, und wie die meisten Fuhrleute hat er ein großes Mundwerk und kennt Unmengen von Schimpfwörtern. Bei seinen Arbeitern ist er ziemlich beliebt, wahrscheinlich, weil er nicht so fein und vornehm ist wie die meisten Kaufleute, und sie sich ihm irgendwie näher fühlen."

Réigam schaute nochmal über die Liste und erklärte dann:

"Und zwei andere Namen kommen mir bekannt vor, aber da bin ich mir nicht sicher. Einmal dieser hier, Wafoldo. Der Name ist ungewöhnlich, deshalb ist er mir aufgefallen. Ich glaube, von dem hat Kjane mal gesprochen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig in Erinnerung habe. Wenn es stimmt und ich richtig liege, dann hat der irgendwas mit Hausbau zu tun. Ich denke, von ihm war mal die Rede während der Aufräumarbeiten.
Und der andere ist dieser da, Kanera. Diesen Namen gibt es öfters, ich selbst weiß von mindestens drei Frauen, die so heißen. Aber wenn es diese Kanera ist, dann habe ich sie mal gesehen, als ich Kjane noch als Leibwächter begleitet habe. Das war noch vor dem Erdbeben. Er hat sie abends in ihrem Haus besucht. Sie ist deutlich jünger als er und ziemlich schön und ich vermutete damals, dass er vielleicht eine Beziehung mit ihr hat, vor allem, weil ich draußen vor der Tür warten musste. Er ist zwar nicht sonderlich gut aussehend, aber er hat viel Geld, das könnte ihr Interesse geweckt haben, dachte ich mir. Aber als ich mit einem von Kjanes Männern darüber sprach, lachte der nur und sagte, Kanera sie eine Trankmischerin, die allerlei Arzneien herstellen konnte. Und Anderes. Ja, genauso hat er es gesagt, mit Pause und Betonung. Aber was dieses 'Andere' sein sollte, darüber wollte er nicht reden. Seit dem Erdbeben habe ich nichts mehr von ihr gehört oder gesehen; ich glaube, in letzter Zeit ging Kjane nicht mehr zu ihr. Vielleicht ist sie sogar dabei gestorben?"

Er gab Tazanna die Liste zurück. "Hilft dir das weiter?"

[Tjeika]

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Shaya Kerim
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Kaum, dass Shaya die Stufen erklomm, verlangsamte sie das Tempo ein wenig, auch um Toyan ein wenig mehr Zeit zu verschaffen, seine Gedanken zu klären, ehe sie endlich bei ihm eintrat. Dies geschah, kaum dass er die Kerzen entzündet hatte.
Sie ließ ihn nicht aus den Augen, während sie die Tür hinter ihnen beiden schloss.
"So war das nicht ausgemacht", erklärte sie leise und fast schon zu ruhig, nachdem sie endgültig unter sich waren.

[Cassiopeia]

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Toyan, Tazanna & NPC
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Toyan hielt das abgebrannte Schwefelholz noch in der Hand als Shaya eintrat, die Tür schloss und schließlich sprach.
Bedächtig legte er das Hölzchen auf einer Tonscheibe ab, die dafür da war, sie zu sammeln ohne selbst in Flammen aufzugehen. Erst dann sah er zu ihr. Sie war sauer auf ihn, sonst wäre sie unten nicht auf Abstand gegangen. Doch ihre ruhige Stimme war in diesem Gegensatz der eigentliche Hinweis, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
"Was genau meinst du? Was war so nicht abgemacht?" Es hatte so viele Informationen gegeben an diesem Abend, dass es ihm wirklich nicht bewusst war, wovon sie sprach. Auch, wenn es das ganze wohl kaum besser machte, dass er nachfragen musste.

