3. Bélan-Inseln

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend


"Wohl kaum", vermutete Aceio, "sie werden uns in den Verliesen vermutet haben und jene, die vielleicht sogar so kühn waren, nachzusehen, in einer anderen Palastecke. Aber ich glaube, das trat gar nicht ein. Sie sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt."
Tenya würde ihr übriges geleistet haben, die Gesellschaft ruhig gehalten zu haben.
"Die Erste Herrin Eza; der Abgesandte aus Port Soles, Aceio", wurden sie beim Eintreten in den Ballsaal angekündigt, sodass es unmöglich war, sich unbemerkt wieder unter die Gäste zu begeben.
Jene drehten sich sogleich erwartungsvoll um, einige verneigten sich, als wäre dies der erste Eintritt der frisch gekrönten Ersten Herrin.

Unauffällig und doch sehr gezielt stand Tenya in einer Verbeugung nahe des Eingangs. Die Hohe Herrin kam gerade richtig zum Bankett, das sie eröffnen sollte.

[Tjeika]

======================
Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend
======================

"Soviel zum unauffälligen unters Volk mischen", kommentierte Eza flüsternd, nachdem sie so groß neu angekündigt worden waren.
Es brachte Eza zum Schmunzeln, während sie hier und da einigen Leuten, von denen sie wusste, sie waren bedeutsam, zunickte. Die traute Zweisamkeit mit Aceio hatte jedenfalls ein Ende, dennoch lächelte sie ihm noch einmal kurz zu. Es wurde Zeit, wieder die Erste Herrin zu sein.
Ihr Blick glitt kurz zu Tenya, dann zu der offenen Tür zum nächsten Saal, in dem eine unglaublich lange und reich gedeckte Tafel stand, um die noch einige Diener herumschwirrten. Die Frage, ob alles bereitet war, erübrigte sich.
"Darf ich bitten", sagte sie laut und deutete auf eben jene Türen, "ein Festmahl mit allerlei Speis und Trank für die Gäste dieses Hauses zur Feier des Tages."
Sie wusste, es war an ihr voranzugehen und genau das tat sie auch.

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend

Das Bankett war großartig und es gab Speisen, die selbst Aceio noch nie gesehen hatte. Gekochte und gewürzte Algen, in Wein gekochte Schnecken und Muscheln, Fische von Unterarmlänge bis zu der Größe eines kleinen Fingers, gefüllte Oktopusarme und etliches mehr.
Auch Aceio füllte sich eine Schale aus gebranntem Ton mit scharfem Reis und etwas Algen. Wenn Tenya all dies in der Zeit geschaffen hatte, in der sie fort gewesen waren, dann war sie wahrlich die richtige Wahl für Ezas Vertreterin.
"Erste Herrin", sprach ein älterer Händler Eza mit einer tiefen Verbeugung an. "Möge der Reichtum dieser Tafel zu dem Reichtum Eurer Herrschaft und Eures Reiches werden", sagte er leise.

[Tjeika]

======================
Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend
======================

Eza hatte sich eine Schale mit Reis, Süßwasserschnecken und Oktopus, der landestypisch in tiefen Pfannen zubereitet wurde, sowie einer süß-schärflichen Sauce zusammengestellt. Es war ein phantastisches Mahl und Eza merkte wieder einmal, wie sehr sie die Küche der Bélan-Inseln schätzte. Es gab etliche, ganz unterschiedliche Speisen und ein jeder nahm sich von dem, was ihm gefiel. Keine Einzelportionen wurden hergerichtet, sondern von allem etwas. So war wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Und es war scharf - auch das schätzte Eza. Genauso wie die Seealgen und den Wasserspinat, den sie kurzerhand auf den gefüllten Oktopusarm legte, als sie angesprochen wurde. Entsprechend verzögert blickte sie auf.
Eza neigte nach den Worten so sehr den Kopf, wie es ihrer Position gegenüber des Händlers gerade so angemessen war. Das war viel Höflichkeit ihrerseits.
"Ich danke euch. Wie ist Euer Name?", fragte sie sogleich, während sie die Schale abstellte, um mit einer kurzen Geste anzudeuten, er möge sich erheben.
Diese Verbeugerei musste enden!

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend

Der Mann, dessen Haare bereits weiß waren, ebenso wie sein Vollbart, erhob sich erstaunlich elegant für sein vermutetes Alter aus der Verbeugung.
"Antorim, Hohe Herrin", stellte er sich vor. "Statthalter der nördlichen Inseln Bélans. Ich war gerade zur Audienz in Néhara, als Eure Schiffe eintrafen. Es wäre mir eine Ehre, unter Eurer Krone meine Position weiterhin zu erfüllen, doch ich möchte nicht anmaßend sein. Das ist kein Thema für ein Festessen wie dieses."

Aceio betrachtete das kleine Gespräch aus sicherer Entfernung. Der Mann war von Stand und alt genug um viel erlebt zu haben auf Bélan. Er konnte ein wichtiger Verbündeter oder eine nicht zu unterschätzende Gefahr werden.

