EINS - Alba

[Ayrina]

Aasiya Jamail
Straßen, Alba
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Sie sah zu ihm und Sorge schlich sich in ihren Blick. Der Husten war hartnäckig. Viel zu hartnäckig für ihren Geschmack und für einen Moment trat aller Ärger und alle Frustration in den Hintergrund. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und reichte ihm das Wasser zurück.
"Hier, trink etwas;" bat sie sanft.

[Tjeika]

Ishtah Jadil
Kuppelsaal, Alba
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Ishtah atmete tief durch und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen. Es war ermüdend, anstrengend. Ishtah hatte gehofft, dass ihre Rede etwas bewirkt, doch schnell hatte sich gezeigt gehabt, dass es doch wieder nur um Gerede ging.
Umso dankbarer war sie für den Einfall, den Randra gemacht hatte. Wenn keine Namen und Firmen genannt wurden, dann war das etwas, was den Umweltaktivisten einen kleinen Vorteil verschaffte, weil Korruption so schwieriger wurde. Aber schnell wurde ihr klar, dass die Lobbyisten, denen, die sie bestachen oder bei denen sie aus Jobversprechen Einfluss hatten, sicher auch anders mitteilen konnten, was sie zu tun hatten.
Schnell stand sie auf, schnappte sich eine Flasche Wasser und suchte das Weite.

[Cassiopeia]

Essar / Randra
Kuppelsaal, Alba
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Dankbar nahm Essar die Wasserflasche und trank vorsichtig, bis der Hustenreiz nachließ. Schweigend sah er eine Weile auf das Regierungsgebäude, das nun im bläulichen Licht der Laternen lag. Die Dunkelheit kam binnen Minuten und mit ihr die Kälte.
"Ich hol uns die Decken raus", meinte er und zog den Reißverschluss ihres Zeltes auf. Dann grinste er.
"Oder kommst du mit rein? Bis Mitternacht dauert es noch etwas..."

Vermutlich würde auch diese Konferenz ins Leere laufen, Randra hatte es befürchtet. Es schien kein Dialog, kein konstruktiver Austausch möglich zu sein. Es war enorm frustrierend. Sie stieg nach oben, immer höher in der Kuppel, bis sie zu dem Dachplateau kam. Sie brauchte dringend frische Luft.

[Tjeika]

Ishtah Jadil
Kuppelsaal, Alba
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

"Auch das Bedürfnis nach frischer Luft?", schmunzelte Ishtah, die hier oben nur wenige Minuten vor Randra angekommen war.
Sie hatte eine Flasche Wasser in der Hand und hatte sich mit der anderen auf das Geländer gelehnt.

[Cassiopeia]

Randra
Kuppelsaal, Alba
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Randra lächelte, als sie Ishtah sah und nickte.
"Dringend", gab sie zu. "Wenn das so weiter geht, werde ich die ein oder andere Partei des Saales verweisen müssen. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass die Demonstranten das nicht sehen. Wir liefern ihnen ja alle Gründe, Recht zu haben und uns für völlig unfähig zu halten." Seufzend strich sie sich durch die Haare, deren Knoten sich ein wenig gelockert hatte.
"Es ist unmöglich, alle Interessen zu wahren. Leider entscheidet am Ende doch immer nur das Geld und der Einfluss. Das wird auch dieses Mal so sein."

[Tjeika]

Ishtah Jadil
Kuppelsaal, Alba
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

"Ich verstehe immer besser, warum sie auf die Straße gehen", gestand Ishtah ein.
"Nicht, dass ich alle ihre Mittel und Methoden gut heiße", schränkte sie sogleich ein.
"Aber sie haben viel früher gewusst, als wir, wie groß der Einfluss der Lobbyisten wirklich ist."

[Ayrina]

Aasiya Jamail
Straßen, Alba
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Aasiya sah zu ihm und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.
"Wie könnte ich da Nein sagen"; schmunzelte sie und folgte ihm in das kleine Zelt. Hier waren sie zumindest etwas vor der eisigen Kälte geschützt. Sie schloss den Reißverschluss und sah lächelnd zu Essar. Sanft nahm sie sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn.