Tazanna hörte sehr aufmerksam zu und nickte schließlich leicht als Réigam ihr die Liste zurück gab.
"Der Fahrer und diese... Alchemistin? Was auch immer sie ist, die beiden klingen für mich verdächtig genug. Wenn die Alchemistin eine Magierin ist, scheidet sie eigentlich aus, aber es lohnt sich vielleicht dennoch, genauer hinzusehen. Der Fahrer hätte eine perfekte Tarnung. Nimm ihn unter die Lupe, alles, was du über ihn finden kannst. Und präge dir die anderen Namen gut ein, vielleicht stolperst du doch noch über den ein oder anderen. Brinkod, mh. Ich werde selbst ebenfalls nachforschen, mit Glück ergänzen sich unsere Erkenntnisse. Es gab eine Zeit, als sich die Nekromanten auf die Seite der Sine geschlagen hatten, im Widerstand gegen die Herrschaft der Magier. Als die Sine immer mehr Macht gewannen, ließen sie die Nekromanten fallen und Sine wie auch Magier vertrieben sie aus den Ländern Chomas. Wenn nun diese Hintermänner irgendwelche belastenden Beweise haben, dass sie mit den Nekromanten oder den Blutmagiern, die für Nalahr arbeiten, tätig waren, dass sie in diese mögliche Verbindung in das Jenseits eingebunden waren, dann haben wir etwas konkretes. Das müssen wir finden. Möglichst schnell."

[Tjeika]

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Shaya Kerim
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Shaya lehnte sich mit dem Rücken an die geschlossene Tür und verschränkte ihre Arme ineinander.
"Gerade gestern hat uns doch gelehrt, über die Dinge, die unsere Zukunft betreffen zu reden, bevor Entscheidungen gefällt werden."
Sie atmete tief durch, löste ihre verkrampfte Haltung dabei wieder und trat einige wenige Schritte auf Toyan zu.
"Das klang eben gerade im Gespräch mit deinem neuen besten Freund aber ein wenig anders."

[Spikor]

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Réigam
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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"Es wird nicht schwer sein, etwas über Brinkod zu erfahren. Er trifft sich oft mit Kjane, die beiden arbeiten regelmäßig zusammen. Aber wonach soll ich suchen?", fragte Réigam Tazanna. "Du meinst, dass die Leute auf dieser Liste mit den Blutmagiern zu tun hatten. Brinkod könnte alles mögliche in die Stadt rein oder auch hinaus geschmuggelt haben, Gelegenheit dazu hat er täglich. Aber er wird kaum darüber reden, und jetzt, wo die Blutmagier tot sind, hat es sich wohl auch erstmal ausgeschmuggelt. Was könnte denn beweisen - so, dass es vor einem Gericht Bestand hat - dass er mit den Blutmagiern zusammengearbeitet hat?" Unsicher runzelte Réigam die Stirn. Woher Tazanna diese Namen hatte, fragte er nicht, obwohl es ihn schon interessieren würde. Aber dazu war vielleicht später noch Zeit.

[Cassiopeia]

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Toyan, Tazanna & NPC
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Jetzt war es an Toyan, tief durchzuatmen um die richtigen Worte zu finden.
"Willst du wirklich einfach hier herum sitzen und alles abwarten, bis es sich von selber regelt, Shaya? Bis die nächsten was-auch-immer vor der Türschwelle stehen? Es tut mir leid, das kann ich nicht. Wir haben den halben Kontinent bereist um einen Nekromanten aufzuhalten. Der, wie wir heute erfahren haben, vielleicht wieder aus dem Jenseits geholt wurde. Was mich gelehrt hat, dass Zukunftspläne jederzeit durchkreuzt werden können. Ich gehe nirgendwo hin ehe ich nicht sicher weiß, was hier vor sich ging und, wenn nötig, Nalahr abermals gestellt und besiegt ist. Wir dürfen aber nicht so tun, als gäbe es die Welt außerhalb von Port Soles nicht mehr."

"Am besten dazu geeignet wären Nachweise von Aufträgen, Korrespondenzen oder ähnliches. Verwicklungen in Blutmagie, Täuschungsmanöver. Leere Warentransporte, Bestechungen werden allein nicht ausreichen, wären aber ein möglicher Hinweis, denke ich", überlegte Tazanna. "Also brauchen wir auch seine Hintergründe - wo wohnt er, mit wem, hat er Frau, Kinder, Familie, möglicherweise geheime Identitäten... ich würde mich auf alles einstellen. Sogar Nekromantie, wenn es sein muss und wir mit dem Schlimmsten rechnen."

