Klein Lerch

Die Geschichte
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Erzähler
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Re: Klein Lerch

Beitrag von Erzähler »

Bully

"Die junge Dame hat offensichtlich schon Interesse", erklärte Bully mit Blick auf Luna als Antwort auf Laetitias Einwurf. Dabei schmeichelte er der jungen Katze bewusst, indem er sie eine Dame nannte, und ebenso bewusst ließ er offen, woran sie denn nun seiner Meinung nach genau Interesse hatte. Es war aber zu sehen, dass er dabei vor allem sich selbst im Sinn hatte. Ob er die Hundegeschichte glaubte, war immer noch unklar, aber er fragte nicht nach. Vielleicht war sie ihm inzwischen nicht mehr so wichtig? Oder er hob sich das für später auf? Er schaute wieder von seinem Mauereck auf Luna hinunter und blickte sie mit seinem einen Auge feurig an. Das hatte er ganz gut drauf, jahrelange Erfahrung machte ihn zum Dorfmeister im "Starren", dem Nationalsport aller Katzen, den es in vielen Disziplinen gab (Einschüchtern, Betören, Erschrecken, Überreden...), und Bully beherrschte sie alle (außer denen, wozu man süß aussehen musste, das klappte bei dem zerfledderten Kater nicht mehr so richtig, aber diese Arten von "Starren" brauchte er in seinem Alter sowieso nicht mehr).

Er antwortete ihr in verschwörerischem Tonfall: "Es ist toll, aber nur in einem Revier, in dem ein guter Kater für Ordnung sorgt. Sonst ist Chaos und andauernd Kämpfe, das ist unsicher und stressig." Klar, dass er der Meinung war, dass in seinem Revier beste Ordnung herrschte: "Aber hier, hier herrsche ich, und alles ist gut so. Ich vertreibe fremder Kerle, die den Mädels an den Nachwuchs wollen, und ich halte die Marder im Zaum, die sich sonst hier breit machen würden wie die Pest." Die 4 Freunde waren nicht sicher, ob er wirklich die Seuche aus dem Mittelalter meinte, oder ob ihr menschliches Gedächtnis dieses Sprichwort der Menschen irgendwie in die Aussagen des Tieres hinein interpretierte. Sicher war aber, dass Bully es so gemeint hatte wie das Sprichwort, es war also 'richtig übersetzt'.

Von drüben von den beiden Schwestern kam jetzt ein höhnisches: "Ja, klar, du bist ja sooo toll! Kannst nichtmal die Fremden aus dem Revier schmeißen! Jeder Kater könnte die Marder vertreiben, sogar der da!", womit sie eindeutig Paulchen meinten.
"Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) - Der kleine Prinz
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Spikor
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Re: Klein Lerch

Beitrag von Spikor »

Paulchen

"Könnte ich nicht!", rief er zuerst erschrocken als Antwort, dann fragte er Mrs. Murphy verunsichert: "Glaub ich. Was ist ein Marder?"
Oben auf dem Kopf sind zwei spitze Ohren angebracht.
Damit hört sie weg, wenn man sie ruft.
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silverbullet
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Re: Klein Lerch

Beitrag von silverbullet »

Mrs. Murphy

War das sein Ernst? Mrs. Murphy legte den Kopf schräg und sah Paulchen ausdruckslos an, dann fragte sie ihn leise: "Hast du ein Auto? Marder sind widerliche kleine Raubtiere, die mit Vorliebe Autokabel zerbeißen. Außerdem stinken sie unerträglich und nisten sich gern auf Dachböden ein, wo sie einen Höllenlärm machen können", klärte sie ihn auf, "sie sind schlau, passen sich an und wenn erstmal einer in deinem Haus eingezogen ist, wirst du ihn meist nicht mehr los. Irgendwie finden sie immer einen Zugang und nerven dich zu Tode. Katzen jagen Marder und können sie vertreiben." Sie horchte kurz in sich hinein, dann meinte sie - nach innerer Rücksprache mit ihrem Katzenbewusstsein: "Und sie schmecken nicht. Einfach Genick durchbeißen und abhauen, bevor der Gestank auf einen übergeht. Das kann man in drei Tagen nicht aus dem Fell waschen..."

