Ort des Geschehens: Quartier der Sicherheitschefin
Beteiligte Personen: Lt Jason McMasters (NPC)
Datum: 02.10.2400
Uhrzeit: 18:06 ff
Prolog
(am Abend zuvor)
Es war kurz nach achtzehn Uhr, als Lieutenant Selke nach einem aus ihrer Sicht absolut zufrieden stellenden Arbeitstag ihr Quartier erreichte. Die Hälfte der Brückenschicht hatte sie einen jungen Ensign aus ihrer Abteilung an ihrer Station arbeiten lassen, wobei diesem Chief Petty Officer Tehrai zur Seite stand. Die Romulanerin wollte, dass auch die Offiziere, die noch neu waren, Brückenerfahrung bekamen und die Abläufe dort kennenlernten. Während dessen hatte sie selbst sich in ihrem Büro um den von den meisten ungeliebten Papierkram gekümmert. Auch was diesen eher lästigen Aspekt ihrer Arbeit betraf, wollte sie mit gutem Beispiel vorangehen, immer getreu dem Motto: Verlange nichts von deinen Untergebenen, was du nicht selbst tun würdest. Danach hatte sie sich noch mit Petty Officer Jessa Michaels getroffen, die sich überwunden hatte, ihr zu gestehen, dass sie Probleme mit dem Bereich Nahkampf hatte. Selke hatte nicht gezögert und sie heute entsprechend unter ihre Fittiche genommen, ihren Kampfstil analysiert und Wege zur Besserung aufgezeigt, und das wie immer auf die eher praktische Art. Die Romulanerin war, was solch praktische Angelegenheiten betraf, keine Freundin langatmiger Erklärungen.
Dementsprechend durchgeschwitzt aber vollkommen zufrieden und gut gelaunt betrat sie ihr Quartier, holte sich aus dem Replikator erstmal ein kühles Glas Wasser mit einer Zitronenscheibe und legte sich schon mal etwas Bequemes für später zurecht. Genüsslich trank sie das Wasser mit dieser Zitronenscheibe, das seit ihrer Ankunft in der Föderation zu ihren favorisierten Getränken zählte, auch wenn die Erinnerungen, die damit verbunden waren, nicht gerade zu ihren schönsten gehörten. Während sie langsam trank, dachte sie darüber nach, dass sie schon den ganzen Tag so ein verdammt ungutes Gefühl in der Magengrube gehabt hatte. Dieses Gefühl kannte sie: Es war ihr Instinkt, der sich meldete und ihr signalisierte, dass Gefahr drohte. Ob ihr eigener Instinkt so ausgeprägt war wie der ihres Vaters war zwar noch nicht so ganz raus, doch bislang deutete vieles darauf hin. Das war oftmals Fluch und Segen zugleich, denn einerseits zeigte er ihr Gefahren an, doch wenn er ebenso zuverlässig wie der ihres Vaters sein sollte... Sie trank den letzten Schluck Wasser und schüttelte ein wenig unwillig den Kopf. Sie war den ganzen Tag schon aufmerksamer unterwegs gewesen, als sie ohnehin schon war, doch sie hatte nirgends etwas entdecken können, dass auf eine ernste Gefahr hingedeutet hätte.
Seufzend legte sie ihre Uniform ab und verschwand mit den bequemen Klamotten im Bad, wo sie sich erstmal gemütlich unter die Dusche stellte. Ihre gute Laune schloss wieder zu ihr auf, und so begann sie zu singen, wobei das Lied ein klassisches Teelis'graes war. Diese Art von Liedern war uralt, kannte keine festen Melodien oder Texte und wurde auch nicht instrumental begleitet, hatte aber aufgrund der speziellen Betonung einen ganz eigenen Rhythmus. Jedes dieser Lieder war ein Unikat, geboren aus der aktuellen Stimmung des Sängers.
Nach dem Duschen schlüpfte sie in T-Shirt und Boxershorts und verließ barfuß das Bad. Oder zumindest wollte sie das, denn aus den Augenwinkeln sah sie eine Bewegung. Reflexartig wich sie aus, machte einen Satz nach vorne und rollte über die Schulter ab, nahm eine defensive Haltung ein und schaute, wer oder was so dreist war, ihren Feierabend zu stören. Es handelte sich um einen Mann mit dunkelblonden Haaren und grauen Augen, der ein wenig überrascht zu sein schien, dann aber zu grinsen begann, als käme ihm die Tatsache, dass sie ihm soeben entwischt war, gerade recht. Und sie erinnerte sich an ihn. Doch das, woran sie sich erinnerte, sorgte dafür, dass sie prompt ahnte, woher ihr ungutes Gefühl, das sie schon den ganzen Tag über gehabt hatte, kam. Dieser Mann war ein ausgewiesener Nahkampfexperte, und Selke wollte sich nur ungern mit ihm anlegen müssen. "Lieutenant Jason McMasters", sagte sie ruhig. "Hätten Sie die Güte mir zu erklären, was, bei allen Elementen, Sie in meinem Quartier zu suchen haben?" Dass er sie eben angegriffen hatte, ließ sie zunächst außen vor.
