Palast - 26.11.

[Cassiopeia]

Liara
Palastgarten
26.11.712
Morgen

Liara lächelte bei der Erinnerung an die Familie, die sie einst hatte.
"Das ist fünfhundert Jahre her, Thorge war damals ein aufstrebender Baumeister, der in den zerstörten Städten Arbeit suchte. Chairo war der letzte noch freie Gott, aber kaum jemand der Sterblichen glaubte noch an die Götter. Sie kannten die Armeen und Kriege, aber die Erinnerungen an die Götter hatten sie bereits fast vergessen. Thorge gab Quie ein neues Gesicht, er war ein Mann mit vielen Visionen, der schließlich der Führende der Baumeistergilde wurde. Durch ihn lernte ich die Gegenwart kennen, ohne in der Vergangenheit zu verweilen. Er gab den Kindern und mir ein gutes Leben, an das ich gerne zurück denke. Angriffe seitens Chairo gab es in der Zeit kaum. Meine erste Tochter, Lynna, heiratete mit 15 und ging nach Osten; Thilda ging drei Jahre später mit ihrem Mann nach Norden. Beide wurden Eltern und Großeltern, soviel weiß ich. Dann verlor sich die Spur nach ihrem Tod. Als Chairo dann auch Quie in Schutt und Asche gelegt hatte und ich nach Ardakan zurück kehrte, war ich nicht länger Ehefrau und Mutter, sondern Witwe und wieder nur Liara, die einstige Fen Lorns."

[Tjeika]

Svara
Palastgarten
26.11.712
Morgen

"Das ist es, was mir bei einer Verbindung mit einem Menschen Sorgen bereitet. Der Verlust ist unausweichlich", sagte Svara seufzend.
"Und die Gefahr, emotional so labil zu sein, dass man sich wieder seinem Gott zu wendet zu groß."
Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, zu offenbaren, dass sie von einer solchen Verbindung nicht viel hielt. Aber Offenheit war vielleicht besser.

[Cassiopeia]

Liara
Palastgarten
26.11.712
Morgen

"Der Verlust ist es, ja, und ich bedaure schon jetzt Bidjan um diesen Tag, der unweigerlich kommen wird. Aber... für mich ist es eben diese Zeit mit Thorge, die mich an meine Freiheit erinnert. Das rufe ich mir in Erinnerung, wenn der Drang zu groß wird. Heute bin ich aus freien Stücken hier um eben jene Freiheit für mich und vor allem für andere zu schützen. Das macht diese Zeit für mich so wertvoll, weil sie mich Stärke verleiht, dem zu widerstehen."
Noch, fügte sie in Gedanken leise an. Sollte Lorn frei kommen, wusste sie nicht, wie stark sie wirklich sein würde.

[Tjeika]

Svara
Palastgarten
26.11.712
Morgen

Svara blickte Liara lange an. Sie hatte heute Morgen erfahren, dass es nicht genug war. Die Erinnerung an ihre Familie reichte nicht aus. Sonst hätten sie die Meditationsübungen nicht machen müssen. Das war aber notwendig geworden. Und genau das war der Knackpunkt. Beziehungen zu Menschen waren und blieben schlichtweg falsch.
"Noch ist die Zeit des Abschieds ja nicht gekommen", sagte Svara.
"Und wir sollten dafür sorgen, dass sie so bald auch nicht kommt. Wir sollten auf die noch vor uns liegenden Kämpfe vorbereitet sein und das so gut wie möglich."

[Cassiopeia]

Liara
Palastgarten
26.11.712
Vormittag

"Das werden wir sein", entgegnete Liara zuversichtlich. "So gut es irgend möglich ist." Liara jedenfalls würde alles daran setzen, Ardakan zu verteidigen. Und Elaina musste leben, auch über den Krieg hinaus. Ein zweites Mal würde Bidjan das nicht verkraften.
"Wie kommst du damit zurecht?", fragte sie dann Svara und sah sie an. "Wegzugehen war eine notwendige Entscheidung, hast du gesagt. Wie geht es dir jetzt damit?"

[Tjeika]

Svara
Palastgarten
26.11.712
Vormittag

"Ich sehe das pragmatisch. Es fällt mir derzeit nicht sonderlich schwer", antwortete Svara schulterzuckend.
"Vielleicht kommt das noch, aber ich kann auch gänzlich darauf verzichten. Ich lebe gut damit, jetzt auf der anderen Seite zu stehen, weil es die richtige Seite ist."
Sie seufzte leise.
"Ich bedauere nur, dass ich so lange gebraucht habe, um das zu begreifen."

[Cassiopeia]

Liara
Palastgarten
26.11.712
Vormittag

Liara nickte.
"Das ist gut, deine Entschlossenheit stärkt dich. Ich wünsche dir, dass es so bleibt", sagte sie ehrlich. "Mir drängt sich schon die ganze Zeit eine Frage auf: hattest du schon immer dieses Aussehen oder war es früher ein anderes?", fragte sie Svara einfach direkt, immerhin hatte sie als Illusionistin die Möglichkeit, auch ihre eigene Erscheinung zu ändern.

[Tjeika]

Svara
Palastgarten
26.11.712
Vormittag

Svara lächelte leicht und beobachtete einen Frosch dabei, wie er auf einem Seerosenblatt sitzend eine Fliege aus der Luft wegschnappte. Sie fand, dass dieses Tier ein sehr kluges Tier war. Es verbarg sich durch absoluten Stillstand, bis die Beute sich so sehr in Sicherheit wiegte, dass es seinem Jäger quasi auf den Speiseteller sprang. Ein bisschen erinnerte der Frosch sie an die Götter.
"Im Laufe der Jahrhunderte war es teilweise notwendig, meine Gestalt zu verändert. Aber dies hier ist mein eigentliches Aussehen, falls es das ist, was dich interessiert", antwortete sie Liara aufrichtig.

[Cassiopeia]

Liara
Palastgarten
26.11.712
Vormittag

Liara sah Svara aufmerksam an und nickte.
"Ohne böse klingen zu wollen - ich könnte es sowieso nicht nachprüfen, es sei denn, wir sind uns unter anderem Aussehen begegnet. Aber da du die Wüste nicht verlassen hast und ich niemals dort war - soweit sind wir nie gegangen mit den Heeren - ist die Wahrscheinlichkeit eher gering." Sie lächelte leicht.
"Ich habe nur gefragt, weil mich interessiert, ob Bidjan dich von Aussehen her wieder erkannt hat", meinte sie dann, das konnte ein spannendes Wiedersehen werden.

[Tjeika]

Svara
Palastgarten
26.11.712
Vormittag

"Das weiß ich nicht, wir sollten ihn bei Gelegenheit fragen", erwiderte Svara.
"Und ich denke nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind. Ich war noch niemals zuvor in Ardakan und wenn du nicht in der Wüste warst, wie du sagst, müsste es schon ein merkwürdiger Zufall gewesen sein", lachte sie anschließend.