(A) Kapitel 4 - Rymel und Liara

[Cassiopeia]

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Liara
Grenzwald
15. Oktober 712
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Liara schloss einen Moment die Augen. Erinnerungsfetzen liefen vor ihrem inneren Auge ab. Eine belagerte Stadt, Kämpfe zur Befreiung Ardakans von beiden Seiten. Doch zu Lorns Zeiten waren die Menschen noch stark gewesen und die zusätzlich andauernden Kämpfe gegen Chairo hatten Lorns Ende sehr schnell besiegelt. Er war der zweite Gott gewesen; auch Althar nach ihm hatte sich relativ schnell ergeben. Dann kamen die Jahrzehnte der Kämpfe gegen Keltor und das blutige Jahrhundert, bis auch Chairo gebannt war. Ausgerechnet diese Götter galt es nun wieder zu bannen.
"Das können wir niemals schaffen", flüsterte sie entsetzt. Sie waren viel zu wenige und noch wenigere von ihnen besaßen die nötigen Magieformen um auf die Elemente einwirken zu können. Was konnte sie mit ihrem Licht schon ausrichten? Durch die Bannung hatte sich die Zahl der Magier dramatisch verringert und nun gab es niemanden mehr, der die Götter aufhalten konnte.

[vojka]

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Rymel
Grenzwald
15. Oktober 712
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Rymel nickte zu Liaras Worten, ehe er sich wieder an Wilhelm wandte. „Habt ihr noch irgendwelche Tipps für uns, etwas was und helfen kann, was noch überliefert wurde und vielleicht in diese Geschichten scheinbar keine bedeutende Rolle spielt?“, fragte er und hoffte Wilhelm konnte helfen. Es musste doch keine Möglichkeit geben wie sie die Götter bannen oder wie bei Keltor, den Bann wieder festigen konnten.

[Cassiopeia]

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Wilhelm
Grenzwald
15. Oktober 712
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"Was immer Ihr auch tut: bleibt standhaft und weicht nicht zurück. Die Götter spüren jedes Zögern und nutzen es als Schwäche. Sie greifen von allen Seiten an und auch, wenn es heute keine Drachen mehr gibt - wir reden hier immerhin vom Gott der Zerstörung, der da in dem Berg gefangen ist. Die Götter sind zornig, das waren sie schon immer. Aber früher waren sie es auf einander, nun ist ihr Feind ein anderer. Und sie werden zurück fordern, was einst ihnen gehörte: die Herrschaft über die Magie und die Lande. Und die Menschen. Sie werden Euch aufspüren, Fen. Seid auf der Hut und zeigt keine Schwäche. Ich bin zu alt zum kämpfen, aber ich habe euch gesagt, was ich weiß."

[vojka]

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Rymel
Grenzwald
15. Oktober 712
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Rymel nickte. Wilhelm hatte leicht reden, er würde den zornigen Göttern nicht gegenüber treten müssen, aber sie schon. Wie sollte man da nicht zögern, egal wie groß und stark der Wille sein mochte. Gehörte Angst nicht zum Mut dazu? Sagte ein Sprichwort nicht, dass es ohne Angst gar keinen Mut gäbe? Aber er beschloss für sich, dass die Angst niemals seinen Mut und seinen Willen übersteigen würde. Er würde nicht zögern und wenn es seinen Tod fordern würde, wenn sie die Götter in ihren Gefängnissen ließen oder diese wieder darin einsperrten, so sollte dies so sein, er würde dennoch nicht wanken und von ihrem Plan abweichen.

[Cassiopeia]

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Liara
Grenzwald
15. Oktober 712
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"Vergesst eines nicht, junge Fen: die Götter vergessen niemals. Sie haben nur gewartet. Sie erwählten Euch als Diener und gaben Euch die Unsterblichkeit, damit Ihr nie wieder von ihrer Seite weicht. Sie werden alles tun um Euch wieder auf ihrer Seite zu wissen. Dienen oder Sterben, das ist Eure Wahl."
Liara zuckte zusammen bei den Worten. Du hast es geschworen, flüsterte eine drängende Stimme in ihr. Du hast geschworen zu dienen bis dein Leben endet. Du hast deinen Gott verraten und deinen Schwur gebrochen.
"Nein", sagte sie mit so fester Stimme wie möglich und merkte erst danach, dass sie laut gesprochen hatte.
"Nein, ich werde nicht erneut zur Dienerin werden. Ich habe mein Leben lang gedient, Jahrhunderte lang. Ich werde für die Freiheit kämpfen und ich werde beweisen, dass ich stark bin."

