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Nadeya
8. August 712
Vormittag
Ardakan
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"Ja ... weißt du etwas darüber? Wenn du etwas weißt, dann musst du uns das sagen", sagte sie, denn die beiden Morde konnten durchaus zusammenhängen. Vielleicht wusste das Mädchen Namen, oder irgendeinen Anhaltspunkt, der ihnen weiterhelfen würde.

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Bidjan
8. August 712
Vormittag
Ardakan
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So wie es den Anschein hatte, schien das kleine Mädchen entweder etwas gesehen zu haben oder es hatte anderweitig etwas von dem Mord mitbekommen. Eines stand aber auch fest, das Kind hatte große Angst, sonst würde es sich nicht so tief im Holzstapel verkriechen. Die Frage war vor was das Mädchen Angst hatte, vor Bidjan und Nadeya oder vor den Mördern.
"Du brauchst keine Angst vor uns zu haben. Wir tun dir nichts. Aber es ist wirklich wichtig, dass du uns sagst, was du weißt", sagte Bidjan, wobei er versuchte möglichst einfühlsam zu sein. Seiner Meinung nach war er aber im Umgang mit Kindern sehr schlecht. Er fand, dass das Nadeya eigentlich viel besser konnte.

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Thaolan
8. August 712
Vormittag
Ardakan
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Thaolans Schritte waren kaum unter dem täglichen Trubel der Stadt zu hören, auch wenn er sich von seinem Äußeren her von den anderen Menschen unterschied. Während die meisten Männer in Ardakan eher klein und bärtig waren, so war Thaolan ein großer Mann mit smaragdgrünen Augen und Mundwinkeln, die stets nach unten gezogen waren. Ernsthaftigkeit und keinen Sinn für Humor übrig ließen. Deswegen zog er nur so oft die Blicke auf sich. Frauen fanden ihn oft anziehend, Männer eher abschreckend. Doch Thaolan war es egal, was die Menschen von ihm dachten. Diese Eigenschaft hatte er sich nicht erst in den Jahren angeeignet, er dachte schon immer so. Der Regen war inzwischen vorüber und die Menschen freuten sich über ihre neu gewonnen Waren, die sie vermutlich für einen viel zu hohen Preis gekauft hatten. Als der große Thaolan, der mindestens über einen Kopf größer war als die anderen Bürger, so durch die Straßen schlenderte, immer noch auf der Suche nach Informationen, wurde er auf seine beiden Gefährten Evona und Rymel aufmerksam. Kurz blieb er stehen, doch dann entschied er sich dafür, zu ihnen zu gehen. Vielleicht hatten sie etwas nützliches in Erfahrung gebracht.
"Hallo", begrüßte er die beiden mit einem weder freundlichen noch wirklich grimmigen Gesichtsausdruck.
"Habt ihr noch etwas herausfinden können?"

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8. August 712
Vormittag
Ardakan
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Die dunklen Augen wirkten groß in dem kleinen, schmalen Gesicht mit den eingefallenen Wangen.
"Sie haben ihr Fragen gestellt", flüsterte sie mit zitternder Stimme.
"Immer wieder haben sie Fragen gestellt. Sie hätten sie mit ihr gesehen und sie wollten wissen, wie sie heißt und ob sie zu ihnen gehört. Doch die Frau wusste es nicht. Sie hat immer wieder gesagt, sie wüsste es nicht."
Die Stimme des Mädchens begann stärker zu zittern.
"Dann haben sie... das Messer..."
Sie brach ab und zog sich noch tiefer in den Holzstapel zurück. Ich hab geschrien und da haben sie mich gesehen. Da bin ich weggelaufen und hab mich hier versteckt."
Ängstlich sah sie Bidjan und Nadeya an.
"Sind sie noch da?"

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Nadeya
8. August 712
Vormittag
Ardakan
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Die großen Augen, die schmalen Wangen und die zitternde Stimme des Mädchens, erweckten das Mitleid der Hüterin. Nadeya ging in die Hocke, damit sie auf einer Augenhöhe mit dem kleinen Mädchen war. Behutsam streckte sie eine Hand aus, sprach leise und voller Geborgenheit.
"Du brauchst keine Angst zu haben. Sie sind fort. Komm zu mir."
Zärtlich lächelte die junge Frau, hoffte so, das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen und ihr die Angst zu nehmen.
"Wie ist dein Name?"