[Cassiopeia]

Randra / Essar
Kuppelsaal, Alba
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Randra nickte. "Man muss differenzieren. Die, die nur Plakate aufhängen, aber friedlich sind und die, die Brandsätze werfen und Scheiben einschmeißen. Mit Letzteren würde ich kein Wort wechseln. Aber mit der ersten Gruppe... ich denke, wir können uns diese Kluft des Schweigens nicht mehr leisten. Nicht als Regierung, nicht wenn wir uns verantwortlich nennen wollen für die Gesellschaft und den Planeten. Sie haben Recht, die dort unten. Wir versagen auf ganzer Linie. Seit Jahren. Stehen mit leeren Händen da und doch schließen wir jene aus, die vielleicht gute und sinnvolle Ideen haben. Wenn wir so weiter machen, verlieren wir jede Legitimation, uns Regierung und Stimmen der Menschheit zu nennen."
Sie schüttelte den Kopf. "Verzeihung. Ich fühle mich nur so machtlos. Ich bin die Erste Stimme und weiß nicht, was ich tun soll. Dabei ist es theoretisch so einfach: wenn die bisherigen Maßnahmen nicht reichen, müssen sie verschärft werden. Höhere Auflagen an die Industrie, höhere Überwachung der Atmosphäre, höhere Ausgaben. Eine härtere Linien gegen Planetenausbeutung und Wirtschaftsinteressen und für den Umweltschutz und das Klima mit entsprechenden Subventionen - die wir bereits zahlen an klimafreundliche Unternehmen. Dann müssen wir den Anreiz verstärken..."
Sie sah Ishtah an. "Ihre kleine Nicht-Rede hat mir gefallen", sagte sie dann. "Lassen Sie mir Ihre Ausarbeitungen dennoch zukommen? Mit Ihren Daten kann ich die Pläne untermauern und die neuen Auflagen rechtfertigen. Sie werden den wenigsten gefallen und ich werde mich sehr unbeliebt machen. Aber Sie haben mir ein klein wenig die Augen geöffnet. Wenn wir nichts tun, tun es die dort unten. Und Gewalt und Drohungen sind sicher nicht die Lösung, die wir anstreben."

Essar lächelte und erwiderte den Kuss. Sanft drängte er Aasiya auf die wärmende Unterlage. Sie mussten leise sein, doch um sie herum war genug Trubel um sich eine solche Ablenkung zu erlauben.

[Ayrina]

Aasiya Jamail
Straßen, Alba
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Es war berauschend und Aasiya genoss Essars Berührungen und das Gefühl seiner Lippen auf ihren. Sie befreite ihn von seiner Kleidung und eroberte seinen nackten Körper mit ihren Lippen. Dies war defintiv die beste Art, sich die lange Wartezeit zu vertreiben.

[Tjeika]

Ishtah Jadil
Kuppelsaal, Alba
2. Quartal des Jahres 2457
Abend

Ishtah lächelte schwach, nickte aber, bevor sie einen Datenstick aus ihrer Tasche holte.
"Den wollte ich Ihnen so oder so zukommen lassen. Nur bei denen da unten wäre es verschwendete Liebesmüh. Ich habe jedes Wort gemeint, was ich sagte. Wenn wir so weitermachen, dann wird die Gewalt nur zunehmen. Ich will Ihnen als Erste Stimme nicht zu nah treten, Dae, aber es stimmt. Sie werden die Legitimation verlieren, wenn nur der Wirtschaft Gehör geschenkt wird. Es muss etwas geschehen. Und das bald. Sonst ist es nicht nur die Regierung, die baden geht, sondern der ganze Planet", betonte sie noch einmal und schüttelte den Kopf.
"Es gab schon wegen weniger Revolutionen. Ich mache mir ernsthaft Sorgen."