[Tjeika]

======================
Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend
======================

Eza hob lediglich ihre Braue, ließ sich ansonsten ihre Irritation kaum anmerken. Da war aber jemand flott!
"Natürlich wollt Ihr das", meinte Eza ganz gelassen und nahm einen edlen Silberbecher, um mit einem Schluck Wein ihre Kehle zu benetzen.
"Erzählt, wie ist es um die nördlichen Inseln bestellt?", fragte sie und ging erst einmal nicht weiter auf den Wunsch Antorims ein.
Natürlich würde sie sich erst eingehend informieren, bevor sie solch eine Entscheidung traf. Auch darüber, wie hoch der Wahrheitsgehalt der hoffentlich folgenden Auskunft war.
Kurz glitt ihr Blick, vielsagend, zu Aceio, anschließend, ebenso vielsagend, zu Tenya. Wie es schien hatten sie in den nächsten Wochen reichlich zu besprechen.

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend

"Abgeschieden wie immer", antwortete Antorim milde lächelnd. "Die Familien, die einst ausgestoßen wurden, fanden dort ihr neues Zuhause. Schafe, Fischzucht, Salzwiesen, Muschelfelsen, Möwenfänger... ein einfaches Auskommen in karger Landschaft. Die Bräuche und Feste, die von der Hauptstadt mitgenommen wurden, entwickelten eigene Traditionen. Für manche hier aus der Hauptstadt sind es eigenwillige Menschen, manche sehen es als Unglück an, einem von uns zu begegnen. Kein leichter Stand, wie ich zugeben muss, Majestät."

Aceio hörte beiläufig zu. Eine Parallelgesellschaft, abgewandt vom Rest der Gesellschaft. Eigene Riten, vielleicht eine eigene Art der Religion. Es konnte gefährlich sein, sie aufzurühren - ebenso, sie weiter ausgegrenzt zu lassen. Er würde das Meer fragen, was es über die Menschen zu berichten hatte.

[Tjeika]

======================
Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend
======================

Aufmerksam hatte sie zugehört. Das waren keine Neuigkeiten für sie. Im Grunde beruhigte es sie gar ein wenig, dass sich nichts geändert hatte. Veränderungen waren stets Brutstätten für Revolten und Aufstände.
"Wie hart hat der Krieg den Norden getroffen?", fragte Eza wenig überrascht weiter.
Der Norden war eigen. Schon immer gewesen. Und es war stets klug, die Eigenheiten der Regionen zu respektieren.
"Und was können wir hier Eurer Ansicht nach tun, um die Lage zu verbessern?"
Denn auch Elend und der Wunsch nach Veränderung war stets ein Quell des Aufstands.

[Cassiopeia]

Aceio
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend

"Der Krieg berührte die nördlichen Inseln kaum, Majestät", erwiderte Antorim wahrheitsgemäß. "Es gibt keine Häfen und kaum Buchten oder Strände. Das meiste sind steile Felsen, an denen die geübten Küstenkletterer hinab steigen zu ihren Booten. Keine Flotte könnte dort anlanden... was Neid hevorruft unter denen, die hier auf der Hauptinsel mehr geschlagen waren. Es heißt, die Menschen der nördlichen Inseln wären Schuld an dem Leid, manche sprechen gar Flüche gegen uns aus. Es wird nicht lange bis zu den ersten Überfällen dauern, fürchte ich."

Das machte Aceio nun doch neugierig und er trat vorsichtig näher. Das letzte was sie hier brauchten waren Auseinandersetzungen unter den Inseln selbst. Antorim hatte jedoch keine Antwort auf Ezas Frage gegeben, was getan werden konnte um die Lage zu verbessern.

"Die Kluft zwischen den südlichen und den zwei nördlichen Inseln ist groß, Majestät", fuhr Antorim fort. "Die Menschen Bélans sind tief abergläubig. Sie sehen Vorahnungen und Zeichen und geben jenen die Schuld, die anders sind als sie selbst. Wenn es einen Weg gibt, wieder für Verständnis unter einander zu sorgen statt dem immer tiefer währenden Misstrauen, wäre meine Hoffnung groß, dass dieser unglückliche Umstand ein Ende haben kann."

[Tjeika]

======================
Eskya "Eza" Zarin
Bélan-Inseln
Anfang Februar
146. Jahr des Lichts
früher Abend
======================

"Seid unbesorgt, es wird keine Überfälle auf die Bewohner der nördlichen Inseln geben", sprach Eza und das so laut und deutlich, dass ein jeder, den oder dessen Zuständigkeiten es betreffen könnte, es mitbekommen musste.
"Wer es doch tut, muss mit drastischen Strafen rechnen. Wir Bewohner der Bélan-Inseln halten zusammen, gerade jetzt in diesen Zeiten."
Sie ließ Antorim weiterreden, bekam aber mit, dass das Thema auch die Aufmerksamkeit Aceios bekommen hatte. Nur kurz, als sie zu ihm blickte, blitzte kurze Besorgnis in ihrem Blick durch. Das verschwand aber wieder, als sie sich erneut Antorim zuwandte, nachdem dieser geendet, aber keine eigene Lösungsmöglichkeit angeboten hatte.
"Wir werden dafür sorgen, dass die Bewohner Bélans untereinander mehr Verständnis entwickeln. Und ich habe auch schon eine Idee, wie", sagte sie zuversichtlich.
"Ich danke Euch für Euren Bericht, Antorim", sagte Eza und neigte ganz leicht und dezent ihr Haupt, als Zeichen ihres Respekts.