(A) Kapitel 4 - Rymel und Liara

[Cassiopeia]

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Liara
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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Liara nickte schweigend. Sie hatte Angst. Angst vor dem, was vor ihnen lag ohne, dass sie eine Antwort hatten. Angst davor, erneut Lorn zu erliegen. Angst vor der Rückkehr nach Ardakan.
"Wir müssen es einfach versuchen", sagte sie leise, den Blick nicht von den Flammen nehmend. Sie wusste, dass sie viel zu wenige waren. Es würde Jahre, Jahrzehnte brauchen um so viele Magier zu versammeln um einen Gott zu bannen. Bis dahin war längst alles zu spät und das Chaos ausgebrochen.
"Der alte Mann hat Recht, früher kämpften die Götter gegen einander, vermutlich aus Zeitvertreib ihn ihren Äonen von Lebensjahren. Wenn sie jetzt wieder erstarken, haben sie ein klares Ziel und das sind wir. Dienen oder Sterben hat Wilhelm gesagt und ich weiß, dass ich sagte, ich werde stark sein. Aber das sagt sich leicht im tiefen Wald, weit weg vom Palast..." Sie schwieg einen Moment. "Vielleicht wäre es besser, ich kehrte nicht zurück. Dann bringe ich weder mich noch euch in Gefahr." Sie sah Rymel nicht an, ihre Zweifel bedrückten sie zutiefst.

[vojka]

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Rymel
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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Rymel zwang Liara ihn anzusehen, in dem er ihren Kinn sanft umfasste und ihr Gesicht in seine Richtung drehte. Eindringlich sah sie ihn schließlich an. „Du würdest uns einfach so im Stich lassen? Uns, deinen Freunden, deiner Familie den Rücken zu kehren und uns alleine Kämpfen lassen? Was ist mit der Liara, die ich kennen, schätzen und schließlich lieben lernte? Die, die kämpft, die die stark ist, die die nie aufgegeben hätte?“, fragte er sie und sah sie einfach nur an.

[Cassiopeia]

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Liara
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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Liara kämpfte mit den Tränen, sie versuchte Rymels Blick auszuweichen, der dies jedoch nicht zuließ.
"Ich weiß es nicht", flüsterte sie und spürte, wie ihr Tränen über die Wange liefen. "Ich weiß nicht, was ich tun soll, Rymel. I-in der einen Sekunde bin ich fest entschlossen, zu kämpfen, egal, was es kostet. U-und dann ist da Lorn und ich weiß, ich werde ihm immer ergeben sein. Ich war bereits jetzt bei ihm, was ist, wenn ich es wieder tue? Wenn ich erneut schwach werde und Lorn erliege? Wenn ich... wenn ich zur Verräterin von allen werde?" Sie schniefte und versuchte irgendwie ihre Gedanken zu ordnen.
"Ich war seine Dienerin, dann die Hüterin seines Bannes. Lorn wird sich auf mich stürzen und ich fürchte, dass er... dass er Erfolg haben wird. Wie kann ich die Kraft haben, mich gegen meinen Gott zu stellen?"

[vojka]

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Rymel
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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„Du wirst nicht zur Verräterin Liara. Weil ich dies nicht zulassen werde. Ich werde auch in Ardakan nicht von deiner Seite weichen sondern meine kleine Schwester beschützen“, sagte er lächelnd. Es war erstaunlich wie nah er Liara an sich herangelassen hatte. Aber vielleicht war diese Ramaya so ähnlich sah, dass sie fast schon eine Wiedergeburt dieser sein konnte. Wenn Liara nicht schon lange vor dieser geboren worden wäre.

[Cassiopeia]

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Liara
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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Du hast leicht Reden, dachte sie traurig. Es gab schließlich einen Grund, weshalb sich Rymel und Bidjan so weit fort von ihren Göttern aufhielten. Weil sie ebenso wussten, wie gefährlich die Näheseinkonnte. Liara hatte diesen Abstand nie geschafft und sie wusste, es würde sie eines Tages zerstören.
Sie ließ zu, dass Rymel sie in seine Arme nahm und ließ ebenso die Tränen zu, die all den Schmerz, die Verzweiflung und Unsicherheit versuchten fortzuschwemmen.
"Lass mich nicht los", bat sie flüsternd als die Tränen versiegten und auch ihr Zittern ruhiger wurde. Sie hatte längst die Augen geschlossen. In Rymels Armen fühlte sie sich geborgen und auf beschützemde Weise geliebt. Sie musste bei ihm nicht stark sein, wie es immer sein wollte.
Verschnieft und mit roten Augen sah sie ihn schließlich an.
"Tut mir leid, dass ich so anstrengend bin", sagte sie etwas beschämt. "Ich kenne mich so gar nicht, aber in letzter Zeit ist manchmal alles von einem Augenblick auf den anderen zuviel." Sie schluckte etwas, wischte sich über die Wange und versuchte ein Lächeln.
"U-und ich wäre gerne deine Schwester", hauchte sie leise, als sei es ein heimlicher Wunsch.

