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Das Licht von M'alan
Verfasst: Do 25. Jan 2018, 23:19
von Valan Telamon
Meloria
Eine Welt, die einen blauen Stern umkreist. Sie nennen ihre Sonne
M’alan. Es gibt 3 bewohnte Kontinente und einige Inseln.
Im Norden befindet sich Kar’Thak mit seinen Feuerbergen. Der gesamte Kontinent ist zum größten Teil Wüste, aber nicht unbewohnt. Vom Wüstenvolk weiß man leider nicht viel, da sie jeglichen Kontakt mit Fremden ablehnen.
Elyson ist der hauptsächlich besiedelte Kontinent mit der Insel Avlon. Er erstreckt sich fast um den ganzen Planeten.
Im Süden befindet sich der Kontinent Ledana, der soweit bekannt gänzlich von Eis bedeckt ist.
Avlon: Sitz des Hohen Tempels der Göttin M'alan und des Kristallgartens.
Kristallmagie: Bestimmte Personen können mit Hilfe von besonderen Kristallen, die nur unter der Sonne Melorias auf der Insel Avlon wachsen, die kosmische Energie nutzen und durch diese Elementarmagie (Feuer, Wasser, Erde, Wind, Geist) wirken. Auch verschiedene Maschinen werden von Kristallen betrieben.
Die meisten magiebegabten können jeweils nur ein Element beherrschen. In den Adelshäusern kommen auch Magier vor, die mehrere Gaben besitzen und sogar alle (
Omni).
Seltener gibt es Personen, die auch ohne Hilfe von Kristallen in der Lage sind Magie zu wirken (
Peylar).
Die Peyl
Die Peyl sind die Herscherkaste auf Meloria. Diese besteht aus 6 Adelshäusern.
Telamon: Das Herrschende Haus
Damodred
Evian
Luxar
Alanna
Belar
Blaue Augen sind ein Zeichen von adeligem Blut und zu fast 100% ein Indikator für magische Begabung.
Sehr helle, eisblaue Augen kommen nur bei einem
Peylar vor, der auch ohne Hilfe von Kristallen Magie wirken kann. Bisher hat es solche Ausnahmen nur in der Linie von Telamon gegeben.
Das Haus Telamon stellt den Hochkönig und die Hohe Priesterin.
Der Erbe des Hochkönigs ist niemals sein Sohn, sondern immer der Sohn der Hohen Priesterin. Diese hat die Pflicht sowohl Ihrem Haus einen Erben zu schenken, als auch eine geeignete Erbin für ihr eigenes Amt. Die männlichen Nachkommen des Hochkönigs stellen meistens die Oberbefehlshaber der Armee und der Ordnungshüter, heiraten in andere Häuser oder entscheiden sich für das Priestertum.
Die Hohe Priesterin heiratet niemals. Geeignete Partner für ihre Nachkommen werden vom Tempelrat ausgewählt und erfüllen in einer Zeremonie ihre Pflicht. Sollte die Hohe Priesterin nicht in der Lage sein ein Kind zu empfangen, fällt diese Aufgabe ihrer nächsten weiblichen Verwandten aus der weiblichen Linie zu.
Eine weitere Ausnahme stellt das Haus Luxar dar. Es ist ein Matriarchat. In Luxar gibt es einen kleineren Tempel der Göttin M’alan. Die Mitglieder sind ausschließlich Frauen und deren Oberhaupt ist ebenfalls die Matriarchin Luxars. Sie werden auch blaue Hexen genannt.
Gespielte Charaktere: Valan Telamon, Inara Telamon
Re: Das Licht von M'alan
Verfasst: Fr 26. Jan 2018, 00:06
von Valan Telamon
Spielende Charaktere:
Valan Telamon
Alter: 23
Aussehen: 187 cm, blauschwarzes Haar, dunkelblaue Augen, dünne 4cm Narbe auf der linken Wange
Eltern: Reyan Telamon und Diana Luxar Telamon
Geschwister: Alura und Zwillingsbruder Velan
Magie: Valan ist ein Nichtmagier. Bei der Prüfung im Tempel blieb sein Kristall grau und leblos, da er keine Verbindung zu ihm herstellen konnte.
