Hamburg, 25.04. 1530

[Ayrina]

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In der Stadt
früher Nachmittag
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Hamburg. Wie er diese Stadt zu hassen begann. Dabei hätte John unter anderen Umständen durchaus ein Auge für die Schönheit dieser Hansestadt gehabt. Die hellen Fassaden der Häuser am Markt, das rege Treiben in den Straßen und natürlich der Hafen. All das waren Dinge, die John sehrwohl hätten gefallen können. Wäre er nicht zwei Jahre gegen seinen Willen hier gefangen gehalten worden. Er wollte nur noch weg. Doch das war nicht so einfach. Sie suchten ihn. Seit zwei Tagen trieb er sich in den Gassen herum, immer genauestens darauf bedacht, nicht aufzufallen. Etwas, was angesichts seiner zerschlissenen Kleidung und der mageren Gestalt nicht gerade leicht fiel. Aber er war Pirat. Und jeder Pirat wusste, wie er untertauchen konnte. Am liebsten wäre er sofort zum Hafen gestürmt und hätte auf irgendeinem Schiff angeheuert, doch John wusste, dass sie ihn dort als erstes suchen würden. Also zwang er sich, diesem Drang nicht nachzugeben. Noch nicht. Sie würden unachtsam werden und das schon sehr bald. Dann war seine Chance gekommen. Solange trieb er sich in diesem düsteren und ihm doch gleichzeitig soviel vertrauteren Teil der Stadt herum. Hier trieb sich all jenes Gesindel herum, dass in den besseren Vierteln der Stadt nicht geduldet wurde. Huren, Falschspieler, Diebe und Piraten wie er. Niemand hier würde ihn verraten, dass wusste John.

Eine junge, nicht wirklich hübsche Frau mit auslandendem Dekolletee schob sich an ihm vorbei und zwinkerte ihm zu. Er lächelte, doch es erreichte seine Augen nicht. Vergangene Nacht hatten sie ein wenig Spaß gehabt. Er hatte sie nicht bezahlen können, doch dass schien ihr nichts auszumachen. John hatte kein Bedürfnis, es zu wiederholen. Mit einem unterdrückten Seufzen wandte er den Blick ab und sah zu einer nahen Kneipe, aus der Gelächter, Musik, aber vor allem der Geruch nach Essen zu ihm strömte. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und fest biss er die Zähne aufeinander. Er hatte schon viel zu lange nichts richtiges mehr gegessen. Aber er hatte kein Geld. Alles, was er besessen hatte, hatte ihm Misson, dieser Mistkerl, abgenommen und nun hatte er nur noch dieses zerschlissene Hemd, die abgetragene Hose und ein paar Stiefel, die er sich beim Falschspiel von einem Mann erschwindelt hatte.
So geht das nicht weiter, schalt er sich in Gedanken. Du bist John Mors, verflucht! Es wird Zeit, dass du dein Schicksal wieder in die Hand nimmst und endlich wieder Oberwasser erhältst!
Entschlossen ballte er die Hände zu Fäusten und ging langsam zu der Kneipe. Er würde noch einmal sein Glück mit den Würfeln probieren. Was hatte er schon zu verlieren?

[Tjeika]

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Kara
India / am Hafen
früher Nachmittag
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Endlich waren sie angekommen. Gerade hatten sie angelegt. Thies koordinierte gemeinsam mit Nekele gerade das Abladen der Waren, die sie in Kristiana erworben hatten. Zu einem weiteren Überfall auf ein Handelsschiff waren sie aufgrund der Vorbereitungen ihres Coups hier in Hamburg nicht gekommen. Sie mussten ja nun nicht auch noch Aufmerksamkeit auf sich und andere Piraten ziehen, wo sie doch möglichst im Verborgenen agieren wollten.
Und Kara fand, dass sich Thies und Nekele sehr gut schlugen. Ja, es war eine gute Idee gewesen, den beiden die organisatorischen Aufgaben zu überlassen. Man konnte, wie in Nekeles Fall, nicht früh genug lernen, wie das alles funktionierte. Gerade in ihrem Beruf - oder sollte man eher Berufung sagen? - nicht, wo Kara jederzeit etwas zustoßen konnte.
Kara stand an der Reling und beobachtete die beiden mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck.

