3. Bélan-Inseln

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Aceio lachte leise.
"Naja, es ist vielleicht ein wenig hoch gegriffen", lenkte Aceio ein, wurde dann aber hellhörig als Myra von einem Kind sprach, das offenbar eine Wassermagierin war. Das konnte doch nun wirklich kein Zufall mehr sein.

Myra zuckte etwas mit den Schultern.
"Wir können alle etwas Besonderes, etwas, das nicht jeder kann", umschrieb sie es daher, "in manchen Familien bringt das Unglück, heißt es. Darum wurden wir verkauft. Andere wurden weg geholt, es hieß, sie würden viel Geld bringen mit ihrer Gabe. Wir hatten sogar einen Jungen, der konnte Gedanken lesen. Er wurde vor drei Tagen abgeholt, er hat drei Goldstücke gebracht!"

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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"Ich finde König gut. Mein offizieller Herrschaftstitel ist Erste Herrin, man nennt es lediglich Königin. Das würde gut passen", überlegte Eza, bevor der Fokus des Gesprächs auf die nun offenkundige Häufung von Magierkindern in dieser Gruppe.
Ezas Braue wanderte immer höher, während Myra erzählte, was es mit dieser Gruppe auf sich hatte.
"Über welche Besonderheit verfügt Ilya?", fragte sie so leise nach, dass nur Myra und höchstens noch Aceio sie würde verstehen können, auf dem Karren hinter ihnen aber keiner.
Mit Ersterem wechselte sie einen äußerst besorgten Blick. Hier ging eindeutig mehr vor sich, als sie zunächst geglaubt hatten.
Dann besann sie sich, dass es vielleicht gut wäre, Myra ein wenig zu beruhigen. So viele Fragen konnten sicherlich verwirren. Zumal sie offenkundig keine Ahnung hatte, was Magie eigentlich war.
"Weißt du, wenn Leute so etwas Besonderes können, dann nennt man sie Magier. Das macht auch dich zu einem Magier. Das ist nichts, wovor man Angst haben muss. Im Gegenteil, es ist ein Geschenk", erzählte sie einmal.
"Aceio und ich, wir sind auch Magier. Vor sehr, sehr langer Zeit konnte auch ich die Gedanken anderer Leute lesen. Und deine Fähigkeit ist dieser doch gar nicht so unähnlich, denn was tust du denn anderes, als andere Leute an sich zu lesen, wenn du sie berührst?"

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Myra legte den Kopf nachdenklich etwas schräg.
"Magier", wiederholte sie leise das für sie fremde Wort.
"Ilya kann sich verwandeln", erklärte Myra, "so sagen die anderen. Aber sie kann es nicht gut, nur manchmal, wenn sie Angst hat. Sie hat oft viel Angst. Darum ist sie auch nicht weg gelaufen, als sie verwandelt war. Sie war eine Ratte, sagen die einen. Die anderen sagen, sie war ein Hund. Ilya selbst sagt gar nichts. Aber ihre Aura ist ein bisschen komisch. Sie... flackert."
Wieder zuckte das Mädchen etwas mit den Schultern.
"Ich weiß nicht wie lesen geht", erklärte sie - sie hatte schließlich nie Buchstaben gesehen, "aber ich sehe in die Menschen hinein, wenn ich sie berühre. Das ist manchmal schön und manchmal macht es Angst. Aber selten. Oft haben Menschen mehr Angst vor mir als ich vor ihnen."

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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"Magier", wiederholte Eza noch einmal das für Myra so fremd scheinende Wort.
"Wenn Ilya älter wird, wird sie sich auch besser verwandeln kann. Und genauso verhält es sich bei dir. Deine Fähigkeiten werden mit den Jahren besser werden. Du wirst die Menschen in Nuancen erkennen, wenn du in sie hineinblickst."
Eza wählte absichtlich das Wort, das auch Myra verwandt hatte, damit sie sich nicht an zuviele neue Dinge gewöhnen musste.
Dennoch, es war auffällig, dass auch die Tochter von Dinya eine Magierin war. Da galt es wohl doch noch einmal nachzuprüfen, inwiefern die Weggabe des Mädchens freiwillig geschehen war oder eben doch mit Dinyas Einverständnis.

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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"Und du?", fragte Myra leise, "du hast gesagt, vor langer Zeit konntest du die Gedanken anderer Leute lesen. Kannst du es nicht mehr? Bist du keine Magierin mehr? Oder auch eine Wasserzauberin wie der Mann... A-Ceio?", erinnerte sie sich unsicher an seinen Namen.

"Achtung! Öffnet das Tor! Die Erste Herrin ist zurück!", erklang der Ruf der Stadtwachen am Tor, das sogleich eilig aufgezogen wurde. Aceio hoffte, sie würden den Weg durch die Stadt zum Palast ohne Zwischenfall schaffen. Das konnte heikel werden, wenn sie hier mit einem Wagen voller Kinder einfuhren, die allesamt nervös waren und obendrein offenbar kleine, untrainierte Magier.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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"Aceio", wiederholte sie den Namen erneut und deutlich und warf eben diesem einen amüsierten Blick zu, bevor sie sich wieder Myra zuwandte.
"Das erzähle ich dir ein ander'n Mal. Aber soviel sei gesagt: Ich bin noch immer eine Magierin", vertröstete sie Myra auf später, jetzt, wo sie die Mauern von Néhara erreichten.
Sie strich beruhigend über Myras Schulter, ehe sie sie wieder ordentlich festhielt.
"Wie gefällt dir Reiten denn bisher?", fragte sie stattdessen etwas Unverfänglicheres.
Sie bemerkte die Blicke der sich langsam am Straßenrand ansammelnden Einwohner der Hauptstadt durchaus. Doch sie ignorierte sie. Es brachte jetzt ohnehin nichts, irgendetwas zu erklären. Sie hoffte nur, die Kinder blieben ruhig.

