Dover - 20.11.

[Cassiopeia]

Mikael / Jayne / Sarah
Villa, High Weald AONB, bei Dover
20.11.
Morgen

Mikael saß auf den verwitterten Außentreppen der einst herrschaftlichen Villa. Sie stand tatsächlich noch immer leer, niemand verirrte sich scheinbar hier her. Sie hatten sich mit Lebensmitteln eingedeckt und waren mit einem Auto über die M20 knappe 80km nach Westen gefahren. Die High Wealds hatten sich vor ihnen ausgebreitet und tief in ihnen schlummerte diese vergessene Jagdvilla.
Über die letzten Tage hinweg hatte Mikael sämtliche alten Kontakte wieder belebt und zu einem großen Treffen geladen. Eine Versammlung aller Leitwölfe, mit denen er damals zusammen gearbeitet hatte - oder deren Stellvertretern, beziehungsweise Nachfolgern. Nun trafen nach und nach Zusamen oder Absagen ein, er war froh, wenn am Ende die Hälfte überhaupt kam.
Es war trocken, die Grafschaft Kent zeigte sich von seiner schönsten Seite, selbst jetzt, wo der Winter vor der Tür stand. In der Nacht hatte sich Raureif gebildet, der die Wiesen überzog.

Jayne fand diese Gegend befremdlich. sie schien hier nicht her zu gehören, was sie ungern zeigen mochte. Hier stand Wichtiges auf dem Spiel, das war ihr klar. So verbrachte sie viel Zeit außerhalb der alten Villa mit Jagen und dem Erkunden der Gegend. Das schien ihr neutraler Grund zu sein, im Gegensatz zu der alten Villa.

Sarah konnte es kaum fassen, wieder hier zu sein. Es war wie ein Riss in eine andere Zeit und je länger sie hier waren und warteten, desto nervöse wurde sie. An diesem Morgen fasste sie den Mut, ließ ihre halbe Tasse Kaffee stehen und suchte Fynn. Sie glaubte nicht, dass er noch schlief. Er war vermutlich irgendwo draußen.

[Ayrina]

Fynn
Villa, High Weald AONB, bei Dover
20.11.
Morgen

Fynn schlief tatsächlich nicht mehr. Er war bereits bei Sonnenaufgang aufgestanden und kümmerte sich nun um ein wenig Feuerholz. In den Nächten war es hier verflucht kalt und ein wenig Vorrat konnte nicht schaden. Auch für ihn war es mehr als seltsam, wieder hier zu sein. Hier hatte alles angefangen. In mehrerlei Hinsicht. Und es war ein seltsam beklemmendes Gefühl, auf diese Art an all das erinnert zu werden.

[Cassiopeia]

Sarah
Villa, High Weald AONB, bei Dover
20.11.
Morgen

Sie fand Fynn, wie vermutet, beim Holzhacken. Fast zwei Wochen waren seit dem Kampf gegen die Nephilim vergangen, die Wunden waren längst verheilt. Zwei Wochen, in denen Sarah und Fynn es nicht geschafft hatten zu reden. Sie waren um einander herum geschlichen wie Teenager.
Sie trug eine Fleecejacke gegen die Kälte und trat zu ihm. Seine Bewegungen waren kraftvoll und präzise und sie atmete tief durch, ehe sie den Mut hatte zu sprechen.
"Ich kann das nicht mehr", sagte sie gerade heraus. "Ich kann nicht mehr so tun als wäre da nichts, Fynn. Da war so viel zwischen uns. Ich weiß, dass... vieles verloren gegangen ist. Aber nicht alles. Und ich kann und will das nicht mehr verleugnen."
Ich will dich zurück. Ich liebe dich.

