4. Vereintes Choma

[Spikor]

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Réigam
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Réigam lehnte sich zurück und seufzte: "Nun, irgendetwas muss getan werden. Wenn die Liste lang ist, kann man mit dem Dringendsten anfangen, aber wenn man nicht weiß, was das ist, dann sollte man mit dem anfangen, wo der Anfang am leichtesten ist. Wir sind jetzt seit Monaten hier. In dieser Zeit haben die Blutmagier vor unserer Nase ihr Netz gesponnen und wir haben es nicht bemerkt. Fast hätten sie gewonnen, und seither sitzen wir nur herum und machen Dinge, die tausende anderer Leute auch tun könnten. Aber Dinge, die getan werden müssen, bleiben liegen, weil alle mit sich und der Stadt beschäftigt sind."

Er sah Toyan zweifelnd an: "Meinst du, die Chancen stehen gut, dass sich in den nächsten paar Tagen daran was ändert? Dass sich zum Beispiel bis Ende der Woche eine funktionierende Stadtregierung bildet? Nachdem das in all der Zeit nichts geworden ist? Die Agenten der Blutmagier sind immer noch hier, und wir versuchen nichtmal, sie aufzuspüren. Während wir Essen in die Stadt schaffen und Trümmer wegräumen, streuen sie weiter Zwietracht und bereiten die nächsten Morde vor. Du willst diese Stadt retten? Dann müssen wir endlich anfangen, gegen die vorzugehen, die sie zerstören wollen. Ich denke nach wie vor, dass die Blutmagier von außerhalb kamen, aber sie hatten natürlich Hilfe hier. Der Weg wäre, diese Helfer aufzuspüren und die Hintergründe herauszufinden. Aber das sage ich schon seit Tagen und Wochen. Warum tun wir nichts? Warum vergeuden wir unsere Zeit mit Nebensächlichkeiten?

Du willst die Stadt nicht verlassen, weil Shaya dagegen ist. Warum, ist mir ehrlich gesagt unklar - was erhofft ihr euch davon, hier herumzusitzen und auf euer Ende zu warten? Deshalb willst du gar nicht anfangen, einer Spur zu folgen, von der du dir denken kannst, dass sie nach draußen führt. Sicher ist das ja nichtmal, aber wahrscheinlich. Wenn ich dich frage, was du zu tun gedenkst, grübelst du herum, und nun kommst du mit einer völlig neuen Idee, einem Medium. Gut, davon verstehst du mehr als ich - dann lass uns eben ein Medium suchen. Wenigstens ist dann was getan, auch wenn ich lieber die suchen würde, die uns schaden wollen, das erscheint mir ehrlich gesagt zweckmäßiger. Also, wo fangen wir an? Wann fangen wir an? Oder willst du wenigstens mich losschicken, um die Blutmagier zu jagen, wenn du schon selbst an diese Stadt gefesselt bist?"

Damit hatte Réigam zum ersten Mal vorgeschlagen, allein loszuziehen. Er wusste, dass dies eine neue Grenze war, die er überschritten hatte, aber er war sich sicher, dass er keinen wertvollen Beitrag damit leistete, Aufbauhelfer einer Stadt zu sein, deren Zerfall nach wie vor ungebremst stattfand. Ihm kam langsam das Gefühl, dass Port Soles unweigerlich fallen musste, wenn nicht endlich jemand etwas unternahm.

[Cassiopeia]

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Toyan, Tazanna & NPC
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Tazanna nickte zu Shayas Worten zustimmend und hob ihren Krug Met vom Tresen.
"Ich weihe die Männer mal ein", sagte sie und überließ es so Shaya, mitzukommen oder ob des offenbar aktuell wieder aufgeflammten Streits noch etwas zurück zu bleiben.
So kam Tazanna nicht umhin, die letzten Sätze Réigams zu hören, die unerwartet deutlich waren.
"Vielleicht kann ich helfen", sagte sie und setze sich kurzerhand auf den Platz zwischen beiden Männern, die sich gegenüber saßen. "In mehrerer Hinsicht."
Sie sah kurz zu Toyan, der sehr still und ein wenig blass geworden war und die Worte Réigams noch zu verarbeiten schien.
"Was die Hintermänner der Blutmagier angeht, konnte mein Clan eine Verbindung aufspüren: einige Mitglieder der ehemaligen Bruderschaft suchen bis heute Vergeltung an den Magiern, die sie stürzten. Das ist auch das Ziel der Blutmagier, die aus dem Kreis der Magier Brihás ausgestoßen wurden und beinahe so sehr verachtet werden wie die Nekromanten. Da Nalahr als ihr Halbgott ein Nekromant war, können sie diese Gelegenheit der Rache nicht ungenutzt lassen... und fanden Freiwillige, die als ihre Hintermänner agierten. Keine Fremden von außerhalb, sondern Menschen, die hier aufgewachsen sind und das Gedankengift der Bruderschaft mit der Muttermilch aufgesogen haben. Das sind die, die wir suchen."
Sie sah bedeutsam zwischen Toyan und Réigam hin und her.
"Und wenn wir schnell sind und eine Regierung bilden ehe es jemand anderes tut, können wir sie hinter Gitter bringen statt sie einfach nur zu töten. Oder sie eben öffentlich hinrichten. Der Rat aus Magiern und Sine ist gescheitert, die Menschen hier sind es gewohnt, auf eine einzelne Person zu hören statt sich einigen zu müssen. So sehr sie einander auch derzeit die Hände reichen oder es zumindest versuchen, brauchen wir jemanden, der diese Einigkeit verkörpert - in einer Person. Wenn es von euch niemand machen will, mache ich es eben", erklärte sie beinahe nebenbei und zuckte sogar ein wenig mit den Schultern.

