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Liara
30. September 712
Abend
Ardakan
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Liara nahm dankbar das Glas und trank einen großen Schluck, das tat gut.
Danach sah sie Rymel nachdenklich an.
"Ich war 29, als Lorn mir seine Dankbarkeit zeigte. Siebzig Jahre später hatte er seine Macht verloren und ich war von der Dienerin zur Hüterin geworden. Und jetzt scheint sich alles zu wiederholen und im Kreis zu drehen. Ich war schon immer ein Mensch des Wassers, doch nach dem was in Jaraa passiert ist frage ich mich... ob es auch hier möglich wäre."

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Rymel
30. September 712
Abend
Ardakan
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Rymel nickte. „Ich verstehe dich nur zu gut, das ist es, was auch mir durch den Kopf geht. Ich kenne alle Stätten und hätte nie gedacht, dass Tag kommt, an dem eine dieser Stätten zerstört wird und der Gott wieder befreit wird“, meinte er leise und nahm sich nun doch ein Stück Obst. Er hatte zwar noch immer weder Hunger noch Appetit, aber er wollte Liara nicht weitere Sorgen bereiten, ihr Blick beim betreten seines Zimmers hatte ihm gereicht.
„Natürlich gab es immer mal wieder Unstimmigkeiten bei den einzelnen Stätten, aber so etwas wie nun in Jaraa passiert ist? Ich hätte es nicht für möglich gehalten“, meinte er und seufzte.
„Und ja, ich befürchte es wird auch hier passieren. Wenn Chairo genug Kraft gesammelt hat, wird er dabei helfen einen Gott nach dem anderen zu befreien und zu zerstören um die alleinige Herrschaft über die Welt zu haben“, meinte er und seufzte. Er hoffte, das dies nie geschehen würde, dies würde das Ende für die Menschen bedeuten.
„Wie war Lorn?“

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Liara
30. September 712
Abend
Ardakan
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Liara seufzte. "Lorn war nicht so ein Monster wie Chairo. Lorn war ruhig und lehrte uns die Vergebung, die manchmal mehr bewirken kann als Vergeltung. Er zeigte sich selten offen, doch wenn er etwas sagte, hörte jeder auf sein Wort, nicht aus Angst, sondern aus Respekt. Als Eth gefallen war, ahnte er, dass auch ihm nicht mehr viel Zeit hatte und hegte nicht einmal viel Groll gegen die Menschen, die die Herrschaft der Götter anfochten. Es hatte einfach zu viel Leid, zu viele Kriege gegeben, es hatte ihn zermürbt. Er wusste, er war nicht frei von Schuld und wünschte sich nur, eines Tages, Vergebung für seine Taten."

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Rymel
30. September 712
Abend
Ardakan
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Rymel nickte. „Hast du es je bereut ein Fen oder ein Hüter geworden zu sein? Die Unsterblichkeit zu haben? Ewig auf der Erde zu wandeln?“, wollte er leise von ihr wissen, während er sein Glas leertrank und gleich nachschenkte.
„Oder hast du dir je gewünscht Lorn würde zurückkehren?“

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Liara
30. September 712
Abend
Ardakan
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Liara schüttelte ohne zu überlegen den Kopf.
"Ich habe Lorn gern gedient und als er mir die Unsterblichkeit verlieh, war ich unendlich dankbar. Nein, ich bereue es nicht, auch nicht heute, wo die Götter - bis vor Kurzem jedenfalls - gebannt sind und nun dafür sorgen, dass sie es auch bleiben. An anderen Stätten gab es richtige Schlachten, habe ich gehört, doch hier lief es vergleichsweise friedlich ab. Manchmal denke ich, es sei nichts gewonnen mit meinen Kräften, doch dann wieder denke ich, dass er sich vielleicht etwas dabei erhoffte, als er einigen von uns diese Kräfte verlieh. Sodass immer einige da sein werden, die wissen, wie es damals war. Die sich erinnern."
Es war so lange her und doch erschien es ihr, als habe sie erst gestern an der Stelle dieses Palastes gestanden, den es damals noch nicht gegeben hatte, und zugesehen, wie ihr Gott dem Untergang geweiht war. Es entsetzte sie bis heute, dass sie damals nichts getan hatte.
"Manchmal frage ich mich, ob wir ihn hätten verschonen sollen. Die Menschen hatten Angst, Chairo trieb sein Unwesen und verwüstete den halben Süden und griff auch uns immer wieder an. Es schien sicherer, sich auch seiner zu entledigen, aber nun, wenn ich daran denke, dass der Feuergott wieder da ist, frage ich mich...." Sie biss sich auf die Unterlippe, wagte es nicht, es auszusprechen. Lorn zu befreien konnte ihnen allen den Untergang bringen. Oder die Rettung. Sie wusste es nicht, niemand würde es wissen.

