Rund um Husum, 27.04.1530

[Siria]

Auf der India
Früher Morgen

2 Tage waren sie schon unterwegs, hatten einige Schiffe passiert, die Nekele zu gerne überfallen hätte. Sie hatte jedes Mal überlegt, was das Schiff wohl geladen hatte, hatte die Mannschaft vorher abgezählt, überlegt, wie man am Besten die Enteranker platzieren müßte. Aber mit den Passagieren an Bord, ging dies natürlich nicht. Daher wurde beschlossen, Linnea, Tessi und ihren Sohn und Humbert nach Husum zu bringen, danach ein Schiff zu kapern und schließlich die Passagiere wieder aufzunehmen, um sie nach Malmö zu bringen.
Die Tage waren ruhig. Man brachte das Schiff in Schuß und noch immer gab es Kleinigkeiten zu tun. Langeweile kam niemals auf, dafür sorgten Thies uns Kara. Aber Nekele genoss die Zeit, denn die Aussicht, endlich wieder das tun zu können was sie liebte, war all dies wert.

[Tjeika]

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Kara
Auf der India
Früher Morgen
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Kara war gerade aufgewacht. Die Möwen konnte sie bis hier runter in die Kapitänskajüte hören. Das bedeutete wohl, es war Land in Sicht. Und es würde Husum sein, wenn Thies sich nicht vollständig in der Richtung geirrt hatte, was Kara stark bezweifelte. Und das bedeutete wiederum, dass sie noch heute endlich wieder das würden tun können, wofür sie hier an Bord waren.
Vergnügt und voller Vorfreude sprang Kara aus ihrer Koje und rannte hinaus an Deck. Kaum jemand war schon wach, doch das würde Kara sogleich ändern. Also rannte sie schnellen Schrittes in die Mannschaftskajüte - die Gäste würde sie noch schlafen lassen, warum sie jetzt schon aufscheuchen, wenn sie eh noch etwa eine Stunde brauchen würden, ehe sie anlegen würden. Sie würden bis dahin wahrscheinlich eh nur im Weg stehen.
"Alle Mann aus den Federn, hopp, hopp", rief sie grinsend in den Raum hinein, als sie die Tür zur Mannschaftskajüte geöffnet hatte.

[Siria]

Auf der India
Früher Morgen

Grinsend hatte Nekele beobachtet, wie Kara in die Mannschaftskajüte gestürmt war. Sie selber stand bereits seit einer Stunde neben Thies am Steuer oder sie stand am Steuer und Thies daneben und gab ständig irgendwelche Kommentare ab. Aber sie hörte ihn gerne reden.
Wie schön das Meer war, wie schön war es, hier zu sein.

[Ayrina]

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Auf der India
Früher Morgen
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Irgendetwas zerriss die angenehme, dunkle Stille, die ihn umgab und John stöhnte leise auf. Den vergangenen Abend hatte er beim Würfelspiel mit der Mannschaft verbracht und es war reichlich Rum geflossen. Als er sich aufrichtete und das Dröhnen in seinem Kopf spürte,vermutete John, dass es vielleicht ein wenig zu viel gewesen war. Stöhnend rieb er sich die Schläfen und wartete, bis er zu einem ansatzweise klaren Gedanken fähig war.
"Sie hat sich kein bißchen geändert", knurrte John in Peters Richtung. Der vierzigjährige Mann war nun schon seit zwanzig Jahren auf der India und schon damals war John mit ihm gut ausgekommen. Grinsend sah er zu John und zuckte mit den Schultern.
"Zumindest in mancher Hinsicht nicht", bestätigte er und schlug ihm lachend auf den Rücken. John quittierte es mit einem Stöhnen und schwang sich aus seiner Koje. Ein wenig frische Luft und etwas Wasser würde ihm sicherlich guttun und so ging er eine Spurvlangsamer als üblich auf das Deck. Tief atmete er die klare Morgenluft ein und trat dann zu Nekele und Thies.
"Was für ein sanfter Morgengruß", brummte er mit einem schiefen Grinsen und griff nach einem Wasserschlauch, der neben Thies hing. Kara, die ganz in der Nähe stand, schnitt er eine Grimasse, ehe er einen großen Schluck Wasser trank.

