Lübeck, 04. 04. 1530

[Tjeika]

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Ort: Hafenschenke
Zeit: Früher Nachmittag
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So gerne hätte Linnea noch mehr von den Geschichten gehört, die auf See spielten. So gerne hätte sie noch mehr davon gehört, wie das Leben auf See war. Und so gerne wäre sie selbst einer dieser unzähligen Seeleute. Dies würde beileibe spannender sein, als ihr jetziges Leben, dass doch mehr als Dasein fristen zu bezeichnen war, als wirklich Leben.
"Nur noch eine kurze Geschichte", forderte sie den Spielmann hoffnungsvoll auf.
Noch immer glänzten ihre Augen, ja es war Faszination. Wie gerne wäre sie doch auch vom einfachen Volke. Dann würde sie sich nicht um all die Konventionen scheren müssen, wie es nun in ihrem Leben der Fall war. Ihr Leben war so langweilig...

[Greyback]

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Ort: Hafenschenke
Zeit: Früher Nachmittag
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"Aye.", sagte er schließlich resigniert und begann sich die Pfeife zu stopfen. "Wir waren um Grönland unterwegs, als wir in eine Nebelbank gerieten. Man konnte die Hand nicht vor Augen sehen. Plötzlich rief einer der Schiffsjungen "Dreimaster vorraus!". Tatsächlich war dort ein Drei-Master. Und zwar die Mary Celeste. Sie war ein Jahr zuvor irgendwo vor Südafrika verschwunden - an sich nichts ungewöhnliches - und dann umsegelt man Gröndland und stößt auf dieses Schiff. Es schien verlassen zu sein. Die mutigsten unserer Männer gingen an Bord ..." Er musste eine kurze Pause machen. Seine Stime wurde etwas zittrig und Angst stand in seinen Augen. "Als sie zurückkamen waren sie nicht mehr dieselben. Sie meinten dass alles normal auf de Schiff war. Alles war an seinem Platz, der Vorrat unberührt, alle Rettungsboote noch vorhanden - aber keine Menschenseele an Bord. Die ganze Mannschaft hatte sich einfach in Luft aufgelöst und das Schiff trieb plötzlich am anderen Ende des Meeres herum. Wir machten uns natürlich auf und davon. Keiner hat auf dieser Fahrt noch ein Auge zugemacht."

[Tjeika]

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Ort: Hafenschenke
Zeit: Früher Nachmittag
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"Und was ist aus der Mannschaft geworden? Hat man sie je wieder gesehen?", frage Linnea den Spielmann neugierig.
Sie war gefesselt von der Geschichte und wollte nun natürlich das Ende erfahren. Es war schon sehr mysteriös und für wenige Momente zweifelte sie gar daran, dass in dieser Geschichte überhaupt auch nur ein Körnchen Wahrheit drin steckte. Doch, so oder so, sie war spannend und gut erzählt.
Dass der Tee kalt und unberührt vor ihr stand und die anderen Gäste der gehobenen Gesellschaft ihnen beiden immer noch merkwürdige Blicke zuwarfen, das registrierte sie überhaupt gar nicht.

[Greyback]

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Ort: Hafenschenke
Zeit: Später Nachmittag
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"Tja, wer weiß, ob wir das überhaupt wirklich wissen wollen.", murmelte Humbert fast grimmig und eher zu sich selbst. "Wie dem auch sei. Erwartet Sie ihr Gatte nicht?"

[Tjeika]

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Ort: Hafenschenke
Zeit: Später Nachmittag
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Linnea sprang erschrocken auf. Die Panik und der Schrecken stand ihr ins Gesicht geschrieben und nun fiel ihr auch wieder ein, warum sie den Spielmann eigentlich erst zum Tee eingeladen hatte. Der Wirt, dessen Aufmerksamkeit sie wohl mit ihrem schreckhaften Verhalten geweckt hatte, kam zu ihnen an den Tisch. Schnell suchte Linnea ein paar Silbermünzen aus einem Beutel, die sie ihm in die Hand drückte. Sie bemerkte kaum, dass sie ihm viel zu viel gegeben hatte - und er schwieg sich beharrlich aus, man beschwerte sich ja nicht, wenn man gut bezahlt wurde.
"Ja, Ihr habt recht, meine Kammerfrau wird sicher schon vor Sorge umkommen. Begleitet Ihr mich noch zurück zum Markt? Ich hätte da noch ein Anliegen", den letzten Satz sprach sie leiser aus, immerhin musste der Rest der Anwesenden nichts davon erfahren. Es würde den ohnehin schon merkwürdigen Eindruck nur verstärken und Linnea wollte nicht schon in den ersten Tagen ihren Ruf in der Gesellschaft weg haben.

