3. Bélan-Inseln

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nachmittag
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"Majestät", hob wieder Joran seine Stimme ohne das kleinste Wort des Widerspruchs verlauten zu lassen. Das würde er ohnehin niemals tun. Nicht direkt.
"Ihr spracht es bereits an - wir brauchen Lehrer", brachte er das Thema wieder auf den eigentlichen Punkt zurück, "es wäre eine Möglichkeit, diejenigen, die als Lehrer eintreten werden, in den Staatsdienst zu holen. So wäre das Bildungswesen in staatlicher Kontrolle. Ein niedriger Beamtenrang wäre vielleicht eine Belohnung für die Versetzung in ein abgelegenes Dorf zur Alphabetisierung."
Dieser Vorschlag überraschte alle am Tisch und das nicht nur positiv.
"Ehrenwerter", sprach ein anderer Ratsherr den Ältesten perplex an, "Ihr wollt Lehrer zu Beamten machen? Welcher Geist ist in Euch gefahren?"
Ihm missfiel offenbar der Gedanke sehr, dass ein Lehrer, der anderen Lesen und Schreiben beibrachte, ebenso ein Beamter war wie er selbst. Dass dazwischen etliche Rangstufen lagen schien ihn kaum zu interessieren. Zudem sprach er eine derart offene Beleidigung aus, dass Aceio stark an sich halten musste um nicht zu lachen.
Aceio selbst fand dies eine hervorragende Idee, wie er Joran mit einem anerkennenden Blick wissen ließ. Der Mann überraschte ihn.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nachmittag
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Eza hob auf diesen geistigen Ausfall hin lediglich eine Braue.
"Mäßigt Euch", rief sie den Mann streng zur Ordnung.
"Der Vorschlag ist ein Guter. Er motiviert, denn er beinhaltet ein lebenslanges Einkommen und eine ebenso lange sichere Stellung", lobte sie Joran und senkte nur sehr leicht, wie es ihrer Stellung angemessen war, das Haupt.
Dennoch hob sie ihren Zeigefinger.
"Dieser Lohn sollte aber wirklich nur denjenigen zugute kommen, die sich auf das Land versetzen lassen. Dafür brauchen wir einen passenden Zeitrahmen, ab wann der Beamtenrang zugestanden wird. Weiterhin denke ich, sollten wir diesen Beruf den Frauen öffnen. Viele haben kein Einkommen, wie wir zuvor festgestellt haben, und das wäre die passende Gelegenheit, sie in Lohn und Brot zu bringen und zeitgleich dem Lehrermangel zu begegnen."
Sie sah nun zu Algerth.
"Ich möchte dass Ihr Euch darum kümmert. Arbeitet ein entsprechendes Gesetz aus."

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nachmittag
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Aceio vermutete weitere Schnappatmung bei einigen Beamten, doch außer geweiteten Blicken, die schnell wieder unter Kontrolle gebracht wurden, geschah vorerst nichts.
Algerth erhob sich leicht von seinem Stuhl und verneigte sich höflich ehe er sich wieder setzte.
"Danke, Eure Majestät", sagte er geehrt. Aceio entgingen nicht die warnenden Blicke zu dem Beamten, doch Ezas Auftrag war deutlich, ebenso die Auflagen an das Gesetz, das der Beamte zu formulieren hatte. Beamtenstatus und Frauen als Lehrerinnen und Beamtinnen mochten kleine Schritte der Modernisierung sein, doch Aceio sah wie überfordert die Ratsherren bereits mit diesen Anpassungen waren und verstand immer mehr was Eza mit ihrer Beschreibung meinte.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nachmittag
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"Wunderbar, dann hätten wir dieses Thema fürs Erste abgehakt", sagte Eza zufrieden.
Natürlich entgingen ihr die entsetzten Blicke und vor allen Dingen der leicht panische Herzschlag bei einigen nicht - auf den sie ihr besonderer Freund hinwies. Dieser schien amüsiert zu sein. Das übertrug sich zu Teilen auch auf Eza, doch sie vermochte es gut zu verbergen.
"Dann sollten wir uns wohl um das nächste Thema kümmern. Den Handel."
Sie sah auffordernd zu Aceio, denn dies war nun nachweislich sein Steckenpferd.

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nachmittag
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Es gab wohl kaum jemanden, der abgesehen von Aceio und Eza diese Lösung als wunderbar betiteln würde, doch sie würden es überleben, befand Aceio und nickte leicht bei der stummen Aufforderung Ezas, sich zu den Handelsplänen zu äußern.
"Um Eintritt in den Handelsbund Chomas zu erhalten", begann er und hielt sich an Ezas Vorbild, die Dinge so anzusprechen als sei dies bereits beschlossen diskutiert worden, "braucht Bélan einen offenen Handel, was zweierlei Märkte beinhaltet: den Import und den Export. Den einzigen Handel, den Bélan aktuell kennt, ist der Binnenhandel, den es auf jeden Fall zu stabilisieren gilt. Waren müssen bezahlbar sein für alle Bevölkerungsschichten", betonte er deutlich. "Es wäre daher darauf zu achten, das besonders jene, die derzeit kaum etwas zum Leben haben, von dem neuen Außenhandel profitieren. Waren aus Bélan sind überall sonst exotisch und neu, es gilt also neue Märkte und Nachfrage zu erschließen mit den Waren, die derzeit vorhanden sind und in bescheidener Stückzahl produziert werden können. Gleichzeitig werden Waren aus Ländern wie Cyran und Sombal, vielleicht eines Tages Embra oder dem Dogan-Reich, die Binnenmärkte erreichen. Dies muss zu moderaten Preisen geschehen um die Kaufkraft zu stärken und die Menschen in Mut und Neugier offen zu halten für Neues."

