Waldhain - überall sonst in der Stadt

[Erzähler]

Die beiden Katzen retteten sich in die Büsche, während die Kinder enttäuscht das Strauchwerk umkreisen mussten. Hinterher gingen sie dann doch nicht. Das gab der Mutter die Gelegenheit, ihren Nachwuchs wieder einzufangen und ins Schuhgeschäft zu schleppen, was aber ein paar Minuten dauerte.

Der Kater saß auf seinem Ast und blickte dem Abgrund (d.h. dem Rachen des Hundes) ins sprichwörtliche Auge. Der Kläffer schaffte es beim ersten Anlauf schon fast bis hinauf zu Paulchen, nur etwa eine Handbreit fehlte noch. Doch bevor der Hund es nochmal richtig versuchen konnte, war sein Mensch bei ihm und schnappte sich die Leine. Bis er den Hund aber wieder ins Auto verfrachtet hatte, dauerte es auch hier noch einige Minuten. Die Zuschauer (und mit ihnen über ihre Handys und youtube wohl bald auch die ganze Welt) kamen also noch eine Weile auf ihre Kosten.

[Spikor]

Paulchen

So lange er noch auf dem Baum warten musste, bis der Hund weggesperrt war, achtete Paulchen darauf, auf den Handyvideos möglichst cool und gelassen auszusehen. Michael dachte sich, dass das ganz sicher ins Internet kommen würde und er dann, wenn er wirklich wieder ein Mensch wäre, ein schönes Andenken an seine Zeit als Katze hätte. Er überlegte sogar, ob er die Gelegenheit nutzen und bei den Leuten noch ein bisschen um Futter betteln sollte, jetzt wo schon so viele auf ihn achteten. Aber dann dachte er sich, dass betteln nicht cool wäre, sondern dass er sich das Futter möglichst vor allen Handykameras selber besorgen müsste. Also fing er an, von seinem erhöhten Platz aus die Lage zu checken - war da jemand, der nicht gut genug auf seinen Cheeseburger aufpasste? Oder noch besser, auf seine Chicken Wings?

[Odin]

Laetitia

Laetitia sah den Kindern hinterher, die gerade von der Mutter ins Geschäft geschleppt wurden.

"Puh, das war doch wohl total der Horror. Kleinen Kindern müssen wir wohl auch ausweichen."

Dann wandte sie sich Mrs. Murphy zu.

"Brauchst du eine Pause oder können wir gleich weiter?"

[silverbullet]

Mrs Murphy

"Keine Pause, nur schnell weiter und aus dieser Dornenhecke raus!", murrte Mrs Murphy und drückte sich so flach auf dem Bauch wie möglich unter den Büschen durch, bis sie wieder im Freien war und schüttelte sich. In den Büschen war einiges von ihrem langen Fell hängen geblieben und das war nicht gut. "Ich wette, ich sehe jetzt aus wie ein gerupftes Huhn..."

[Spikor]

Paulchen

Sobald der Hund sicher im Auto eingesperrt war, machte Paulchen einen Satz vom Baum herunter, strich unter einigen geparkten Fahrzeugen entlang und trieb sich dann betont unauffällig in der Nähe einiger junger Männer herum, die gerade anfiengen, ihr Fast Food zu verputzten, nachdem sie ihre Handys wieder weggesteckt hatten. Einer von ihnen bemerkte ihn, schien sich aber nicht weiter für das Tier zu interessieren. Es war cool gewesen, wie der Hund sich so aufgeführt hatte, aber ansonsten waren Tiere für diesen Mann wohl ziemlich uninteressant. Vermutlich fand er Autos spannender. Paulchen wartete wieder, bis er ihn gar nicht mehr beachtete. Dann sprang er aus dem Stand hoch und hakelte mit ausgefahrenen Krallen nach den Chicken Wings. Sobald er wieder am Boden war, wollte er unter ein Auto rennen, das in der Nähe geparkt war.

[Odin]

Laetitia

Laetitia sah sich Mrs. Murphyan und urteilt dann: "Du könntest zwar eine Bürste vertragen, aber sonst ist alles in Ordnung."

Danach trabte sie wieder los in Richtung der Adresse von Dr. Feld.

[silverbullet]

Mrs Murphy

"Wenn das alles vorbei ist, werde ich Mrs Murphy striegeln und mit Thunfisch füttern ohne Ende... was die im Moment alles mitmachen muss", seufzte Martina und warf noch einen Blick zurück auf die Pelzreste in der Hecke.
Während sie weiter trabten, meinte sie: "Ob es Paulchen gut geht?"
So genervt sie auch war, der Kater war allein unterwegs und sie machte sich durchaus Sorgen.

[Erzähler]

Paulchens Aktion gelang - fast. Er schaffte es nicht, ein Chicken Wing zu angeln, sondern rempelte den Mann am Arm an und alle Chicken Wings fielen zu Boden. Immerhin war der Kater geistesgegenwärtig genug, sich noch einen zu schnappen, bevor er unter ein Auto entkam. Die Männer waren erst total überrascht, aber dann verfolte der Bestohlene den Kater bis ans Auto, weiter kam er ja nicht. Die anderen lachten unterdessen über sein Erlebnis.

[Spikor]

Paulchen

... beschloss, den Chicken Wing gleich zu essen. Der Mann rannte derweil ums Auto herum und stocherte mit seinen Armen und Beinen nach dem Kater, aber das Auto war groß und der Mann langsam genug, dass Paulchen immer ausweichen konnte. Sobald das Essen weg war, wurde es nun aber wirklich Zeit, abzuhauen. Er wartete, bis der Mann auf der passenden Seite des Autos war und flitzte dann auf der gegenüber liegenden Seite aus der Deckung und über die Parkplätze. Er wusste, dass der Mann viel größere Schritte machte, aber auf kurze Strecke dachte er, dass er schnell genug sein würde, und dann gab es ja wieder Autos oder Büsche oder sowas.

[Odin]

Laetitia

"Ich denke, der Kater, in dem er steckt, hat genug Verstand, um in freier Wildbahn zu überleben. Wenn also der Mensch auf den Kater hört, dann kommt er schon durch. Wobei noch fraglich ist, ob er auf ihn überhaupt hört. Bloß der Zustand, in dem er ankommt, steht noch in den Sternen."