Klein Lerch

[Odin]

Laetitia

Sie schüttelte sich.

"Ich habe um einen Stift gebeten. Nicht um eine Stiftdusche", meinte sie, wobei aber klar wurde, dass sie es nicht wirklich ernst meinte. Ihr wäre es wohl genauso gegangen.

Sie nahm einen Stift und konnte mit dessen Hilfe den Startknopf drücken. Den Stift loslassend sprang sie auf den Tisch. Der Monitor ist schon an, weswegen der Computer mit einem kurzen Piepen sichtbar hochfuhr.

[Erzähler]

Auf dem Bildschirm erschien ein klassisches Desktop mit dem üblichen Allerlei - Ordner für Fotos, Unterlagen, "Büro" und dergleichen, dazu diverse Office-Anwendungen und ein Browser. Das ganze wurde begleitet von der üblichen "Windows-Hochfahr-Melodie". Im Haus blieb aber sonst alles still. Paulchen unten konnte aber die Melodie ganz leise hören, schließlich standen die Türen überall einen Spalt offen.

[silverbullet]

Mrs Murphy

Die große Main Coon hatte sich bereits daran gemacht, die offene Schublade für das Keyboard aus dem Schreibtisch zu holen und strampelte etwas unelegant herum, war jedoch erfolgreich.
"Bitte sag mir, dass das Ding nicht Passwort geschützt ist", meinte sie und starrte auf den Monitor. Irgendwie sah das alles anders aus mit Katzenaugen. Lag es an der Farbe? An den Pixeln, die Mrs Murphy nun anders wahrnahm?

[Odin]

Laetitia

Der Computer fuhr vollständig und ohne Passworteingabe hoch. Allerdings dauerte es ein paar Minuten.

"Ist ja echt eine lahme Kiste. Da sollte man doch mal etwas aufräumen", murmelte sie.
Dann meint sie zu Mrs. Murphy: "Wonach sollen wir zuerst suchen?"

[silverbullet]

Mrs Murphy

"Vielleicht, ob wir schon vermisst werden", meinte Martina, "aber ich habe keine Ahnung, wo man da nach sucht. Oder wer dieser verrückte Professor ist oder so..."
Martina hatte keine Ahnung und Mrs Murphy sowieso nicht. Sie fand es immer seltsam, wenn Martina abends ihr Spiel am Laptop gemacht hatte. Irgendwas mit Städte bauen und Farmen wässern... für die Katze war das Zeitverschwendung, die ihr Frauchen besser damit verbracht hätte, Mrs Murphy zu kraulen.

[Odin]

Laetitia

Laetitia nickte zustimmend und Veronika fing an, die Maus zu bewegen, wobei sie aber Laetitia immer wieder überzeugen musste, dass das kein Spiel ist und die Maus auf bestimmte Weise bewegt werden musste.
Das Klicken war relativ einfach. Sie musste bloß aufpassen, dass die Maus dabei nicht verrutschte. Wenn es dann zum tippen kam, nahm sie wieder einen Stift ins Maul und gab so ihren Text ein.
So ging sie im Internet auf eine Suchmaschine und gab Sachen wie z.B. "Waldhain vermisst" ein.

[Erzähler]

Die Bedienung des Computers war gar nicht so einfach, da Katzenpfoten weniger präzise arbeiteten als Menschenhände. Dass Katzen weniger scharf und auch weniger farbig sehen konnten als Menschen, behinderte Laetitia zusätzlich, da der Bildschirm keinerlei Gerüche (außer dem nach Bildschirm) von sich gab und auch die Geräusche nicht immer hilfreich waren. So rutschte sie mehrmals daneben und klickte das falsche an oder musste immer wieder korrigieren. Es war eine mühselige Arbeit, die die beiden Menschen an die Zeit des alten 56k-Modems erinnerte - nur dass diesmal SIE die langsamen waren!