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nachmittag
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Eza nahm den Blick sehr bewusst nicht von Aceio, während dieser sprach. Es galt seinen Worten Gewicht zu verschaffen und die ungeteilte Aufmerksamkeit der Ersten Herrin würde dies unterstreichen.
"Die Frage ist also: Welche Waren kann Bélan den anderen Reichen anbieten und welche benötigt es von außen", schloss sie Aceios Ausführungen und wandte sich damit an die Beamten.
"Ihre Vorschläge, meine Herren."

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nachmittag
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Abermals trat eine beinahe entsetzte Stille ein als die Pläne offenbart wurden. Offene Märkte, Handel mit den Ländern, die die Völker Bélans einst von allem ausgeschlossen und vertrieben hatten. So recht zu glauben schien das keiner der Ratsherren, was Aceio ihnen nicht verdenken konnte.
"Salz?", erklang plötzlich eine unsichere Stimme, ehe er Mann sich unsicher räusperte. "Im Norden haben wir Salinen, die feinstes Salz produzieren, das sich in Bélan jedoch nur die Oberschicht leisten kann", erklärte er etwas verlegen.
"Stoff- und Ledergerbungen, die durch Salz und Fischöle entstehen, sind vielleicht auf dem Festland nicht so bekannt", schlug ein anderer zögernd vor."
"Schmuck aus Basalt- oder Schwefelstein", war ein nächster Vorschlag, der Aceio lächeln ließ, "sowie Jade oder Bernstein..."
"Holz ist Mangelware, ebenso Eisenwaren oder Kupfer", bemerkte jemand. Es schien unendlich mühsam, doch nach und nach kamen tatsächlich Vorschläge zusammen.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nachmittag
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Eza wartete geduldig ab bis die Beamten sich allmählich fingen und konstruktive Vorschläge vorbrachten.
"Das ist doch schon eine gute Auswahl", fand Eza mit einem Lächeln und nickte dezent.
"Wir wissen alle, dass das keine Aufgabe ist, die in zwei Wochen erledigt ist. Wir brauchen jemanden, der den inländischen Handel aufbaut und jemanden, der eine Handelsflotte zusammenstellt. Die Händler müssen involviert werden, die Bevölkerung muss ebenfalls davon profitieren", erklärte sie und blickte zu dem Mann, der das Salz als allererstes Handelsgut genannt hatte.
"Kümmert Euch um den Norden. Er ist abgelegen und braucht ganz besonderes Augenmerk."
Ihr Blick glitt zu dem Mann, der die Edelsteine eingebracht hatte.
"Ihr kümmert Euch um den Süden", sagte sie und dann glitt ihr Blick zu, Ratsältesten Joran.
"Ihr koordiniert beides und bindet es in den internationalen Handel ein, der Eure Aufgabe sein wird."
Drei Beamte alleine für den Handel war viel, aber es gab im Grunde keine Struktur.

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nachmittag
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Aceio beobachtete wie die angesprochenen Männer sich jeweils knapp erhoben und kurz verbeugten. Das ging fast zu einfach, Aceio hatte mit mehr Widerstand gerechnet. Doch vielleicht würde der noch aufkommen in den kommenden Wochen. Hier in der offenen Runde zu widersprechen war nicht jedermanns Sache, doch ein Handelsgeschäft zu boykottieren war leicht, wenn man dessen Interessen nicht teilte. Aceio nahm sich vor, dies zu seiner Aufgabe zu machen. Zudem würde er mit Eza über den Ausbau des Hafens sprechen und der Handelsstraßen. Dafür musste Baumaterial und entsprechende Baumeister her. Noch lag seine eigene Handelsflotte vor dem Hafen, da so viele Schiffe nicht hatten anlegen können. Der Hafen war schlicht nicht für Überseehandel ausgebaut.
Eine Tatsache, die sie dringend ändern mussten.
"Wie sieht es mit Hafenplätzen in anderen Städten oder Orten außerhalb von Néhara aus?", fragte er nun doch, es schien ihm dringlicher, dies zu klären, wenn der Handel ins Rollen gebracht werden sollte. Schon der Hafen der Hauptstadt war klein. Wollten sie Waren aus dem Norden exportieren mussten diese entweder erst über die Insel nach Néhara gebracht werden oder sie brauchten einen Hafen im Norden. Offenbar einen Salzhafen.
"Bei den Salinen von denen Ihr sprach, gibt es dort Verschiffungsmöglichkeiten für den Export?"

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Nachmittag
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Eza sah zu Aceio.
"Vielleicht ist der Ausbau der Häfen die richtige Aufgabe für den Erzherzog", sprach einer der Männer und Eza sah von Aceio zu diesem Mann, der zuvor schon so vehement widersprochen hatte - und dabei sogar ins Unhöfliche abgeglitten war.
Eza hob eine Braue und sah wieder zu Aceio zurück. Dies hier war seine Angelegenheit. Und gleichzeitig auch die Gelegenheit sich zu profilieren.