[vojka]

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Rymel
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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Rymel hielt Liara einfach fest und ließ sie weinen. Immer wieder strich er ihr Beruhigend über den Kopf oder den Rücken. Es war schön sie zu halten und es erinnerte ihn wieder an damals, an eine scheinbar längst vergessene Zeit, als er noch nicht zu Althar gegangen war. Als er noch nicht mit meiner Magie umgehen lernte. Ramaya war damals eine der wenigen gewesen die ihn noch immer so behandelt hatte wie vor der Entdeckung seiner Fähigkeiten. Sie hatte weiter zu ihm aufgesehen, wie es kleine Schwestern wohl fast immer taten und irgendwie hatte er in diesem Moment das Gefühl sie wieder zu bekommen.
Als er Liaras letzte Worte hörte lächelte er und schob sie ein Stück von sich weg um sie ansehen zu können.
„Ich wäre sehr gerne dein Bruder“, sagte er und lehnte sich etwas vor um sie auf die Stirn zu küssen, ehe er sie wieder in seine Arme zog.
„Und ich kann verstehen, dass du auch einmal schwach wirst. Du warst die letzten Jahre so unheimlich stark, viel stärker als ich es bin. Du konntest in Lorns Nähe bleiben, du konntest seinen Bann bewachen. Ich hingegen halte es nie lange in Althars Nähe aus, habe dann das Gefühl, er nimmt Einfluss auf mich und meine Handlungen. Du bist so viel stärker als du es im Moment glaubst und vielleicht durch unsere Freundschaft und die zu Elaina und Bidjan nun noch etwas stärker, da wir auf dich achten.“

[Cassiopeia]

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Liara
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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Liara lag weiter in Rymels Armen und lauschte seinen Worten und dem leichten Vibrieren seines Brustkorbes, wenn er sprach. Sie schwieg erneut eine Weile, ehe sie die Worte in sich so sortiert hatte, dass sie Sinn ergaben. Zumindest halbwegs.
"Nachdem Ardakan damals gefallen war und mit ihr Lorn, bin ich geflohen. Ich wusste, dass sie Jagd auf die Fen machten, also versuchte ich unterzutauchen. Weit kam ich nicht, ich landete schließlich nach einigen Wegen hierhin und dorthin in Quie, wo ich den Vater meiner Kinder kennen lernte. Vierzig Jahre später hatten sie uns eingeholt. Meine Töchter waren fort, mein Mann tot und Quie lag in Schutt und Asche. Ich wusste damals, dass es nur einen Ort für mich gab und der Rückweg nach Ardakan war wohl der schwerste Weg, den ich je ging. Es kam mir vor wie eine Kapitulation, das Eingeständnis, dass Lorn mich am Ende doch wieder zu sich ruft. Dass ich es nicht schaffe, mich ihm gänzlich zu entziehen. Bis heute nicht." Stärke konnte sie in alledem wirklich nicht erkennen. Sie fragte sich, wie der Weg dieses Mal werden würde. Dass sie nicht bloß auf Reisen war, würde sicher unter der Hand bekannt sein im Palast. Dass sie eine Fen war, war ebenfalls kein Geheimnis. Liara hoffte, dass sie nicht sämtliches Vertrauen verspielt hatte mit ihrem Gang zu Lorn.
"Ändern kann ich es nun aber nicht. Ich will stärker sein als er, ich will keine Sklavin mehr sein", sagte sie schließlich mit entschlossener Miene. "Und dazu müssen wir wissen, was damals geschah und wie wir es heute umsetzen können. Mit dem Alten haben wir gesprochen und unheimloich Wichtiges erfahren. Dennoch sollten wir uns auch die Bücher aus dem Grab genauer vornehmen. Vielleicht lönnen die Menschen hier uns etwas dazu sagen."

[vojka]

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Rymel
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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Rymel lächelte leicht, als er merkte, wie Liaras Kampfgeist wieder erwachte. Auch wenn sie sich für schwach hielt, er selbst tat dies nicht. Er hielt sie für stark, kraftvoll, intelligent und wunderschön.
„Ich würde die Menschen hier ungern weiter mit hineinziehen. Sie haben genug durchgemacht finde ich. Wir sollten sie so schnell wie möglich wieder verlassen. So schmerzlich es auch ist. Wir können sonst nichts für sie tun.“

[Cassiopeia]

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Liara
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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Liara setzte sich wieder etwas gerade hin und nickte.
"Ja ich weiß. Es ist erst Nachmittag, wir könnten das Tageslicht noch nutzen und weiter ziehen. Oder wir bleiben über Nacht und ziehen morgen bei Sonnenaufgang weiter. Ich würde ehrlich gesagt morgen früh favorisieren und heute einen ersten Blick in die Bücher werfen. Die unwichtigen können wir zu Brennmaterial verarbeiten, dann müssen wir sie nicht weiter mitschleppen."

[vojka]

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Rymel
Grenzwald
15. Oktober 712
Nachmittag
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Rymel nickte lächelnd. „Das klingt doch nach einem guten Plan. Und ich würde vorschlagen wir fangen gleich damit an.“