Das Schwarze Auge - Die Geschichte von Ayrina und Ayanah

[Ayrina]

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Al'Anfa, Großer Markt
30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
Abend
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"Es ist einfach unfair!", rief Ayrina trotzig aus und stampfte mit dem Fuß auf.
"Aber ich komme dich so schnell ich kann besuchen."
Mit oder ohne Erlaubnis, fügte sie in Gedanken hinzu.
Dann stand sie auf und sah Ayanah entschlossen an.
"Also los. Ein paar Stunden haben wir noch. Die sollten wir nutzen!"

[Tjeika]

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Al'Anfa, Großer Markt
30. Peraine 1012 nach Bosparans Fall
Abend
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Irritiert blickte Ayanah zu Ayrina, die nun wieder einen entschlossenen Ausdruck in den Augen hatte. Und Ayanah wusste, dass jener Ausdruck selten etwas Gutes bedeutete. Auch wenn sie ihre Schwester wahrlich selten sah, so hatte sie doch das Gefühl, Ayrina besser zu kennen, als jeder andere - vielleicht sogar, als sie selbst. Und sie war sich mehr als nur sicher, dass es ihrer Schwester bei ihr selbst kaum anders erging.
"Was hast du vor?", fragte sie skeptisch, beinahe schon vorsichtig.

[Ayrina]

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Zorgan, Markt
12. Peraine 1022 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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Die menschen schienen von Jahr zu Jahr unaufmerksamer zu werden. Langsam schlenderte Ayrina zwischen den Ständen hindurch. Die iene oder andere Geldbörse saß locker. Es war nicht der große Griff, doch es reichte, um ihr Abendessen zu sichern. Am anderen Ende des Marktes sah sie Jarak. Er winkt eihr unauffällig zu. Sie ging ohne Eile zu ihm und gemeinsam setzten sie sich in eine der Seitenstraßen.
"Ich weiß nicht, warum du unbedingt hierher musstest", knurrte Jarak.
"Die Leute sind noch ärmer, als in Al'Anfa."
"Ich hab Familie hier", meint sie beiläufig und reichte ihm ihre Beute. Seit etwa vier Jahren zog sie nun schon allein durch die Straßen. Die meiste Zeit hatte sie mit Jarak verbracht. Er war ein guter Freund. Manchmal auch mehr.
In diesen vier Jahren hatte sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Schwester gehabt. Etwas, das sie jeden einzelnen Tag schmerzte.Es war der einzige Grund, warum sie in den letzten Monaten den weiten Weg von Al'Anfa nach Zorgan gereist waren.

[Tjeika]

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Zorgan, Großer Tempel der dreifachen Rahja
12. Peraine 1022 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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Ayanah hatte ihre Mittagsgebete mit einem Lächeln auf den Lippen hinter sich gebracht. Sie war nun schon seit vier Jahren hier im Tempel - seit ihre Großeltern körperlich nicht mehr in der Lage gewesen waren, sich um sie zu kümmern. Und nicht einmal in den vergangenen vier Jahren hatte sie sich gewünscht, nicht hierher gegeben worden zu sein. Seit zwei Monaten nun schon war sie eine Geweite der Rahja, voll ausgebildet und mit allen Rechten und Pflichten einer Geweihten ausgestattet. Und sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen.
"Ayanah, geh doch bitte mit der neuen Novizin auf den Markt. Sie soll wissen, wo er ist, wenn sie ab nächste Woche mit dem Marktdienst dran ist", bat sie ihre Oberin.
"Aber gerne, Sahagi oder Jesijah?", fragte sie, hatten sie doch zwei neue Novizen im Tempel.
"Sahagi, Jesijah war letzte Woche schon dran", erklärte die Oberin und so machte sich Ayanah auf die Suche nach dem jungen Mädchen.
Ayanah hatte nicht unbedingt das Gefühl, dass das Mädchen gerne im Tempel war und so schien sie regelrecht aufzublühen, als sie den Tempel gemeinsam verließen. Auch Sahagi war eine von jenen Mädchen, die man aus Geldmangel in den Tempel gegeben hatten. Verheiraten kostete Mitgift und Ayanah konnte es den Familien nicht einmal verübeln.