[Tjeika]

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Shaya Kerim
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Shaya sah Tazanna zunächst nur nach, dann aber folgte sie ihr entschiedenen Schrittes. Auch sie hörte Réigams letzte Worte. Und nach diesen verschränkte sie die Arme. Er tanzte ganz schön rücksichtslos auf ihrer Gastfreundschaft herum. Doch zunächst ließ sie die Worte von Tazanna sacken. Die waren ja im Grunde auch genug.

[Spikor]

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Réigam
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Bevor Toyan etwas auf Réigams letzte Äußerung entgegnen konnte, kam Tazanna dazu und berichtete, dass sie - mehr oder weniger - die Hintermänner gefunden hatte, nach denen Réigam seit dem Erdbeben suchen wollte. Erstaunt blickte er sie an und fragte:

"Moment mal, hab' ich das richtig verstanden? Du weißt, wer die Hintermänner sind, und willst dich zur Herrin von Port Soles machen lassen, um sie offiziell verurteilen zu können?"

Inzwischen war auch Shaya dazu gekommen und Réigam schaute ziemlich überrascht zwischen allen Dreien hin und her.

[Cassiopeia]

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Toyan, Tazanna & NPC
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Nun, diese Neuigkeit überraschte auch Toyan so sehr, dass er für den Moment beinahe vergaß, was Réigam ihm zuvor noch alles vorgeworfen hatte. Was er mitnichten so stehen lassen wollte, aber das, was Tazanna gerade offenbart hatte war für diesen Moment wichtiger.
"Du willst - was?", fragte er und blinzelte kurz. "Wie hast du sie gefunden? Hast du... Namen?" Wobei er sich nicht sicher war, ob er sie hören wollte. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass ihm der eine oder andere bekannt war und das war vielleicht mehr als er gerade ertragen konnte.

Tazanna nickte nur ernst bei Réigams Frage nach ihrer Machtübernahme. "Niemand will diese Bürde tragen. Nicht nach dem Fall der Bruderschaft, nicht nach dem Zerfall des neuen Rates. Aber diese Stadt braucht jemanden, der Entscheidungen treffen kann. Für alle Menschen, Sine wie Magier, die Armen wie die Einflussreichen. Ich darf von mir behaupten, alle vier Seiten zu kennen. Ich bin bereit, diese Bürde zu übernehmen, damit es kein anderer tun muss. Es wird hart und schwer werden und vielleicht werde ich ebenso wenig Erfolg haben wie der Rat. Aber ich werde es versuchen. Bevor es jemand anderes tut, der mehr Schaden als Hilfe anrichtet."

[Tjeika]

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Shaya Kerim
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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"Willst du die wirklich wissen?", fragte nun Shaya nach Toyans Frage an Tazannas statt.
Denn sie war sich auch sehr sicher, dass einige der erfragten Namen auf wenig Gegenliebe stoßen würden.
"Und ich finde, dass Tazanna eine wirklich gute Wahl wäre, die so viele Seiten verbinden würde, wie wir beide es niemals abdecken könnten."

[Spikor]

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Réigam
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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"Dass Tazanna es könnte, daran zweiflich ich nicht", erklärte Réigam, "aber ob die Leute das auch so sehen? Du bist seit dem Erdbeben überall bekannt, aber es wird sicher einige geben, die lieber selbst die Macht übernommen hätten. Andererseits ist vielleicht gerade jetzt die beste Gelegenheit für so einen Zug, denn nach dem Erdbeben muss ein Machthaber viel leisten und wird wenig Gewinn aus seiner Position ziehen, da halten sich solche Leute natürlich zurück und keiner traut sich aus der Deckung. Später, wenn die Folgen des Erdbebens einigermaßen überstanden sind, wäre es wohl schwerer für dich. Wahrscheinlich lassen sie dich am Anfang sogar relativ ungestört die Stadt wieder aufbauen, damit sie selbst es nicht machen müssen; erst wenn das geschafft ist, werden sie anfangen, dir Probleme zu machen. Aber wenn du diese Zeit, noch während des Wiederaufbaus, nutzen kannst, um öffentlich wirksame Prozesse gegen die Schuldigen zu führen, dann würde das deine Position sehr stärken." Réigam nickte vor sich hin. "Ja, das könnte klappen! Trotzdem ist das sehr mutig von dir, denn es wird sehr hart und danken werden es dir längst nicht alle."

