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Auf See, 05.04.1530
Verfasst: Do 15. Okt 2009, 22:22
von Tjeika
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Kara
Ort: An Bord der India, Vor Lübeck
Zeit: Abend
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Die Männer und auch Nekele machten sich nützlich, ließen die Segel hinab. Der Blick auf die See gefiel Kara viel besser, als auf die Stadtlichter Lübecks, doch ein Großteil der Mannschaft starrte auf die Lichter und nicht auf die See. Diese Angewohnheit hatte die Piratentochter noch nie so recht verstanden. Die See war doch ihr Ziel und nicht die Stadt, die sie gerade verließen. Sie mussten immer nach vorne schauen und nicht zurück. Es war wie mit dem Leben, wenn man immer nur in der Vergangenheit lebte, dann kam man nicht vorwärts. Und so wie das Leben war, so war auch die See. Immer achtsam vorausschauend musste man sein, sonst überlebte man nicht lange.
"Hey, Weib. Träum nicht, sondern mach dich nützlich!" rief einer der Männer und Karan wandt ihren Blick von der See ihm zu. Es war klar, wen er gemeint hatte und einige andere begannen zu lachen. Kara jedoch blickte zu Nekele, die nun vom Mast herunterkletterte und so überhaupt nicht den Anschein erweckte, als hätte sie dieser Kommentar sonderlich getroffen. Ein Lächeln legte sich auf Karas Gesicht.
"Natürlich. So nützlich wie ihr. Ich setz mich gleich neben euch und starre Löcher in die Segel. Mal sehen, wer von uns zu erst ein Loch hat!", war die Antwort des Mädchens und nun war es an Kara zu lachen. Und in dieses Lachen stimmten einige andere Männer mit ein - ebenso auch ihr Vater.
Re: Auf See, 05.04.1530
Verfasst: Do 15. Okt 2009, 22:44
von Siria
Ort: An Bord der India
Zeit: Abend
Es lachten einige Männer und auch Kara lachte. Nekele blickte zu ihr. Auch wenn sie diese Frau noch gar nich weiter kannte, sie hatte eine bemerkenswerte Ausstrahlung. Resolut, aber auf eine freundliche Art. Sich mit ihr anzulegen schien jedoch nicht sehr gesund zu sein. Um eines beneidete Nekele sie. Sie hatte einen Vater, mit dem sie sich offensichtlich verstand. Nekeles Herz wurde kurzzeitig schwer, bis einer der Männer sie sanft an der Schulter packte.
"Kannste Kartoffeln schälen?" und drückte ihr schon ein Messer in die Hand. Ungern.
"Wenn ihr ein Lied singt!"
"Bist noch'n bischen grün hinter den Ohren!"
"Grün? Wohl eher schwarz!" konterte Nekele lächelnd.
"Sieh zu, dass der Topf voll wird!" sagte er Mann und drehte sich wieder um.
Natürlich. Essenkochen. Es gibt nichts schlimmeres, auch wenn es mit zum wichtigsten gehört auf so einem Schiff wie diesem. Ich hoffe, diese Arbeti bleibt nicht an mir hängen. Ich bin nicht hier her gekommen, um nur zu kochen. Aber am ersten Abend, sollte ich mich besser nicht gleich anlegen.
Re: Auf See, 05.04.1530
Verfasst: Do 15. Okt 2009, 22:56
von Tjeika
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Kara
Ort: An Bord der India, Vor Lübeck
Zeit: Abend
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Jetzt wurde es interessant. Natürlich war es klar gewesen, dass die Männer versuchen würden, die Weiberarbeiten, wie sie es so unschön nannten, an das Mädchen abzudrücken. Kara war sehr gespannt, blickte jedoch nur aus den Augenwinkeln zu Nekele, welche zwar reichlich missmutig, aber dennoch gehorsam die Kartoffeln zu schälen begann. Gehorchen konnte sie also schon einmal. Sehr gut, dachte sie bei sich und nickte, ohne offensichtlichen Grund nur zu sich selbst. Natürlich würde Kara Nekele nicht davon ausnehmen, wie jeder andere auch, der auf dem Schiff anheuerte, die sogenannte Karriereleiter von unten und nur durch Leistung zu erklimmen. Sie würde keine anderen Brötchen backen, wie die Männer. Wer auf See ging, musste die Regeln befolgen und wenn eine Frau auf See ging, so waren die Regeln ungleich härter.
Das Sternenzelt hatte sich über das Meer gelegt, die Lichter der Stadt waren kaum mehr zu erkennen und ein leichter Nebel zog über das Wasser. Das perfekte Wetter, wie Kara fand.
Kara blickte zu ihrem Vater und bemerkte, dass auch er interessiert aus den Augenwinkeln das junge Mädchen beobachtete. SIcher war er genauso gespannt, wie Kara selbst, was aus dieser Sache werden würde.
