3. Bélan-Inseln

[Cassiopeia]

Aceio / Tenya
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend

Aceio war nach dem Tanz extra nicht direkt zu Eza zurück gekehrt. Er holte sich eine Schale Trauben um etwas Zeit zu gewinnen und seine Gedanken zu sortieren.
"Majestät", bot er Eza die Traubenschale an mit einer leichten Verneigung. Thojiras Worte und Reaktion hatten ihn nachdenklich gestimmt. Sie hatte in vielem Recht, auch wenn er dem nicht nachgeben würde. Doch sie hatten nicht ganz die Freiheit, die sie geglaubt hatten zu haben. Er liebte die Königin - das musste entweder ein offizieller Akt werden oder es musste enden.

[Tjeika]

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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Eza hatte dem Wachmann noch hinterhergeblickt, dann war sie in ein weiteres Gespräch verwickelt worden. Ohnehin schien es, dass ungeheuer viele Leute ungeheuer viele Dinge ungeheuer dringlich und sofort zu besprechen hatten. Und Eza hatte gar keine Wahl, als diesen Wünschen nachzugeben. Nach ein paar dieser Gespräche jedoch hatte sie sich von dem höchstrangingen offiziellen Diener daher ein paar Augenblicke Ruhe erbeten. Und so war er es auch, der schon drauf und dran war, Aceio aufzuhalten, zu ihr zu stoßen, die sich an einen abseitigen Stehtisch mit einem schweren Rotwein zurückgezogen hatte.
"Schon gut", meinte sie mit einem Lächeln und einem dezenten Nicken zu dem Diener, der daraufhin gleich wieder einen Schritt zurücktrat.
"Oh, du hast die passenden Trauben zu meinem Wein. Möchtest du auch einen?", fragte sie, als sie die Schale erfreut entgegennahm.

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend

"Ein aufmerksamer junger Mann", kommentierte Aceio die Reaktion des Dieners. "Ich nehme gerne ein Glas, danke Hoheit." Er war deutlich darauf bedacht, die Förmlichkeiten einzuhalten.
"Ich hoffe, dieses Fest hat nicht Eure Schatzkammern geplündert. Es wäre eine Schande für den guten Wein, wenn es eine solche Rarität darstellte."
Er nahm sich eine Traube und beugte sich vorsichtig vor.
"Wir müssen reden. Später bei mir", flüsterte er leise und genoss einen halben Atemzug Ezas Nähe, dann zog er sich zurück. Es erschien ihm plötzlich sehr schwer, in ihrer Nähe unbekümmert wie zuvor zu sein.

[Tjeika]

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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Eza kniff die Augen ein wenig. Die plötzliche Distanziertheit entging ihr nicht. Hier war etwas ganz und gar nicht im Lot. Und bevor sie Aceio antwortete, glitt ihr Blick zu Thorija.
Was hatte diese Aceio wohl eingeflüstert? Eza atmete tief durch.
"Natürlich, reden wir später", antwortete sie ebenso distanziert und deutete dem Diener mit einer Handbewegung an, ein weiteres Glas Wein zu bringen.
"Die Schatz- und Vorratskammern Bélans sind gut gefüllt. Ryorr wusste lediglich nicht, wo sich diese befinden", kommentierte sie.
"Zumindest, was die exquisiten Vorräte betrifft", musste sie dann doch einschränken.
Dennoch, an Gold mangelte es nicht. Eza musste nur noch herausfinden, wo Nalahr dieses versteckt hatte.
Ihr Blick glitt zu dem herbeieilenden Diener, der Aceio in einer tiefen Verbeugung seinen Wein darreichte.
"Wir pflegen stets die besten Diener zu beschäftigen", hatte sie sich das Lob extra aufgespart, dass der Genannte es auch hören konnte.

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend

"Beruhigend zu wissen", erwiderte Aceio mit einem kleinen Lächeln, das nicht mehr ganz so unbekümmert gelang wie zuvor.
"Mir scheint, Ryorr wusste einiges nicht", wagte Aceio sich leise vor, auch wenn es nicht klug wäre, diese Worte lauter zu sprechen als nötig. Er nickte dem Diener knapp zu, der ihm den Wein brachte und sich dabei kaum weniger tief verbeugte als vor Eza selbst.
Aceio seufzte innerlich. Sie waren viel zu unvorsichtig gewesen.
Die Tür öffnete sich und Aceio sah überrascht auf.
"Majestät, seht", sagte er und seine Stimme hatte jede Distanz verloren. Tenya betrat den Saal - nicht länger als Dienerin gekleidet, sondern in einem tiefblauen, langen Kleid mit besticktem Saum und bis zu den Handrücken zulaufenden Ärmeln aus Spitze. Es kam keineswegs an Ezas Kleid heran, doch es war eindeutig gehobene Kleidung. Tenyas Blick war offen, ihr Gang aufrecht, ihr Haar frisch gemacht. Eine unglaubliche Veränderung, die Aceio nun ehrlich lächeln ließ.

