Kapitel 8

[LaBerg]

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Vezor
Westhafen, Senn-Wüste
16. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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"Dann soll es so sein", sagte Vezor mit einem Nicken zu Lorec. "Ich werde es so aussehen lassen als ob es ihre eigenen Schiffe sind, die sich untereinander angreifen. Das sollte noch für etwas Verwirrung bei unseren Gegner sorgen und die Aufmerksamkeit erstmal von uns weglenken."
Vezor konnte nur hoffen, dass es möglichst lange dauerte bis sie ihn und das verborgene Schiff auf dem er sich befand entdeckten.

[Ayrina]

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Sara
Westhafen, Senn-Wüste
16. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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Wollte Nalahr sie alle zu seinen untoten Sklaven machen? Sara wurde kalt. Das wäre ein Schicksal schlimmer als der Tod und das mussten sie auf jeden Fall verhindern. Sie schlich langsam ein wenig zurück und machte sich auf die Suche nach der Kapitänskajüte. Wenn sie ungesehen da hineinkam, konnte sie direkt in Nalahrs Sachen nach Informationen suchen.

[Cassiopeia]

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Nilisa / Toyan / Lorec
Westhafen, Senn-Wüste
16. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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Der Himmel schimmerte blutrot, obwohl es erst Nachmittag war. Ein roter Nebel senkte sich herab und begann in Schwaden umher zu ziehen, legte sich über die Meeresoberfläche oder hüllte die Masten ein. Ab und an entluden sich dunkelrote Blitze daraus, welche die Luft zum Vibrieren brachten.
Die Sonne begann zu verschwinden. Nicht in den roten Schwaden, sondern etwas großes, Dunkles schob sich langsam vor die gleißende Scheibe und aus dem zuvor hellen, sonnigen Nachmittag wurde ein rotes, zwielichtiges Inferno.
"Die Sonnenfinsternis", flüsterte Toyan, der sich an die Zeilen aus dem Buch der Prophezeiungen genau erinnerte. Dies war also der Beginn... oder ihrer aller Untergang.
Er spürte einen Luftzug, der ihn erfasste und plötzlich schien etwas durch ihn hindurch und in ihn hinein zu fahren und dann war er nicht mehr nur Toyan Kerim. Sein rechtes Auge wurde hell, während sein linkes sich schlagartig verdunkelte. Dasselbe passierte mit seinen Haaren. Er schien immens an Größe zu gewinnen - nicht physisch, sondern auf nicht greifbarer, aber dennoch deutlich wahrnehmbarer Ebene. Und als er den Mund öffnete um zu sprechen, war es nicht seine Stimme, sondern die eines sehr alten Gottes.
"Nalahr ibn Kadech", sprach er und war über die gesamte Meeresenge zu hören, "Beschwörer der Toten und Dieb der Seelen. Ein Gott willst du sein, wo nichts Göttliches ist. Niemand außer uns ist göttlich und soll es je sein."
Es waren drohende Worte und dann geschah etwas Ungeheuerliches: aus all jenen, die Untot waren, wichen die Seelen, die keinen Frieden hatten finden können, und sammelten sich wie eine Schar schwarzer Geister dichter und dichter um die Schiffe des Nekromanten, der die Götter erzürnt hatte.

Toyan brach indes auf dem Deck zusammen, nachdem der Zwillingsgott ihn verlassen hatte und bekam nichts mehr davon mit, als die Ohnmacht ihn übermannte.

[Tjeika]

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Shaya Zarin & Noyan Uyguba
Westhafen, Senn-Wüste
16. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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Shaya hatte kaum damit begonnen, sich auf die Verteidigung zu konzentrieren, als die Zwillingsgötter in Toyan fuhren. Erschrocken und mit offenem Mund sah sie auf ihn, der am Boden lag.
"Bei Brihá", murmelte sie und kniete sich neben ihn, hob seinen Kopf auf ihren Schoß.
"Toyan, wach auf", flehte sie nachgerade.
Noyan sah zwischen den Beiden und den restlichen Geistmagiern hin und her.
"Nun macht schon, nutzt die Gunst der Stunde", rief er in einem seltenen Moment, an dem ihm seine Schüchternheit egal schien.

[Cassiopeia]

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Toyan
Westhafen, Senn-Wüste
16. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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Als Toyan blinzelte, verblasste die ungleiche Farbe seine Augen und Haare bereits wieder, welche der Zwillingsgott aus Tod und Leben hervor gerufen hatte.
"Was - ?", versuchte er zu fragen, als er Shayas besorgtes Gesicht über seinem sah. Er hatte keinerlei Erinnerung an die letzten Minuten, geschweige denn daran, wie er auf den Boden gelangt war.

[Tjeika]

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Shaya Zarin & Noyan Uyguba
Westhafen, Senn-Wüste
16. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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"Du warst der Zwillingsgott", flüsterte Shaya, die Toyan aus großen Augen anblickte.
"Er war... in dich gefahren und hat... Nalahr in seine Schranken verwiesen", murmelte sie selbst noch überrascht davon.
Sie hielt Toyan eine Hand in den Rücken, um ihm aufzuhelfen.
"Komm, sieh' selbst!"

