Auf dem Meer - 07. Mai 1530

[Ayrina]

===============
Alisa Marais
Auf der India
Morgen
===============

Wieder diese kühle Distanziertheit. Doch Alisa beschloss, sich im Moment keine Gedanken darum zu machen.
"Du solltest etwas schlafen", sagte sie und sah Kara offen an. Sie ahnte, dass die junge Kapitänin es nicht tun würde und fügte daher hinzu: "Oder zumindest liegenbleiben. Du noch brauchst Ruhe. Und wenn du kannst, du solltest etwas essen. Brot ist gut."

[Tjeika]

===============
Auf der India
Morgen
===============

Kara nickte nur und schloss für einen Augenblick die Augen. Wenn sie so tat, als würde sie schlafen oder es zumindest versuchen, dann würde Alisa vielleicht alsbald aus ihren privaten Räumen verschwinden. Sie wollte sie hier nicht haben, so dankbar sie ihr auch für ihre Hilfe war. Kara ertrug ihre Nähe einfach nicht.

[Ayrina]

===============
Alisa Marais & John Mors
Auf der India
Morgen
===============

Ein spöttisches Lächeln schlich sich auf Alisas Gesicht, als Kara vorgab zu schlafen. Sie wusste genau, wie ein Mensch atmete, wenn er schlief und Kara spielte ihr etwas vor. Sie hatte keine Ahnung warum, doch es war ihr auch egal. Sie ging zum Fenster und schloss es wieder. Der Himmel war grau und es sah nach Regen aus. Ein kühler Wind war aufgezogen und es würde nicht helfen, wenn Kara sich jetzt, wo sie offenbar auf dem Weg der Bessereung war, am Ende noch erkältete. Dann verließ sie den Raum und ging zurück an Deck. Sie sah sich um und ein Grinsen huschte über ihr Gesicht, als sie John sah, der am Steuer eingenickt war. Noch immer lächelnd ging sie zu ihm und stieß ihn leicht mit der Schuhspitze an.
"Hey Langschläfer", sprach sie ihn auf französisch an und John fuhr aus dem Schlaf.
"Was ist los?", murmelte er verschlafen und rieb sich die Augen. Alisa lachte herzlich und setzte sich neben ihn.
"Nichts. Beruhige dich. Scheint als hättest du endlich zumindest ein wenig geschlafen."
"Ja, scheint so", räumte John ein und war alles andere als erbaut über diese Tatsache. Dann sah er zu Alisa und öffnete die Lippen. Die hob abwehrend die Hände und lächelte, ehe er etwas sagen konnte.
"Kara geht es besser", beruhigte sie ihn.
"Ob sie wieder gesund wird, kann ich frühestens heute abend sagen, doch sie ist stark und es sieht gut aus. Ich hab ihr gesagt, sie soll schlafen, doch ich denke nicht, dass sie es tun wird."
Ihre Stimme hatte einen vorwurfsvollen Klang angenommen und John grinste breit.
"Ja, so ist sie eben."
Kara ging es besser. Nie hatte etwas in seinen Ohren besser geklungen, als diese Worte und er spürte, wie sich die Wogen der Verzweiflung ein wenig zurückzogen und ihn wieder etwas freier atmen ließen. Einem Impuls folgend schlang er die Arme um Alisa und drückte sie an sich.
"Ich danke dir!"
Lachend löste sie sich von ihm und fuhr ihm durch das wirre Haar.
"Spinner", murmelte sie grinsend, ehe sie sich wieder erhob.
"Ich werde nach den anderen sehen."
Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verschwand unter Deck. John rappelte sich auf und sah sich suchend nach Peter um. Als er ihn erblickte, winkte er ihn zu sich.
"Kannst du das Steuer übernehmen?", fragte er und sah ihn hoffnungsvoll an. Der alte Seemann musterte kurz Johns erleichterte Miene, ehe er nickte.
"Geht es Kara besser?", fragte er und ergriff das große Steuerrad.
"Ja, endlich!", strahlte John ihn an und ging eiligen Schrittes zu Karas Kajüte.

