Leinen Los! - Ableger

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
6. Juli 1517, Nacht
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"Das war eigentlich keine Aufforderung zu gehen", sprach Kara leicht verwirrt.
Und das war es tatsächlich nicht gewesen. Sie hatte eigentlich fragen wollen, ob John nicht dennoch noch ein paar Minuten bleiben wollte. Doch das hatte sich wohl gerade erledigt.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
6. Juli 1517, Nacht
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John fuhr überrascht herum, die Hand schon an der Klinke.
"Nicht?", fragte er sie überrascht und sah zwischen ihr und Kharecha hin und her.
"Ich meine... ich könnte es verstehen...", sagte er und zuckte mit den Schultern. Sie wollte ihn noch sehen?

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
6. Juli 1517, Nacht
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"Eigentlich hatte ich dich fragen wollen, ob du nicht noch ein paar Minuten bleiben möchtest", sprach sie immer noch leicht verwirrt und setzte sich, sofern es ohne Unfälle möglich war, wieder auf.
"Ich gehe Peter Gesellschaft leisten", hörte sie die leicht amüsierte Stimme Kharechas.
Danach, Türenknarren.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
6. Juli 1517, Nacht
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John sah Kharecha nach, dann trat er wieder an Karas Bett und ergriff ihre Hand.
"Es tut mir leid", sagte er aufrichtig und seufzte leise.
"Ich hätte dich nicht bitten sollen, bei der Nachtwache dabei zu sein. Das war... einfach nur dumm."

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
6. Juli 1517, Nacht
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Kara lachte leise. Es tat gut, wieder Johns Hand zu fühlen. Es war beinahe so, dass er ihr Halt gab, den sie sonst nur von ihrem Vater erwartet hatte - und bekommen hatte. Wie ein großer Bruder. Es war schon komisch, immerhin kannte sie ihn erst seit wenigen Tagen.
"Wenn ich wählen müsste, zwischen in der Einsamkeit erblinden oder in guter Gesellschaft, was würde ich da wählen?", stellte sie eine rhethorische Frage in den Raum, die sie selbst mit einem weiteren leisen Lachen beantwortete.
So oder so wäre sie erblindet. Dessen war sie sich sicher.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
6. Juli 1517, Nacht
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John lächelte ein freudloses Lächeln.
"Wenn du dich stattdessen lieber ausgeruht hättest, wäre das vielelicht nicht passiert", sagte er noch immer ernst. Doch er ließ ihre Hand nicht los.
"Wie siehts aus, soll ich dir eine Geschichte von meiner Großmutter Agatha erzählen?", fragte er und setzte sich etwas bequemer neben Karas Bett.

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
6. Juli 1517, Nacht
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Ein Funkeln erschien in Karas blinden Augen. Das wären mit Sicherheit sehr spanndende Geschichten, die die alte Frau ihrem Enkel da erzählt hatte. Agatha Mors war berüchtigt gewesen. Und für Kara ein Vorbild.
"Sehr gerne doch", sagte sie begeistert und grinste in die Richtung, in der sie John vermutete.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
6. Juli 1517, Nacht
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John lächelte und schloss die Augen.
"Vor der Küste Afrikas gibt es eine gefährliche Stelle mit Riffen und unvorhersehbaren Strömungen. Kein Seemann, der bei Verstand ist segelt dort durch. Einige haben es versucht und alle sind gescheitert. Der Strand ist übersäht mit Schiffswracks und angeblich hört man in der Nacht die Klagen der Toten. Vor vielen Jahren waren meine Großmutter und mein Großvater vor Afrika unterwegs und hatten gerade reiche Beute gemacht, als..."
John erzählte farbenfroh und voller Bilder die Geschichte, wie seine Vorfahren vor einem damals ebenso berüchtigten Piratenjäger, wie es Misson heute war, geflohen waren. Er war ihnen dicht auf den Fersen und alle glaubten schon, sie seien verloren. Johann Mors, Johns Großvater, wollte angreifen, doch diesen Kampf hätten sie nicht überstanden. Und so riss Agatha das Steuer an sich und lenkte das Schiff geradewegs auf die Stromschnellen und die Riffe zu. Alle annderen waren fest davon überzeugt, dass sie den Verstand verloren hatte, doch Agatha ließ sich nicht beirren. Der Piratenjäger folgte ihr und flog wie die Motte ins Licht. Das Schiff wurde hin und hergeschleudert und mehr als einmal glaubte die Mannschaft, an den spitzen Felsen zu zerschellen, doch Agatha ließ sich nicht beirren. Unaufhaltsam bahnte sie sich den Weg durch das unwegsamste Gewässer, das je ein Pirat befahren hatte und bald hörten sie hinter sich ein markerschütterndes Knirschen und Schreie drangen zu ihnen. Das Schiff des Piratenjägers war an einer Klippe zerschollen und sank mit all seinen Seelen. Die Angst der Mannschaft stieg und alle flehten Agatha an, das Schiff aus den Untiefen herauszusteuern, doch sie ließ sich nicht beirren. Und so sollte sie die erste und letzte sein, die dieses Gebiet je durchfahren hat.
"Viele haben es nach ihr versucht, doch keinem ist es gelungen. Seither trägt dieses Gebiet unter den Seeleuten den Namen Küste der Löwin", schloss John nach einer ganzen Weile.

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
6. Juli 1517, Nacht
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Gespannt hatte Kara der Geschichte gelauscht. Es war eine spannende, gute Geschichte gewesen und Kara glaubte fest daran, dass jedes einzelne Wort der Wahrheit entsprach. Mal einmal davon abgesehen, fand Kara, dass John die Geschichte sehr schön und bildhaft erzählt hatte - wie es sicher einst seine Großmutter bei ihm getan hatte.
Ein Lächeln hatte sich auf Karas Gesicht gelegt.
"Deine Großmutter muss eine tolle Frau gewesen sein. Soviel Mut, soviel Selbstsicherheit. Bewundernswert", sprach Kara ehrlich und voller Bewunderung und Ehrfurcht.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
6. Juli 1517, Nacht
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"Ja vermutlich", sagte John mit ein wenig Bedauern in der Stimme.
"Leider habe ich sie nie kennengelernt, denn mein Vater ist nach England gegangen, bevor ich geboren wurde. Doch mein Onkel hat mir später viel von ihr erzählt. Ich bin stolz ihr Enkel zu sein und ich habe mir fest vorgenommen, ihr, meinem Großvater und ihrem Namen Ehre zu machen!", sagte er mit einer Entschlossenheit in der Stimme, die ihn selbst ein wenig überraschte. Er würde ein Pirat werden, von dem die Welt noch in vielen hundert Jahren sprach!