Leinen Los! - Ableger

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nacht
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"Nach dem, was ich hörte...", begann Kara leise.
"Ist es besser, dir selbst den Dolch in den Leib zu rammen, als dich von ihm gefangen zu nehmen", sprach sie leise weiter.
"Misson ist der Teufel!"
Kurz blickte sie noch einmal zu John, ehe die Hektik losbrach. Schneller, als sie es erwartet - und auch befürchtet hätte - waren die Männer Missons an Bord gekommen. Da hatten alle Navigationskünste von Andres nichts gebracht.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nacht
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John hatte es gerade noch geschafft, sich von Kara wegzudrehen, als sich auch schon der erste von Missons Männern auf ihn stürzte. Diesmal war John geistesgegenwärtig genug, den Schlag nicht mit seinem bloßen Arm, sonder mit seinem Messer abzuwehren. Reflexartig trat er nach den Beinen des Mannes und war selbst am überraschtesten, als es ihm gelang, ihn zu Fall zu bringen. An Bord der India war inzwischen das Chaos ausgebrochen und von überall her drangen Schreie zu John.
Das ist die Hölle, dachte er und ihm wurde kalt.

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nacht
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Kara wusste, dass sie einen großen Nachteil gegenüber den Anderen hatte. Sie war kleiner und sie war schwächer, als die Männer, gegen die sie sich nun verteidigen musste. Doch sie hatte schon früh gelernt, diesen Nachteil ihrerseits zu ihrem Vorteil zu nutzen. So duckte sie sich fortwährend unter den Angriffen der Piratenjäger hinweg, während sie das ein oder andere Mal die Schwachstelle der Männer ausnutzte, indem sie ihnen an recht empfindlichen Stellen einen Tritt verpasste, wie sie es nun gerade auch bei einem blonden, jungen Mann tat, der sich ihrer angenommen hatte - wenn auch im negativen Sinne. Der Mann krümmte sich vor Schmerzen und diese Gelegenheit ergriff das Mädchen beim Schopfe. Ohne Gnade und mit wutverzerrtem Gesicht rammte sie ihm das Messer in den Bauch, ehe sie sich gleich dem nächsten Mann zuwandt. Doch dann erwischte sie ein Messer in der Seite, es ziepte und brannte. Es war schlimmer, als Seitenstechen. Und es blutete unentwegt. Kara taumelte gegen einen Mast und konnte den finalen Dolchstoß gerade noch durch einen Tritt verhindern.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nacht
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John wehrte sich nach Leibeskräften und ihm stand der Schweiß auf der Stirn. Sein Arm brannte und langsam verließen ihn die Kräfte. Doch da sah er aus den Augenwinkeln, wie Kara von einem Dolchstoß getroffen wurde. Er gab dem Mann, der ihm gerade immer näher zu Leibe rückte den Rest, ehe er zu Kara eilte. Sie hatte den Mann, der sie verletzt hatte mit einem Tritt aus dem Gleichgewicht gebracht und John zögerte keinen Moment. Mit einem Aufschrei rammte e rihm das Messer in den Hals. Dann fuhr er zu Kara herum.
"Kara, alles in Ordnung?"

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nacht
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Kara nickte, während ihre Hand die Blutung, soweit es ihr möglich war, stoppte, indem sie drauf drückte, in der Hoffnung, es würde helfen.
"Es wird schon gehen. HINTER DIR!", rief sie aus, als sich einer der Piratenjäger John von hinten genähert hatte, um ihm in den Rücken zu stechen.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nacht
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John fuhr herum und sah gerade noch, wie der Mann sein Messer auf ihn niedersausen ließ. Hastig duckte er sich unter dem Hieb hindurch, konnte jedoch nicht verhindern, dass der Dolch ihn an der Schulter streifte. Er spürte den Schnitt und spürte im gleichen Moment, dass er nicht tief war. Er hieb nach dem Mann, doch der wehrte seinen Schlag mit Leichtigkeit ab. Dieser Gegener war ein weitaus besserer Kämpfer, als John es war und John begann zu ahnen, dass er gegen ihn keine wirkliche Chance haben würde.