Jason war tatsächlich überrascht, dass die Sicherheitschefin seinem initialen Angriff hatte ausweichen können. Gut, dann würde es wenigstens unterhaltsam werden. Wenn er das Spitzohr leiden lassen konnte, umso besser. Immerhin würde er wegen ihr seine Tochter nie zu sehen bekommen! Und außerdem, wenn sich schon die Möglichkeit bot, eine Agentin des romulanischen Geheimdienstes vermöbeln zu können, dann nahm er diese Einladung nur zu gerne an. "Sieh mal einer an, du erinnerst dich an mich", gab er immer noch grinsend zurück. "Dann weißt du auch, dass es besser gewesen wäre, du wärst meiner Attacke eben nicht ausgewichen. Jetzt allerdings wird's für dich schmerzhaft. Und bevor ich's vergesse: Es wird keine Hilfe für dich kommen, denn der Computer reagiert nicht mehr auf dich, und die Türen öffnen sich für dich auch nicht mehr." Sein Grinsen wuchs in die Breite. "Möchtest du dir das hier", er winkte mit einem Hypospray, das er in der rechten Hand hielt, "nicht einfach so verabreichen lassen? Wäre definitiv besser für dich."
Selke hörte seine Worte und testete kurz, ob der Computer tatsächlich nicht mehr auf sie reagierte. Zu ihrem Missfallen fand sie dies bestätigt, ebenso das mit den Türen. Innerlich fluchend wandte sie sich McMasters zu, der derweil geduldig abgewartet hatte. "Lieutenant", begann die Sicherheitschefin in ruhigem Tonfall. "Noch bin ich bereit, darüber hinweg zu sehen, dass Sie unbefugt in mein Quartier eingedrungen sind und versucht haben, mir den Inhalt dieses Hyposprays zu injizieren. Sagen Sie mir, was Sie wollen, und ich werde schauen, wie wir das Problem gemeinsam lösen können." ###Ja, ja, immer getreu dem Motto: Es gibt kein Problem, das man nicht mit weinen, Pizza oder einem Auftragsmord lösen könnte...###
Doch Jason lachte nur. "Was ich will ist schlicht", gab er zurück. "Rache. Dich leiden lassen. Dir das Geständnis entlocken, dass du ein verdammter Maulwurf des Tal'Shiar bist." Er bewegte sich nun auf sie zu. Seine Schritte waren geschmeidig und sicher, und er wirkte beinahe wie eine Raubkatze auf der Jagd.
Die Romulanerin beobachtete jede seiner Bewegungen, denn seine Antwort sagte ihr bereits einiges. ###Aber er wird das kaum alles hier an Bord machen können###, dachte sie. ###Und damit wird er das wohl kaum alleine durchziehen. Es muss einen Komplizen geben.### Auch sie bewegte sich nun, und was dann folgte, war im Grunde das Vorspiel des eigentlichen Kampfes. "Rache? Für was? Ich kann mich nicht daran erinnern, Ihnen etwas getan zu haben", sagte sie noch immer ruhig, während sich die beiden langsam umkreisten und gegenseitig einzuschätzen versuchten. "Wofür? Das erfährst du schon noch früh genug", knurrte Jason und ging unvermittelt zum Angriff über.
In den folgenden Minuten tobte ein erbitterter Kampf im Quartier der Sicherheitschefin. Die beiden Gegner schenkten sich nichts. Beide teilten ordentlich aus, steckten aber auch ebenso gut ein. Es war definitiv ein Kampf auf Augenhöhe, bei dem Jason McMasters auf seine Erfahrungen sowohl bei legalen wie illegalen Wettkämpfen baute, während Selke auf ihre Fähigkeiten in sämtlichen Kampftechniken zurückgriff, die sie in ihrem Leben gelernt hatte. Da der Kampf immer länger dauerte und die Romulanerin spürte, wie allmählich ihre Kräfte nachließen, verlegte sie sich eine kurze Zeit auf ch'Vashrek, um die erbarmungslosen Angriffe ihres Gegners abwehren zu können, jedoch gleichzeitig ein wenig zu Atem zu kommen. Dann drehte sie noch einmal auf und griff auf Kormerek zurück, eine Kampftechnik, die unter Romulanern nicht sehr angesehen war, weil sie ausgesprochen hart und brutal war. Gebrochene Knochen, zerstörte Gelenke und selbst der Tod von Kombattanten war da keine Seltenheit. Doch wenn es ihr nicht gelang, diesen Gegner zu besiegen, bevor ihre Kräfte versagten, würde sie ganz andere Probleme haben.