[Greyback]

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Ort: Hafenschenke / Weg zum Markt
Zeit: Später Nachmittag
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"Gewiss Madame.", antwortete Humbert, warf dem Wirt noch einen selbstgefälligen Blick, nahm Linnea wie selbstverständlich an seine Seite und geleitete sie aus dem Lokal heraus.
"Aber das nächste Mal lade ich Sie ein.", meinte er belustigt, während sie zusammen die belebte Hauptstraße zum Markt entlanggingen, "Da brauchen Sie keine gute Kleidung, lediglich eine trockene Kehle."

[Tjeika]

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Ort: Weg zum Markt
Zeit: Später Nachmittag
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Linnea kicherte leise. Das würde gewiss ein Spaß werden, sich unter die gewöhnlichen Menschen zu schmuggeln - ohne aufzufallen. Ihre Mutter hatte ihr eins in einer stillen Minute erzählt, dass auch sie sich dereinst einmal unter den Pöbel gemischt hatte. Sie hatte erzählt, dass sie es sehr wohl verstünden, sich richtig zu amüsieren - ohne Zwang zur Etikette. Linnea freute sich schon sehr darauf, doch vorerst hatte sie ein anderes Anliegen.
"Nun, gewiss könnte dies sehr lustig werden", sagte sie und genoss die abfälligen Blicke beinahe schon, die ihr zugeworfen wurden, sie genoss es, einmal nicht von der gehobenen Gesellschaft angehimmelt zu werden. Abwechslung tat gut, denn sie war kurzweilig.
"Aber sagt, was würdet ihr von einer festen Stellung halten?", fragte sie an den Spielmann gewandt, dessen Name sie längst schon wieder vergessen hatte. Namen waren aber auch immer kompliziert.

[Greyback]

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Ort: Weg zum Markt
Zeit: Später Nachmittag
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"Feste Anstellung?", fragte Humbert. Wollte sie ihn jetzt zum Hofnarren machen? "Wie stellen Sie sich das vor? Was soll ich tun? Und vor allem, was bekomme ich dafür?" So überzeugt er auch selbst von seinem Können war, aber als Musikant in einem Haushalt angestelt zu sein hatte schon etwas ... absurdes. Allerdings konnte er nicht verleugnen, dass ihm der Gedanke eines geregelten Einkommens gefiel.

[Tjeika]

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Ort: Weg zum Markt
Zeit: Später Nachmittag
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"Nun, wieviel verdient Ihr denn derzeit in der Woche?", fragte sie. Sie hatte vor, ihm das doppelte zu zahlen, doch gleich mit der Sprache rauszurücken hielt sie für unklug, er konnte sich ja sonstwelche Summen ausdenken. Ihre Mutter hatte sie immer vor solchen hinterhältigen Tricks gewarnt, auch wenn sie ihm so etwas nicht wirklich zutraute.
"Wie ich mir das vorstelle... nun, Ihr spielt uns jeden Abend ein paar Eurer wundervollen Lieder nach dem Abendmahl", sagte sie und fuhr fort: "und ob Ihr danach noch in die Schenken geht, um Euch etwas dazu zu verdienen, bleibt Euch überlassen."
Wenn sie sich doch nur an den Namen erinnern könnte...

[Greyback]

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Ort: Marktplatz
Zeit: Später Nachmittag
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Sie waren angekommen.
"In der Woche? Nun ... " Er dachte nach. "Ein Silberling wird es wohl sein. Mal mehr, mal weniger. Wie ihr es euch ausmalt, so klingt es selbstredend verlockend, aber zuvor möchte gleiches Angebot aus dem Munde eures Gatten hören, ist er doch der eigentliche Wohltäter.", zwinkerte er ihr zu.