Sie sah auf zu dem Dorfkater und meinte: "Marder sind eklig."
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Odin
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Re: Klein Lerch

Beitrag von Odin »

Laetitia

Sie peitschte mit ihrem Schwanz und ihr Fell begann sich zu sträuben. Sie, oder vielleicht auch die Katze in ihr, war stinksauer. Ob Luna einen Plan hatte oder nicht, mit jedem Wort wurde es schwieriger, zu dem 'sicheren Haus' zu kommen. Und Paulchen? Der spielte offen seine Feigheit aus.
Das dumme ist, sie rechnete sich keine großen Chancen aus,Bully in einem Zweikampf zu besiegen. Und sie wusste auch nicht, wie sie diese Mauer der Sturheit überwinden könnte.

Deshalb beschränkte sie sich, zu den Katzen auf der anderen Straßenseite zu rufen: "Ruhe auf den billigen Plätzen."
Wo Detektivbüro und Bastelecke zusammenkommen.
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Spikor
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Re: Klein Lerch

Beitrag von Spikor »

Paulchen

"Ich hab kein Auto, aber ich glaube, ich hab dazu mal was in einem Blog gelesen", erinnerte sich der Mensch im Kater dunkel. Seine Hauptsorge waren bisher eigentlich eher Viren und Trojaner gewesen. Dann blickte er wieder besorgt zu Bully, der nach wie vor über ihnen auf seinem Mauereck thronte. Er flüsterte zu Mrs. Murphy: "Ehrlich gesagt würde ich echt so langsam mal gerne von hier verschwinden." Natürlich könnte er einfach gehen, aber er traute sich nicht. Einerseits könnte dieser Bully ihn dann anfallen, aber er wollte andererseits sowieso nicht allein durch die Welt tigern.
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Siphiria

Re: Klein Lerch

Beitrag von Siphiria »

Luna

Als Paulchen seine Unwissenheit bezüglich der heimischen Faun preigab sah Luna einen Moment lang irritiert und überrascht zu ihm hinüber bevor sie sich wieder Bully zuwandte. Sie verspürte nicht die geringste Lust nach dem "sicheren Haus" zu sehen, denn ein Gefühl in ihrem Bauch riet ihr dringen davon ab dorthin zu gehen und meistens hatte dieses Bauchgefühl in ihrem Leben recht behalten.
Um noch andere Möglichkeiten auszukundschaften wandte sie sich wieder dem Hofkater zu, da Mrs. Murphy sich erbahmte und dem Unwissenden von den kleinen Raubtieren erzählte.
"Und wie läuft das so bei euch?", fragte sie Bully un düberhörte dabei mit bewusster Körperhaltung arrogan das geschwätz der beiden Kätzinnen auf dem Auto, "Ich meine wenn ich hier neu wäre und mich über Wasser halten müsste, worauf sollte ich achten, außer mir einen ordentlichen Kater zu suchen", schnurrte sie und legte den Kopf schief.
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Erzähler
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Re: Klein Lerch

Beitrag von Erzähler »

Bully

"Na, dass du dir ordentliche Menschen suchst", grinste Bully Luna an. "Am besten sind solche, die dich total 'süüüüß' finden. Schau sie ganz erbärmlich an, bis sie dir eine Dose aufmachen, dann friss die Dose leer und verschwinde, ohne dich weiter um sie zu scheren. Mach ihnen niemals Platz, sondern schau ganz empört, wenn sie nicht um dich herum gehen. Gehe nur in Häuser, aus denen du auch jederzeit wieder rauskommst, egal ob sie das wollen oder nicht. Du entscheidest, wann du wo bist, nicht die Menschen. Notfalls gehe lieber nicht ins Haus, wenn du dir nicht sicher bist. Gib niemals die Kontrolle über die Situation auf! Wenn sie das alles mit sich machen lassen, dann hast du die richtigen gefunden. Am einfachsten ist es, wenn du dir merkst, dass du entscheidest, wenn sie dich streicheln - niemals die Menschen, immer nur du!" Man konnte Bully ansehen, dass er eh nicht allzu oft gestreichelt wurde, vermutlich, weil er sich von den Häusern lieber fern hielt. Jedenfalls war er absolut überzeugt von seinen Aussagen und man sah ihm an, dass er mit "seinen" Menschen genau so umging, wie er es eben erklärt hatte. Und dabei war der alte Haudegen nichts weniger als 'süüüüß'.
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Re: Klein Lerch

Beitrag von silverbullet »

Mrs. Murphy

Die graue Main Coone stimmte Paulchen leise zu. "Ja, ich auch", flüsterte sie, "aber wir brauchen etwas zu fressen und auf eine Auseinandersetzung mit diesem Kater habe ich keine große Lust. Also sollten wir abwarten, ob wir etwas interessantes von ihm erfahren können..."