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Nydia
8. August 712
Vormittag
Ardakan – Palast
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Nydia hatte mittlerweile von dem zweiten Mord gehört aber sie war weiterhin im Palast und runzelte die Stirn. Vor ihr auf dem alten Holztisch lag der eine Abschrift des Berichts der Jareks Fall behandelte. Es stand nichts besonderes in ihm, entweder sie wusste es schon oder es waren Beschreibungen der Wunde und wie es zum Tod kam. Soweit Nydia gehört hatte war die zweite Person eine Frau, Wäscherin, 2 Kinder. Langsam schüttelte sie den Kopf. - Was ist nur los in dieser Stadt? Es kam ja schon öfter vor aber es wurde immer schnell geklärt warum und wer der Täter war…. Irgendetwas stinkt ganz gewaltig…. Aber so kurz hintereinander… normal weiß jeder in der Stadt dass jemand Fragen stellt… ob Wache oder Hüter, auch wenn sie unsere Gesichter nicht kennen. Da ermordet man doch nicht gleich am nächsten Tag wenn alle noch genauer hinschauen. -
Die Hüterin spielte mit einem Stift in ihrer Hand, ließ ihn in Gedanken versunken über ihre Finger wandern.
- Es scheint fast so als ob hier etwas laufen würde das schnell über die Bühne gehen muss. Ist irgendein besonderes Fest in den nächsten Tagen? -

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Evona
8. August 712
Vormittag
Ardakan
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Evona sah überrascht auf, als Thaolan sie ansprach.
"Nicht viel. Offenbar wollten sie Namen von der Frau. Namen, die sie ihnen nicht geben konnte. Und dann haben sie sie getötet."


Das Mädchen kam nicht zwischen den Holzstapeln hervor.
"Sie waren so groß", flüsterte sie.
"Und.. ihre Augen"
Die Stimme des Mädchens brach und sie zog sich etwas weiter in die Schatten zurück.

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Thaolan
8. August 712
Mittag
Ardakan
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Inzwischen war es Mittag geworden, doch der Trubel in der Stadt herrschte immer noch. Als Evona davon berichtete, dass sie nicht viel mehr herausfinden konnte, seufzte Thaolan hörbar und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Abkühlung hatte nur kurz gehalten. Der Regen war längst vorübergezogen und Thaolans Haare waren schweißgebadet. Schweißperlen glitzerten in der Sonne auf seiner Stirn.
"Ich habe auch nichts herausgefunden", musste er wohl zugeben und zuckte mit angestrengtem Gesichtsausdruck mit den Schultern.
Wieder folgte ein schweres Seufzen, ehe er mit gewohnt dunkler Stimme fragte: "Sollen wir zum Getränkestand gehen? Es heißt, der Händler würde jeden in der Stadt kennen. Außerdem brennt mir die Kehle."
Das Gesagte hatte einen mürrischen Unterton, denn trotz seines Pflichtbewusstseins gefiel es dem Wächter gar nicht, bei der Hitze durch die Straßen zu laufen. Langsam zogen wieder Wolken auf. Vielleicht würde es ein erneutes Mal zu regnen beginnen.
Thaolan machte sich, ohne auf die Antwort seiner Gefährten zu warten, auf den Weg zum nicht weit entfernten Getränkestand. Entweder würden sie ihm folgen oder nicht. Thaolan brauchte jetzt jedenfalls etwas zu trinken.

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Nadeya
8. August 712
Mittag
Ardakan
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Nadeya sah das Mädchen mit großen Augen an.
"Ihre Augen ... sie haben geleuchtet?"
Also waren es Fen. Es musste so sein.
Ihr Blick wanderte zu Bidjan, der ebenfalls ein Fen war, doch zum Glück einer der guten Sorte, denn die Magie der Fen war keinesfalls zu unterschätzen. Wieder sah die Hüterin mit dem langen, braunen Haar zu dem kleinen Mädchen, welches nicht aus ihrem Versteck hervorkommen wollte.
"Wo ist deine Mutter? Dein Vater? Wo ist deine Familie?"

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Bidjan
8. August 712
Mittag
Ardakan
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Während Nadeya mit dem Mädchen sprach blickte Bidjan prüfend in alle Richtungen. Er wollte sicher gehen, dass niemand in der Nähe war der ihnen irgendwie gefährlich werden konnte.
Bidjan blickte sich noch etwas genauer nach verdächtigen Personen um, als klar wurde, dass das Mädchen gesehen hatte, dass es sich bei den Angreifern wohl um Fen handelte. Schließlich bestand die Möglichkeit, dass diese in der Nähe waren und Zeugen ausschalten wollten.
Bidjan fand, dass Nadeya solche Befragungen gerade bei Kindern viel besser konnte und so überließ er ihr weiterhin das Reden. Da er niemand Verdächtiges in der Nähe war, ging Bidjan ebenfall in die Knie, um auch auf Augenhöhe mit dem Mädchen zu sein. Seinen Blick ließ er jedoch trozdem immer wieder in die Umgebung schweifen.

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Evona
8. August 712
Vormittag
Ardakan
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Schweigend folgte Evona Thaolan zu dem Stand und warf Rymel kurz einen Blick zu. Während Thaolan sich etwas zu trinken kaufte sah Evona sich um.
"Wir sollten deine Sachen kaufen und dann zurückgehen", sagte sie zu Rymel.

Das Mädchen schüttelte nur den Kopf, dann rannte sie plötzlich aus dem Schatten hervor, zwischen Nadeya und Bidjan hindurch und war kurz darauf verschwunden.