[Tjeika]

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Shaya Kerim
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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"Also sind wir wieder genau da, wo wir gestern schon einmal waren", stellte Shaya nüchtern fest, nachdem sie Toyans Worte einige Sekunden des Schweigens hatte auf sich wirken lassen.
Sie hatte gedacht, sie hätten einen Weg gefunden. Doch offenbar war der für Toyan nicht gangbar.
"Dann verkaufen wir die Taverne."
Sie stieß sich von der Tür ab.
"Es bringt nichts, wenn wir uns hier ein Leben aufbauen, und es dann doch jederzeit zur Disposition steht."
Das konnte und das wollte sie nicht.
"Ich brauche etwas Stetes, Toyan. Einen festen Fleck. Ein Zuhause, etwas, wohin wir beide uns zurückziehen können. Ein... ein..."
Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
"Ein Schiff."

[Cassiopeia]

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Toyan, Tazanna & NPC
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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"Ich sagte 'ich gehe nirgendwo hin ehe ich nicht weiß, was hier los ist'", betonte Toyan noch einmal, "ich habe nie gesagt, wir müssen die Taverne verkaufen!"
Er blinzelte kurz als er begriff, was Shaya da sagte. Glaubte, es zu begreifen. Sicher war er sich nicht.
"Port Soles wird immer mein - unser - Zuhause sein. Egal, wo wir sind. Für ein paar Wochen oder Monate - wir kommen immer wieder. Wir müssen nicht alle Zelte abbrechen. Das würde ich niemals verlangen!"
Als sie von einem Schiff sprach, schlich sich tatsächlich ein kleines Lächeln auf seine Lippen.
"Du bist die Tochter von Piraten. Frei, ungebunden, unabhängig. Ein Schiff passt in dieses Erbe - aber es ist kein fester Fleck und es ist keine Taverne. bist du dir sicher?"

[Spikor]

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Réigam
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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"Na gut, dann werde ich eben einfach nach allem suchen, was ich über ihn finde", meinte Réigam. Er ging davon aus, dass das eine Menge sein würde, aber wieviel davon brauchbar wäre, war fragwürdig. Zumindest die Adresse sollte aber leicht zu beschaffen sein - da konnte er einfach morgen auf der Arbeit jemanden unauffällig fragen. Und was geheime Identitäten anging, würde sich das Bettlernetzwerk wohl eignen, um sie heraus zu finden.

Während Réigam all diese Dinge durch den Kopf gingen, nickte er, ohne es zu merken. Dann erst fiel ihm auf, dass Tazanna ihn anschaute, und er sagte laut: "Ich weiß nicht, was ich finde, aber irgendwas werde ich finden, keine Sorge. Was ist mit der Alchimistin? Die wirkte an sich schon geheimnisvoll... warte, ich denke, ich erinnere mich, wo Kjane sie damals getroffen hat." Er beschrieb Tazanna den Weg und das Haus. Es war in einer mittelständischen Gegend, aber ob die Frau das Haus besaß oder dort nur damals vorübergehend untergekommen war, wusste Réigam nicht. Das Haus stand aber in einem Teil von Port Soles, der beim Erdbeben nicht total zerstört worden war. Zwar hatte es auch dort Schäden gegeben, aber die meisten Häuser standen noch, wenn auch demoliert.

[Tjeika]

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Shaya Kerim
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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"Aber du gehst, irgendwann, und das ist der Punkt", widersprach Shaya nun doch ein wenig aufgebrachter.
"Genau das ist der Punkt. Du bist bereit zu gehen, also kann dies hier keine Heimat für uns sein. Für dich vielleicht, doch für mich war es das nie. Du bist mein Zuhause. Mich hält hier nichts."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Und ein Schiff gibt uns genau die Flexibilität, die wir brauchen, wollten wir dieser Aufgabe gerecht werden, die uns Brihá auferlegt hat."
Toyan schien nicht recht zu begreifen, was sie mit ihrem Vorschlag im Sinn hatte. Und natürlich war es auch die Antwort, die die Piratin in ihr für dieses Dilemma parat hielt.
Dennoch blieb es doch die einzige Antwort.
"Ein Schiff gibt uns einen Raum nur für uns, Sicherheit und etwas zu dem wir, egal wo in Choma wir gerade verweilen, immer wieder zurückkehren können. Es ist die Art zu Hause für Menschen wie uns."