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nacht
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Als John dem Dolch ausgewichen war, hatte Kara noch erkennen können, dass er nur seine Schulter gestreift hatte. Doch was weder John noch sein Angreifer zu bemerken schienen, war, dass der Dolch nach diesem Streifen auf sie herniedergesaust war und noch einmal in die Wunde traf, die der blonde Mann ihr vorher schon zugefügt hatte. Sie hatte heute wahrlich kein Glück. Kara begann zu husten. Irgendetwas klebte in ihrem Mund. Und als sie ihre Hand über ihre Lippen legte, bemerkte sie, dass es Blut war. Dann wurde alles schwarz.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
7. Juli 1517, Nacht
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Immer bedrohlicher wurde die Lage für John und auch, wenn er sich nach Leibeskräften wehrte, hatte er doch keine Chance gegen die Kampfkünste des Mannes. Immer wieder hieb er nach John und schließlich durchdrang er seine Deckung und tief bohrte der Dolch sich in seine Schulter. Er hörte noch das Lachen des Mannes und sah den triumphierenden Blick in seinen Augen, ehe er zu Boden ging. Sein Blick verschwamm und das letzte, was er sah, waren Thies und Peter, die hinter dem Mann auftauchten, bevor alles schwarz wurde und die Bewusstlosigkeit ihm den grauenhaften Schmerz nahm.

[Tjeika]

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Nordsee, auf der India
8. Juli 1517, Vormittag
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Wieder diese Wiese. Wieder dieser Mann, der sie verfolgte. Es war wieder einmal ihr eigener, persönlicher Albtraum, der sie schon seit Jahren verfolgte. Wiese und dunkle Gasse, immer abwechselnd. Kalter Schweiß. Angst. John.
John war ein Teil ihres Albtraumes, seit er an Bord gekommen war. Doch warum dies so war, das konnte Kara nicht sagen. Es war einfach so. Ob es ihr Mut machen sollte oder sie ängstigen sollte, auch das wusste Kara nicht.
Doch als sie schließlich erwachte, wusste sie, dass es vorbei war, dass es überstanden war. Und es beruhigte sie. Ein Brennen, ein Ziepen in ihrer Nierengegend. Es war, als würde jemand immer und immer wieder auf sie einstechen. Sie schrie, es war so grausam. Warum konnte der Schmerz nicht einfach aufhören? Alles um sie herum verschwamm zu einer breiigen Masse. Wieder schrie sie und der Traum überschnitt sich mit der Realität.

[Ayrina]

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Nordsee, auf der India
8. Juli 1517, Nachmittag
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Als John erwachte spürte er als erstes einen grausamen Schmerz in seiner Schulter. Wo kam der her? Irgendetwas musste schrecklich schiefgegangen sein, bei... Ja, wobei eigentlich? Er versuchte, seinen Arm zu heben, um sich die Augen zu reiben und wurde mit einem stechenden ziehen in seiner Schulter belohnt, dass ihn den Arm schlagartig wieder sinken ließ.
Wo war er? Was war passiert? Er versuchte die Augen zu öffnen, doch die Lider waren wie aus Blei. Irgendjemand hatte geschrien. Oder hatte er das geträumt? Stimmen drangen gedämpft zu ihm, doch er hatte die Worte in dem Moment bereits wieder vergessen, als er sie gehört hatte.
Was ist passiert?, fragte er in Gedanken, doch alles, was sich seiner Kehle entrang war ein leises Stöhnen.

Peter stand in der Tür der Kapitänskajüte und sah mit sorgendunklem Blick zu Kara und John.
"Die beiden hat es ziemlich schlimm erwischt", sagte er leise zu Kharecha.
"Aber sie werden doch wieder gesund, oder?", fragte er und konnte nicht ganz verhindern, dass seine Stimme ein wenig zitterte.