[Ayrina]

Fynn
Villa, High Weald AONB, bei Dover
20.11.
Morgen

Fynn hielt überrascht inne und sah sie an. Sie wirkte so verletzlich, so zart und am liebsten hätte er sie in die Arme geschlossen. Er hieb die Axt in den Holzstumpf und sah sie eine Weile schweigend an.
"Sarah ich...", begann er etwas überfordert und schüttelte leicht den Kopf.
"Ich weiß einfach nicht, wie wir weitermachen sollen. Wo wir weitermachen sollen. Ich hab das Gefühl, dich gar nicht mehr zu kennen."

[Cassiopeia]

Sarah
Villa, High Weald AONB, bei Dover
20.11.
Morgen

Sie sah ihn an und etwas in ihr zerbrach.
"Willst du es überhaupt versuchen?", fragte sie leise. "Vielleicht müssen wir nicht weitermachen. Vielleicht müssen wir neu anfangen. Uns neu kennen lernen. Irgendetwas versuchen." Sie sah ihn traurig an. Sah er gar keine Chance mehr für sie? Hatte sie alles verspielt? Vermutlich war es nur gerecht, wenn es so war.

[Ayrina]

Fynn
Villa, High Weald AONB, bei Dover
20.11.
Morgen

Er sah sie an, wie sie so traurig, so verzweifelt vor ihm stand und aus einem Impuls heraus ging er zu ihr und zog sie in seine Arme. Tat endlich das, was er schon so lange hatte tun wollen. Sie gehörte doch zu ihm. Das konnten keine Nephilim zerstören. Er brauchte sie. Nur mit ihr konnte er vollständig sein. Ein Teil von ihr war ihm noch immer fremd, doch vielleicht würden sie einfach etwas Zeit brauchen. Er hielt sie schweigend, fest in seinen Armen und wusste in diesem Moment, dass er sie nicht würde gehen lassen können. Erst in diesem Moment spürte er, dass es vielelciht doch noch eine Chance für ihn geben würde. Eine Chance für ihn und für sie beide.

[Cassiopeia]

Sarah
Villa, High Weald AONB, bei Dover
20.11.
Morgen

Sarah spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen und sie hielt Fynn fest als wollte sie ihn nie wieder los lassen.
"Es tut mir so leid", flüsterte sie erstickt, "es tut mir so leid, was ich dir angetan habe. Ich weiß nicht, was... mit mir damals passiert ist. Aber ich bin eine Wölfin. Und werde nie jemand anderes sein." Vielleicht würde sie eines Tages wieder Sarah Ari sein. Sie wusste nur, sie hatte keine Kraft mehr, die Sarah White zu sein, zu der sie geworden war. Sie gehörte hier her. In dieses Rudel. An Fynns Seite. Nirgendwo sonst.

[Ayrina]

Fynn
Villa, High Weald AONB, bei Dover
20.11.
Morgen

"Das warst nicht du"; sagte Fynn leise und strich behutsam, fast als müsste seine Hand es erst wieder lernen, über Sarahs Rücken.
"Das waren sie. Und ich werde das.. uns nicht von ihnen zerstören lassen."
Er hob behutsam ihr Gesicht mit dem Zeigefinger und sah ihr in die Augen, die ihn seit Jahren jede Nacht verfolgten.

[Cassiopeia]

Sarah
Villa, High Weald AONB, bei Dover
20.11.
Morgen

Sarahs Wangen waren tatsächlich ein wenig tränennass, als sie ihn ansah. Endlich wieder richtig ansah, nicht nur flüchtige, verstohlene Blicke. Ihren Fynn ansah.
"Hilfst du mir dabei?", fragte sie leise und hatte sich noch nie so verletzlich und schwach gefühlt. "Dieses... sie... in mir zu besiegen. Ich kann das nicht mehr."
Sie wollte wieder zurück, zurück zu Fynn, in ihr altes Leben.

[Ayrina]

Fynn
Villa, High Weald AONB, bei Dover
20.11.
Morgen

"Natürlich"; sagte er und hielt ihren Blick fest, als wollte er ihn nie wieder freigeben.
"Ich bin bei dir. Immer."
Er gehörte an ihre Seite und von der würde er nicht mehr weichen.