[Cassiopeia]

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Toyan, Tazanna & NPC
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Tazanna sah bei Shayas Worten an Toyan ebenfalls zu diesem. Etwas war mit ihm geschehen, etwas, das ihn verändert hatte. Etwas, das vor den Blutmagiern nicht dagewesen war.
Vielleicht, verbesserte sie sich in Gedanken, war es schon immer da gewesen. Doch diese Ereignisse hatten etwas in ihm gebrochen, das vorher so selbstverständlich erschienen war. Es war tragisch, ihn so zu sehen. So fasste sie eine Entscheidung.
"Nein", antwortete sie und schüttelte leicht den Kopf. "Keine Namen. Aber wir werden sie finden."
Sie hoffte, es ergab sich eine Gelegenheit mit Shaya allein zu sprechen. Und mit Réigam. Ihnen würde sie die Namen geben. Nicht Toyan. Es würde das wenige, was ihm geblieben war, auch noch zerstören.

"Gut", erwiderte Toyan und erhob sich, "dann müsst ihr mich entschuldigen. Wir haben abgemacht, was zu tun ist. Morgen abend haben wir neue Informationen." Er fühlte sich plötzlich wahnsinnig erschöpft.
"Oh, Tazanna", hielt er noch einmal inne und sah sie an, "Réigam hat vermutlich mit sehr vielem Recht, was er sagt. Es wird hart und undankbar und ich bete zu den Göttern, dass der Tag niemals kommen wird, an dem wir auch dein Blut vom Pflaster aufwischen müssen. Aber du bist die Richtige, diesen Schritt jetzt zu gehen. Aber: gibt den Menschen Mitbestimmungsrecht. Sie wurden zu lange Fremdbestimmt."
Mit diesem direkten Vorschlag einer Wahlbeteiligung zog er sich zurück, sein Kopf schwirrte von all den Informationen, den Wortwechseln wie auch den ungesagten Worten.

[Tjeika]

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Shaya Kerim
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Shaya hörte Réigam zu, dann schüttelte sie dezent den Kopf. Sie hatte nicht den Eindruck, dass er die Mentalität dieser Stadt begriffen hatte. Und ein wenig anmaßend gegenüber Tazanna waren seine Warnungen auch. Aber das war nicht ihre Aufgabe, es ihm zu erklären. Tazanna wusste, was sie tat. Shaya hatte Vertrauen, dass sie auch wusste, auf was sie sich einließ.
Entsprechend seufzend reagierte sie auf Toyans Einwand, ließ ihn aber ebenso schweigend ziehen.
"Du machst das schon", sprach sie Tazanna ihr Vertrauen aus und klopfte der Freundin auf die Schultern.
"Ihr entschuldigt mich. Ich muss mit meinem Ehemann sprechen."
Dringend, wie es schien. Entsprechend schnellen Schrittes folgte sie Toyan die Stufen hinauf.

[Cassiopeia]

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Toyan, Tazanna & NPC
Port Soles
Mitte Februar im 146. Jahr des Lichtes
Abend
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Toyan wusste, dass Shaya ihm folgte, noch ehe er das Ende der Treppe erreicht hatte, die zu ihren privaten Gemächern führte.
Er blieb nicht stehen, ließ am Ende aber die Tür offen als er hindurch trat. Langsam schälte er sich aus seinem Mantel, den er noch immer trug, legte ihn über die Stuhllehne und entzündete zwei Kerzen auf dem Sims um für etwas Licht zu sorgen - und auch, um etwas zu tun zu haben während er wartete, dass Shaya ihn einholte.

Tazanna sah Shaya hinterher, die ihrerseits Toyan recht eilig und besorgt gefolgt war. Ob es diesmal zu einer Aussprache kam, die länger als wenige Stunden hielt? Sie hoffte es.
Ihr Blick wanderte zu Réigam. Sie zog einen Zettel hervor und reichte ihn ihm.
"Zehn Namen. Kommt dir davon einer bekannt vor, sag es mir. ich brauche Informationen über die, die du nicht kennst. Und kein Wort davon zu Toyan. Noch nicht."