[Cassiopeia]

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Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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"Es fühlt sich etwas komisch an, aber es geht", sagte Myra und ihr Kopf wandte sich mal hierhin, mal dorthin, als sie vereinzelte Stimmen vernahm.
"Hier sind viele andere. Sind wir... zurück? In der Stadt?"
"Das sind wir", antwortete Aceio an Ezas Stelle, "und es sind viele Leute gekommen zu eurer Begrüßung. Darum kommen wir nur noch langsam voran."
Ganz glücklich war er über den Umstand nicht und so instruierte er die Wachen, den Weg zu räumen, damit sie besser durch kamen. Eza war die Erste Herrin, sie würde sich kaum durch eine Menschenmasse durchquetschen müssen.
So ging es ein Glück dann doch schneller und bald schlossen sich die Palasttore hinter ihnen. Erleichtert atmete Aceio auf.
"Wir sind da. Hier seid ihr sicher", erklärte er und trat zu dem Karren nach hinten.
"Keine Angst, ihr könnt raus kommen. Wer Hunger hat, folgt mir, wir sind genau richtig zum Essen da!"
Der Gedanke an Essen würde die Kinder hoffentlich von ihrer Angst ablenken.

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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"Den Göttern sei dank", murmelte Eza, die sich gerade noch einmal so die Erwähnung Brihás hatte verkneifen können.
Kurz folgte Ezas Blick Aceio, der zu den Kindern trat. Dann wandte sie sich wieder Myra zu.
"Komm, gehen wir euch etwas zu essen besorgen", sagte sie, als sie abstieg und kurz darauf dem kleinen Mädchen vom Pferd half.
Die Wachen derweil ordnete an, sich um die Pferde und den Karren zu kümmern.
"Besorgt den Kindern frische Kleidung und ein Bad, sobald das Mahl beendet ist. Und sorgt für Schlafplätze im Palast, die sicher sind."
Damit griff sie Myras Hand und trat zu Aceio.
"Und nach dem Essen müssen wir das hier ändern", zwinkerte sie ihm zu und zupfte an seiner Tunika.
Immerhin galt zu feiern, was ihnen gelungen war.

[Cassiopeia]

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Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Aceio lächelte leicht, ging auf Ezas Anspielung aber nicht weiter ein. Auch wenn seine Gedanken in genau dieselbe Richtung gingen. Sie hatten einen großen Erfolg zu feiern.
"Majestät!" Das war die Stimme Tenyas, welche ihnen durch die große Empfangshalle entgegen kam. Erstaunt blickte sie zu den Kindern, die eingeschüchtert in dem prunkvollen Gebäude standen.
"Ihr seid zurück - und habt Verstärkung mitgebracht!" Mit einem Lächeln, das sie vollkommen veränderte, wandte sie sich an die Kinder und sah dann wieder zu Eza.
"Ich werde dem Koch sogleich Bescheid geben - "
"Dafür ist schon Sorge getragen", wandte Aceio ein und sah kurz zu Eza. "Während die Kinder essen haben wir etwas mit Euch zu besprechen."
Tenya sollte wissen, um was es bei diesen Entführungen offenbar wirklich ging. Vielleicht konnte sie eine Einschätzung zu Dinya und ihrer Tochter geben.
"Ich bringe die Kinder in den Speisesaal, ehe sie hier noch festwachsen", meinte er mit einem leichten Zwinkern.
"Na los!", sagte er dann etwas lauter zu den Kindern und ging voran, "nur keine Scheu - wer Hunger hat, mir nach!"

Myra indes behielt die Hand fest in der ihren, die ihr Sicherheit gab.
"Wo gehen sie hin?", fragte sie leise an Eza gerichtet. Sie hatte auch Hunger, doch die anderen schienen schon gegangen zu sein und das hier war ein Ort an dem sie sich nicht auskannte und nichts wieder finden würde.
"Können wir... auch dorthin?"

[Tjeika]

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Eza
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Mittag
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Es war interessant zu beobachten, wie sich Tenyas Ausdruck veränderte, kaum, dass sie die Kinder zu Gesicht bekam. Und es sagte eine Menge über sie aus. Ein warmes Lächeln Ezas begleitete Tenya, als diese mit Myra an ihr vorbeiging.
"In meinen Gemächern", gab sie ihr noch den Ort des Treffens mit.
"Wir gehen mit den anderen in den Speisesaal. Da könnt ihr alle euch stärken", wandte sie sich dann wieder an das kleine Mädchen, das sie gar nicht mehr gehen lassen wollte.
Doch sie gehörte zurück in die Gruppe. Immerhin hatten diese Kinder eine Menge miteinander durchgestanden. Da war Eza die Letzte, die sie trennen wollte.
Sie mussten ohnehin überlegen, wie es mit den Kindern weiterging. Ob sie überhaupt in die Hände ihrer Familie zurückgegeben werden konnten, wenn es wirklich so war, dass diese sie veräußert hatte.
"Hier sind wir auch schon", verriet sie Myra dann, als sie nach den Kindern und Aceio im zum Speisesaal umfunktionierten Festsaal ankamen.
"Hier könnt ihr euch stärken, danach könnt ihr baden und in frische Kleidung schlüpfen."
Damit führte sie Myra an den Platz, der normalerweise bei Festen Eza selbst zustand.