Leinen Los! - Ableger

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Morgen
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Die folgende Stunde verbrachten Kara und John damit, Kharechas Ausführungen mehr als nur genau anzuhören. Er erzählte ihnen von den Grundlagen der Astronomie, erzählte ihnen von der Kartographie, erzählte ihnen, wie Kompasse, Loggen und andere wichtige Gerätschaften der Nautik funktionierten. Es war spannend, ihrem Vater zuzuhören und Kara war sich sicher, noch niemals zuvor an einem einzigen Tag soviel gelernt zu haben - nicht einmal an den zwei Tagen, an denen Kharecha ihr das Lesen und Schreiben beigebracht hatte. Damals war es ein wahrer Marathon gewesen, den sie geistig hatte zurücklegen müssen. Doch er verblasste im Gegensatz zu dem, was sie und John hier nun lernten.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Mittag
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John hatte sich schon längst weit über den Tisch und die Karten gebeugt, stellte hier und da eine Frage und lauschte Kharechas Erklärungen. Er merkte nicht einmal, wie die Zeit verstrich, bis Andres anklopfte und mit einem erwartungsvollen Lächeln die Tür öffnete.
"Es ist soweit, Kharecha", sagte er grinsend und schlagartig fiel John der Überfall wieder ein.

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Mittag
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"Viel Erfolg", sagte Kara wehmütig.
Kharecha strich ihr über den Rücken, als er aufstand, um den Raum zu verlassen und das zu tun, was Piraten halt so taten.
"Berechne uns in der Zwischenzeit doch schoneinmal die Route in Richtung Lindisfarne", sprach Kharecha sanft zu seiner Tochter.
"Wir reisen an die schottische Küste?", fragte Kara stirnrunzelnd, woraufhin Kharecha nur nickte.
"Es soll ein Handelskonvoi dorthin unterwegs sein."

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Mittag
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John trat zu Kara und brachte seinen Mund nah an ihr Ohr.
"Ich bring dir was mit", flüsterte er und zwinkerte ihr zu, ehe er Kharecha nach draußen folgte. An Deck waren die Männer in heller Aufregung und die Vorfreude war schier greifbar. In der Ferne sah man ein Handelsschiff und John atmete tief durch. Jetzt ging es also los.
Bitte Gott, lass mich das ohne Blamage überstehen, betete er und seine Finger schlossen sich um das Entermesser an seinem Gürtel.

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Mittag
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Kara hatte gelächelt, als John ihr zugeflüstert hatte, er würde ihr was mitbringen. Sie war schon sehr gespannt, um was es sich dabei handeln würde. Und ja, sie freute sich schon sehr darauf. Noch mehr hätte es sie allerdings gefreut, wenn sie an dem Beutezug direkt hätte teilnehmen können. Doch dem war nun einmal nicht so, also beschloss Kara sich mit dem zufrieden zu geben, was sie tun konnte und durfte. Und immerhin, noch niemals zuvor hatte sie eine Reiseroute berechnen dürfen, was mitunter vielleicht auch daran hatte liegen können, dass sie es vor dem heutigen Tage auch noch nicht beherrscht hatte.
So machte sich Kara, trotzdessen sie nicht am Beutezug teilnehmen durfte, mit einem Lächeln an die Arbeit, während sie von draußen durch die Tür gedämpfte Kampfesschreie hörte. Es hatte also begonnen.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nachmittag
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Es war ein harter Kampf. Die Mannschaft war wehrfähiger, als John gehofft hatte und ihm stand der Schweiß auf der Stirn. Doch bisher hatte er sich mehr schlecht als recht seiner Haut erwehren können. Langsam ließ die Gegenwehr der Mannschaft nach und schließlich gaben sie auf. Die Männer der India jubelten und begannen, den Lagerraum des Schiffes zu plündern. John hingegen hatte sein Versprechen nicht vergessen und so schlich er ungesehen in die Kapitänskajüte und sah sich dort um. Es gab eine ganze Menge Schätze hier, doch es war nicht das richtige für Kara. Als er ein Fach des wertvollen Schreibtisches öffnete, sah er es und er lächelte. Das war genau das richtige. Hastig verbarg er seinen Schatz in seinem Gürtel, ehe er wieder zur Tür trat. Doch plötzlich hörte er etwas hinter sich.
"Verfluchtes Piratenpack!", schrie einer und erschrocken drehte John sich um. Ein alter Mann stand vor ihm mit gehobenem Dolch und stach nach ihm. Erschrocken riss John den Arm hoch und dachte nicht einmal an sein Entermesser. Tief drang der Dolch in seinen Unterarm ein und John schrie auf, ehe es ihm irgendwie gelang, dem alten einen harten Stoß vor die Brust zu versetzen. Mit einem dumpfen Aufschrei taumelte er zurück und schlug mit dem Kopf hart gegen die Wand. Ein gurgelnder Laut entrang sich seiner Kehle und er sank zu Boden. John biss die Zähne zusammen und presste seinen Arm gegen den Oberkörper, als er zurück an Deck schlich.

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nachmittag
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Kara war längst fertig mit der Berechnung der Route. Ihre Hand spielte abwesend mit dem Zirkel, den sie dafür genutzt hatte. Sie war ungeduldig geworden. Es dauerte alles schon viel länger, als gewöhnlich. Und Kara bereitete dies durchaus Sorgen. Was, wenn John oder ihrem Vater etwas zugestoßen war? Die Finger ihrer anderen Hand tippelten ungeduldig auf dem Holz des großen Tisches in der Mitte des Raumes, an dem sie saß. Die Karten hatte sie längst wieder auf den Schreibtisch ihres Vaters gelegt und entsprechend verstaut, so dass sie nicht, sollte ein Sturm kommen, vollkommen durcheinander geraten würden.
Wo bleiben sie denn nur? Wenn sie nicht gleich auftauchen, gehe ich nachsehen!

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Morgen
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Niemand hatte sein Verschwinden bemerkt und John schmuggelte sich ein wenig in den Hintergrund. Sein Ausflug in die Kapitänskajüte war nicht abgesprochen gewesen und über die Konsequenzen wollte er lieber nicht nachdenken. Also war es besser, diese Sache für sich zu behalten. Schließlich hatten sie alles erbeutet, was lohnenswert war und kehrten jubelnd auf die India zurück. Sie hatten mehr als gute Beute gemacht und nun beeilten sie sich, Abstand zwischen sich und das Opfer zu bringen.

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Morgen
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Jubelschreie.
Na endlich!!!
Kara stand schneller auf, als es gut für ihren Kreislauf war, doch sie wartete nicht darauf, dass sich die Sicht klärte. Ohne zu zögern rannte sie auf die Tür der Kapitänskajüte zu. Sie würde sofort nach oben eilen, egal, wer sich ihr in den Weg stellte. Keine Sekunde länger wollte sie warten.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Mittag
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Erleichtert stimmte John in den Jubel mit ein, auch wenn er versuchte, sich ein wenig unauffällig in Richtung Mannschaftsunterkünfte zu schieben. Dort würde er sicher etwas finden, um den Arm zu verbinden, bevor jemand etwas merkte. Noch waren alle einfach zu abgelenkt. Noch hatte niemand es gesehen und so sollte es auch bleiben.