Charakter: Valan ist ein eher fröhlicher und sorgloser Mensch. Er neigt dazu jeder Situation mit Humor zu begegnen, auch wenn dies zum Leidwesen seiner Eltern nicht immer angebracht ist. Man könnte sagen, dass er sich noch immer weigert erwachsen zu werden.
Valan Telamon wurde als Sohn des Hochkönigs im Herrscherpalast geboren und ist auch dort aufgewachsen. Schon als Kind hat er immer wieder versucht sich vor seinen Pflichten zu drücken und hat viel lieber mit den Kindern der Bediensteten gespielt, als seine Unterrichtsstunden zu besuchen.
Zu seinem Cousin Rickon, der ebenfalls im Palast aufgezogen wurde, hat er kein sehr gutes Verhältnis. Rickon hat in der Vergangenheit keine Gelegenheit ausgelassen Valan zu schickanieren und auch in der Gegenwart hat sich daran nicht viel geändert. Einer solchen Auseinandersetzung hat er die Narbe auf seiner Wange zu verdanken.
Sein Bruder Velan ist das genaue Gegenteil von ihm. Dieser ist ruhig, ernst und verantwortungsbewusst. Da sich dessen Kristall bei der Prüfung violett färbte, hat er als Geist-Magier eine Ausbildung zum Heiler gemacht.
Eine innige Beziehung hat Valan seit seiner Kindheit zu seiner Cousine Inara. Die Beiden verbindet mehr als nur Freundschaft, doch würden dies weder Valan noch Inara zugeben. Neben seinen zahlreichen Pflichten und der Ausbildung zum nächsten Oberbefehlshaber der Armee und Ordnungshüter findet er immer wieder die Gelegenheit ein wenig Zeit mit seiner besten Freundin zu verbringen.
Ein weiterer wichtiger Mensch in Valans Leben ist sein Onkel Daimon. Dieser bildet in zwar zu seinem Nachfolger aus, sieht in Valan aber mehr als nur einen Schüler. Da Daimon keine eigenen Kinder hat, ist Valan für ihn wie sein eigener Sohn.
Inara Telamon
Alter: 21
Aussehen: 170 cm, blauschwarzes Haar, dunkelblaue Augen, recht zierlich gebaut
Eltern: Iness Telamon, Vater unbekannt
Geschwister: Schwester Ceylan und Bruder Rickon
Magie: Inara ist eine
Omni. Ihr Kristall sieht aus wie ein farbloser Diamant, der das Licht in allen Farben bricht. Als Tochter der Hohen Priesterin wurde Sie im Umgang mit ihrer Magie auf Avlon unterwiesen.
Charakter: Inara ist eine junge Frau, die auf den ersten Blick schüchtern und zurückhaltend wirkt. Diesen Eindruck verliert man sofort, wenn man sie näher kennenlernt. Sie ist sehr aufgeweckt und neugierig. Auch fehlt bei ihr das typische hochnäsige Verhalten der Damen des Hochadels.
Inara Telamon ist die Tochter der Hohen Priesterin – das jüngste von 3 Kindern. Als solche hat sie ihren Vater niemals kennengelernt und weiß auch nicht wer dieser ist. Die Identität ihres Erzeugers ist allein dem Rat des Hohen Tempels bekannt. Für Inara spielt das keine sehr große Rolle. Alleine um ihre Neugierde zu befriedigen, würde sie dieses Geheimnis vielleicht eines Tages gerne lüften.
Da Inaras Schwester Ceylan als Nachfolgerin der Hohen Priesterin ausgewählt wurde, hat sie selbst ein ziemlich freies Leben. Am Ende des Jahres wird ihre Mutter zurücktreten und sobald die große Schwester die Robe der Hohen Priesterin angelegt hat, ist Inara auch wirklich frei. Sie kann sich entscheiden ob sie endgültig in den Priesterorden von Avlon eintritt oder ob sie heiraten möchte. Die Möglichkeiten mit dem Namen Telamon sind begrenzt – und eine wahre Rebellin war Inara nicht wirklich.
Zu ihren Geschwistern hat Inara ein gutes, aber distanziertes Verhältnis. Sowohl Bruder, als auch Schwester sind Erben der wichtigsten Stellungen im Reich und deren Ausbildung ließ es nicht zu, dass sie viel Zeit für die kleine Schwester erübrigen konnten.
