(1) Sie sind hier nicht in ihrer Heimat, sondern im Nachbarland, welches durch einen Bürgerkrieg auch noch zerrissen ist. Die Heimat, wegen der sie das machen, ist ja nicht hier.Tjeika hat geschrieben: ↑Mi 29. Sep 2021, 23:17 Wir sehen das wirklich komplett unterschiedlichIch sehe das so nicht. Wenn die Heimat (1) nicht mal mehr freundlich ist, warum sollte man sich dann um sie bemühen? Ist dann die Vision nicht schon längst eingetreten und alles eh zu spät, weil sie gespalten sind (2).
Und mal ehrlich, ich kann diesen Move auch nicht so ganz nachvollziehen. Das ergibt ja nicht mal wirklich Sinn. Sie verlangen ja nichts Unmenschliches und stimmen auch zu (3a), sich "verhören" zu lassen - hätten sie ja auch nicht gemusst. Und es ist ja nicht so, dass auch die Dorfbewohner das mit Sicherheit nicht nachvollziehen könnten. Also aus rein rationaler Sicht (3b). Sie haben sich schon in die Höhle des Löwen begeben, da kann es ja nicht zu viel verlangt sein, nicht getrennt zu werden (4).
Das Entgegenkommen war in zweifacher Hinsicht (Höhle des Löwen + Verhör zustimmen) da. Von den Dorfbewohnern kam bisher nix an Entgegenkommen. Das ist ja auch keine Einbahnstraße (5).
Da dann plötzlich, obgleich sie schon in Unterzahl ins Dorf gekommen sind und zu Gesprächen bereit sind, mit Waffengewalt drauf zu bestehen, dass sie sich trennen, erscheint mir etwas krass.
Also, ich find's ja nicht mal logisch. Und wenn sie jetzt schon so gewaltvoll reagieren, auf wen soll dann Verlass sein? Auf die Infos, die da evt kommen ganz sicher nicht. Also war der ganze Ausflug unnötig. Hätten sie sich dann auch wirklich komplett sparen können, Vertrauen kann man den Worten und Infos aus diesem Dorf damit genau gar nicht.(6)
(2) Die Vision/Weissagung war ja, dass sie einen Weisen auf einem Berg finden und um Rat fragen sollen - der (also der Rat) würde dann helfen. Bislang haben sie weder Berg noch Weisen gefunden, also kann das nicht eingetreten sein.
(3a/b) Da liegt glaub ich das zentrale, grundlegende Missverständnis - niemand fragt nach ihrer Zustimmung, sie sind entweder Gäste, die tun, worum man sie bittet, oder Gefangene, die eben dazu gezwungen werden. Es interessiert in dem Dorf auch niemand, ob sie dafür Verständnis haben. Und ob die Dorfbewohner mit diesem Verhalten jetzt "dumm" oder "unfair" sind, danach fragt auch keiner - sie tun es eben (hier im real-life kann ich erklären, warum sie so handeln (Furcht, Selbstversicherung usw.), aber in-game sind sie sich dessen wohl selbst gar nicht bewusst. Sie tun es, weil es sich für sie richtig anfühlt. Und da sind wir bei (3b) - sie sind nicht rational. Niemand in diesem Land ist das (soweit wir bislang wissen). Es ist ein Bürgerkrieg, ein Glaubenskrieg, ein Krieg um Weltanschauung und Lebensweise. Es ist also eine komplett emotionale Angelegenheit, keine rationale. Nanna ist möglicherweise schwer schockiert, als ihr das klar wird. Vielleicht verliert sie angesichts dieser Ungeheuerlichkeit auch mal die Hoffnung. Aber - rational betrachtet - ist das unnötig. Denn der Erfolg (oder Misserfolg) ihrer Mission hat letztlich mit dem Erfolg (oder Misserfolg) dieser oder jener Kriegspartei nur bedingt zu tun. Alles, was für Nanna und ihre Mission wichtig ist, ist, die Reise durch das Land dieser Spinner zu überleben und den Weisen zu finden (der hier sein könnte, oder woanders - bislang GLAUBEN sie ja nur, er wäre hier).
