Klein Lerch

[Spikor]

Paulchen

"Hey, dort ist Waldhain!", rief er erleichtert, obwohl es ja noch ein ganzes Stück zu laufen war. Er überlegte kurz. "Ich glaube, dass ist das Viertel mit den Wohnblocks, davon gibts in Waldhain ja nur eines. Hey, meine Wohnung ist auch dort." Sein Gesichtsausdruck wurde enttäuscht, als ihm einfiel: "Aber das bringt uns nichts, wir kommen nicht rein. Wie siehts bei euch aus?" Dumpf erinnerte er sich, dass Laetitia und Mrs. Murphy von ihren Häusern/Wohnungen erzählt hatten, aber er hatte es sich nicht gemerkt. Das war aber auch lange her gewesen! Gestern, oder? Oder sogar vorgestern? Aber hey, inzwischen hatten sie sich mit einem Dorfschläger angelegt, das Haus einer Tierfreundin ausgeplündert und sich vor einem Tierarzt gerettet. Da konnte man sowas schonmal vergessen.

[Odin]

Laetitia

"Mein Haus dürfte am westlichen Stadtrand sein. Und wir können sogar bei mir rein und haben auch genügend Platz", meinte Laetitia nicht ohne stolz.

[silverbullet]

Mrs. Murphy

"Wir wohnen im Norden, in den kleineren Wohnblöcken mit den Eigentumswohnungen", sagte Mrs. Murphy, "und wir haben eine Katzenklappe. Wenn wir bei Laetitia nicht rein kommen, können wir es bei uns probieren. Aber jetzt sollten wir uns erstmal auf den Weg machen, oder?"
Sie erhob sich und streckte sich durch, wobei sie ausgiebig gähnte.

[Spikor]

Paulchen

"Na gut, dann ist es relativ einfach. Wir gehen westlich an der Stadt entlang und schauen, ob wir bei Laetitia rein kommen, und wenn das nicht geht, also wenn wir es nicht finden oder was auch immer, versuchen wir es bei Mrs. Murphy. Oder?"

[Odin]

Laetitia

"Ich werde doch mein eigenes Haus erkennen. Und, da noch nicht geputzt wird, erst in zwei Wochen, dürfte mein Haus so sein, wie ich es verlassen habe. Und dieser Harry, oder wie er auch heißt, hat bestimmt von außen alles so verlassen, als ob alles in Ordnung wäre."

Dann trabte Laetitia den anderen voran.

[silverbullet]

Mrs. Murphy

"Klingt gut", meinte Mrs. Murphy und machte sich auf, Laetitia zu folgen. Nach einer Weile fragte sie die andere Kätzin: "Kommen wir denn bei dir auch an das Futter heran? Ich füttere Trockenfutter vom Tierarzt und da habe ich neulich erst ein zwei Kilo Paket gekauft und in den Vorratsraum ins Regal gestellt. An das sollten wir bei uns rankommen, das angebrochene ist in einer Tupperdose, die meine Katze nicht aufbekommen kann."
Vielleicht war es noch zu früh, um sich darum Sorgen zu machen, aber wer wusste schon, wie lange sie alles noch mit Pfoten und nicht mit Händen machen mussten.

[Spikor]

Paulchen

"Ich meinte ja nicht das Haus, sondern den Weg... immerhin sind wir jetzt viel kleiner und es kann ja sein, dass du aus der Richtung nicht so oft nach Hause kommst und den Weg nicht so gut kennst", maulte Paulchen vor sich hin, aber er hatte eigentlich keine Lust, das auszudiskutieren, da würde er doch bloß wieder verlieren, weil Laetitia - so schätzte er sie inzwischen ein - ihm sowieso nicht Recht geben würde, egal ob er nun Recht hatte oder nicht. In Wirklichkeit waren das vermutlich nur seine Vorurteile, denn er war es von Zuhause aus gewohnt, dass seine Mutter sich durchsetzte, egal ob sie Recht hatte oder nicht, und deshalb nahm er an, dass das immer und bei allen Leuten so wäre. Er tat, was er auch zu Hause in solchen Situationen getan hatte: Er zog sich zurück und beendete das Gespräch. Als Mensch wäre er (früher, als Jugendlicher) in sein Zimmer gegangen oder er wäre (heute, als Student) zurück in seine eigene Wohnung gefahren, und hätte dort die Spielekonsole angeschaltet oder Musik gehört, um in eine andere Welt abzutauchen. Hier blieb ihm nichts anderes übrig, als 10 Meter voraus zu gehen, zumindest bis zur nächsten Abzweigung, wo er auf die Anderen würde warten müssen.

[Odin]

Laetitia

"Ich war nicht so ein Fan vom Einkaufen. Dementsprechend groß sind die Vorräte bei mir. Es ist zwar nicht so ganz einfach dort ranzukommen, aber einen Schrank mit senkrechter Klinke bekommen wir schon auf", plauderte Laetitia.

Über die Anmerkung von Paulchen sah sie hinweg.

[silverbullet]

Mrs. Murphy

"In der Tat sieht jetzt einiges ganz anders aus", stimmte Mrs. Murphy dem Kater zu, "aber wenn du so weit vor läufst... sei einfach vorsichtig."
Martina hatte vielleicht keine eigenen Kinder, aber sie erkannte ein (spät)pubertäres Schmollen durchaus und genau das lieferte der Kater gerade ab.
"Nun... ich arbeite in einem Supermarkt, ich habe mir eigentlich immer alles frisch mitgenommen, nur das Katzenfutter eben auf Vorrat gekauft", erzählte sie beim Laufen, "da komme ich ja nun nicht unbedingt jeden Tag vorbei." Sie seufzte. "Ich frage mich nur... wie lang sind wir denn jetzt eigentlich schon weg? Oder besser: keine Menschen mehr? Als diese Irren die eine Katze töteten, ist ja auch der Mensch gestorben, was ist denn, wenn es anders herum auch so ist? Wenn die sich um unsere menschlichen Körper nicht kümmern, sterben wir dann... in diesen Körpern auch?"

[Spikor]

Paulchen

"Ja, Mama!", antwortete der Kater Mrs. Murphy sarkastisch, machte aber keine Anstalten, den Abstand zu verringern. Immerhin hörte er noch, was die beiden Katzen zueinander sagten. Er dachte darüber nach, was für Antwortmöglichkeiten es auf die Frage der Main Coon gab, und welche davon ihm am ehesten gefallen würde. Leider fand er nur wenige Optionen, die alle nicht toll waren. Schließlich blieb er stehen und ließ die anderen beiden wieder aufschließen, damit er zu ihnen sagen konnte: "Entweder sterben wir dann auch, oder eben nicht. Im ersten Fall heißt, dass wir noch leben, dass auch unsere Körper noch leben. Fragt sich nur, was sie inzwischen so alles angestellt haben. Vielleicht sitzen sie ja längst im Knast oder so? Oder wir sterben dann nicht - dann müssten wir aber für immer hier bleiben, weil es ja nichts mehr gäbe, wohin wir zurückkehren könnten. ... Außer, wenn es möglich ist, auch in einen anderen Körper gehen zu können."