Idris - Donnerstag, 23.09.

[Katastropholy]

Alexander Kirov
Ort: in der Garnison
Tag: Donnerstag, 23. September
Zeit: 10:34

Alexander trat durch das Portal der Garnison und sah sich um. Dieser Ort hatte für ihn schon immer den Charme einer Bahnhofswartehalle gehabt. Nephilim, die auf ihren Aufruf warteten, teils in Kampfmontur, teils in Freizeitkleidung, einzeln, in Pärchen, oder vereinzelt auch in größeren Gruppierungen. Kaum hatte er das Tor durchschritten, wurde er auch bereits gebeten zur Seite zu gehen, damit eine Vierergruppe irgendwo nach Peru aufbrechen konnte.
Alex tat wie ihm geheißen, ging aus der Halle und trat schließlich in den Hof der Garnison, wo er unwillkürlich die Augen zusammenkniff, als ihn die Sonne direkt anstrahlte. Bei sich zuhause begann gerade die Regen und Schlammperiode, und selbst wenn es mal nicht wie aus Gießkannen schüttete, war kaum ein Fleckchen blauer Himmel zu sehen. Auf dem Weg zum Ausgang machte er noch einen kurzen Zwischenstopp in der Poststube.

´Guten Morgen,
bin wie angedroht in Alicante. Ich warte gegen Mittag am Platz der Engel, wenn du Lust hast, komm vorbei. Würde mich freuen.
Alexander.´

Er steckte den kleinen Zettel in einen Umschlag und stockte. Wie sollte er den denn jetzt beschriften? Er hatte ja keine Ahnung wo genau Maire mit ihrer Familie wohnte. Das einzige, was zu hoffen war, war, dass die Postboten hier ihre Zustelltouren auswendig kannten, so groß war dieser Fleck Erde ja auch nicht. Also nahm er erneut den Stift zur Hand und pinselte ´Familienanwesen Castellar – zu Händen Maire Castellar´ auf die Vorderseite, bevor er den Brief am Schalter abgab. Ein paar Augenblicke wartete er noch, doch als der Schalterbeamte anscheinend nichts ungewöhnliches an der Adresse fand, drehte er sich um und ging mit einem kribbeln im Bauch hinunter in die Stadt. Würde sie den Brief bekommen? Würde sie kommen? Was machst du dich jetzt schon wieder so wild, Alex. Wir werden sehen.

[Cassiopeia]

Maire Castellar
Ort: Anwesen Castellar
Tag: Donnerstag, 23. September
Zeit: 10:56