[Tjeika]

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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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"Nein, Ryorr war ausgesprochen uninformiert. Wir hielten ihn aus Gründen aus einigen Dingen heraus", erklärte sie Aceio weit weniger vorsichtig.
Ohnehin wunderte sie sich, warum er so distanziert wirkte und sie sorgte sich, was es gewesen sein könnte, dass Thorija ihm erzählt haben mochte. Es war jedenfalls nichts Gutes.
Es wurde Zeit, dass Tenya erschien, damit sie dem Abend einen letzten, offizielle Amtshandlung zukommen lassen konnte, um die Angelegenheit später zu klären.
Und genau, als wäre es abgesprochen gewesen, öffnete sich auch die große Flügeltür und eine Frau mit aufrechtem Gang und hoheitlicher Haltung betrat den Raum. Eine Tatsache, die dafür sorgte, dass Eza Tenya erst auf den zweiten Blick erkannte.
"Sie sieht aus wie eine Königin", erkannte Eza gänzlich frei jedweden Neides an, vergaß hierbei, worüber sie gesprochen hatten und schenkte ihrer Stellvertreterin ein freundliches Lächeln, bevor sie ihr nur ganz dezent zunickte.
"Da seid ihr ja", sagte sie erfreut und wandte sich an den Diener.
"Lasst um Aufmerksamkeit bitten", bat sie, wonach er den Musikern ein Zeichen gab.
Diese hörten daraufhin auf zu spielen und es wurde nach und nach ruhiger im Saal, während die Herrschaften Tenya neugierig musterten. Hier und da hörte man es wispern und murmeln.
"Meine Damen und Herren, werte Gäste", erhob Eza die Stimme und auch das Weinglas, nachdem Tenya zu ihnen getreten war.
"Wenn ich Euch die Zweite Herrin von Néhara vorstellen darf, Tenya."

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend

Wenn Tenya aufgeregt oder nervös war, so ließ sie es sich nicht anmerken. Eine wahrhaft standhafte und starke Frau, dachte Aceio bewundernswert. Und wahrlich verschwendet im Stand einer Dienerin.
Tenya trat zu Eza und ging in die Knie.
"Hiermit gelobe ich Euch, Erste Herrin Néharas und Bélans, eine treue und loyale Vertreterin in allen Belangen zu sein. Mit Ehre nehme ich das Amt der Zweiten Herrin Néharas an."
Sie neigte leicht den Kopf und wartete auf Ezas Zeichen sich zu erheben.

Aceio beobachtete und dankte Brihá im Stillen, dass sie zwei Frauen an die Spitze dieses Reiches stellte, die den Mut und die Kraft hatten, den Weg der langen Abgeschiedenheit ohne Blutvergießen aufzubrechen.
Aus dem ersten unruhigen Gemurmel wurde erst ein verhaltener, schließlich ein herzlicher Beifall und Aceio wandte höflich den Blick ab, als er es in Tenyas Augen leicht feucht schimmern sah, als sie sich erhob und der Menge zuwandte.

[Tjeika]

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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Auch Eza war sehr froh ob ihrer Wahl. So, wie Tenya sich hier zeigte, hatte sie definitiv die Richtige für diese Aufgabe ausgewählt. Und die kleinen Tränchen in den Augen Tenyas waren wohlverdient.
"Erhebt Euch, Tenya, Zweite Herrin von Néhara", sprach Eza feierlich und auch ein wenig stolz, so jemanden gefunden zu haben.
"Ihr werdet Eurer Aufgabe und dem Volk Bélans gerecht werden."
Als Tenya sich eben jenem - ausgewählten - Volk zuwandte, trat Eza ein wenig zurück. Dieser Augenblick gehörte ganz der klugen, jungen Frau, als die Eza Tenya kennengelernt hatte. Und als der Applaus brandete, stellte sie ihr Glas beiseite, um sich dem anzuschließen.
"So Brihá es will", flüsterte Eza leise ihre vorherigen Worte ergänzend, so dass lediglich der neben ihr stehende Aceio es hören konnte.

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend

Es war ein berührender Augenblick, Tenya so zu sehen. Innerhalb eines Tages war sie von einer gewöhnlichen Dienerin zur Zweiten Herrin aufgestiegen. So, wie Eza innerhalb eines Tages von einer Händlerin zur Königin geworden war. Es war kaum zu fassen, was in wenigen Stunden alles passieren konnte.
Die Musik spielte wieder leise eine bélanische Melodie, während erste Gratulanten vortraten und Tenya erhobenen Hauptes ihre Glückwünsche entgegen nahm von jenen, vor denen sie sich zuvor noch hatte verbeugen müssen.

"Brihá wird die Wahl gefallen", erwiderte Aceio leise, "doch nicht jeder hier im Saal wird sich einer vormaligen Dienerin unterwerfen. Das müssen wir im Auge behalten." Was im Grunde selbstverständlich war. Tenya stand ab sofort unter ihrem besonderen Schutz und nicht der kleinste Zweifel an ihrer neuen Stellung durfte bestehen bleiben.

[Tjeika]

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Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
Abend
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Eza war sehr zufrieden. Hier und da schienen besonders eitle Damen und Herren - besonders aber einige Damen - zögerlich, bevor sie sich verbeugten, wie es angemessen war. Da half aber schon ein einziger scharfer Blick von Eza und schon war es gar kein Problem mehr, sich der Zweiten Herrin angemessen zu vorzustellen und zu gratulieren.
"Wir haben einige Wochen Zeit, damit es sich normalisiert. Wenn wir auf Reisen gehen, sollten die Verhältnisse geklärt sein", flüsterte Eza, als es schließlich ausgerechnet Thorija war, die sich am allertiefsten verbeugte und ihren Respekt zollte.
Eza kniff die Augen leicht. Es wurde Zeit, dass der Abend ein Ende fand. Doch es zog sich.
"Trinken wir auf die neue Zweite Herrin", hob Eza endlich das Glas, als die Schlange der Gratulanten sich gelichtet hatte.