Waldhain - überall sonst in der Stadt

[Erzähler]

Als sie das Spielfeld der Jugendlichen erreicht hatten, ging gerade der Ball ins Aus und ein Mädchen lief los, um ihn zu holen. Dabei sah sie die beiden Katzen, machte entzückt ein lautes "Oh, eine Miiieeeze! Und da noch eine, wie süß! Komm her, Miezie, nach komm!" und ging in die Hocke, um eine der Katzen zu streicheln. Sofort kam ein zweites Mädchen angelaufen, das zwar nicht gar so kitschig tat, aber offenbar auch einem Tier ans Leder äh Fell wollte. Ein pickeliger Junge kam auch angedackelt, aber ihm sah man an, dass er nur folgte, um sich bei den Mädchen beliebt zu machen. Zwei andere Jungs und ein drittes Mädchen blieben auf dem Spielfeld stehen und schauten etwas ungeduldig, sagten aber nichts - vermutlich wussten sie aus Erfahrung, dass das nichts brachte.

[Spikor]

Paulchen

Als er das Mädchen hörte, erschrack Michael Weck erstmal, weil er es nicht gewohnt war, dass Mädchen sich überhaupt für ihn interessierten - außer vielleicht, wenn sie jemanden brauchten, der ihnen ihre Rechner einrichtete oder so, aber das war viel seltener der Fall, als er es sich wünschen würde, weil die meisten Mädchen das selber konnten oder gar keinen Rechner hatten, weil das I-Pad den Zweck auch erfüllte. Hier aber interessierte sich eines für in, noch dazu ein recht hübsches (eine Sportlerin eben). Deshalb rannte er auch nicht weg, sondern ging nur erschrocken in alle vier Knie und suchte mit aufgerissenen Augen nach der Gefahr. Er sah aber nur eine vielleicht 16-jährige Schülerin, die ihm den Kopf tätscheln wollte, was dem Kater sehr unangenehm war, während der Mensch es als irgendwie surreal wahrnahm und unentschlossen reagierte und zögerte.

[Odin]

Laetitia

'Also manchmal wünscht man sich doch, man würde eher unansehnlich aussehen', dachte Laetitia.

Trotzdem freute sie sich ein wenig über die Aufmerksamkeit. Sie maunzte, sträubte aber ihr Fell und fuhr die Krallen aus, damit die Mädchen sie in Ruhe ließen und nicht weiter aufhalten.

[Erzähler]

"Ach, ist die lieb, guck dir das an. Die hat Angst. Keine Angst, Mieze, ich tu' dir doch nichts", plapperte das eine Mädchen und streichelte Paulchens Kopf und Nacken. "Aber die andere kratzt", sagte das andere Mädchen mit Blick auf Laetitia. Der Junge stand nur unentschlossen hinter den beiden Mädchen herum und sagte nichts, während die drei auf dem Spielfeld weiter schweigend und mit genervtem Blick warteten. Inzwischen war dem hund an seiner sehr langen Leine aufgefallen, dass es einen kleinen Auflauf gab, und er näherte sich neugierig, um zu sehen, was los war und ob nicht vielleicht auch für ihn ein paar Streicheleinheiten abfallen würden. Ob er die Katzen schon bemerkt hatte, war nicht festzustellen. Sein Besitzer jedenfalls saß weiterhin auf einer Bank und las. Man konnte auch nicht sagen, wie weit die Leine des Hundes am Ende reichen würde.

[Spikor]

Paulchen

Unter der in diesen Dingen scheinbar geübten Hand des Mädchens entspannte sich der Kater etwas, aber als Hofkater war er es eigentlich gewohnt, dass er nur für Futter schmusen musste - die Belustigung der Kinder war Sache der Katzen und Kätzchen. Michael Weck hingegen stellte mit einer gewissen Empörung fest, dass er offenbar für eine "sie" gehalten wurde, und überlegte, ob er das irgendwie richtigstellen konnte. Da er aber kein Hund war, war "sich ans Bein des nächstbesten Menschen klammern" jedoch keine Option. Den Hund an der Leine bemerkte er jedenfalls nicht, sein Blickfeld wurde fast vollständig von dem Mädchen ausgefüllt.

[Odin]

Laetitia

Mit Blick auf den Hund, sagte sie:
"Äh, Paulchen, du solltest dich lieber von den Streicheleinheiten wegbewegen. Der Hund da vorne könnte neidisch werden."
Damit ging sie schon ein paar Schritte rückwärts, weg von Paulchen, bereit, wegzurennen.

[Spikor]

Paulchen

"Hä? Oh, ja", machte der Kater, duckte sich und versuchte, sich von dem Mädchen zu lösen. Die wollte ihn eigentlich nicht so leicht davonkommen lassen, aber er wand sich aus ihrer Reichweite. "Gehen wir weiter, bevor wir noch rennen müssen", stimmte er Laetitia zu und sah sich um, denn er konnte den Hund immer noch nicht sehen, weil das Mädchen dazwischen stand. Seine feinen Katzenohren hörten aber jetzt ein Hecheln und Sabbern, das der Kater zielsicher als "doofe Töle" einzustufen wusste. Ob die "Töle" auch gefährlich war, blieb abzuwarten. Er achtete darauf, die Mädchen zwischen sich und dem Hund zu halten, während er sich entfernte.

[Erzähler]

Sie konnten sich von den Mädchen absetzen, als diese den Hund bemerkten und, nachdem dieser sich zumindest Menschen gegenüber als harmlos erwiesen hatte, nun ihn mit ihrer Aufmerksamkeit überschütteten. Während inzwischen vom Spielfeld her unwillige Rufe nach einer Fortsetzung des Spiels erschallten, brachten die Katzen etwas Abstand zwischen sich und den Hund. Nun traf dieser bei den Mädchen ein und konzentrierte sich auch erstmal ganz auf sie. Er ging um sie herum und würde die Katzen jetzt sofort sehen können, wenn er sich nur mal umdrehen würde. Aber sein glückseliges Gesicht war ganz auf die beiden Streichler gerichtet.

[Odin]

Laetitia

"Das wär dann mal das", meinte sie, als sie genügend Strecke zwischen sich und den Mädchen gebracht hatten. "Dann hoffen wir mal, dass wir auch weiterhin mit nichts schlimmerem zu rechnen haben."
Dabei dachte sie an ihr Abenteuer auf dem Parkplatz heute morgen.

[Erzähler]

Den beiden Katzen gelang es, sich abzusetzen, weil die Mädchen den Hund weiter beschäftigten. Beim Ausweichen kamen sie nun aber wieder näher an die Wege rund um die Hundewiese heran. Die Wiese selbst war um diese Zeit gut besucht, aber sie war ja eingezäunt und die Tür gerade zu. Aber in der Nähe dieser Wiese waren natürlich überdurchschnittlich viele Leute mit Hunden unterwegs, die dorthin gingen oder von dort kamen. Außerdem war die Wiese eben nur eingezäunt - wenn sie zu nahe daran vorbei gehen würden, würden all die Hunde sie sehen.