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Rymel
30. September 712
Abend
Ardakan
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Rymel nickte erneut. „Ich weiß auch so was du sagen möchtest und ich verstehe deine Gedanken und verurteile dich sicherlich nicht dafür“, meinte er leise und seufzte.
„Ich muss gestehen, manchmal bereue ich es ein Fen geworden zu sein. Ich war der letzte dem Althar dieses 'Geschenk' bereitete. Ich war noch nicht lange sein Diener. Gerade einige Monate war ich in seinen Diensten. Ich konnte mit meiner Magie noch nicht wirklich umgehen. Dann wurde Lorn gebannt und Althar wusste er würde der nächste sein nun wo sein Verbündeter nicht mehr da war. Er schickte mich weg, sagte ich solle mein Glück anderswo finden und das Leben genießen. Er wollte nicht, das ich, der keine Erfahrung hatte seinen Tod bei einer möglichen Schlacht findet“, meinte er leise. Darüber sprach er nicht wirklich oft, eigentlich waren alle, die seine Geschichte kannten tot. Lenco war der letzte Lebende gewesen, der alles von ihm gewusst hatte, aber nun... Er schluckte kurz, wollte jetzt nicht an diesen denken, durfte es nicht. Er musste in die Zukunft sehen und an das Leben glauben, egal wie groß seine Zweifel waren.
„Ich weiß nicht, was mit uns geschieht, wenn Lorn und Althar befreit werden, aber ich hoffe, dass sie nicht so voller Groll sind, wie es Chairo ist, dass sie genug Kraft besitzen um sich gegen ihn zur Wehr zu setzen und nicht endgültig untergehen.“

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Liara
30. September 712
Abend
Ardakan
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"Lorn war nie so machtgierig, wie es Chairo war, auch wenn er wie auch Althar zu den letzten Fünf gehörten, was heißt, dass sie einst andere Götter und wohl tausende Menschen töteten. Dennoch... überleg ich, wie es wäre, Lorn wieder zu befreien. Zu Althor kann ich nichts sagen, ich kenne ihn nicht. Aber nur wir, die für die Götter klein wie Ameisen sind, können Chairo nicht aufhalten."
Sie nahm sich noch eine Traube.
"Dann war Althar weise und schonte dein Leben. Vielleicht wollte auch er, dass du eine Wiederholung eines Tages verhindern kannst."

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Rymel
30. September 712
Abend
Ardakan
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Rymel zuckte leicht mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob er Weise war oder ob er wollte, dass ich verhindere, dass es sich wiederholt“, meinte er und seufzte erneut leise. „Ich kannte ihn wie gesagt kaum, habe gerade erst angefangen ihm zu dienen. Da kann dir Nanuk mehr sagen, er war schon lange vor mir bei Althar und ist auch heute noch beim Heiligen Baum und hilft Jergon seine Pflicht zu erfüllen, wie er es auch schon bei allen Wächtern vor ihm tat, er könnte dir mehr zu Athar sagen, als ich es kann“, fügte er hinzu und nahm sich ein Stück vom Brot welches auf dem Tablett lag.
„Was die Kraft betrifft. Ich denke schon, dass wir sie haben. Damals haben es Menschen geschafft die Götter zu bannen mit nur wenigen Fen, warum sollten wir mit vereinten Kräften es nicht schaffen Chairo in sein Gefängnis zurück zu sperren?“

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Liara
30. September 712
Abend
Ardakan
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Liara legte überlegend den Kopf schief.
"Du hast Recht. Vielleicht haben wir jetzt noch eine Chance, eher zumindest, als wenn zwei oder gar drei Götter wieder erwacht sind. Aber bedenke: damals waren es tausende gegen ihn und es hat hundert Jahre gedauert, Chairo zu fesseln. Wen haben wir jetzt noch auf unserer Seite von den Menschen? Keine Tausende, fürchte ich. Wir könnten die Menschen von Jaraa um Hilfe bitten, wenn er nicht erneut ihr Land verbrennt. Würde uns jemand glauben und heute noch genauso folgen wie damals?"

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Rymel
30. September 712
Abend
Ardakan
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Rymel seufzte. „Ich muss gestehen, ich weiß es nicht. Aber welche Chance haben wir sonst? Ich meine, selbst wenn wir Karim und Jergon überzeugen Althar und Lorn zu befreien um mit ihrer Hilfe gegen Chairo zu kämpfen, wer sagt uns, dass die vielen Jahre in der Bannung die beiden nicht so sehr verändert hat, dass sie sich mit ihm verbünden um gegen die Menschen und die Fen vorzugehen? Egal was wir machen, egal, welchen Weg wir bestreiten, er birgt immer Gefahren. Vielleicht... sollten wir Inaya dazu einmal befragen? Ich begegne ihr zwar nicht gerne, weil sie mir so unheimlich ist, wie ich vielen unheimlich bin, aber vielleicht hat sie ja während unserer Abwesenheit etwas gesehen, oder weiß was geschehen würde, wenn Althar und Lorn befreit werden würden", meinte er und sah Liara überlegend und mit leichter Unsicherheit an.