Rund um Husum, 27.04.1530

[Siria]

Auf der India
Nachmittag

Nekele sprang auf. Endlich ging es los. Sie konnte sich ihr grinsen nun nicht mehr verkneifen. Sie blickte in die Richtung, die Kara angedeutet hatte. Die India lenkte in die Richtung, um sie abfangen zu können. Der Wind stand gut. Nekele konnte es nicht erwarten.

[Ayrina]

============
Auf der India
Nachmittag
=============

Wie jedes Mal kurz vor einem Beutezug, befiel John die Mischung aus Ungeduld und Anspannung, die seine Nackenhärchen aufstellten. Lächelnd blickte er in die Richtung, aus der das Schiff kommen würde und lächelte.
Endlich!
"Pass auf dich auf", sagte er unbewusst zu Kara, die neben ihm stand, genauso, wie er es früher bei jedem Beutezug getan hatte. Dann ging er zu Nekele an die Reling und wartete ungeduldig, bis das Hanseschiff endlich nah genug war.
"Das wird auch wirklich Zeit", sagte er und grinste sie an.

[Tjeika]

============
Kara
Auf der India
Nachmittag
=============

Kara blickte ein wenig verwirrt zu John. Er hatte genau das gesagt, was er ihr auch früher immer ans Herz gelegt hatte, bevor sie ein Schiff überfallen hatten. Sie solle auf sich aufpassen.
"Du auch", sagte sie - und es war genau jene Antwort, die sie ihm auch früher immer auf seine Warnung gegeben hatte - mehr aus Reflex, denn bewusst.
Immer näher kam das Hanseschiff. Und nun wurde es Zeit, zu beginnen. Durch das Fernrohr konnte sie erkennen, wie auf dem Hanseschiff allmählich leichte Hektik ausbrach. Immerhin war die India der Kogge schon gefährlich nahe gekommen. Nun wussten sie, was auf sie zukommen würde. Sie versuchten auszuweichen.
"Kurs angleichen", schrie sie und ließ das Fernrohr sinken.
"Es geht los!"

[Siria]

Auf der India
Nachmittag

Was dem einen Freud, ist dem anderen Leid.
Sie waren so nah, dass die Enterhaken werfen konnte, auch wenn die Mannschaft des anderen Schiffes, versuchte, die zu kappen, die Männer und Frauen der India waren schneller. Sie konnten das Schiff entern.
Erstaunlicher Weise, verteidigten sie ihr Schiff. Es sollte also zum Kampf kommen. Dicht neben Nekeles Ohr sauste eine Klinge hinunter, sie konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken.

[Monalisa]

Auf der India
Nachmittag

Angespannt wartete Leif darauf, dass sie auf das andere Schiff kamen und als es endlich soweit war sprang er mit Schwung auf Deck und fand sich zugleich einem Gegner gegenüber. Seinen Dolch hatte er schon gezogen und so wehrte er geschickt die Vorstöße des anderen ab. Immer wieder warf er kurze Blicke zur Seite was die anderen taten, doch auch sie waren noch dabei die sich wehrenden Gegner zu bekämpfen.

[Ayrina]

============
Auf der India
Nachmittag
=============


Mit einem Schlag waren zwei Jahre wie weggewischt. Ein erwartungsvolles Lächeln lag auf Johns Gesicht, während seine Finger fest das Entermesser umklammerten. Sein Herz schlug schneller, als das Hanseschiff immer näher kam. Die Mannschaft war in heller Aufregung und John trat noch näher zur Reling.
"Gottes Freund und aller Welten Feind", murmelte er den alten Schlachtruf seiner Vorfahren, ehe er sich mit den anderen auf das Deck des unglückseligen Handelsschiffes schwang.
Sofort stürmte ein Seemann auf ihn zu, doch sein Angriff war plump und ungeschickt geführt und er sollte diese Begegnung nicht lange überleben. John hatte aufgehört zu denken und handelte nach seinen Instinkten. Die Mannschaft wehrte sich nach Leibeskräften, doch John schien in eine Art rausch zu fallen. Er merkte nicht einmal, wie er sich ein wenig in Karas Richtung schob. Es war wie früher. Er hatte sich immer ein wenig für sie verantwortlich gefühlt, auch wenn sie weiß Gott selbst auf sich aufpassen konnte. Es war ein Reflex, wie alles andere. Für ihn stand nie außer Frage, sie mit seinem Leben zu schützen. Das war schon immer so gewesen.