[Ayrina]

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Zorgan, Markt
12. Peraine 1022 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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"Und? wie sieht es aus?", fragte Ayrina und beugte sich zu Jarak. Der strich sich mit ienem Fluch das schwarz Haar aus der Stirn.
"Ein Witz! Damit kommen wir kaum bis Ende der Woche durch."
Ayrina seufzte.
"Also nochmal los?"
"Also nochmal los."
Sie nickte und gemeinsam standen sie auf.
"Pass auf dich auf", murmelte Jarak wie jedes Mal. Und wie jedes Mal erwiderte sie: "Und du auf dich."
Dann verschwanden sie im Getümmel.
Ein Stück vor sich sah sie zwei Geweihte. Sie lächelte. Geweihte waren meist leichte Opfer. Sie ging weiter und schob sich beinah beiläufig an der blonden der beiden vorbei. Im Vorbeigehen zerschnitt sie geschickt den dünnen Strick, der die Geldbörse am Gürtel hielt.

[Tjeika]

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Zorgan, Markt
12. Peraine 1022 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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Sie hatte nur den Haarschopf gesehen, doch irgendwie war es, als kannte sie das Mädchen, dass sich gerade sehr schnell aus dem Staub machen wollte. Irrititiert runzelte sie die Stirn. Konnte es sein, dass...?
"Ayrina?", fragte Ayanah und konnte nicht anders, als den Mund erstmal wieder auf und wieder zu zu machen.
"Ehrwürdige Gnaden?", die Novizin war offenkundig verwirrt und dann bemerkte sie den Diebstahl, "Ich wurde bestohlen!"
Die Stimme des Mädchens überschlug sich. Ayanah konnte nur seufzen.

[Ayrina]

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Zorgan, Markt
12. Peraine 1022 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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Ayrina war bereits in der Menge untergetaucht, als sie den Schrei der Novizin hörte. Unauffällig ging sie weiter.
Einw enig abseits des GEdränges lehnte sie isch an ienen Stand und betrachtete das Treiben. Als Schaulustige fiel man immernoch am wenigsten auf.

[Tjeika]

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Zorgan, Markt
12. Peraine 1022 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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"Folge mir", sagte Ayanah zu Sahagi, "Und hör auf zu schreien, wir holen deinen Geldbeutel zurück."
Ayanah blieb nur zu hoffen, dass die Zwölfjährige genug Respekt vor ihr hatte, um sich an ihre Anweisungen zu halten. So nahm sie die Novizin an die Hand und drängte sich durch das Gewühl. Sie hatte den Hinterkopf der Diebin gesehen, von der sie der felsenfesten Überzeugung war, dass sich sich bei ihr um ihre Zwillingsschwester Ayrina handelte. Suchend glitten ihre Blicke über die Menge und letztlich erblickte sie ein ihr nur zu bekanntes Gesicht. Ungewollt schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen und mit Sahagi an der Hand schlug sie den Weg zu ihrer Schwester ein. Ihr Herz begann schneller zu pochen. Vier Jahre waren doch eine verdammt lange Zeit.

[Ayrina]

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Zorgan, Markt
12. Peraine 1022 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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Ayrina sah die beiden auf sich zukommen und ihr erster Impuls war, zu fliehen, doch dann erkannte sie das Gesicht der Geweihten und ihre zweifelnden, leicht panischen Züge entspannten sich zu einem Lächeln.
"Du trägst die Haare anders", lächelte sie und schloss ihre Schwester in die Arme.

[Tjeika]

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Zorgan, Markt
12. Peraine 1022 nach Bosparans Fall
Nachmittag
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Ayanah lachte und hielt Ayrina für einige Sekunden fest in ihren Armen. Wie sehr sie sie doch vermisst hatte.
"Ähm... was soll das denn werden. Nächstenliebe für Diebe oder wie?", unterbrach die Stimme der Novizin die herzliche Begrüßung und Ayanah löste sich ein wenig zögerlich aus der Umarmung mit ihrer Schwester.
"Ich trage die Haare anders und du trägst die Geldbörse dieser jungen Dame bei dir", Ayanahs Stimme ließ keinerlei Zweifel darüber offen, was sie von ihrer Schwester erwartete.