[Cassiopeia]

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Toyan
Westhafen, Senn-Wüste
16. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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Toyans Augen weiteten sich.
"Bei Valo", entfuhr es ihm ungläubig, während er versuchte aufzustehen. Dann sah er, was Shaya meinte.
"Das sind die Toten", flüsterte er ehrfürchtig. "Brihá und die Zwillinge greifen ein? Dann wird es Nalahrs Ende sein!"
Sein Blick war auf das Inferno vor sich gerichtet, das derart unwirklich anmutete, dass Toyan versucht war, sich tatsächlich zu kneifen.
"Was passiert hier nur?"

[Tjeika]

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Shaya Zarin & Noyan Uyguba
Westhafen, Senn-Wüste
16. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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"Das, was wir all die Zeit herbeigebetet haben", flüsterte Shaya andächtig.
Sie konnte den Blick nicht von dem nehmen, was vor ihnen lag.
"Ich hoffe, Sara kommt schnell genug da weg", murmelte Noyan derweil besorgt.

[Cassiopeia]

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Alle
Westhafen, Senn-Wüste
16. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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Sara war in der Tat nicht durch die mentalen Angriffe betroffen. Sie konnte sich frei bewegen und gelangte nach und nach in das Innere des Schiffes, in welchem sich verzweigte Gänge aufteilten, die sich nicht alle als real erwiesen. Täuschungen und Irrwege waren geplant und vorbereitet worden - Nalahr rechnete offenbar mit dieser Option, dass sich ein Spion einschlich.
Vor Sara öffnete sich aus dem Nichts in der Wand eine große, mit Ornamenten verzierte Flügeltür, die sich schwungvoll öffnete. Es war keine Tür, wie sie auf ein Schiff passte, doch das ließ die Umgebung schon lange nicht mehr vermuten. Blaue Flammen entzündeten sich, als sie eintrat. Dicke Teppiche dämpften ihre Schritte und an der Stirnseite prangte ein riesiger Thron - als stünde er nicht hier, sondern in einem würdevollen Palast.
Die Tür schloss sich hinter ihr und eine Stimme erklang, körperlos, richtungslos.
"Willkommen, Brianna, Tochter der Ersten Blutlinie, Frau der vielen Gesichter, Wüstenkind. Sieh in den Spiegel. Sieh deine wahre Gestalt."
Der Spiegel würde zeigen, der sie wirklich war: ihre wahre Gestalt, ihre wahre Herkunft. Ahnte sie, dass ihre Blutlinie viele Generationen zurück reichte, bis zu jenen Kriegen, die Choma erschütterten und die Bevölkerung spalteten?

Tarik kam allmählich wieder zu sich. Die Sine hatten die Reihen der geschwächten Magier nun mit Waffen aufgefüllt und es dauerte nicht lang, bis Brandpfeile das Meer überquerten und Segel in Brand setzten, auf beiden Seiten.
Auch Engmer versuchte wieder auf die Beine zu kommen.
"Das können wir nicht zulassen!", fand er wütend. Doch als Elementarmagier waren ihre Kräfte nun, wo die Kampfzonen direkt vor einander lagen, viel zu riskant. Er sah zu Tarik. "Greifen wir zu den Waffen!"

Toyan stand an der Reling und schloss Brandpfeile. Viele prallten an der magischen Verteidigung ab, doch einige trafen unverhofft ein Ziel. Krachende Kanonenschläge waren zu hören und wie aus dem Nichts sanken zwei Schiffe der Nekromanten mit zerschlagenen Seiten. Das musste Vezors Schiff sein, dachte Toyan. Der Mann war ein Held und er hoffte sehr, ihn wieder zu sehen, wenn dieser Alptraum vorbei war.

Der Himmel war noch immer blutrot, die dunklen Schatten der Seelen schufen eine dichte Barriere, besonders um ein Schiff. Dort musste Nalahr sich aufhalten. Wenn er fiel, fiel auch sein Volk. Doch noch schien seine Abwehr zu halten und undurchdringlich.

[Tjeika]

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Shaya Zarin & Noyan Uyguba
Westhafen, Senn-Wüste
16. August im 145. Jahr des Lichtes
Nachmittag
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Shaya hatte sich wieder zu Nilisa gesellt. Gemeinsam mit ihr und den anderen Geistmagiern, die durch Brihás Anwesenheit wieder Mut geschöpft zu haben schienen, konzentrierte sie sich darauf, in die Geister derjenigen zu gleiten, die sich gegenüber von ihnen auf den Schiffen der Feinde befanden. Sie war in der offensiven Gruppe, während sie dieses Mal vorgesorgt und eine defensive Gruppe von Geistmagiern zusammengestellt hatten, die die Angriffe, die sie zuvor so sehr geschwächt hatten, abzuwehren gedachten...