Fast drei Tage war Maire nun wieder in Alicante, wenn man den Dienstag mit einrechnete. Drei Tage, in denen sie mit kaum jemandem gesprochen hatte. Sie hatte ihren Eltern nur eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse aus Madrid gegeben, dabei jedoch jegliche persönlichen Details aus gelassen. Ihre Eltern nahmen an, sie würde direkt aus Madrid kommen. Dass sie einen Abstecher nach Lissabon gemacht hatte - und vor allem der Grund - verschwieg sie. Das ging sie nichts an. Sie wussten nichts von Pablo und von damals und so sollte es auch bleiben.
Vor Gromow und der sich zuspitzenden Lage hingegen hatte sie ihre Eltern sehr eindringlich gewarnt. Auch, wenn diese sich in Alicante sicher fühlten, bekam Maire regelrecht Bauchschmerzen, wenn sie zum entfernten Waldrand blickte. Ihre Anwesen lag immerhin außerhalb der Dämonentürme und ihre Eltern weigerten sich, in die Stadt zu ziehen. Zu laut, zu hektisch.
Gromow war gefährlich und Maire hoffte sehr, dass er sich von allen Menschen, die ihr wichtig waren, fern hielt. Auch, wenn sie wusste, das dies purer Wunschtraum bleiben würde. Gromow wollte Rache und er würde sie bekommen. Er war wie ein Phantom, überall und doch nicht zu fassen...
Sie seufzte leise und erhob sich von ihrem Bett, auf welchem sie in Gedanken versunken gelegen hatte. Ein wenig gegen das Sonnenlicht blinzelnd ging sie nun zum Fenster und erstarrte eine Sekunde, als sie den jungen Mann sah, der auf ihr Haus zu kam. Im ersten Moment meinte sie wirklich, Alex zu sehen und krallte ihre Hände um die Fensterbank, ehe sie den Mann als Boten erkannte. Fast erleichtert atmete sie auf, sicher ein Schreiben der Garnison an ihre Eltern, in dem Rotolo zu allem eine Erklärung abgeben würde oder ähnliches.
"Maire?!", erschall jedoch kurz darauf die harsche Stimme ihres Vaters. "Hier hat jemand etwas für dich abgegeben!"
Maires Herz setzte einen Schlag aus und irgendwie wirbelte noch immer Alex in ihren Gedanken umher. Alex, der sich nie ganz aus ihrem Kopf verdrängen ließ. Manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie an ihn dachte, ihn vielleicht sogar ein wenig vermisste. Aber vermisste sie im Grunde nicht alle, die dabei gewesen waren? Gefahr verband und der Mensch ließ sich nur zu leicht täuschen...
Noch immer etwas verwundert nahm sie das Anschreiben entgegen, welches ihr Vater ihr mit einem kritischen Blick reichte. Maire öffnete es und ihre Hände begannen sofort zu kribbeln, als sie die wenigen Sätze las.
Kurz runzelte sie die Stirn, als sie sah, dass er mit seinem vollen Namen unterschrieben hatte, was ihr etwas förmlich schien. Dennoch wollte das breite Grinsen einfach nicht weichen, als sie das Schreiben schließlich in ihre Tasche steckte und auf die Uhr sah. Etwas Zeit hatte sie noch.
"Von wem ist es?", fragte ihr Vater, hastig überlegte Maire, was sie nun antworten sollte. "Von jemandem aus der Gruppe aus Madrid", sagte sie daher nur, mehr mussten sie nicht wissen. Ehe jemand nach fragen konnte, war sie bereits wieder oben in ihrem Zimmer und suchte in ihrem Kleiderschrank nach Klamotten, die nicht ganz so nach Gammel-Tag aussahen.
Das Armband hatte sie reparieren lassen und trug es auch jetzt. Auch, wenn nun zweierlei Erinnerung daran geknüpft waren: zum einen Pablo und das Versprechen, nicht aufzugeben. Und dann Alex und sein unerschrockener Einsatz, eben dieses Armband zurück zu bekommen unter dem Einsatz seines Lebens. Das würde sie ihm nie vergessen.
Eine halbe Stunde später verließ sie das Haus und machte sich auf den Weg nach Alicante. Tausend mögliche Szenen des Wiedersehens spukten ihr im Kopf herum, doch am Ende würde es vermutlich gänzlich anders sein.
Aufgeregt stieg sie schließlich am Platz der Engel aus der Kutsche und sah sich suchend um, konnte Alex jedoch auf den ersten Blick nicht erkennen. Würde er wirklich kommen? Oder war das ganze ein schlechter Scherz gewesen?

[Katastropholy]

Alexander Kirov
Ort: Alicante
Tag: Donnerstag, 23. September
Zeit: 11:17

Die Aktion beim Waffenschmied hatte länger gedauert, als er gedacht hatte. Zum einen, weil er sich zum x-ten Mal die ganzen Vorzüge und Möglichkeiten seiner neuen Sense erläutern ließ, zum anderen, weil er es sich natürlich nicht nehmen ließ, sie auch selbst auszuprobieren. Sie war leichter als seine alte, und ging durch die Strohpuppen im Hinterhof wie ein glühendes Messer durch warme Butter. Und was die Silbergravuren betraf, konnte er sich nur zu gut vorstellen, was die mit seinen Widersachern anzustellen vermochten. Er war mehr als zufrieden, auch wenn er sich von dem Preis zehn andere Sensen hätte kaufen können. Qualität kostete nun mal.
Nun war er mit einem altmodisch wirkenden Lederkoffer auf dem Weg durch die engen, fast mittelalterlich wirkenden Strassen zum Platz der Engel und wunderte sich, warum um diese Tageszeit so viele Leute unterwegs waren. Hatten die denn kein Zuhause? Am Zugang zum Platz blieb er stehen und ließ seinen Blick schweifen, als er hinter sich ein Schnauben und Poltern hörte. Er konnte gerade noch zur Seite hechten, als eine Kutsche an ihm vorbeipreschte und erst mitten auf dem Platz hielt. „Park doch gleich im Brunnen, dann brauchst Du nicht soweit zu laufen.“ murmelte er missmutig hinterher, konzentrierte sich aber sofort wieder. Wo war sie? War sie überhaupt gekommen? War der Brief überhaupt angekommen? Beim richtigen Empfänger?
Er seufzte und ging weiter suchend über den Platz. Wo bist Du?