[Tjeika]

============
Kara
Auf der India
Nachmittag
=============

Mit einem Lächeln auf den Lippen hatte sie sich gemeinsam mit dem Rest der Mannschaft auf die Handeskogge geschwungen. Mit einem Lächeln auf den Lippen hatte sie ihren Säbel gezogen. Und mit einem Lächeln auf den Lippen setzte sie diesen auch gegen die sich verzweifelt wehrende Mannschaft des Handelsschiffes ein.
Nicht, dass Kara Lust am Töten verspürte, im Gegenteil. Eher, weil das hier ihre Berufung war und immer sein würde. Sie war nicht umsonst auf einem Piratenschiff geboren und großgeworden. Und wenn sich die Feinde wehrten, unterzeichneten sie ihr Todesurteil selbst - es war nicht Kara oder einer ihrer Männer die das taten. Sie waren selbst schuld.
Die Händler schlugen sich eher schlecht als Recht. Sie hatten leichtes Spiel. Der Säbel rasselte an einer Kette entlang, durchtrennte ein Seil. Das Segel fiel. Und es fiel genau dorthin, wo es hinfallen sollte. Doch dann hörte sie hinter sich ein hektisches Atmen. Und Kara registrierte sofort, dass da jemand im Begriff war, eine große Dummheit zu begehen, die er keine drei Sekunden später mit dem Tod bezahlen sollte.
Aus den Augenwinkeln nur nahm sie wahr, dass John immer irgendwie in ihrer Nähe war. Es irritierte sie, weil sie es nicht verstand. So sehr sogar, dass sie für einen Augenblick ihre Deckung vergaß und gegen den nun segellosen Mast gestoßen wurde. Doch bevor die Klinge des Feindesdolches sie treffen konnte, war sie den Mast hinaufgesprunge, um sich bei der nächsten Gelegenheit an diesem festzuhalten. Der Händler, dumm, wie er nun einmal war, folgte ihr und erklomm nun ebenfalls den Mast. Während sich die Klingen immer und immer wieder trafen, führte sie beide der Kampf immer weiter den Mast hinauf.

[Siria]

Auf der India
Nachmittag

Nekele konnte nicht verstehen, warum manche Besatzungen der Handelsschiffe so töricht waren und ihre Waren so sehr verteidigten. Wenn sie schneller aufgeben würden, gäbe es weniger Tote oder Verletzte.
Abermals kam ein Besatzungsmitglied blind vor Wut auf Nekele zugestürmt. Das kannst du aber vergessen, ich hatte die letzte Zeit genug Stichverletzungen
Geschickt wich sie ihm aus: "Gib auf!" rief sie ihm zu. "Wenn ihr doch einfach mal Ruhe geben würdet, überlebt ihr oder wollt ihr eure Frauen nicht wiedersehen? Wir kämpfen besser als ihr!"
Der Mann, der auf sie zugerannt war, blickte sie schwer atmend an. Er schien zu überlegen, doch Nekele war auf der Hut, sie würde sich nicht von ihm täuschen lassen.
"Legt eure Waffen nieder, dann geschieht euch auch nichts weiter!" rief sie etwas lauter, blickte aber nur den Mann an.

[Ayrina]

============
Auf der India
Nachmittag
=============

Irgendwie hatte John das Gefühl, dass die Männer mit jeder verstreichenden Minute unentschlossener wurden. Viele von ihnen zogen sich ein wenig zurück und beschränkten sich mehr und mehr auf die Verteidigung, statt den Angriff. Also ließ auch John es ein wenig ruhiger angehen. Er sah sich um und erkannte, dass Nekele wohl etwas gesagt hatte, doch er hatte es nicht gehört. Dann suchten seine Augen Kara. Vergeblich. Panisch suchte er die Lebenden und Toten an Deck nach ihr ab, doch er konnte sie nicht finden. In dem etwas ruhiger gewordenen Kampfgetümmel hörte er plötzlich über sich das Klirren von Säbeln. Überrascht sah er nach oben und sein Mund klappte auf, als er Kara und einen Mann auf halber Höhe des Mastes kämpfen sah.
"Bei Gott...", stieß er hervor und war einen Moment wie erstarrt.

[Tjeika]

============
Kara
Handelskogge
Nachmittag
=============

Der Mann schlug sich wacker und so langsam und allmählich nahm Kara an, dass es sich bei ihm wohl um den Kapitän, zumindest jedoch um den ersten Maat handeln musste. Und er hatte Erfahrung im Kampf, das war schwer zu leugnen. Die Klinge seines Langdolches streifte ihre Wange und Kara spürte das Brennen an der Stelle, an der sie nun eine offene Wunde trug. Doch sie ging gar nicht erst darauf ein, kletterte stattdessen noch einen weiteren Meter nach oben. Der Mann folgte ihr, stach nach ihrem Fuß, doch Kara konnte ausweichen. Kara langte mit dem Säbel nach seinem Hals und verfehlte ihn knapp. Stattdessen hatte sie sein Ohr erwischt, welches nun ebenso blutete, wie Karas Wange. Der Mann erklomm den Meter, den Kara über ihm war viel zu schnell, als dass Kara es hätte verhindern können. Dann sollte der Kampf eben hier weitergehen, dachte sie sich und ihre Klinge bohrte sich in seinen Arm. Schmerzempfindlich schien der Mann nicht zu sein, griff Kara stattdessen an, welche nur parieren konnte.