Auf dem Meer - 01. Mai

[Siria]

Auf der India
Vormittag

Nekele konnte es nicht verstehen. "Ich verstehe es nicht Kara. Die Männer können schon morgen sterben, oder anders, in den nächsten Tagen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit sterben und wir segeln bis Frankreich!" Nekele war wütend und traurig zu gleich. Sie wollte niemanden sterben sehen, sie wollte niemanden verlieren. Doch genau dass lag vor ihnen.

[Tjeika]

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Auf der India
Vormittag
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"Ich verstehe das auch nicht", seufzte Kara dann.
"Ich würde auch sehr gerne mehr für sie tun, aber das geht nun einmal nicht", sprach sie dann und blickte von Nekele wieder auf das weite Meer hinaus.
"Frankreich ist unsere einzige Hoffnung, woanders werden wir keine Hilfe bekommen."

[Siria]

Auf der India
Vormittag

Entsetzt blickte Nekele Kara an. Sie verstand es auch weiterhin nicht. Wie konnte sie das Leben ihrer Mannschaft aufs Spiel setzen? Sie legten sonst auch in fremden Städten an, um ihre Ware zu verkaufen, aber jetzt legten sie nicht an, um Hilfe zu holen.
Und plötzlich konnte sie die Männer verstehen. Konnte verstehen, warum sie sich eingesperrt fühlten dort unten.
"Ich verstehe es nicht." sprach sie noch mal und ging dann fort. Sie hielt es nicht neben Kara aus. Sie wollte keinen Streit, wollte sie nicht anzweifeln, zumindest nicht öffentlich. Aber in ihrem Herzen tat sie es gerade und dies tat ihr weh. Aber genauso tat ihr weh, dass gerade offensichtlich ihre Freunde zum Sterben verurteilt waren und Kara offensichtlich zuschaute.
Sie nahm den Eimer, den sie vorhin weggetreten hatte, schöpfte damit auf der anderen Seite des Decks Wasser und ging dann in Richtung des Unterdecks, um mit Wickel zu versuchen, dass Fieber zu drücken.

[Tjeika]

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Auf der India
Vormittag
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Kopfschüttelnd blickte Kara Nekele nach. Sie war wirklich noch jung, wenn sie glaubte, dass man ihnen in irgendeinem anderen Hafen, selbst wenn sie es irgendwie schafften, dort anzulegen, helfen würde. Niemand ging freiwillig auf ein Schiff, welches von der Pest getroffen war, wie sollten sie da einen Arzt finden, der ihnen half? Und zwingen konnten sie auch niemanden. Die Erfahrung hatte Kara schon einmal gemacht. Da hatte der Arzt absichtlich alles schlimmer gemacht, was sich erst Wochen später herausgestellt hatte.
Seufzend wandt sich Kara der See zu. Sie hoffte, Nekele würde durch ein wenig Nachdenken auch darauf kommen, dass die Ärztin, die sich in Frankreich aufhalten sollte, ihre einzige Chance war.

[Siria]

Auf der India
Vormittag

Wütend ging sie hinunter. Es gab immer eine Lösung und Nekele wußte, dass Erkrankte innerhalb von 4 Tagen sterben konnten. 4 Tage nach Einsetzen der ersten Symptome... es konnte also jeden Tag losgehen.
Sie atmete noch mal tief durch, als sie vor der Quarantänetür stand. Ihr war es äußerst Wichtig, für die Mannschaft dazu sein, ihnen zu zeigen, dass sie da waren, sie nicht abgeschoben wurden.
Nekele sah es als ihre Pflicht als 2. Maat diese Aufgabe zu übernehmen.

[Tjeika]

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Auf der India
Vormittag
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Kara hatte sich schließlich doch dazu entschieden, noch einmal mit Nekele zu sprechen. Vielleicht konnte sie ihr ja verständlich machen, warum sie nach Frankreich und nicht irgendwo anders hin fuhren. Doch als sie sah, dass Nekele im Begriff war, den Quarantänebereich zu betreten, stieg leichte Panik in ihr auf. Sie hatte Angst um Nekele, wollte nicht, dass sie sich dieser Gefahr aussetzte. Und Kara ahnte, dass es böse ausgehen könnte.
"Nekele, nicht!", rief sie daher.
"Du kannst da nicht rein oder willst du auch krank werden?"

[Siria]

Auf der India
Vormittag

Nekele zuckte zusammen, als sie Karas Stimme vernahm. Sie atmete tief durch und zählte bis 3 um möglichst ruhig zu antworten: "Ja. Ich gehe dort hinein, um die Männer zu versorgen. Und nein, ich will nicht krank werden, aber ich sehe es als meine Pflicht an, ihnen zu helfen. Und sie sollten sehen, dass wir sie nicht abstoßen, sie nicht als irgendwelche Aussätzigen behandeln. Sie sind ein Teil unserer Mannschaft und ich möchte für sie da sein. Und kannst diese Aufgabe nicht übernehmen, weil du zu wichtig bist, das Schiff dort hin zu bringen, wo es hin muß. Aber ich kann diese Aufgabe übernehmen und werde es auch." sprach sie sehr bestimmt. Das sollte sie doch sein, sie sollte sich doch durchsetzen. Aber sie hatte das Gefühl, dass Kara dies in diesem Augenblick nicht so gerne sah.

[Tjeika]

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Auf der India
Vormittag
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Kara seufzte, natürlich hatte Nekele nicht unrecht. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass Kara Angst um Nekele hatte. Mehr noch, als sie Angst um die erkrankten Männer hatte - die meisten zumindest. Nekele war ihre Freundin und sie wollte nicht, dass sie erkrankte und man ihr womöglich nicht mehr helfen konnte. Doch andererseits wusste sie, dass sich hier jemand um die Kranken würde kümmern müssen. Und eigentlich wusste sie auch, dass Nekele einfach die perfekte Person dafür war.
"Also gut. Bevor du auch nur einen von ihnen berührst, muss die Kleidung der Kranken beseitigt werden. Gib ihnen neue Kleider. Wenn du herauskommst, desinfiziere dich, indem du mit nassen Fingern durch eine Flamme fasst. Dann wäschst du dich. Nicht zu vergessen, dass auch deine Kleidung beseitigt werden muss. Durch die Seide, die wir an Bord genommen haben, sollten wir genug Kleidung da haben", sagte sie dann bestimmt.
Es waren jene Maßnahmen, die ihr aus den Städten bei Pestepidemien bekannt waren.

[Siria]

Auf der India
Vormittag

Auf Nekele legte sich ein Lächeln. Sie stellte den Eimer ab und trat vor Kara und sagte "Danke." um sie gleich darauf zu umarmen.
Sie wußte, dass es gefährlich war, zu den Männern zu gehen, aber sie fand es richtig, dies zu tun. "Ich werde aufpassen."

[Tjeika]

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Auf der India
Vormittag
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Noch immer war Karas Ausdruck mehr als nur besorgt.
"Versprich mir das", forderte sie von ihrem ersten Maat.
Doch zu der sorgenvollen Miene hatte sich nun ein Lächeln gesellt, hatte sie doch die dankbare Geste von Nekele wirklich nicht erwartet.