Einer der Schiffsjungen - kaum länger an Bord als das Mädchen - trat an Nekele heran und sprach: "Wenn du schon kochst, dann wasch auch unsere Wäsche, Weib!"
Der war wahrlich noch grün hinter den Ohren, dachte Kara und rollte mit den Augen. Wieder einmal wurde es interessant für sie.
Re: Auf See, 05.04.1530
Verfasst: Do 15. Okt 2009, 23:04
von Siria
Ort: An Bord der India, Vor Lübeck
Zeit: Abend
Fast war der Topf mit Kartoffeln gefüllt, als ein junger Kerl an Nekele heran trat und zu ihr sprach:
"Wenn du schon kochst, dann wasch auch unsere Wäsche, Weib!"
Nekele konnte nicht anders als zu lachen.
"Wenn du mir meine wäscht, übernehme ich natürlich die deine! Ich bin hier nicht dein Weib, ich heiße Nekele und ich bin schon gar nicht deine Mutter. Wenn du diese noch benötigst, um deine Wäsche sauber zu halten, dann bist du wohl falsch hier auf so einem Schiff! Und starr mich nicht so an. Wenn du zu viel Zeit hast, setz dich und schäle die Kartoffeln mit. Um so schneller gibt es Essen für uns alle!"
Nekele war für viele Arbeiten auf so einem Schiff offen, aber sie würde hier gewiss nicht alle Arbeiten durchführen, nur weil sie eine Frau war. Wenn dies Kara nicht passen sollte, sollte sie es ihr lieber gleich sagen, dann würde Nekele auch freiwillig von Bord gehen.
Re: Auf See, 05.04.1530
Verfasst: Do 15. Okt 2009, 23:10
von Tjeika
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Kara
Ort: An Bord der India, Richtung Norden
Zeit: Abend
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Erstaunt wand Kara ihren Blick Nekele zu, wo sie sie ja vorher nur aus den Augenwinkeln beobachtet hatte. Sie hatte ja einiges an Schlagfertigkeit erwartet, aber augenscheinlich war das Mädchen schon einiges gewohnt. Dem Schiffsjungen schien es die Sprache verschlagen zu haben und ihr Vater war es nun, der lachend das Wort ergriff.
"Bursche, wenn du nicht die nächsten drei Wochen das Deck schrubben willst, solltest du Nekele zur Hand gehen und dich entschuldigen", sprach er mit tiefer Stimme.
Kara konnte nicht anders, sie musste grinsen, als der Junge gesenkten Hauptes neben Nekele Platz nahm.
Re: Auf See, 05.04.1530
Verfasst: Fr 16. Okt 2009, 17:16
von Siria
Ort: An Bord der India, Vor Lübeck
Zeit: Abend
Die Ansprache des Kaptains war klar und deutlich und der Junge setzte sich neben Nekele und murmelte: "Kannst lange auf meine Entschuldigung warten!"
Nekele schnaubte nur: "Weißt du wie egal mir deine Entschuldigung ist! Nur dem Kaptain scheint sie nicht egal zu sein!"
Diesmal war es der Junge, der schnaubte.
"Hey, nicht die ganze Kartoffel wegschneiden, sieh her, so geht das!" erklärte Nekele ruhig
"Ich lass mir doch nicht von dir zeigen, wie ich Weiberarbeit zu tun habe!" brachte er ihr mürrisch entgegen.
Man, was für ein harter Brocken
"Soll ich dir lieber zeigen, wie das Tauwerk ordentlich gewickelt wird? Denn das, was du dort zusammen gebracht hast, sieht nicht besser aus, als deine geköpfte Kartoffel!"
Wutentbrannt stand der Junge auf und pfefferte seine Kartoffel zu Nekele. Diese fing sie mit Kopfschütteln. Da passt es aber jemanden nicht, dass ich an Bord gekommen bin. Wird nicht der Einzige sein.
Ort: An Bord der India, Vor Lübeck
Zeit: Nacht
Unruhig lag Nekele im Bett. Die Fremden Stimmen und Geräusche ließen sie nicht schlafen. Ihr wurde eines nun richtig bewußt: Sie war allein. Sonst waren ihre Brüder, ihr Vater oder ihr Freund mit an Bord. Aber hier, kannte sie keinen. Sie hatte keinen, der sie "beschützte" dem sie "gehörte". Sie war fast so was wie Freiwild. Sie hatte vorsichtshalber ihren Dolch unter ihr Kopfkissen getan. Sie lauschte den Stimmen der Männer und hörte immer wieder auch ihren Namen. Schritte kamen ihrem Schlafplatz näher, den sie mit einem Tuch etwas abgehängt hatte. Doch sie gingen auch wieder.
Ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen. Einfach schlafen. Der heutige Tag, war angstrengend genug. Ich muß schlafen, damit ich morgen wieder fit bin.