Jemand, mit dem Inara viel und gerne Zeit verbringt ist ihr Cousin Valan. Mit ihm versteht sie sich auch ohne Worte und weiß nicht, was sie machen würde, wenn sie ihn nicht hätte. Er schafft es immer sie zum Lachen zu bringen und in seiner Gegenwart fühlt sie sich einfach wohl. In Valans Nähe kann sie einfach Inara sein und nicht Inara Telamon, die Tochter der Hohen Priesterin. Vielleicht gehen ihre Gefühle für ihn über Freundschaft hinaus, aber diesen Gedanken hatte sie immer rasch zur Seite geschoben. Sie war sich dessen bewusst, dass man solch einer Verbindung nicht ohne große Schwierigkeiten zustimmen würde – wenn überhaupt.
Re: Das Licht von M'alan
Verfasst: Fr 26. Jan 2018, 23:22
von Valan Telamon
Stadt Nymeria/Telamon Palast/Kaserne der Garde/Trainingsplatz - Mittag
Auf dem Trainingsplatz der Kaserne hallte Überall das typische „klack“ von aufeinanderprallenden Übungsschwertern wider. Es war ein sehr warmer Frühlingstag und Valan ließ sich erschöpft und schweißgebadet auf eine der Holzbänke fallen. Sein Onkel hatte ihn wieder einmal sehr hart rangenommen – wahrscheinlich weil er die gestrige Trainingseinheit geschwänzt hatte.
„Weißt du, manchmal frage ich mich, warum ich mir überhaupt die Mühe mache, aus dir einen vernünftigen Kämpfer zu machen.“, sagte Daimon und setzte sich neben seinen Neffen auf die Bank. Sein Atem ging etwas schneller und außer einigen Schweißperlen auf der Stirn, schien ihm der Übungskampf weit weniger abverlangt zu haben, als seinem Schüler.
Valan verzog das Gesicht und sah seinen Onkel schließlich mit einem leichten Grinsen auf den Lippen an.
„Weil es dir dein Stolz nicht erlaubt, in dieser Aufgabe zu versagen. Du solltest auf meinen Vater hören, Onkel. Mit mir verschwendest du nur deine Zeit. Es ist noch nicht zu spät. Wähle einfach einen meiner zahlreichen Cousins aus.“
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, spürte Valan auch schon einen heftigen Klaps auf den Hinterkopf. Sich die schmerzende Stelle reibend, sah er seinen Onkel vorwurfsvoll an.
„Soweit kommt es noch, dass ich mir von dir oder deinem Vater in mein Handwerk reinreden lasse.“, sagte sein Onkel und schnaubte in seinen Bart hinein. Dann erhob er sich und machte sich in Richtung Ausgang auf. Ohne sich umzudrehen rief er noch: „Solltest du morgen auf die Idee kommen, dein Training wieder zu versäumen, kannst du die nächsten 2 Wochen die Stallungen der Kaserne ausmisten.“
Im selben Augenblick verschwand das Grinsen aus Valans Gesicht. Er wusste, dass die Worte seines Onkels, die wie ein Scherz klangen, sehr ernst gemeint waren.
Alter Griesgram! Das würde dir wohl gefallen!
Er saß noch eine Weile da und sah den anderen Gardisten und Kadetten beim Kämpfen zu, als ihm plötzlich einfiel, dass er ja noch eine Verabredung hatte.
Ich komme schon wieder zu spät. Diesmal wird sie mir nicht nur ein paar Schimpfworte an den Kopf werfen!
Schnell stand er auf und ging in Richtung der Umkleiden. Gerade als er sein Übungsschwert zu den anderen auf der Wand hängen wollte, betrat der Kronprinz den Trainingsplatz. Er schien Valan sofort entdeckt zu haben und ging direkt auf ihn zu.
Habe ich M’alan etwa ins Gesicht gespuckt?!
„Wohin so eilig Cousin. Ich hatte gehofft, du würdest deinem Prinzen beim Training zur Hand gehen. Ich bin etwas aus der Übung. Du weißt ja nicht mit welch zeitraubenden Nichtigkeiten man sich als zukünftiger Herrscher abgeben muss.“, sagte Rickon auf seine hochnäsige und herablassende Art.
Elyson wäre besser dran, wenn der Stallbursche unser nächster Herrscher wird.