Bei dem, was der Dorfkater zum Umgang mit Menschen von sich gab, horchte Martina auf die Reaktionen ihrer Katzenseele. Mrs. Murphy sah vieles ähnlich, aber nicht alles. Was vor allem damit zusammenhing, dass sie ihr Frauchen wirklich gern hatte und keine Notwendigkeit sah, irgendein Theater zu spielen um ihre Unabhängigkeit zu bewahren: die hatte sie und das Wissen genügte ihr. Außerdem wurde sie von Martina verwöhnt und geliebt, besser konnte sie es wohl kaum treffen, oder? Nach dieser alptraumhaften Geschichte, wenn Katze und Mensch wieder in getrennten Körpern wären, würde Mrs. Murphy wohl einige Tage sehr nah bei Martina bleiben und kuscheln wann immer es ginge. Martina hingegen hatte vor, ihrer dicken Katze auf jeden Fall eine ganze Dose Thunfischfilet zu spendieren. Die Zuneigung war gegenseitig, ohne Frage.
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Spikor
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Re: Klein Lerch

Beitrag von Spikor »

Paulchen

"Ja ja, stimmt schon", antwortete er Mrs. Murphy flüsternd, "aber was, wenn der uns gar nicht gehen lässt? Was, wenn er uns einfach aus dem Dorf jagt, sobald wir ihm langweilig werden? Naja, zumindest Luna wird ihm wohl nicht so schnell langweilig."

Paulchen wurde immer nervöser und stellte sich jetzt schon hinter die große Main Coon, sodass Bully ihn gar nicht mehr so richtig sehen konnte. Auch die beiden Furien von der andern Straßenseite machten ihm Sorgen. Er hätte nie gedacht, dass so ein langweiliges, verschlafenes Nest wie dieses 'Klein Lerch' (wie das schon hieß!) ein derart gefährliches Pflaster sein könnte! Trotzdem hörte er wenigstens mit einem Ohr hin, als Bully über die Menschen sprach, und was er sagte, klang für Paulchen ganz logisch - so hatte der Kater es mit 'seinen' Menschen auch gemacht, und auch der Mensch im Tier, Michael Weck, hatte durchaus Verständnis für ein solches Verhalten. Es erinnerte ihn an das Mädchen, in das er als Schüler verliebt gewesen war. Sie war genauso gewesen, leider. Seitdem ging er davon aus, dass alle Leute so waren, und bemühte sich, auch so zu sein. Allerdings war er dafür etwas zu gutmütig, und so war es letztlich vor allem seine Schwerfälligkeit, die ihn nach außen so wirken ließ wie diesen Bully.

Als Michael diese Parallele erkannte, erschrack er - offenbar war er schon als Mensch genauso gewesen wie dieses Tier. Wie alle Tiere, scheinbar, denn sein 'Wirt' Paulchen und die beiden Hofkatzen von gegenüber waren ja offenbar auch so. Scheinbar waren sich Menschen und Tiere im Grunde also doch ganz ähnlich. Vielleicht war das der Grund, warum der Katzenkörper ihn scheinbar weniger erschreckte als die drei Frauen. Irgendwie fühlte er sich fast ein bisschen wie zuhause, und das Tier war auch viel fitter als der Mensch. Dieses Gefühl von Beweglichkeit und Kraft, dieses Bewusstsein des eigenen Körpers und seiner Fähigkeiten, das war etwas, was der übergewichtige Computernerd so nicht kannte, und es war eine Seite des Katzendaseins, die ihm durchaus gefiel. Wenn er wieder ein Mensch war, musste er unbedingt mit Sport anfangen! Aber jetzt musste er erstmnal irgendwie diesem Dorfschläger entkommen. Mit neuer Konzentration suchte Paulchen nach einem Ausweg.
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Siphiria

Re: Klein Lerch

Beitrag von Siphiria »

Luna

Luna lauschte noch eine Weile Bullys Erklärung beschloss dann aber, dass sie wohl nicht mehr aus ihm herausbekommen würde ohne eine gefährlich dünne Grenze zu überschreiten, was sie auf gar keinen Fall wollte.
"Gut zu wissen", antwortet sie daher dem Kater nur knapp und sah sich dann zum Rest ihrer Gruppe
"Lasst uns hier verschwinden"
Und drehte sich demonstrativ zum gehen.
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