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Linnea
India / am Hafen
früher Nachmittag
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Sie hatten angelegt. Linnea war sehr froh, dass sie, seit sie gemeinsam mit Kara und Franz geplant hatte, was in Hamburg geschehen würde, nicht mehr als Gefangene behandelt wurde. So, dass sie sich nun schließlich vom Unterdeck zum Oberdeck begab. Zu groß war die Vorfreude und vor allen Dingen die Neugier, auf das, was geschehen würde, als dass sie einfach alleine mit Humbert, der an Bord bleiben würde, unten sitzen und abwarten konnte.
Kaum, dass sie nach oben getreten war, erblickte sie Franz, der gemeinsam mit einigen anderen Männern einige Waren von Bord brachte, die wohl am Marktplatz landen würden.
"Bist du auch so aufgeregt?", fragte sie, als sie schließlich ein paar Meter neben ihm zum Stehen kam.
Sicherlich wollte sie ihn nicht von der Arbeit abhalten, aber sie wusste auch nicht, wie sie sich anders, als mit einem Gespräch ablenken konnte.

[vojka]

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India / am Hafen
früher Nachmittag
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Franz hielt im Tragen einer Kiste inne und stellte sie ab, bevor er sich zu Linnea umdrehte.
"Ich muss gestehen, mir wäre es lieber nicht hier zu sein. Ich hatte eigentlich vor gehabt, als ich Hamburg verlassen hatte nie wieder hier her zu kommen und nun, stehe ich hier und blicke auf die Stadt, die ich einst meine Heimat nannte."

[Tjeika]

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Linnea
India / am Hafen
früher Nachmittag
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"Sieh' es doch einfach so, dass du dein Versprechen nur aufgrund einer höheren Macht, die sich Verantwortungsgefühl gegenüber deiner Schwester nennt, brichst", gab Linnea zu bedenken.

[vojka]

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India / am Hafen
früher Nachmittag
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Du hast leicht reden, dachte Franz und seufzte innerlich.
„Ich hoffe nur, dass Tessie mich überhaupt sehen will“, meinte er und ließ die Schulter hängen. Während des Ausladens hatte er für einen Moment den Grund vergessen warum sie hier warn, wo sie waren, aber nun, wo Linnea ihn darauf ansprach, war es wieder da und es fühlte sich nicht gut an.

[Tjeika]

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Linnea
India / am Hafen
früher Nachmittag
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"Ich bin mir sicher, dass Tessie sich freuen wird, dich zu sehen. Zu sehen, dass es dir in all den Jahren, in denen ihr keinen Kontakt hattet, gut ergangen ist und vor allen Dingen zu spüren, dass du sie nicht vergessen hast", sagte Linnea zuversichtlich - und das war sie auch.

[vojka]

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India / am Hafen
früher Nachmittag
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Franz seufzte. "Hättest du einen älteren Bruder, der dir versprochen hat, mit dir aus deinem Elternhaus zu fliehen, dann aber alleine geht und dich deinem Schicksal überlässt und erst nach 10 Jahren kommt er wieder, würdest du ihm das verzeihen?" Er hoffte, das Linnea ehrlich antworten würde und nicht das sagen würde, was er hören wollte.

[Tjeika]

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Linnea
India / am Hafen
früher Nachmittag
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Linnea überlegte kurz, wollte sie Franz doch eine ehrliche Antwort auf seine Frage geben. Denn mit einer Lüge würde er auf Dauer auch nicht sonderlich viel anfangen können.
"Zuerst würde ich ein wenig enttäuscht sein, dass er mich damals schon nicht mitgenommen hat. Aber wenn er mir dann erklärt, warum er das getan hat und nun zurückgekehrt ist, um mich zu holen, dann würde ich mich freuen und ihm verzeihen", sprach sie schließlich ehrlich.

[vojka]

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India / am Hafen
früher Nachmittag
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Franz wusste nicht genau warum, aber aus irgendeinem Grund zweifelte er an Linneas Antwort, nicht daran, dass sie vielleicht gelogen hatte, sondern eher, dass Tessie es ähnlich sehen würde.
"Ich hoffe du wirst Recht behalten", sagte er und nahm die Kiste wieder auf. "Entschuldige mich Linnea, aber ich muss weiter beim Abladen helfen."

[Tjeika]

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Linnea
India / am Hafen
früher Nachmittag
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"Natürlich", sagte sie und ging ein paar Schritte beiseite, um den Männern nicht weiter im Weg zu stehen.
Linnea konnte nicht sagen, warum, doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Franz ihre Antwort nicht sonderlich gefallen hatte. Und das betrübte sie, hatte sie ihm doch ehrlich geantwortet.

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Kara
India / am Hafen
Nachmittag
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Das Abladen ging schneller voran, als Kara es erwartet hätte und so konnte sie sich den stolzen Blick gen Thies und Nekele nicht verkneifen.
"Das habt ihr gut gemacht", sagte sie während sie sich zwischen die beiden stellte, um beiden lobend auf die Schultern zu klopfen.
"Ich würde sagen, wir geben den Männern nun Landurlaub und machen uns selbst auf den Weg in die Stadt. Einwände?"