Kapitel 7

[Tjeika]

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Shaya Zarin & Noyan Uyguba
Westhafen, Senn-Wüste
04. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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Shaya stutzte. Sie hätte nicht erwartet, dass Aceio so alt war. Dass er alt war, war ihr irgendwie klar gewesen. Aber das übertraf alles, was sie sich dahingehend ausgemalt hatte.
"Das erklärt vielleicht etwas über die Hintergründe, aber beantwortet nicht meine Frage. Ich habe genug gehört, Ihr werdet meine Fragen ohnehin nicht beantworten. Ich bin raus!", rief sie erzürnt und wandt sich zum Gehen um.
"Ich werde mich sicher nicht noch einmal so benutzen lassen, ohne zu wissen, wofür ich da eigentlich kämpfe."

[Cassiopeia]

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Toyan / Aceio
Westhafen, Senn-Wüste
04. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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"Shaya -", murmelte Toyan, doch es war ein eher halbherziger Versuch, sie aufzuhalten. Er verstand sie ja. Er wusste nur selbst nicht, wie er darauf eigentlich reagieren sollte.
"Eigentlich", setzte Aceio an, ehe Shaya sich ganz herum gedreht hatte, "wollte ich das allen bei dem Treffen morgen erklären. Aber wenn es Euch beruhigt, versuche ich es Euch jetzt zu erklären. Ich werde dazu aber etwas ausholen müssen, denn es ist wichtig, dass Ihr die Hintergründe versteht - soweit ich selbst sie überhaupt verstehe - wenn Ihr die Gegenwart und meines und Gileans Handeln verstehen wollt." Er sah zu Shaya und Toyan. "Bitte, hört mich an. Wenn Ihr danach noch immer gehen und aussteigen wollt, werde ich Euch nicht aufhalten."

[Tjeika]

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Shaya Zarin & Noyan Uyguba
Westhafen, Senn-Wüste
04. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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"Warum nicht gleich so?", fragte Shaya durchaus ernst gemeint.
Aceio hätte ja nur erwähnen müssen, dass sie Antworten bekämen, anstatt sie mit halbherzigen Floskeln abzuspeisen.

[Cassiopeia]

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Toyan / Aceio
Westhafen, Senn-Wüste
04. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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"Weil auch alte Männer manchmal sehr kurzsichtig denken", meinte Aceio und Toyan konnte sich gerade daran hindern, die Augen zu verdrehen. Seit wann sprach Aceio so verdreht?
Aceio selbst setzte sich auf einen Mauervorsprung und es brauchte eine Weile, bis er die Worte ein wenig sortiert hatte.
"Zu einer Zeit, die längst vergesse scheint, waren Sine und Magier einander ebenbürtig", begann er schließlich und Toyan hätte beinahe aufgestöhnt. Wollte Aceio tatsächlich bei den Uranfängen von Chomas Geschichte beginnen? SO alt konnte er unmöglich sein!
"Es war eine Zeit des Gleichgewichtes - und eine Zeit, in der Götter menschlich waren. Brihá, eine atemberaubende Frau in Rot mit unglaublichen Kräften. Valo und Mustah, der Helle und der Dunkle, Zwillinge in einem Körper. Sie waren unbeschreiblich starke Menschen, die den Weg fanden, jenseits aller körperlicher Grenzen zu wandern. So wurden sie zu Göttern und ihre menschliche Existenz war bald vergessen. Ihre Namen jedoch nicht. Sie werden bis heute verehrt und einige versuchten, ihrem Beispiel zu folgen. Einer von ihnen war Nalahr. Wo heute die Wüste sich von Ost nach West erstreckt, war einst sein Land. Ein König - eher, ein Tyrann. Er gierte mehr als alle anderen nach Macht. Ein altes, stolzes Adelsgeschlecht waren sie, bis der Ehrgeiz ihnen den Untergang brachte. Es ist niemandem seit Brihá, Valo und Mustah mehr gelungen, in die göttlichen Sphären aufzusteigen. Sie alle endeten qualvoll. Nalahr akzeptierte dieses Schicksal nicht und wandte sich gegen die Magier. Er gab ihnen die Schuld, Brihá begünstige ihn nicht durch ihre eigensinnige Lebensweise. Oberflächlich war es ein Krieg zwischen Sine und Magiern, doch schon damals war es unter dieser Oberfläche ein viel größerer Machtkampf. Zu jener Zeit lernte ich Gilean kennen."
"Moment - Gilean ist so alt wie Ihr?!", fragte Toyan perplex. "Aber er ist - er war doch ein Sine!"
Aceio nickte. "Ein sehr mächtiger Sine. Zu manchen Zeiten werden manche Kinder von den Göttern auserwählt und wie der Zufall es wollte, trafen so Gilean und ich zusammen. Wir erkannten die Gefahr, die Nalahrs scheinbarer Rückzug barg, die Umkehr der bisherigen Machtverhältnisse führte nur zu neuen Problemen. Wir begannen, ein Netzwerk aufzubauen von jenen, die bereit waren, diese Machtgefälle hinter sich zu lassen und zur alten Gleichheit zu streben. Und wir trugen Informationen zusammen - über Legenden, über die Götter - nein, keiner von uns beiden ist so alt, dass wir diese Zeit selbst erlebt haben - über alles, was uns helfen könnte, diesen Weg zu eben. Ich habe und hatte nie die Absicht, Euch auszunutzen oder hinter das Licht zu führen, das müsst Ihr mir glauben. Aber dieses Wissen hätte ich damals niemals unbedacht mit Eurer Gruppe teilen können. Dieses Wissen ist gefährlich. Darum habe ich und auch Gilean geschwiegen und Euch einen Teil zugänglich gemacht. Um Euch zu schützen."
Er machte eine kurze Pause und Toyan fand, dass er mit einem Mal sehr erschöpft wirkte.
"Wir konnten vieles zusammen tragen und doch klaffen noch immer riesige Wissenslücken in unseren Köpfen - nun, in meinem Kopf. Mit Gileans Tod in Port Soles beschloss ich, Euch in alles einzuweihen, sollte ich selbst überleben. Hier nun laufen, wie es scheint, alle Stränge zusammen. Die Euren und die meinen, die der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und die des Wissens und der Völker aus ganz Choma."