„Das ist jetzt aber ein Pech. Ich täte nichts lieber, als unserem zukünftigen Herrscher zur Hand zu gehen. Doch leider hat auch ein Niemand wie ich Verpflichtungen, denen er nachkommen muss. Ich bin mir sicher, dass jeder hier außer sich vor Freude wäre, dir zur Hand zu gehen.“
Valan ließ mit seinem sarkastischen Ton keinen Zweifel daran, dass er selbst keine Freude dabei haben würde mit dem Prinzen zu trainieren.
Rickon sah ihn mit gehobener Braue an und lächelte breit. Er beugte sich ein wenig vor und tätschelte Valan die linke Wange.
„Du fürchtest doch nicht, ich würde dir noch so eine Narbe verpassen und dein hübsches Gesicht entstellen? Wir sind doch keine Kinder mehr oder?“
Mehr brauchte Valan nicht zu hören. Rickon wusste genau welche Knöpfe er bei ihm drücken musste.
Ich werde dir dein widerliches Grinsen schon aus der Fresse polieren!
Sein Übungsschwert fest im Griff stapfte Valan voller Wut auf den Trainingsplatz.
„Ich hoffe du bist ausreichend gepolstert, mein Prinz!“, rief er über die Schulter zurück.
Alles andere hatte er in diesem Augenblick vergessen – auch dass jemand schon ungeduldig auf ihn wartete.
Re: Das Licht von M'alan
Verfasst: Do 31. Aug 2023, 12:09
von Valan Telamon
Inara Telamon
Stadt Nymeria/Telamon Palast/Palastgärten – Mittag
Inara saß am Ufer des kleinen Teiches und steckte ihre Zehen in das angenehm warme Wasser. Sie war gerne hier an diesem etwas abgeschiedenen Platz – fern von den Bediensteten, fern von ihrer Familie, fern von ihrer Mutter. Schon als Kind hatte sie diesen versteckten Teich gefunden und ihren Zufluchtsort mit der einzigen Person geteilt, der sie vertraute – Valan. Er würde nach dem Training in der Kaserne zu ihr stoßen. Sie hatten beide so ihre Schwierigkeiten mit dem Telamon-Clan. Es war ein angenehmes Leben, welches Sie als Mitglieder des Herrscherhauses führten, aber es war kein freies Leben.
Inara seufzte und lehnte sich an einen Baumstamm – die Zehen immer noch in den Teich getaucht. Es war so ruhig und still an diesem Ort, dass sie, wenn sie die Augen schloss, sich vorstellen konnte, sie wäre weit weg. Aus ihrem goldenen Käfig ausgebrochen, malte sie sich aus, sie würde an einem der eintausend Seen von Aeria sitzen.
Ein schöner Traum, aber nur ein Traum…vielleicht eines Tages…
Inaras Schwester war zur nächsten Hohepriesterin bestimmt. Jedenfalls war es so vorgesehen und Inara könnte sich auch nicht vorstellen, dass jemand anderes besser für diese Rolle geeignet wäre, als die perfekte Ceylan. Nun, in einem Punkt war Ceylan nicht so ganz perfekt: Sie hatte es noch immer nicht geschafft eine Erbin zu produzieren. Im Augenblick war Inaras Schwester mit Kind Nummer sechs schwanger und es gab Niemanden auf diesem Planeten, der sich mehr als Inara wünschte, dass es diesmal endlich ein Mädchen wäre. Sollte es wieder ein Junge sein…Inara erschauerte bei dem Gedanken, dass Ceylan scheiterte. Es muss diesmal ein Mädchen sein!
In Gedanken versunken, malte sie sich die verschiedensten Szenarien aus, wie ihr Leben wohl verlaufen mochte, als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte und sich ruckartig aufsetzte.
„Valan, du….!“, begann sie und wurde unterbrochen, bevor sie den Satz zu Ende sprechend konnte.
„Ich fürchte, dass ich Euch enttäuschen muss.“, sagte eine raue Frauenstimme.
Als Inara aufblickte, sah sie in das amüsierte Gesicht ihres alten Kindermädchens Grenna. Nun, Grenna hatte es sich auch nicht nehmen lassen, den Posten als Inaras Zofe zu übernehmen, als ein Kindermädchen überflüssig geworden war.