[Tjeika]

===============
Auf der India
Morgen
===============

Kara hatte die Augen geöffnet, kaum hatte sie den erlösenden Klang der Türe gehört, die sich hinter Alisa wieder geschlossen hatte. Beinahe erleichtert atmete sie auf, als diese Frau endlich aus ihrer Kajüte verschwunden war. Sie hatte hier drinnen einfach nichts zu suchen. Bedauernd blickte sie zu dem nun geschlossenen Fenster. Zu gerne wäre sie nun wieder aufgestanden, um sich erneut dort hinzustellen. Die Aussicht genießen über die Weite des Meeres, nichts wünschte sich Kara sehnlicher. Nunja, fast nichts. Es gab nur zwei Dinge, die sie mehr wollte. An die frische Luft und ... an das Zweite dachte sie lieber nicht. Sie wollte sich den Tag nicht schon am Morgen verderben, indem sie wieder falsche Hoffnungen in sich aufkeimen ließ. Dann klopfte es. Kara runzelte die Stirn, kaum hatte das Klopfen Johns Abbild aus ihren Gedanken vertrieben und wer auch immer dort draußen war, sie war demjenigen mehr als nur dankbar, sie so gesehen gestört zu haben.
"Herein", hörte sie sich sagen.

[Ayrina]

===============
John Mors
Auf der India
Morgen
===============

Lächelnd öffnete John die Tür und trat ein.
"Hey. Alisa hat mir erzählt, dass es dir besser geht."
Er trat zu Kara ans Bett und grinste breit.
"Und dass du ihren Rat, zu schlafen wohl in den Wind schlagen würdest."

[Tjeika]

===============
Auf der India
Morgen
===============

"Ich habe die ganze Nacht geschlafen", sagte Kara und seufzte.
War sie eben noch dankbar gewesen, dass das Klopfen an der Türe sie von den Gedanken an John abgelenkt hatte, verfluchte sie es nun beinahe schon. Ausgerechnet John war es gewesen, ausgerechnet er, an den sie einfach nicht mehr denken wollte und es doch nicht verhindern konnte, so sehr sie es auch versuchte.
"Hast du ein wenig Schlaf gefunden?", fragte Kara in einem recht besorgten Tonfall.

[Ayrina]

===============
John Mors
Auf der India
Morgen
===============

John verzog ein wenig das Gesicht und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
"Ja, irgendwie schon. Dummerweise am Steuer", räumte er ein und sah sie entschuldigend an. Er wusste selbst, dass dies etwas war, dass einfach nicht passieren durfte. Am Steuer einzuschlafen hieß, das Schiff führungslos zu lassen. Das war ein Fehler, der einem Leichtmatrosen passierte, doch nicht jemandem wie ihm.

[Tjeika]

===============
Auf der India
Morgen
===============

Kara setzte sich entsetzt im Bett auf und starrte John absolut geschockt an.
"Wie bitte? Am Steuer?", fragte sie empört.
Sie konnte kaum glauben, was John ihr da eben erzählt hatte. Und ein Teil von ihr hoffte, dass er sie nur veräppeln wollte.

[Ayrina]

===============
John Mors
Auf der India
Morgen
===============

Fast ein wenig hilflos zuckte John mit den Schultern. Er wusste selbst, wie leichtsinnig und dumm es gewesen war.
"Ich weiß", murmelte er.
"Es war auch nicht geplant."
Auch wenn es ihn hart traf, Karas vorwurfsvollen Blick zu sehen, stand er zu seinem Fehler. Er hatte Mist gebaut. Großen Mist. Und wenn sie ihn dafür von Bord warf, würde es ihn nicht wundern. Er selbst hätte an ihrer Stelle nicht anders gehandelt.

[Tjeika]

===============
Auf der India
Morgen
===============

"Du wirst erst einmal Abstand vom Steuer halten und die nächsten Nachtwachen gehören dir", sagte Kara und biss sich auf die Lippe.
So wütend war sie wahrlich schon lange nicht mehr gewesen. John hatte nicht nur die India und ihre Mannschaft in Gefahr gebracht, er hatte ihr damit auch gezeigt, dass er nicht dazu in der Lage war, Verantwortung zu tragen. Doch ein kleiner Teil in ihr widersprach vehement. Immerhin war die Lage hier an Bord momentan nicht gerade die Einfachste.