Doch nun kamen wieder Schritte näher. Es waren zwei und sie blieben vor ihrem Schlafplatz stehen. Nekele griff unter ihr Kopfkissen und rückte zur Wand. Sie wußte, was passieren könnte. Oftmals wurden neuen an Bord Streiche gespielt oder auch welchen, die sich nicht benommen hatten, die in den Augen der Kameraden eine Abreibung verdient hatten. Doch wie war das bei Frauen? Würde es bei einem kleinen "Streich" bleiben? Nekele war sich nicht sicher. Sie stand immer unter der Obhut ihrer Familie, aber hier?
Plötzlich ging alles ganz schnell. Die Männer wollen sie ergreifen, zwei Hände packten ihre Knöchel, doch der andere fand nicht sofort ihren Kopf. Dafür zog Nekele ihren Dolch und fuhr von links nach rechts durch die Luft. Sie wollte gewiss niemanden töten, doch eindeutig zeigen, dass mit ihr nicht zu spaßen sei. Erschrocken und mit einem Schrei fuhr der Mann zurück, Nekele hatte ihm am Arm getroffen. Er strauchelte und riss den Vorhang mit sich und landete auf den Rücken. Nekele setzte sich ruckartig im Bett auf, ihren Dolch vor sich haltend. Sie atmete schwer und zitterte etwas. Die andere Männer unter Deck waren aufgesprungen. "Was soll das?" rief einer der Männer.
"Das ist wohl eher meine Frage. Ich wurde angegriffen und nicht ihr!"
Sie halfen dem verletzten Mann auf die Beine. "Er hat zu viel getrunken. Schlaft ich passe auf, dass euch nichts passiert!" sagte ein älterer Mann zu Nekele.
Doch Nekele war nicht nach schlafen zu mute.
Re: Auf See, 05.04.1530
Verfasst: Fr 16. Okt 2009, 17:26
von Tjeika
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Kara
Ort: An Bord der India, Richtung Norden
Zeit: Nacht
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"Und du meinst, dass sie hier an Bord überleben wird?", fragte Karas Vater und ging in der Kapitänskajüte auf und ab.
Das Schiff schaukelte ein wenig, es schien etwas windiger zu sein. Doch Kara war es gewohnt, so dass sie es kaum noch mitbekam. Die Seekarten waren auf dem Tisch ausgebreitet. Kharecha hatte hier und dort ein paar Kreuze gemacht und an anderen Stellen Totenköpfe hingezeichnet. Kara kannte die Symbole. Die Kreuze standen für vermutete Begegnungen mit Handelsschiffen, während die Totenköpfe gefährliche Brandungen oder sagenumwobene Orte bezeichneten, denen man besser aus dem Weg ging - anders formuliert, diese Orte würden sie meiden wo es nur ging.
"Ich denke, Nekele wird sich hier an Bord schon machen. Sie hat Mut und sie hat das Mundwerk eines Seebären. Du hättest das Glänzen in ihren Augen sehen sollen, als sie an Bord kam. Sie gehört auf See, wie du und ich auch", antwortete Kara ihrem Vater und biss in einen Apfel.
Kharecha nickte, immer noch in der Kajüte auf und ab gehend. Das Licht der Öllampe flackerte ein wenig.
"Wo geht es diesmal hin? Die englischen Gewässer sind weit", sagte Kara nachdem sie den Bissen heruntergeschluckt hatte und legte ihre Füße auf den Tisch.
"Dorthin", sagte er, nachdem er an den Tisch herangetreten war und deutete auf ein besonders fettes Kreuz vor der Küste Südenglands auf einer der Seekarten.
Kara kannte diesen Blick. Es roch nach fetter Beute.
Re: Auf See, 05.04.1530
Verfasst: Sa 17. Okt 2009, 17:00
von Siria
Ort: An Bord der India, Richtung Norden
Zeit: Nacht
Nekele zog sich an.
"Wohin wollt ihr?" fragte der alte Mann. "Nach draußen, zum Schlafen!"
"Ich sagte doch, ich passe auf!"
"Worauf? Dass er nicht mehr von Wasser betrunken wird? Ihr könnt mir viel erzählen, aber nicht, dass er zu betrunken war, um nicht zu wissen was er tat!" Nekeles Stimme war zwar ruhig, aber angespannt. Sie konnte es nicht leiden, wie ein dummes Kind hingestellt zu werden.
"Nein." sagte der alte Mann ruhig. "Auf Euch. Ich bin Thies."
"Ich brauche kein Kindermädchen! Ich möchte einfach nur anständig behandelt werden!" Nekele nahm sich ihre Decke und ging an Deck.
Hier atmete sie tief durch, eine leichte Brise hatte eingesetzt und ließ das Schiff leicht schaukeln. Am Buck setzte sie sich in ihre Decke gehüllt hin. Die Ruhe an Deck waren eine Wohltat. Sie ließ sich das Geschehen von eben noch mal durch den Kopf gehen. Sie hoffte, dass es wirklich nur ein einmaliger Vorfall war.