[Cassiopeia]

Maire Castellar
Ort: Alicante
Tag: Donnerstag, 23. September
Zeit: 11:23

Der Platz war irgendwie unübersichtlich, sodass Maire ein paar Momente brauchte, um sich zu orientieren. Sie hielt angestrengt nach schwarzem Haar ausschau, es war erstaunlich, wie viele schwarzhaarige Männer es plötzlich in Alicante gab.
So stieg sie kurzerhand auf die Brüstung des Engelsbrunnens um einen besseren Überblick zu haben. Sie drehte sich einmal um sich selbst, ehe sie inne hielt. War er das? Er stand etwas entfernt und im Gegenlicht, doch je näher sie hinsah, desto sicherer meinte sie, Alex entdeckt zu haben.
Mit einem leichten Grinsen sprang sie von der Brüstung, was ihrem Kutscher einen missbilligenden Blick entlockte. Doch sie sagte nichts, sondern schob sich an der Kutsche vorbei durch die Menschen, den Blick fest auf Alex gerichtet, der in eine ganz andere Richtung blickte.
Dann wanderte sein Blick und traf doch den ihren, Erkennen spiegelte sich darin, unwillkürlich wurde Maire langsamer. Wie sollte sie ihm entgegen treten? Ihr herzlich umarmen oder ihm die Hand geben? Und wieso meinte ihr Herz auf einmal, schneller klopfen zu müssen?
Sie ignorierte es und stand schließlich vor ihm, nur ihre Augen verrieten ihre Unsicherheit, doch Maire hoffte, er würde nicht zu genau hinsehen.
"Hi", sagte sie und lächelte, glücklich beinahe. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie gut es tat, ihn wieder zu sehen.

[Katastropholy]

Alexander Kirov
Ort: Alicante
Tag: Donnerstag, 23. September
Zeit: 11:26

So viele Menschen. Als hätte sich ganz Idris hier versammelt, so ein Mist. Wenn das so weiterging, konnte er hier eine Stunde herumlaufen ohne sie zu finden. Sie durfte nicht so einfach weggehen, nicht in der Annahme, er wäre nicht gekommen. Und wenn er auf die Staue im Brunnen steigen und ihren Namen brüllen müsste. Da sass ein Mann mit einem braunen Lederkoffer oben auf der Engelsstatue und brüllte nach Leibeskräften „Maire, Maire“? Nein, das war dann doch zu kitschig.
Plötzlich sah er zwei grüne Augen, wie leuchtende Smaragde in der Menge, die direkt auf ihn gerichtet waren. Da war sie. Plötzlich lösten sich in seinem Bauch zehn Brausetabletten gleichzeitig auf.
„Hallo.“ Alex´ Gesichtszüge wurden weicher und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. „Ich gebe zu der Platz hier war eine schlechte Wahl für ein Treffen.“ Er war sich unschlüssig, was sollte er nun tun? Die Hand geben? Sie umarmen? Irgendwie hatte er das Gefühl, egal was er tat, es wäre das falsche. Also musste er es wohl erst einmal bei Smalltalk belassen. „Wie geht’s Dir? Du siehst... gut aus.“

[Cassiopeia]

Maire Castellar
Ort: Alicante
Tag: Donnerstag, 23. September
Zeit: 11:28

Aus ihrem Lächeln wurde ein kleines Strahlen, als er ihr sagte, sie sähe gut aus. "Danke", meinte sie fast verlegen - wieso wurde sie jetzt verlegen?! "Naja, es ist etwas voll hier, aber wir könnten... ähm, am Fluss entlang gehen?", schlug sie vor, dann würden sie dem Getümmel hier entkommen.
"Mir gehts gut, meine Eltern haben sich mit dem Kurzbericht zufrieden gegeben, mehr müssen sie nicht wissen", sagte sie und zuckte etwas mit den Schultern. Dann deutete sie auf seinen mitgebrachten Koffer.
"Neuen Schatz für die Waffenkammer?", meinte sie grinsend und drehte sich etwas in die Richtung, die sie zum Fluss hinunter bringen würde.

[Katastropholy]

Alexander Kirov
Ort: Alicante
Tag: Donnerstag, 23. September
Zeit: 11:31

„Den Fluss entlang?“ nickte er zustimmend. „Find ich eine gute Idee.“ Er legte den Kopf etwas schief, als sie erzählte, dass sie ihre Familie mit einem Kurzbericht abgespeist hatte. Dunkel beschlich ihn ein Gefühl, dass da der Familiensegen wohl etwas schief hing, aus welchem Grund auch immer. Oder schämte sie sich wegen dem, was in Madrid passiert war? Vielleicht sogar wegen ihm?
„Äh, ja. Ein neuer Schatz, auch wenn er die Waffenkammer wohl kaum zu sehen bekommen wird.“ versuchte er sich abzulenken. „Der Nächste, der versucht, Dich als Nachmittagshäppchen oder Wickelroulade zu vereinnahmen, wird sich wünschen am anderen Ende der Welt zu sein.“ grinste er.
„Erzähl doch mal, was hast Du die letzen Tage so getrieben?“ Waren sie noch auf dem Platz? Er wusste es nicht, sobald er mit ihr zusammen war, war der Rest der Welt wie ausgeblendet. Wie hinter einem dicken Regenvorhang, man wusste, dahinter war etwas, aber man konnte es weder sehen noch hören.