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Shaya Zarin & Noyan Uyguba
Westhafen, Senn-Wüste
04. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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Shaya war nicht wirklich besänftigt. Aber immerhin ein bisschen ruhiger ob der Tatsache, dass Aceio endlich die Wahrheit gesprochen hatte. Zumindest hoffte sie das. Es war viel zum Verdauen. Sehr viel.
"Und Ihr seid sicher, dass Gilean den Tod gefunden hat?", hakte sie nach.
Bei jenen Dingen schienen die Gesetze des Lebens und Vergehens ja mit einem Mal ausgehebelt.

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Toyan / Aceio
Westhafen, Senn-Wüste
04. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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Toyan sah bei dieser Frage zögernd zu Shaya. "Er... ist in meinen Armen gestorben, Shaya. Er hat nicht mehr gelebt." Verbrannt hatten sie ihn allerdings nicht. "Wenn er zurück kehrt, dann als Untoter in Nalahrs Ketten." Ein furchtbarer Gedanke.
Aceio nickte leicht. "Sein Tod brachte vieles in Gefahr. Ihr werdet morgen fest stellen, dass ich alle dann Versammelten aus unterschiedlichen Begebenheiten kenne. Ihr alle seid ein sehr wichtiger Teil dessen, dass dieser Schlag gegen Nalahr, der nicht in einer Vertreibung, sondern dem wirklichen Untergang des Halbgottes enden soll, gelingen kann. Ich habe... Schriften erhalten, die zur Zeit übersetzt werden und ich hoffe, dort die Grundlage zu erfahren von alledem: warum werden manche Menschen Magier und andere nicht. Ich glaube, wenn dies gelüftet und verstanden wird, kann ein Weg zur alten Gleichheit geebnet werden. Ich hoffe es sehr."

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Shaya Zarin & Noyan Uyguba
Westhafen, Senn-Wüste
04. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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Shaya hielt die Aussage Toyans nach dem, was Aceio erzählt hatte, für nicht ganz so selbstverständlich, nahm es für den Augenblick aber als gegeben hin.
"Das wäre wünschenswert", stimmte Shaya, nun zumindest ein bisschen friedlicher gestimmt, zu.
"Wann genau treffen wir uns in der großen Gruppe mit allen?"
Immerhin hatte sie heute noch eine Verabredung. Und erst, wenn alle dort waren, konnten sie weitere Pläne schmieden.

[Cassiopeia]

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Toyan / Aceio
Westhafen, Senn-Wüste
04. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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"Morgen zur Mittagsstunde im der großen Ruine eines gelben Eckhauses. Ihr könnt es nicht verfehlen. Es tut mir leid, Euch solches Unbehagen bereitet zu haben. Das war keineswegs meine Absicht. Vielleicht versteht Ihr mich nun ein wenig besser. Ich würde mich ehrlich freuen, wenn Ihr morgen ebenfalls kommt. Dort können wir in aller Ruhe über alles sprechen und diskutieren."
Toyan nickte leicht, sah dann aber erst zu Shaya, ehe er Aceio wieder ansah.
"Wir werden dort sein", antwortete er dann. Alles andere würde sich danach entscheiden.

[Tjeika]

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Shaya Zarin & Noyan Uyguba
Westhafen, Senn-Wüste
04. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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"Wir werden dort sein, mehr verspreche ich nicht", sprach Shaya.
Aceio brauchte bloß nicht glauben, dass damit alles aus der Welt war.
"Wenn Ihr mich nun entschuldigt", bat sie mit dem letzten Rest Höflichkeit, der ihr noch geblieben war.
Ihr Blick glitt zu Toyan, dem sie mit einem Nicken andeutete, mit ihm sprechen zu wollen.

[Cassiopeia]

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Toyan / Aceio
Westhafen, Senn-Wüste
04. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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"Aber natürlich", antwortete Aceio. "Danke, dass Ihr mir zugehört habt. Ich freue mich auf Euer Kommen." Damit stand er auf und neigte kurz den Kopf. Toyan verabschiedete sich ebenfalls und folgte dann Shaya, die eilig von Aceio fortkommen wollte, so schien es. Als er schließlich zurück blickte, war der alte Mann mit so vielen Geheimnissen verschwunden.