3. Bélan-Inseln

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Sichtlich widerwillig folgte die Frau Eza und versuchte vor dem Wasser zurück zu zucken.
"Semra...", erklang die warnende Stimme des Mannes, der bisher geschwiegen hatte, "sag nichts!"
Doch Semra hatte ganz andere Sorgen, ihre Augen weiteten sich angsterfüllt je näher ihre Hand der Wasseroberfläche kam.
"Nein, Herrin, ich flehe Euch an-"
Aceio ließ die Frau nicht aus den Augen und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Kein Nachlassen. Sonst würde Semra nicht reden.
"Herrin - aaah!" Der Schrei sprach von Schmerzen, als die Fingerspitzen das Wasser berührten.
"Haykim", keuchte Semra und sank zusammen. "Haykim...", flüsterte sie leise, entsetzt darüber, seinen Namen am Ende doch verraten zu haben.
Aceio war mit wenigen Schritten bei dem Mann, der offenbar nicht Haykim war.
"Rede!", forderte Aceio den Mann auf, "oder Semra verliert ihre ganze Hand und mehr."
Der Name Haykim kam Aceio vage bekannt vor. Wer war er? Ein Cousin, Neffe, Ehemann von Thojira?

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Als die Frau anfing zu reden, hielt Eza ihre Hand wieder ein wenig über der Schwefelwasseroberfläche. Ihre Fingerspitzen sahen übel aus. Aber sie würde davon eh nicht mehr viel haben. Immerhin war sie an einem Attentatsversuch an Aceio und sie selbst beteiligt.
"Niemals rede ich", sprach der Mann derweil fest entschlossen.
Und das kostete die Frau die Hand. Eza drückte sie fest unter die Schwefelwasseroberfläche und zuckte dabei nicht einmal mit der Wimper.
"Bitte, sag es ihm", flehte die Frau unter Schmerzensschreien und unter Tränen, als Eza nur noch den Armstumpf herauszog.
"Niemals!", wiederholte der Mann und nahm sogar noch eine stolzere Haltung an, als zuvor schon.

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Das war der Moment in dem Aceio zuschlug. Gezielt in die Magengrube, sodass der Mann nach Luft keuchend taumelte. Aceio ließ das kaum zu, griff den Mann im Nacken und führte ihn zu der Wanne.
"Sieh gefälligst hin!"
Dem Mann tränten die Augen und er bekam kaum Luft, doch das interessierte Aceio nicht. Er sollte hinsehen wenn Semra ihren Arm verlor wegen seines Stolzes.
"Rede."
Währenddessen wurde das Wasser in der Wanne langsam aber sicher heißer. Dämpfe stiegen auf, ätzende Dämpfe. Semra und der Mann hingen mit ihren Gesichtern direkt darüber und begannen zu schreien als ihre Gesichtshaut sich rot verfärbte und ablöste.
Ruckartig zog Aceio den Mann zurück.
"Rede."
Seine Stimme war nicht laut, sondern leise und sehr scharf.
Endlich reagierte der Mann und seine stolze Haltung brach.
"Haykim will seine Schwester Thojira auf dem Thron", brach es aus dem Mann bebend hervor. Er sah furchtbar entstellt aus im Gesicht.
"Er will Rache an Euch, Herrin, dass Ihr den Ewigen Herren Nalahr verraten habt. Ihr habt den Thron nicht verdient sagt er und so will er Euch schaden... er begriff schnell, dass Euch keine reine Geschäftsbeziehung verbindet und so kam ihm die Idee, Euch dort zu treffen, wo Ihr ihn getroffen habt... Ihr habt ihm seine Frau genommen, Ielia..."

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Auch Eza zog Semra zurück. Sie hatte es nicht ganz so sehr getroffen wie den Mann. Doch sie würden beide diesen Morgen nicht überleben. Und hübsch war sie nun auch nicht mehr.
Sie sah zu Aceio. Sie hatte ihr Versprechen nicht vergessen.
"Was soll mit ihnen geschehen, Liebster?", fragte sie lächelnd.
Die Information, die sie brauchten, hatten sie bekommen. Dass darunter auch Dinge waren, die sie noch gar nicht gewusst hatte - zum Beispiel, dass Ielia erneut geheiratet hatte. Aber das ließ sie sich nicht anmerken. Das würde sie mit Aceio besprechen, wenn sie unter sich waren. Und mit Tenya.
"Holt die Zweite Herrin", wie sie derweil eine der beiden Wachen an.

[Cassiopeia]

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Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"Am liebsten würde ich sie in der Badewanne ertränken", erwiderte Aceio, schüttelte aber den Kopf.
"Aber dann würde niemand von ihrem Hochverrat erfahren. Sie sollen hingerichtet werden. Öffentlich. Auf welche Art und Weise überlege ich mir noch." Vielleicht würde das Schwefelwasser doch noch eine prominente Rolle spielen.

Der Wächter verneigte sich hastig und lief davon um kurz darauf mit der Zweiten Herrin zurück zu kehren.