[Cassiopeia]

Maire Castellar
Ort: Alicante
Tag: Donnerstag, 23. September
Zeit: 11:35

Maire lachte leise. "Das glaube ich dir aufs Wort, dazu brauchst du nicht einmal ein neues Klappmesser", entgegnete sie, war aber innerlich sehr froh über seine Worte. Jemand, der sie beschützte und dies so deutlich zeigte, dass ihr ganz warm wurde.
Langsam gingen sie auf den Weg zu, der sie aus der Stadt bringen würde. Auf die anderen achtete sie gar nicht, war nur auf Alexander konzentriert.
"Meine Eltern weigern sich, in die Stadt zu ziehen, innerhalb der Dämonentürme. Und zugleich wollen sie mir einbläuen, die große Welt dort draußen sei viel zu gefährlich für mich..." Leicht genervt verdrehte sie die Augen, sie konnte diese Leier nicht mehr hören.
"Ansonsten habe ich... nicht viel gemacht...", murmelte sie und dachte an ihren Nachmittag am Lyn-See, an dem sie schließlich an dessen Ufern eingeschlafen war. Zugleich wartete sie jeden Moment gespannt auf eine Nachricht, was auch immer dort draußen vor sich ging, es war gefährlich - und wenn niemand etwas tat, wurde es noch gefährlicher...
"Wie... wie geht es dir? Was hast du so gemacht?", fragte sie schließlich, als sie den Blick wieder etwas hob und Alex ansah, ihm ein leichtes Lächeln schenkte.

[Katastropholy]

Alexander Kirov
Ort: Alicante
Tag: Donnerstag, 23. September
Zeit: 11:38

„Die Welt ist zu gefährlich...“ murmelte er Maires Worte vor sich hin. „Und das von Leuten die mitten im Nirgendwo sitzen und einen Riesensee voller Gift vor der Hautür haben.“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Natürlich ist die Welt gefährlich, aber wenigstens weiß man die Gefahr einzuschätzen, wenn man sich auch einmal aus seinem Schneckenhaus hervortraut.“
Nun war es an ihm, Maire ein Lächeln zu schenken. „Urlaub, also? Hast Du das gut. Wir haben bei uns ein kleines Problem in der Blutbank, was wir Dienstag in Angriff genommen haben. Leider wird das wohl noch ein wenig dauern.“ senkte er den Blick nun. „Und ich... ich möchte mich noch mal für die SMS von Misha entschuldigen. Ich bin eben kein gutes Vorbild bei so etwas.
Den Mittwoch hab ich mich zum Nachdenken auf der Ostsee herumgetrieben, und heute... nunja, heute bin ich hier.“ grinste er wieder.

[Cassiopeia]

Maire Castellar
Ort: Alicante
Tag: Donnerstag, 23. September
Zeit: 11:40

Kurz runzelte Maire die Stirn, wie war er denn AUF die Ostsee gekommen? Dann wurde ihr klar, dass er wohl ein Boot oder ähnliches Wassergefährt gehabt haben musste, der Winter war immerhin noch etwas hin. Innerlich musste sie nun über sich selbst lachen, während sie Alex nun fragend ansah.
"Dieses Problem... ist das Institutsgeheimnis oder darf ich davon wissen?", fragte sie, halb besorgt, halb neugierig. Informationen über die Schattenwelt waren ihr wichtig, aus allen Ländern der Welt. Dann wurde ihr Blick etwas weicher.
"Sagen wir mal so, den ersten Eindruck hat er auf jeden Fall hinterlassen", meinte sie grinsend, auch wenn sie sich fragte, wie sie das mit dem Vorbild nun wieder zu verstehen hatte.
"Schneckenhaus trifft es ganz gut, mein Vater würde mich wohl gar nicht mehr aus dem Haus lassen, wenn ich noch auf ihn hören würde. Ein Glück sind die Zeiten vorbei, sonst würde er mich nirgends hin lassen. Selbst zu dem Treffen in die Garnison hab ich mich hin geschlichen und ich hätte wohl einiges verpasst, wenn ich nicht gegangen wäre, dann hättet ihr den ganzen Spaß ohne mich gehabt, kaum auszudenken!"