ZWEI - Edaira-Gebirge

[Cassiopeia]

Marek
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Es war noch sehr früh am Morgen, sie die letzten Hügel überquerten. Im Licht der aufgehenden Sonne glühten die Felsen hellorange, in denen ihre Höhlen lagen. Große Erleichterung schwappte wie eine Welle über sie und Marek rief sie alle noch einmal zur Mobilisierung der letzten Kräfte auf. Er setzte sein Horn an und blies als Zeichen der Rückkehr zwei Mal. Es waren nur noch wenige Hundert Meter und sie erschienen ihm wie eine Tagesreise. Dann war es geschafft und sie ließen die Tagen und Felle los. Stolz trug er die Schwanzquaste an seinem Umhang. Sie hatten es tatsächlich geschafft und den riesigen Büffel nach Hause gebracht.

Ragnar hörte das Horn und war sofort auf den Beinen. Sie waren zurück. Die Jäger waren zurück. Sein Sohn war zurück. Hoffentlich.
Er trat hinaus in die kalte Luft des anbrechenden Tages. Da sah er sie, aus den Schatten der Nacht kommend. Sie Trugen Unmengen an Lasten. Vorneweg ging Marek und Ragnars Brust schwoll an vor Stolz. Es brauchte keine Worte, sofort stürmten die noch Verbliebenen der Gruppe entgegen und halfen ihnen, brachten ihnen Wasser und Schnaps und überfielen sie mit Umarmungen.

[Therapistin]

Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Das Horn ertönte und Jaeden richtete sich müde auf seinen Fellen auf. Wie schon in der vergangenen Nacht in der Höhle war er von Albträumen geplagt worden, die erst endeten, als er die Felsen unter sich direkt berührt hatte. Er hoffte, dass es mit dem Schlafen auf Dauer wieder besser würde.
Nun aber stand er auf. Die Jagdgesellschaft war zurück. Und das bedeutete, dass auch Marek wieder da war.
Hastig schnürte er sich die Lederschuhe und warf sich nur schnell seine Lederweste über, bevor er den anderen aus den Höhlen folgte.
Er erblickte Marek sofort, der vorweg ging. Jaeden grinste, als er das Stück Fell entdeckte und rannte seinem Freund entgegen.
"Das bedeutet wohl, ich darf uns neue Mützen nähen, was?", lachte er und empfing Marek mit einer festen Umarmung.

[Cassiopeia]

Marek
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Marek lachte und begrüßte seinen Freund herzlich, erwiderte die Umarmung nicht minder fest.
"Mützen!", bestätigte er übermütig, "und Mäntel! Und Bettvorleger! Für alle!" Freude, Stolz und Erleichterung sprühten förmlich aus seinen Augen.
"Dank dir haben wir das größte Tier erlegt, das ich jemals gesehen habe. Davon werden wir Monatelang satt und alle haben genug von dem Fell und Knochen für Kleidung und Werkzeuge." Es durfte nur kein neuer Sandsturm kommen, der wieder alles vernichtete.

[Therapistin]

Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

"Ich habe euch nur den Weg gewiesen, der Lohn und Dank gebührt ganz euch Jägern", schüttelte Jaeden lachend den Kopf. "Es ist ganz euer Verdienst. Aber es tut gut zu wissen, dass ich nicht ganz falsch lag." Er zwinkerte Marek zu, ehe er sich zwischen den Jägern umblickte. "Wenn ich richtig zähle, habt ihr niemanden verloren?", fragte er nach. Das erklärte die überschwängliche Freude noch mehr.
Aus dem Augenwinkel sah er Ragnar näher kommen und so trat Jaeden einen Schritt zurück.
"Ich werde schon einmal die Räucherkammern vorbereiten", erklärte er. Von seiner eigenen Reise würde er Marek in einem ruhigen Moment erzählen, wenn keine neugierigen Ohren lauschen konnten. "Damit wir das Fleisch so schnell wie möglich konservieren können. Wobei ich den Eindruck habe, dass die heutigen Mahlzeiten üppiger werden als sonst."

[Cassiopeia]

Marek
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Marek klopfte Jaeden noch einmal freundschaftlich auf die Schulter, als er Ragnar näher kommen sah.
"Vater!", sagte er erfreut und strahlte. "Wir haben es wirklich geschafft! Wir haben es wirklich geschafft!"
Ragnar tat etwas, das Marek sehr selten erlebte - er umarmte ihn. Marek konnte den Stolz seines Vaters beinahe selbst fühlen. Es machte ihn unendlich glücklich.
"Wir haben genug Fleisch für die nächsten Monate. Und niemand wird frieren müssen bei all dem Fell. Wir werden es warm haben, Vater. Warm und satt werden wir sein." Eine unglaubliche Aussicht.
Ragnar lächelte stolz und nickte.
"Das haben wir euch zu verdanken, Marek. Ihr habt uns gerettet, uns alle. Jetzt gilt es, so schnell es geht alles zu verwerten und haltbar zu machen, ehe der nächste Sturm uns abermals alles nehmen kann."
Marek nickte. "Wir mussten etwas vorarbeiten, da der Bulle so riesig war. Wir können die ersten Teile bereits zerschneiden und anfangen zu räuchern." Bei der Menge an Fleisch würde das Wochen dauern.

