Klein Lerch

[Spikor]

Paulchen

Während er von Garten zu Garten rannte und hinter sich das Wasser des Goldfischteiches platschen hörte, als seine Begleiterinnen mehr oder weniger erfolgreich das Hindernis nahmen, warf er einen Blick zur Straße hinüber. Sie verlief parallel zu den Gärten, schön schnurgerade und die 4 Frauen rannten dort auf dem Bürgersteig entlang und riefen und zeigten immer wieder auf die Katzen. Er konnte sich denken, dass diese Gärten so lange weitergehen würden, bis irgendwann eine Querstraße käme, und in die würden die Menschen dann einfach einbiegen und den Katzen den Weg abschneiden. So weit durfte es nicht kommen - er würde auf keinen Fall zurück in die Praxis gehen, geschweigedenn zurück in diese elende Transportbox! Paulchen beschloss, vom Vor- in den Hintergarten zu wechseln, den solche Häuser doch immer hatten. Auf diese Weise würden die Menschen sie aus dem Blick verlieren und man könnte ein paar Hacken schlagen, bis sie endgültig abgehängt wären.

Also rannte er nicht geradeaus weiter durch die nächste Hecke, sondern bog vor ihr links ab und hetzte an ihr entlang am Wohnhaus vorbei. Dabei rief er, berauscht von seiner Genialität, Laetitia und Mrs. Murphy zu: "Kommt, mir nach, wir hängen sie ab!"

[Odin]

Laetitia

Sie warf Paulchen einen schiefen Blick zu, er wirkte ihr zu begeistert, aber sie folgte ihm trotzdem. Vielleicht hat ihn seine Videospiele etwas an Taktik gelehrt, dass er nutzen kann und will.

[silverbullet]

Mrs. Murphy

Vor Unmut knurrend folgte Mrs. Murphy ihren Kumpanen, schüttelte jedoch immer wieder zwischendurch ihre Hinterpfoten aus. Nasses Fell zu haben war für jede Katze unangenehm, aber nach der Tortur, die ihr Hinterteil heute schon hinter sich gebracht hatte, war Nässe... die abschließende Krönung. Außerdem wurde es ihr kalt und sie rannte nur noch schneller und ohne zu denken hinter Paulchen hinterher.
Die gruselige Gartendeko flog förmlich an ihren Augen vorbei, auch die Frauen registrierte sie nicht mehr, ihr Fluchtinstinkt hatte die Oberhand gewonnen.

[Erzähler]

Paulchens Idee funktionierte - die Katzen kamen hinter das Haus und die Frauen, die noch auf der Straße waren, konnten sie jetzt nicht mehr sehen. Allerdings waren ihre Stimmen noch gut zu hören, als sie sich zuriefen: "Geht ihr weiter und biegt dann ab, wir gehen jetzt trotzdem durch den Garten." Was die Hauseigentümer dazu sagen würden, war unklar - ebenso wie die Frage, ob überhaupt gerade jemand zu Hause war. Jedenfalls mussten die drei Flüchtlinge davon ausgehen, dass ihnen immer noch 2 Menschen auf den Fersen waren, während die anderen beiden versuchten, um die Häuser und Gärten herum zu laufen und ihnen den Weg abzuschneiden. Das konnte freilich noch eine Weile dauern, denn keiner der Drei wusste, wie viele Häuser noch kamen, bevor die Straße zu Ende war.

Jedenfalls waren sie jetzt im Hintergarten des Hauses. Hier war die Deko weniger aufdringlich, schließlich konnten Fremde sie hier nicht sehen. Dafür gab es eine Terasse mit Tisch und Stühlen - alles im 1980er-Jahre-Plastik-Schick - eine Marquise (eingefahren), eine kleine Obi-Hütte (geschlossen) und eine kitschig-geblümte Hollywood-Schaukel. Der Garten war auch hier mit Hecken umgeben, und man konnte sehen, dass auf der anderen Seite dieser Hecke ein weiterer Hintergarten war. Würde man ihn durchqueren, käme man dort auf die Parallelstraße zu der, von der sie ursprünglich gekommen waren.

[Spikor]

Paulchen

Es klappte! Paulchen war so begeistert, dass er gar nicht merkte, wie er langsam müde wurde, aber ein Stück würde er schon noch rennen können. Ohne anzuhalten flitzte er unter der Hollywood-Schaukel hindurch und steuerte auf die Hecke zu, die den Garten begrenzte. Unterwegs stieß er keuchend einige Erklärungen für seine Begleiterinnen hervor, hauptsächlich, um mit seiner Idee anzugeben: "Wenn wir jetzt durch diese Hecke rennen und danach am Haus vorbei in den Vorgarten, und dann quer über die Straße in den Vorgarten gegenüber, und dort wieder am Haus vorbei in den Hintergarten - dann haben sie unsere Spur verloren. Wir können uns ein Versteck suchen und ausruhen und die werden uns nie finden! Genial, oder?"

[Odin]

Laetitia

Laetitia keuchte auch. Sie war geistig fitter als körperlich. Besonders jetzt.

"Sie haben gesehen, dass wir abgebogen sind. Wenn sie uns in diesem Garten nicht finden, dann werden sie uns in der Richtung vermuten, in die wir wirklich gelaufen sind. Das 'Abhängen' wäre damit nur zeitweise.
Wir sollten eher in eine Richtung laufen, die sie nicht für möglich halten."

[silverbullet]

Mrs. Murphy

Das war jetzt für Mrs. Murphy etwas zu viel Überlegung und sie meinte nur: "Einigt euch, ich folge... oder wir verstecken uns gleich hier irgendwo. Da unter dem Pflanztisch auf der Terrasse wäre vielleicht Platz für uns alle. Oder wir verstecken uns in den Hecken."

[Spikor]

Paulchen

"Nein, nein", rief er zu Laetitia & Mrs. Murphy, "die sind doch schon hier im Garten und werden jeden Moment um die Ecke biegen, und die andern zwei werden in ein paar Minuten auch da sein. Wir müssen schon noch etwas weiter und mehr Häuser und Hecken zwischen uns und sie bringen. Wenn wir durch diese Hecke da durchgehen, müssen die zwei, die hinter uns sind, wieder zurück und um den ganzen Block herum, weil sie für die Hecken zu groß sind. Aber wir müssen dann trotzdem noch weiter, weil die andern zwei uns ja entgegen kommen. Vertraut mir einfach, ich weiß schon, was ich tue!" Und mit diesen Worten schlüpfte er durch die Hecke in den Nachbargarten (auch wieder ein Hintergarten).

[Odin]

Laetitia

Sie folgte Paulchen weiterhin, war aber ein wenig skeptisch.

'Gerade das befürchte ich ja', dachte sie.

[silverbullet]

Mrs. Murphy

Was Laetitia dachte, konnte Mrs. Murphy zwar nicht wissen, aber irgendwie war sie sich bei Paulchen ziemlich sicher, dass er viel Zeit mit Computerspielen verbracht hatte und da gab es ja auch viele Spiele, wo man sich mit Strategien und so auseinandersetzen musste und... Himmel, der Bengel hatte keinerlei Lebenserfahrung und sie folgten ihm!
"Ich hoffe, du weißt das wirklich", presste sie im Laufen hervor und rannte hinter ihm her.