„Wie hast du mich gefunden, Grenna?“, fragte Inara erstaunt und auch ein wenig verärgert. Das hier sollte ein geheimer Zufluchtsort sein.
Grenna schnaubte nur und sagte, „Kind, ich habe Euch seit Eurer Geburt nicht mehr aus den Augen gelassen. Hattet Ihr wirklich geglaubt ihr könntet Euch vor mir verstecken.“
„Ich dachte, dass ich wenigstens einen Ort auf dieser Welt für mich alleine hätte.“, murmelte Inara beleidigt.
„Kind, seid nicht so naiv, ich habe Euch besser als das erzogen und hört auf zu schmollen, wie eine kleine Göre.“, sagte Grenna in ihrer strengen Art und fügte dann etwas freundlicher hinzu, „Kommt, steht auf. Wir müssen uns beeilen. Eure Mutter will Euch unverzüglich sehen.“
Erschrocken sprang Inara auf und wäre fast in den Teich gefallen. „Ist etwas mit Ceylan oder dem Kind?“, fragte sie besorgt, während sie in ihre Schuhe schlüpfte.
„Ich fürchte, es könnte vielleicht schlimmer sein.“, sagte die Alte, die schon vorausging ohne auf Inara zu warten. „Es kommt vermutlich darauf an, aus welchem Blickwinkel man den Schlamassel betrachtet.“
Inara hatte aufgeholt und packte Grennas Arm, sodass die Zofe sie ansah. „Bitte, Grenna, kannst du mir nicht sagen, was los ist?!“
Die alte Zofe sah ihren Schützling mitfühlend an und schüttelte den Kopf.
„Es steht mir nicht zu, mein Kind. Kommt, beeilt Euch. Ihre Heiligkeit wird unangenehm, wenn man sie warten lässt.“
Inara blieb nichts anderes übrig, als Grenna zu folgen. In ihrer Brust zog sich etwas zusammen, doch sie ignorierte diese Vorahnung. Wenn etwas ihrer Familie zugestoßen wäre, hätte man ihr Bescheid gegeben.
Re: Das Licht von M'alan
Verfasst: Fr 1. Sep 2023, 11:11
von Valan Telamon
Stadt Nymeria/Insel Avlon/Kristalltempel – Mittag
Inara Telamon
Inara betrat den Haupttempel durch einen verborgenen Seiteneingang. Zu dieser Zeit, wenn die Sonne noch am höchsten stand, waren fast alle Priester und gewöhnlichen Kristallwandler in ihren Gemächern. Nur die Bediensteten waren eifrig bei der Arbeit.
Sie folgte still ihrer Zofe, blieb jedoch verwirrt stehen, als sie merkte, dass sie weder auf die Gemächer ihrer Mutter, noch auf den Audienzsaal zusteuerten.
„Komm, Kind, trödelt nicht herum.“
Seufzend ließ sich Inara von Grenna führen und war abermals verwirrt und auch etwas besorgt, als sie den Weg in die unterirdischen Ebenen einschlugen. Sobald sie die von Kristallen schwach erleuchtete Steintreppe, die in den Untergrund führte, betraten, schlug ihr ein Schwall kalter und feuchter Luft entgegen. Schon als Kind, war sie nicht gerne in die unteren Ebenen gegangen. Der Tempel schien hier viel älter und irgendwie düster. Kein Vergleich mit der oberirdischen Pracht des Tempels des Lichts, dessen funkelnde Kristalltürme man manchmal aus meilenweiter Entfernung noch sehen konnte.
Schließlich näherten die beiden Frauen sich einer schweren Holztür. Inara bemerkte, dass die Tür mit Sperrkristallen verstärkt war. Auch die beiden Wachen, die davor standen, waren keine gewöhnlichen Palastwachen. Die in der Mitte ihrer Brustharnische eingelassenen Kristalle, brachen das Licht in sämtlichen Farben – genau wie ihr eigener. Es waren Mitglieder der Garde von M’alan: Die gefährlichsten Kristallwandler der Welt. Sie schworen bei der Aufnahme in den Orden ihrer Freiheit ab und schworen der Hohepriesterin absoluten gehorsam. Auf ein Wort von ihr würden sie sich ohne nachzudenken in den Tod stürzen.