[Tjeika]

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Kara
Auf der India
Früher Morgen
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Eher falsch war das Lächeln, welches sie John auf seine Grimasse hin erwiderte. Seit vorgestern war sie ihm aus dem Weg gegangen, auch wenn sie versucht hatte, das möglichst unauffällig zu tun. Doch seit sie wusste, was hier eigentlich mit ihr los war, fiel es ihr schwer, ihm in die Augen zu blicken oder gar auch nur einen vernünftigen Satz ihm gegenüber auszusprechen. Zu groß war ihre Angst, sie könne sich verraten - auch wenn ihr das so manches Mal schon überaus lächerlich erschien.
"Kurs auf Husum", rief sie laut.
Die Männer waren mittlerweile ausnahmslos alle aufgestanden und taten das, was sie eben so zu tun hatten, hier an Deck. Kara war aufgeregt. Nicht mehr lange und es ging endlich wieder los. Als Franz an Deck trat, lächelte sie ihm zu.
"Du könntest unsere Gäste mal wecken", sprach sie in normaler Lautstärke zu ihm.

[Siria]

Auf der India
Früher Morgen

Nekele ging das alles insgesamt viel zu langsam. Sie hoffte, dass sie wenigstens eine gute Beute finden würden.
"Darf ich Anlegen? Oder möchtest du gerne, John?" fragte Nekele und blickte zwischen Thies, Kara und John hin und her.

[Ayrina]

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Auf der India
Früher Morgen
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Es war eine große Verlockung. Es war lange her, dass er am Steuer gestanden hatte. Und noch länger, dass er es an der India getan hatte. Doch er ahnte, dass Nekele es genauso gern wollte, wie er selbst. Also schüttelte er lächelnd den Kopf.
"Lieber nicht. Ich würde nur Dellen in den Rumpf fahren, so wie es mir momentan geht", murmelte er mit rauer Stimme, auch wenn er wusste, dass er selbst unter schlechteren Umständen ein Schiff anlegen konnte.
"Ich denke, das überlasse ich lieber dir."
Dann fiel sein Blick wieder auf Kara. Sie verhielt sich merkwürdig die letzten Tage und irgendwie konnte er sich dem Gefühl nicht entziehen, dass es seinetwegen war. Sein Blick verdunkelte sich wieder ein wenig und er fragte sich, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, zurückzukommen. Was, wenn Kara ihn nur aus Pflichtgefühl aufgenommen hatte? Mit dunklem Blick wandte er sich ab und sah auf die See. Vielleicht sollte er hier an Land gehen und sich ein anderes Schiff suchen. Das letzte was er wollte war, sich jemandem aufzudrängen.

[Tjeika]

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Kara
Auf der India
Früher Morgen
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Kara lächelte Nekele zu, als diese sich ans Steuer stellte. Thies hatte ihr bereitwillig Platz gemacht. Er verhielt sich ein wenig so, wie sich ihr Vater früher ihr gegenüber immer verhalten hatte. Ja, es war schwer zu leugnen, dass er in Nekele eine Art Ersatztochter sah - ob es ihr nun recht war oder nicht.
"Du weißt ja, wie es geht", sagte sie ein wenig neckend.
Kara vermied es, John anzusehen. Sie erinnerte sich daran, als sie gesehen hatte, wie er das erste Mal ein Schiff abgelegt hatte. Er hatte dabei genauso ausgesehen, wie es aussehen musste. Es war gar so gewesen, als wäre John dafür geboren worden, auf See zu sein. Seufzend senkte sie für einige Sekunden den Blick gen Boden, ehe sie zu John blickte - in der Hoffnung, er würde es nicht bemerken.

[Siria]

Auf der India
Früher Morgen

Nekele war dann doch etwas irritiert, sie hätte gedacht, dass John auf jeden Fall anlegen möchte, aber sie tat es natürlich auch sehr gerne selber.
"Danke, John!" sprach sie, während sie zwischen Kara und ihm hin und her sah.
Auf Karas Worte hingegen reagierte sie nicht. Sie hätte nur zurückgestichelt, aber Nekele hatte den Eindruck, dass Kara nicht wirklich mit ihren Gedanken da war. Sie blickte nochmal zwischen den Beiden hin und her, als Thies plötzlich flüsterte. "Kleines, Achte auf deine Angelegenheiten!" Sie lief etwas rot an, erwiderte aber nichts. Aber irgendwie war Kara anders.

[Ayrina]

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Auf der India
Früher Morgen
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John wandte sich wieder zu Kara und ihre Augen trafen sich. Die Art, wie sie hastig den Blick abwandte, verstärkte seinen Eindruck nur noch. Er seufzte und ging zu ihr.
"Kann ich mal mit dir reden?", fragte er ungewöhnlich ernst und er fragte sich, ob es sein letztes Gespräch mit Kara werden würde. Doch er musste endlich Klarheit schaffen. So, wie es jetzt war, konnte es unmöglich weitergehen.