Tenya betrat äußerst besorgt den Raum, in dem sich nichts Gutes abgespielt zu haben schien. Der Mann und die Frau sahen furchtbar aus. So furchtbar, dass sie sie kaum erkannte.
Ihr Blick ging zu Eza und sie verneigte sich leicht.
"Ihr ließet mich rufen, Majestät?"
Der Grund dafür war kaum zu übersehen und sie hoffte, es war nicht das, wonach es aussah.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"Ich bin froh, dass du so entschieden hast", antwortete Eza Aceio mit einem warmen Lächeln und ließ Semra los.
"Es ist wichtig, dass wir unsere Stärke unter Beweis stellen. Und unsere Feinde öffentlichkeitswirksam vernichten."
Dann glitten die Türen schon wieder auf.
"Bringt diese beiden in die Kerker und verarztet ihre Wunden. Sie sollen noch lebendig genug sein, um ihre Hinrichtung mitzuerleben", befahl Eza zunächst den Wachen, als diese mit Tenya zurückkehrten.
Ihr Blick glitt kurz zu der dritten Dienerin.
"Sie steht unter Hausarrest in ihrem Zimmer. Wir sprechen später mit ihr", sagte sie dann.
Sie wollte sich ihre Geschichte anhören und dann konnten sie immer noch entscheiden, ob sie gezwungen worden war und milde bestraft werden sollte oder nicht.
Dann wandte sie sich Tenya zu.
"Bitte, tretet näher", bat sie ihre Stellvertreterin, dann erzählte sie, was geschehen war, was gebeichtet worden war und unterstrich dies mit der kleinen Blüten-in-Schwefelwassernummer, die sie zuvor schon gezeigt hatte.

[Cassiopeia]

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Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Tenya hörte dem Bericht Ezas aufmerksam zu und wurde mit jedem Wort ein wenig blasser. Nervös sah sie zwischen Eza und Aceio hin und her, während sie versuchte ihre Worte zu ordnen.
"Ich hatte nicht gedacht, dass es so schnell geht", sagte sie leise, "ich bin froh, dass Ihr dem Anschlag entgangen seid, Majestät! Ein versuchter Mordanschlag auf Euch und Euren Gemahl - das darf nicht ohne Konsequenzen bleiben!"
"Das wird es nicht", versicherte Aceio ihr, "sie werden hingerichtet, öffentlich."
Doch Tenya schüttelte den Kopf.
"Das meine ich nicht, Herr. Diese Anschlag zeigt uns, dass wir viel eher hätten eingreifen müssen. Wir müssen Thojira und ihre Leute aufhalten. Die zwei, die es am Ende ausführten, waren nur das letzte Glied in der Kette. Wir brauchen den Anker, den wir heraus reißen müssen."

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"Wir können lediglich Haykim etwas nachweisen", erklärte Eza nachdenklich.
Kurz sah sie auf die Dienertür, durch die die Frau mit der vermissten Tochter in ihren Hausarrest gebracht worden war. Auch einer Spur, der sie dringend nachgehen sollten.
Und eine Sache, die ihr persönlich sehr nahe ging. Immerhin war sie ja auch unfreiwillig von ihrer Tochter getrennt worden - wenn auch auf gänzlich andere Art.
"Uns hätte klar sein sollen, dass es so schnell geht. Thojira ist nicht dafür bekannt, Zeit zu verlieren."
Eza seufzte leise, als sie sich neuerlich an die Fensterbank lehnte und ihre Arme vor ihrer Brust verschränkte.
"Aber wir können Thojira zumindest vorläufig in ihre Schranken verweisen, indem wir offenbaren, was wir wissen. Wir richten ihren Bruder gleich mit hin. Damit dürften wir zumindest ein wenig Zeit gewinnen. Denn, wenn sie gegenteilig und damit hektisch reagiert, wird sie unweigerlich Fehler machen."

[Cassiopeia]

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Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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"Um ihn hinzurichten braucht ihr eine öffentliche Aussage der Beschuldigten", erinnerte Tenya sie. "Sie werden kaum etwas sagen. Oder haben wir mehr als das Wort von Semra und Torjan?"
Ah, Torjan also. Damit bekam der Unbekannte auch endlich einen Namen.
"Bisher nicht", gab Aceio zu, "aber da war das dritte Mädchen... Denya? Die du in den Hausarrest geschickt hast", erinnerte er Eza. "Sie könnte die Aussage treffen wenn sie dafür am Leben bleiben darf. Semra und Torjan haben ihr Leben bereits verwirkt und sie wissen es. Sie werden kaum kooperativ sein. Denya hat Angst um ihre Tochter. Wenn wir ihre Tochter retten können, können wir Denya zum Reden bringen und haben die Aussage gegen Haykim, die wir brauchen."

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Morgen
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Eza ließ die Worte von Tenya und Aceio auf sich wirken.
"Er hat Recht", pflichtete sie Aceio bei, "Semra und Torjan haben ihre Leben verwirkt. Es wird nichts bringen, sie weiter zu befragen. Oder zu foltern, sie haben das Schlimmste bereits erlebt."
Damit stieß sie sich vom Fensterbrett ab und legte eine Hand nachdenklich an ihr Kinn, während der andere Arm an ihrem Bauch verblieb. Nachdenklich lief sie ein paar Meter durch den Raum und für ein paar Augenblicke war nur das Klacken ihrer Schuhe zu hören.
"Wir müssen ihre Tochter finden. Denya braucht einen Anreiz, damit sie auch wirklich aussagt. Finden wir ihre Tochter und versprechen ihr, dass sie ein ruhiges Leben mit ihr führen darf - wenngleich selbstredend außerhalb des Palastes - im Gegenzug für ihre Aussage, haben wir alles, was wir brauchen, um Haykim zu richten."
Hinter der Lehne eines Stuhls blieb sie stehen und stützte sich auf eben jene. Ihr Ausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass sie Haykims Tod wollte.
"Was weißt du über sie?", wandte sie sich daher direkt an Tenya, die immerhin in diesen Kreisen gut informiert war.