Grenna blieb stehen und würdigte die beiden Wachen keines Blickes. Mit ihrer Haltung machte sie manchmal sogar der Königin Konkurrenz. Die Männer traten ohne auch nur ein Wort an die Besucherinnen zu richten einen Schritt zur Seite und stießen die schwere Tür auf.
Inara ließ sich von der Zofe führen und betrat hinter ihr den großen, aus dem Stein gehauenen Raum. Die Wände glitzerten feucht im schwachen Licht der Leuchtkristalle.
In der Mitte des Raumes war ein großer gepolsterter Stuhl und zwei kleinere aufgestellt worden. Iness, die Hohepriesterin, saß in perfekter Haltung da und blickte auf, als Inara und Grenna eingetreten waren. Hinter ihr stand mit wachsamen Blick einer der Leibwächter.
Die Zofe neigte respektvoll das Haupt. „Eure Heiligkeit.“
Inara tat es ihr gleich. „Mutter.“
„Ja ja ja, keine Zeit für dumme Formalitäten jetzt.“, winkte die Hohepriesterin ungeduldig ab. „Kommt setzt Euch.“
Inara folgte der Aufforderung ihrer Mutter. Während sie auf einen der Stühle zuging, bemerkte sie an der gegenüberliegenden Wand drei weitere Männer. Es war zu dunkel um mehr zu erkennen, als dass zwei von ihnen die Uniform der Garde trugen. …Seltsam…
Sie setzte sich hin und Grenna tat es ihr gleich.
„Mutter, was hat das…“, kaum setzte Inara zu dieser Frage an, wurde sie sofort von ihrer Mutter unterbrochen.
„Sei ruhig, Kind!“, herrschte die Hohepriesterin sie an und klopfte nachdenklich und ihre jüngste Tochter musternd auf die Armlehne ihres Stuhls. Schließlich seufzte sie, als hätte sie eine schwierige Entscheidung getroffen und fixierte Inara mit ihrem eisigen Blick.
„Dein Bruder wurde schwer verletzt zu den Heilern gebracht.“, sagte die Mutter schließlich.
„Was?!“, rief Inara und sprang auf. „Wie geht es ihm?“, fragte sie in ehrlicher Besorgnis.
„Setz dich hin!“, zischte Iness und fuhr dann fort als Inara gehorchte. „Er wird es ohne bleibende Schäden überstehen. Ob sein Stolz sich jemals erholen wird, wage ich zu bezweifeln.“
Inara atmete erleichtert aus und hatte erst jetzt bemerkt, dass sie den Atem angehalten hatte.
„Mutter, was ist geschehen? War es ein Unfall? Ein Attentat?“
„Ein Unfall in der Tat, wenn auch ein höchst unerfreulicher und besorgniserregender.“
Grenna, die sich bisher still verhalten hatte, rückte nervös auf ihrem Stuhl umher. Das war ein seltsamer Anblick, wie mit der sonst so stoischen alten Frau die Nerven durchgingen.
„Eure Heiligkeit,“, begann Grenna, „bei allem Respekt, aber seid ihr Euch sicher, dass Ihr Inara diese Verantwortung aufbürden wollt?“
„Ach, hör doch auf damit! Du schwirrst schon, seit sie das Licht der Welt erblickt, wie eine Glucke um das Mädchen herum.“, entgegnete Iness verärgert. Schließlich beugte sie sich vor, legte ihre Hand auf den Arm von Grenna und fuhr in einem versöhnlicherem Ton fort. „Du kannst sie nicht vor Allem beschützen, meine Liebe und du weißt, ich habe keine andere Wahl. Die Schwestern haben die Vorzeichen gedeutet. Ceylan wird keine Erbin gebären und wir wissen beide, dass sie - die Göttin möge sie beschützen - nicht wirklich geeignet ist, meine Nachfolge anzutreten.“
…Ceylan wird keine Erbin gebären… Die Worte hallten in Inaras Kopf. …Keine Erbin…
„Ich kann es nicht mehr länger aufschieben. WIR können es nicht mehr aufschieben und besonders nach dem heutigen Tag, muss sie auf die Zukunft vorbereitet werden.“ Mit einem fast traurigen Blick auf ihre Tocher, der Inara innerlich erschauern ließ, fügte sie leise hinzu: „…so hart diese im Moment auch erscheinen mag…“