[Therapistin]

Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Auf dem Weg zu den Höhlen griff Jaeden sich gemeinsam mit Amjok eine Trage mit Fleisch. Es musste mindestens fünfzig Kilo sein und das war nur ein Bruchteil von dem Büffel, der vermutlich weit über eine Tonne gewogen hatte. Wenn sie es schafften, das Fleisch rechtzeitig zu verarbeiten, würden sie für Monate nicht jagen müssen, somit wäre auch die Gefahr, einen der Ihren dabei zu verlieren, deutlich geringer.
"Ihr habt gute Arbeit geleistet", nickte Jaeden Amjok zu, der breit grinste.
"Das haben wir. Während du es dir gemütlich gemacht hast." Amjok wusste vermutlich gar nichts davon, dass Jaeden gar nicht bei den Höhlen geblieben war, doch Jaeden ließ ihn in dem Glauben. Noch war er nicht bereit, allen zu erzählen, was er selbst erlebt hatte. Auch wenn ihm sicherlich noch ein Gespräch mit Ragnar bevor stand.
"Wie hat sich der Kleine gemacht?", fragte Jaeden, als sie die Trage in eine der Höhlen führten, die in eine Räucherkammer führte. Die nächsten Wochen würde es immer nach Rauch riechen, doch er mochte den Geruch, weil er bedeutete, dass sie nicht würden hungern müssen.
"Solmon? Großartig. Hat die Nacht mit mir Wache gehalten. Und ist gestern Abend alleine her gelaufen, um Unterstützung zu holen. Aus ihm wird ein guter Jäger werden", prophezeihte Amjok und Jaeden lächelte.
"Das wird er gerne hören", schmunzelte er, als sie das Fleisch schließlich ablegten. Einige der Frauen waren schon mit den Vorbereitungen beschäftigt, sodass sie weitere Fleisch holen konnten.

[Cassiopeia]

Marek
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Marek half wie alle anderen, das Fleisch zu transportieren. Selbst Ragnar half und jeder, der auf den Beinen war. Bei der Nachricht der Menge an Fleisch, die sich schnell herum sprach, kam sogar Greg aus seiner meist selbst gewählten Isolation. Das erinnerte Marek daran, dass er dringend Jaeden ausfragen wollte. Doch wie es aussah, musste das warten.
Als der Mittag kam, legten sie eine Pause ein. Marek fiel erschöpft auf die Steinbank vor dem Feuer, das immerzu brannte. Ihm tat alles weh und er war unglaublich müde. Doch zugleich war er wie berauscht von all der Anerkennung, der Erleichterung und der Verantwortung der Jagd, die nun langsam von ihm abfiel. Sie hatten es geschafft.
Jemand drückte ihm einen Tonbecher in die Hand, aus dem es nach würzigem Bier roch. Er grinste und suchte nach einem bekannten Gesicht.
"Jae!", rief er als er Jaeden erblickte und hob seinen Becher. Er wollte mit seinem besten Freund endlich anstoßen.

[Therapistin]

Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Mittag

Jaeden hatte ebenfalls einen gefüllten Becher in der Hand, als er Mareks Stimme vernahm. Er entdeckte ihn am Feuer und trat grinsend zu seinem Freund, um sich neben ihn zu setzen.
"Na, wie fühlst du dich als Büffeltöter?", fragte er schmunzelnd und stieß mit seinem Becher gegen Mareks. "Das war wirklich gute Arbeit von euch, das Tier dürfte eine ganze Weile reichen." Es war tatsächlich so viel Fleisch, dass es schwierig werden würde, alles zu garen, bevor es verdarb.
"Wie kräftig war das Herz?" Es war immerhin Brauch, dass eben jenes Organ direkt im Anschluss an die Jagd gegrillt und von den Jägern gegessen wurde.

[Cassiopeia]

Marek
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Morgen

Marek strahlte förmlich.
"Es war so groß!", sagte er und deutete einen großen Umfang mit den Händen an. "Riesig! Es war echt kräftig, richtige Muskeln, sehr fest und voller Blut!", erzählte er überschwänglich. "Du hättest es sehen sollen, Jae, das war... unglaublich!"
Er nahm einen Schluck seines Bieres.
"Wie war es bei dir? Hast du etwas gefunden?", fragte er dann vorsichtig etwas leiser.

[Therapistin]

Jaeden
Edaira-Gebirge
2. Quartal des Jahres 2457
Mittag

"Nun, wenn es so groß war, dann hat wenigstens jeder ein Stück abbekommen", schmunzelte Jaeden und nahm nun selbst einen Schluck Bier. Dann sah er sich kurz um, doch die anderen achteten kaum auf sie beide.
"Es war... wow", erklärte er in Ermangelung einer anderen Beschreibung. "Ich bin in die Höhle geklettert, in die du damals gefallen bist. Und dort unten war jemand - etwas." Er sah Marek fest an, damit dieser ihm auch wirklich glaubte. "Ein Steinwesen, ein Hüter, wie er sich nennt. Und er hat es bestätigt, Marek, ich bin tatsächlich ein Erdelementar."