Hinzu kam, dass die Suchergebnisse nicht immer hilfreich waren. Auf "Waldhain vermisst" kamen zunächst Einträge wie "FC Waldhain vermisst seinen Top-Stürmer" oder "Bürgermeister von Waldhain vermisst klare Kante gegen Opposition", oder auch "Konrad Doppel aus Waldhain vermisst seinen Dackel Waldi" (ein Bericht von 2008). Als die Katze ihre Suche auf Vermisstenfälle konzentrierte, wurde es schon merklich dünner. Aber immerhin gab es hier mal einen Treffer. Die Lokalzeitung hatte vorgestern auf seit 6 geschrieben: "Zahl der vermissten Katzen sprunghaft angestiegen - geht in Waldhain ein Tierfänger um?" Der Artikel enthielt aber nichts als Spekulationen und den Hinweis, dass die Polizei bislang nur von einer "kurzfristigen Häufung der Fälle" sprach - sowas konnte auch (noch) Zufall sein. Im Text war eine Monika S. aus Waldhain interviewt worden, deren Katze verschwunden war, und anschließend hatte eine Frau Griebkowitz vom städtischen Tierheim über mögliche Motive eines Katzenfängers spekuliert. Mehr war aus dem Artikel nicht rauszuholen.

[weitere/andere Suchbegriffe?]

[Spikor]

Paulchen

Nachdem er eine ganze Weile gewartet hatte, sank Paulchens Stimmung immer weiter. Die beiden Hauskatzen waren sonstwo unterwegs, er konnte nicht raus und hier drin gab es leider wirklich nichts Interessantes zu finden. Und mit Putzen war er jetzt auch fertig und die Tür zur Küche war zu. Unwillig streckte er sich und verließ das Zimmer wieder in Richtung Flur und Treppenhaus. Er fand die Tür ins Gästeklo nur angelehnt und schaute kurz in den kleinen Raum, aber hier gab es nichts Brauchbares für ihn und so setzte er sich an die Treppe. Oben waren wohl die beiden anderen. Und ganz oben? Nein, im Dachboden würde er kaum etwas Nützliches entdecken können. Vielleicht im Keller? Paulchen schlich die Treppe hinunter, aber die Kellertür war zu. Er schaute sich nochmal um - niemand da! Diesmal setzte sich der Kater durch, und der Mensch hielt ihn auch nicht zurück, schließlich war das der einzige Weg. Der Kater sprang hoch und hängte sich an den Türgriff, so wie Mrs. Murphy das vorhin gemacht hatte. Bloß, dass es eine andere Art von Tür war! Der Griff gab sofort nach und Paulchen rutschte mit einem überraschten Miauen seitlich ab und knallte mit einem - immerhin durch das Fell gedämpften - Rumpeln auf den hintern (Miauen und Rumpeln waren zwar nicht laut, aber wegen der offenen Türen trotzdem auch oben bei Laetitia und Mrs. Murphy zu hören). Aber die Tür war offen. Verdutzt saß der Kater auf seinen sprichwörtlichen 4 Buchstaben davor und glotzte etwas verdattert. Der Mensch im Tier triumphierte - 'Siehst du, es ist immer besser, wenn man sowas ANDERE machen lässt!'

[silverbullet]

Mrs Murphy

Mrs Murphy zuckte bei dem Rumpeln zusammen und fragte: "Was war das?"
Sie sprang vom Schreibtisch und spähte aus der Tür - auf dem Flur war nichts zu sehen. Sie überlegte kurz und meinte dann zu Laetitia: "Versuch mal herauszufinden, wer dieser Professor ist, ich gucke nach, was unser Kater macht!"
Während sie die Treppe hinunter huschte, hatte sie schon die Vorstellung, dass Paulchen sich irgendwie in der Speisekammer eingeschlossen hatte - diesem verfressenen... nein, so etwas dachte man nicht einmal, schalt Martina sich selbst und die Katze, die lapidar dagegen hielt, dass es wohl der Mensch in der Katze war, der sehr an Nahrung hing und das nun mal ein Fakt war.
Als sie unten war, witterte sie und fand auch schnell den Kater. "Was machst du denn hier?", zischte sie, "ich dachte du hilfst mit herauszufinden, wie wir uns bemerkbar machen können! Wir haben einen Computer gefunden und du eine Kellertür - was soll das?"

[Odin]

Laetitia

Sie brummte wortlos, als Zeichen, dass sie einverstanden war. Sie war frustriert. So langsam hat sie noch nie gearbeitet. Vor allem nicht so viel langsamer, als der Computer.
Dann aber konzentrierte sie sich wieder auf die Suche und gab einfach "Waldhain, Dr. Feld" ein. Wenn diese Suche nichts auf den ersten Seiten ergibt, würde sie den Namen "Dr. Feld" in Anführungszeichen setzen.