Jason erkannte sehr wohl, dass seine Gegnerin zu einer Technik griff, die es ihr erlaubte, Kräfte zu sparen und durchzuatmen. ###Ah, endlich. Jetzt dauert's nicht mehr lang, dann hab ich dich!### dachte er. Doch zunächst drehte sie noch einmal auf und deckte ihn mit einem wahren Hagel an Tritten und Schlägen ein. Plötzlich fand er sich in der Defensive, musste zurückweichen und immer wieder schmerzhafte Treffer einstecken. Nicht, dass er vorher komplett unbeschadet geblieben wäre. Dieses Spitzohr hatte ihm bislang ordentlich Paroli geboten. Doch er war ein Experte auf seinem Gebiet und entdeckte schließlich genau die Lücke in ihrer Verteidigung, die er brauchte. Er täuschte einen Angriff an, und als sie reagierte, verpasste er ihr statt dessen einen brutalen Hieb in die Magengrube. Zufrieden sah er, wie sie sich aus Reflex zusammenkrümmte und verpasste ihr einen linken Haken.
Der Haken, der sie am Unterkiefer traf, warf Selke rücklings auf den Glastisch ihrer Sitzecke. Sie hörte und spürte, wie die Glasplatte unter dem Aufprall zerbarst. Es hätte sie in diesem Moment nichtmal gewundert, wenn sie einige Splitter abbekommen hätte, doch gerade hatte sie andere Sorgen. Sie versuchte, wieder zu Atmen zu kommen und sich aus den Überresten des Tisches zu befreien, doch da stand auch schon Jason über ihr, riss sie am Kragen ihres T-Shirts hoch und donnerte ihr seine Linke, in der er nun das Hypospray hielt, mitten ins Gesicht. Die Romulanerin hörte ein deutlichen Knacken, das von ihrem rechten Jochbein kam, und ein stechender Schmerz durchzuckte sie kurz. Dann wurde es dunkel.
Jason McMasters stand schwer atmend über der nun endlich bewusstlosen Romulanerin und verpasste ihr noch einen wütenden Tritt. Er schaute auf sie hinab und verpasste ihr dann trotz allem noch das Mittel aus dem Hypospray. Sicher war sicher. Und apropos sicher, er legte ihr auch gleich noch Handschellen an, die Hände selbstredend auf dem Rücken gefesselt. Auch Fußfesseln legte er ihr an. ###Bei der gehe ich besser kein unnötiges Risiko ein###, dachte er und betrachtete sein Werk. Ihre rechte Gesichtshälfte würde schon bald schön bunt und geschwollen sein. Gleiches galt jedoch auch für seine Nase und sein linkes Auge. Zudem waren ihrer beiden Lippen aufgeplatzt und blutig, auch ihre Knöchel zeigten deutliche Spuren des Kampfes. ###Doch, definitiv ein Gegner, gegen den zu kämpfen sich lohnt###, befand er. Nun jedoch hatte er es mit einem anderen Gegner zu tun, dem in diesem Quartier angerichteten Chaos. Hier sah es aus, als wenn ein Tornado hier durchgefegt wäre. Er seufzte abgrundtief. Jason hatte ursprünglich gehofft, dass ihm genau das erspart bleiben würde, doch dafür hatte er einen interessanten und herausfordernden Kampf gehabt.
Immerhin, er war ganz Profi. Trotzdem benötigte er beinahe anderthalb Stunden, bis er die Spuren des Kampfes beseitigt hatte. Nur für den Glastisch hatte er keinen Ersatz. Statt dessen ließ er dessen Überreste verschwinden und stellte einen großen Beistelltisch so dahin, als würde der dorthin gehören. Noch ein paar Dinge drauf gepackt, damit es natürlich wirkte, dann atmete Jason auf. Nahm man das romulanische Bedürfnis nach Geheimhaltung als Basis, so war es unwahrscheinlich, dass jemand dieses Quartier hier wirklich gut genug kannte, als dass der fehlende Glastisch auffallen würde. Schließlich aktivierte er ein kleines Programm, dass alle sensorischen Daten, die mit diesem Quartier verbunden waren, seit dem Eintreten der Romulanerin löschen würde, inklusive seiner eigenen Präsenz, die auch für seinen gesamten Aufenthalt hier drin aus den Aufzeichnungen spurlos verschwinden würde. Dann endlich schnappte er sich die romulanische Sicherheitschefin, warf sie sich über die Schulter und aktivierte den Transporter. Augenblicke später waren beide verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.
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