(4) Richtig, es ist nicht zu viel verlangt - aus unserer Sicht. Aber in-game ist es ganz einfach so, dass unsere Charas gar nichts "zu verlangen" haben. Ihre Meinung ist so unwichtig, dass sie nichtmal danach gefragt werden. Das ist schockierend und ein furchtbares Gefühl - aber das ist die Lage/Stimmung in diesem Land, die auf diese Weise vermittelt wird. tut mir leid, wenn dich das so fertig macht, das war nicht meine Absicht. Aber der Plan war, dass die Spieler diese Lage nachfühlen können. So gesehen habe ich meinen Job wohl zu gut gemacht.
(5) Nanna muss den Dorfbewohnern auch gar nicht unbedingt vertrauen. Wenn sie meint, dass sie nicht vertrauenswürdig sind, dann muss und wird sie eben entsprechend handeln und ihnen z.B. nicht alles erzählen oder versuchen, bald wieder hier weg zu kommen. Umgekehrt haben die Dorfbewohner es nicht nötig, Nanna entgegen zu kommen. Sie ist in keiner Position, in der sie irgendwas verlangen kann. Warum sollten die Dorfbewohner auf ihre Wünsche eingehen? Aus Nettigkeit? Der Krieg tötet Nettigkeit (leider) sehr schnell ab. Letztlich haben die Dorfbewohner es auch gar nicht nötig, nett zu sein oder sich anzufreunden. Diese Option besteht vielleicht, wenn sie Vertrauen zu den Besuchern fassen sollten. Aber ob sie das tun und wie lange das dauern mag, das ist ganz offen. Und es ist auch aus Sicht der Besucher nicht wirklich wichtig. Es wäre zwar hilfreich, aber es ist nicht essentiell für ihre Mission.
(6) Das wäre vielleicht anders gewesen, wenn sie mitgespielt hätten, anstatt sich zu wehren. Aber es ist, wie es ist, und außerdem kann man immer noch durch Beobachtung Informationen gewinnen. Zudem weiß man ja nicht, welche Informationsquellen man hier vielleicht noch auftut. Ein anderer Gefangener? Ein Kind, das wohl eher nicht berechnend lügen wird? Ein Dorfbewohner, der es anders sieht als seine Ältesten?
Jedenfalls müssten unsere Charas versuchen, etwas über den Weisen und seinen Berg herauszufinden. Hier oder woanders. Jetzt brauchen sie die Dorfältesten nicht mehr danach zu fragen, da hast du Recht. Aber dann halt wen anders - oder woanders. Schlimmstenfalls war das Dorf halt eine Sackgasse. Ob es das hätte sein müssen, sei dahingestellt, aber wenn es so ist, muss man halt woanders suchen. Gewonnen hat man auf jeden Fall die Erkenntnis, dass hier alle paranoid sind. Danach kann man das künftige Handeln ausrichten.
Also Fazit:
Ich denke, zum Teil liegt da einfach ein Missverständnis vor: Nanna hat geglaubt, sie wäre hier irgendwie "zu Hause", und nun merkt sie, dass das nicht stimmt. Aber das war eben ein Irrtum. Dass sie deswegen ihre Motivation verliert (weil sie mit einer Einschätzung falsch lag), erscheint da ehrlich gesagt nun mir ziemlich irrational.
Und zum anderen Teil verknüpft Nanna den Erfolg oder Misserfolg ihrer Mission mit der Frage, wie entgegenkommend ein paar Typen in einem fremden Dorf sind (die - vielleicht - auch entgegenkommender gewesen wären, wenn Nanna nicht auf normalen, "zivilisierten" Verhaltensmustern bestanden hätte, die diese Leute offenbar eben nunmal nicht (mehr) haben). Das erscheint mir eine sehr unnötige Verengung zu sein.