[vojka]

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Rymel
Grenzwald
15. Oktober 712
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Rymel lächelte, bei Liaras Worten und sah diese stolz an, denn genau das war er auf sie.

[Cassiopeia]

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Liara
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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Wilhelm lächelte erneut. "Eine Kämpferin seid Ihr, daran besteht kein Zweifel. Und auch, wenn zwischen Euch keine liebe wie zwischen Mann und Frau herrscht, sehe ich Eure tiefe Verbundenheit der Freundschaft. Eure Augen haben schon viel gesehen und wenn einer die Götter kennt, dann seid Ihr das. Ich kenne nur alte Erzählungen und mein Leben war kurz verglichen mit Eurem. Es freute mich, Eure Bekanntschaft zu machen, junge Fen, und bedaure, Euch verlassen zu müssen. Doch mein Körper ist schnell erschöpft. Auch ich warte nur noch... lebt denn wohl und achtet gut auf einander. Euer Weg wird der Richtige sein."
Wilhelm erhob sich und Liara erhob sich ebenfalls und trat auf den Mann zu. Dieses Mal verneigte sie sich wirklich und griff vorsichtig nach seiner Hand.
"Ich danke Euch für Eure Worte und Euren Rat, Wilhelm. Es hat mich sehr geehrt, Euch kennen gelernt zu haben. Ich hoffe, Euer letzter Weg wird nicht zu beschwerlich sein, bis die Götter Euch zu sich rufen."

[vojka]

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Rymel
Grenzwald
15. Oktober 712
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Auch Rymel erhob sich und trat auf Wilhelm zu und senkte sein Haupt um seine Ehrerbietung zu zeigen.
„Es war mir eine Ehre eure Bekanntschaft zu machen und möge euer nächster Weg nicht zu beschwerlich werden“, sagte und schauderte kurz, als der Blick des Mannes ihm traf, der einerseits so leer und doch so voller Wissen war.
„Mein Weg wird im Vergleich zu dem Euren ein leichter werden.“

[Cassiopeia]

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Liara
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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Sie sah Wilhelm nach und setzte sich schließlich in Gedanken versunken wieder ans Feuer. Er hatte ihnen Antworten und zugleich neue Rätsel gegeben, von denen das Wichtigste wohl lautete, wie sie eine solche Kraft aufbringen konnten um gegen die Götter vorzugehen. Selbst wenn es ihnen gelänge, sie bräuchten Jahre dafür. Jahre, die sie nicht hatten. Jahre, in denen alles passieren konnte. Keltor würde in wenigen Tagen bis Wochen losbrechen und Liara bezweifelte, dass die übrigen Götter sich über Jahre hinweg geduldeten. Auch sie hatten ihre Anhänger, die ihnen bis heute treu waren. Daran, dass dies auch in Ardakan geschehen konnte, mochte sie gar nicht erst denken.
"Was... was machen wir jetzt?", fragte sie Rymel leise und fühlte sich kaum minder ratlos als zuvor.

[vojka]

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Rymel
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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„Jetzt sofort oder auf lange Sicht gesehen?“, wollte Rymel wissen und ließ Liara dennoch nicht die Chance zu antworten. „Jetzt, würde ich sagen, bleiben wir für den heutigen Tag noch hier, schlafen eine Nacht in Ruhe und reisen morgen weiter und kehren mit Ablauf des Monats nach Ardakan zurück und reden mit Elaina und Bidjan. Auf lange Sicht gesehen, ich weiß es nicht. Es scheint eine schier unlösbare Aufgabe vor uns zu liegen und doch bin ich davon überzeugt, dass wir sie lösen können, auch wenn wir noch keine Lösung gefunden haben.“